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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2021

Aufwühlender Cold Case

Einsames Grab
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Mein erster Krimi von Eva Ehley war ein purer Lesegenuss.
Obwohl ich im Zuge einer Leserunde wieder einmal mit einem Folgeband eingestiegen bin, hatte ich diesmal überhaupt keine Probleme mit dem sogenannten ...

Mein erster Krimi von Eva Ehley war ein purer Lesegenuss.
Obwohl ich im Zuge einer Leserunde wieder einmal mit einem Folgeband eingestiegen bin, hatte ich diesmal überhaupt keine Probleme mit dem sogenannten roten Faden, mit dem Background und dem Beziehungsstatus der Protagonisten, diese Informationen waren geschickt gleich anfangs in die Handlung eingebaut. Überhaupt nimmt das Private der Protagonisten für einen Krimi relativ viel Raum ein, was mir persönlich aber sehr gut gefiel, weil ich als Newcomer in dieser Reihe auf diese Art und Weise so richtig vertraut wurde mit den Ermittlern.
Worum geht es? Auf Sylt wird ein kopfloses Skelett eines jungen Mädchens gefunden. Im Zuge der Recherchen stoßen die Ermittler auf zwei ähnliche ungeklärte alte Fälle. Bei einem dieser seinerzeitigen Opfer handelt es sich um die Schwester der Kommissarin Silja Blanck. Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich zu einer für sie die alten Wunden aufreißenden, aufwühlenden und psychisch an die Grenzen führenden Ermittlungsarbeit.
Der Schreibstil ist flüssig, liest sich flott, wozu auch durch die kurzen Kapitel beitragen. Sehr angenehm fand ich auch die Orts- und Datumsangaben vor jedem Kapitel. Die Spannung baut sich nach und nach auf, mit jeder Spur, jedem Verdächtigen, mit jeder Einvernahme wird es fesselnder, man will das Buch nicht mehr zur Seite legen, bis zur unerwarteten Auflösung.
Die Stimmung, das Leben, das unwirtliche Wetter auf Sylt zur Winterzeit wird anschaulich geschildert, ist gut nachempfindbar, auch für jemanden wie mich, der noch nie auf Sylt war.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Schicksal eines vermissten Teenagers

Letzte Ausfahrt Auerberg
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Kurz zum Inhalt: Die Leiche einer gewaltsam getöteten unbekannten Frau wird gefunden. Ein altes Ehepaar meint in ihr ihre vor 20 Jahren verschwundene Tochter Natalie wiederzuerkennen und wendet sich mit ...

Kurz zum Inhalt: Die Leiche einer gewaltsam getöteten unbekannten Frau wird gefunden. Ein altes Ehepaar meint in ihr ihre vor 20 Jahren verschwundene Tochter Natalie wiederzuerkennen und wendet sich mit der Bitte um Hilfe an die Rechtsanwältin Dr. Helen Freitag. Sie wollen so viel wie möglich über das Schicksal ihrer Tochter seit dem Verschwinden herausfinden.
Der in flüssigem Schreibstil verfasste Krimi besticht zunächst einmal durch die sympathischen Protagonisten, die engagierte Rechtsanwältin sowie „Rabe“, den Journalisten, der sie bei den Ermittlungen unterstützt, und weiters durch die Rückblenden auf Natalies Leben.
Der Spannungsaufbau ist außerordentlich gut gelungen. In kleinen Dosen erfährt man immer mehr Details über Natalies Verbleib während er letzten zwanzig Jahre und es häufen sich Hinweise zu dem Mordfall, wobei die Rechtsanwältin und ihr Team immer tiefer mit hineingezogen werden.
Von der Geschichte war ich nach wenigen Seiten gefangen, wollte das Buch kaum noch aus der Hand legen, bis in einem furiosen und überraschenden Ende alles aufgelöst wurde.
Das Buch hat Lust auf weitere Fälle mit Dr. Helen Freitag gemacht.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Umweltschützer leben gefährlich

Doppelbock
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„Doppelbock“, der zweite Fall einer Reihe rund um die pensionierte Hauptkommissarin Frederike Stier, war nicht nur mein erster Krimi von Thomas Salzmann, sondern überhaupt der erste Krimi, der im Ruhrgebiet ...

„Doppelbock“, der zweite Fall einer Reihe rund um die pensionierte Hauptkommissarin Frederike Stier, war nicht nur mein erster Krimi von Thomas Salzmann, sondern überhaupt der erste Krimi, der im Ruhrgebiet spielt, in einer Region Deutschlands, die ich (als Wienerin) persönlich noch nie besucht habe. Wie authentisch die im Buch geschilderte Atmosphäre ist, kann ich nicht beurteilen, etwas Lokalkolorit wurde mir schon vermittelt. Ganz besonders eindrucksvoll empfand ich die Schilderungen der Umweltprobleme, mit denen dieser Landstrich im besonderen zu kämpfen hat, mit all den Altlasten, die aus dem seinerzeitigen Kohleabbau zurückgeblieben sind.
Und um Umweltschutz geht es in gewissem Sinne auch in dem Kriminalfall. Denn ein sehr aktiv gegen Umweltsünden eintretender Freund von Ex-Hauptkommissarin Frederike Stier wird ermordet. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie privat zu ermitteln beginnt.
Was den Handlungsverlauf anbelangt, so ist es keineswegs erforderlich, den ersten Band gelesen zu haben. Doch Frederikes Charakter und die fast feindselige Haltung ihrer Ex-Kollegen, ebenso warum sie nach einer Reha nun in Pension ist, lässt sich viel besser nachvollziehen, wenn man von Beginn an in die Serie eingestiegen ist.
Frederike ist eine zielstrebige Frau mit Durchhaltevermögen, die sich durch nichts, nicht einmal Drohungen in Form von toten Ratten an der Haustür, abschrecken und von ihren Vorhaben abbringen lässt. Sie war es von Berufs wegen gewohnt, Entscheidungen zu treffen, eigene Wege zu gehen. Diese Eigenschaften erschweren ihr allerdings die Beziehung zu Hartmut, den sie bei der Reha kennengelernt hat und der sie in seiner Besorgnis um ihre Gesundheit zu sehr einschränken möchte. Auch wenn mich Frederike in ihrer Handlungsweise, ihrer Unerschütterlichkeit, ihrer Gewitztheit und ihrem Mut beeindruckt hat, mein Herz konnte sie noch nicht gewinnen. Aber vielleicht schafft sie es im nächsten Band.
Der Schreibstil ist kurz und prägnant, liest sich flüssig. Auch infolge der kurz gehaltenen Kapitel geht es flott dahin.
Der Spannungsbogen war ausgezeichnet aufgebaut, trotz eingestreuter Hinweise wurde man letztlich von der Lösung überrascht; der Showdown war unheimlich fesselnd.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Bestatterin als Hobby-Detektivin auf Mörderjagd

Dänische Gier (Ein Gitte-Madsen-Krimi 3)
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„Dänische Gier“, Band 3 dieser Reihe, ist ein Krimi wie ich ihn besonders mag. Leicht und flüssig geschrieben, sodass man ihn am liebsten in einem Zug verschlingt, mit sympathischen Protagonisten, wobei ...

„Dänische Gier“, Band 3 dieser Reihe, ist ein Krimi wie ich ihn besonders mag. Leicht und flüssig geschrieben, sodass man ihn am liebsten in einem Zug verschlingt, mit sympathischen Protagonisten, wobei ich eine Bestatterin als Privatschnüfflerin sehr originell fand.
Worum geht es? Nach einem Richtfest wird ein auf diesem Bau beschäftigter Polier ermordet und Gitte Madsen findet ihn nicht nur, sondern mischt sich wiederum in Kommissar Ole Ansgaards Ermittlungen ein, was sich als gefährlicher herausstellt als sie ahnt.
Dadurch dass auch relativ viel vom Privatleben bzw. der Vorgeschichte der Protagonisten quasi als Nebenhandlung hineinspielt, ist die Darstellung der Charaktere, insbesondere von Gitte, der Bestatterin, und Ole, dem Kommissar, gut abgerundet und recht verständlich. Ich habe trotzdem mehrmals bedauert, in das Vorleben von Gitte und Ole nicht kontinuierlich ab Band 1 eingestiegen zu sein. Auch wenn der Fall an sich abgeschlossen ist, allein des „roten Fadens“ wegen würde ich raten, die Serie mit dem ersten Band zu beginnen.
Alles in allem ist es ein Wohlfühl-Krimi, der Raum zum Miträtseln bietet. Puzzlesteinchen um Puzzlesteinchen trägt Gitte in plaudernder Art und Weise Informationen zusammen, zwar hilfreich für die Polizei, aber doch meist sehr zum Missfallen des zuständigen Kommissars. Die Handlung enthält natürlich packende, gefahrvolle Momente, durch neue Erkenntnisse und Wendungen ist sie abwechslungsreich, Mysteriöses spielt ebenso hinein wie Humorvolles und die nicht unproblematische Beziehungssituation von Gitte und Ole.
Mir hat das Buch Lesevergnügen bereitet, zudem habe ich so einiges über Dänemark erfahren. Der Krimi machte einerseits Lust auf weitere Mordfälle mit Gitte Madsen und regte andererseits auch zu einer Reise dorthin an, sowohl an den Strand, als auch auf eine Erkundung der Hauptstadt Kopenhagen, insbesondere Christiana fand ich sehenswert.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Packende Familiensaga rund um ein Hotel an der Ostsee Anfang des 20. Jh

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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Michaela Grünigs erster Band über das „Palais Heiligendamm“ entführt den Leser in die Zeit vom Sommer 1912 bis zum Winter 1919.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Berliner Hoteliersfamilie Kuhlmann, die ...

Michaela Grünigs erster Band über das „Palais Heiligendamm“ entführt den Leser in die Zeit vom Sommer 1912 bis zum Winter 1919.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Berliner Hoteliersfamilie Kuhlmann, die in Doberan mit einem neuen Luxushotel einen Neuanfang gewagt hat. Durch den leichten und flüssigen Erzählstil, aber auch die anschaulichen Beschreibungen sowohl des Kurbadambientes, des mondänen Lebensstils, aber auch des geschäftigen Treibens in einem solchen Spitzenhotel fühlt man sich relativ rasch hineingezogen in die Epoche und in das Familienleben der Inhaber, ebenso auch in den Alltag der Bediensteten.
Erzählt wird aus der Sicht der drei Hauptpersonen, erstens aus Sicht von Elisabeth, der zweitältesten Tochter des Hoteliers, die sich mehr als ihre Brüder für den Hotelbetrieb interessiert, aber sehr darum kämpfen muss, als Frau akzeptiert zu werden, zweitens aus Sicht ihres Bruders Paul, der sich nicht nur eher einer musikalischen Laufbahn hingezogen fühlt als dem Hotelbetrieb, sondern zudem noch mit homosexuellen Neigungen zu kämpfen hat, und drittens aus Sicht von Minna, einem tüchtigen Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das sich mit Fleiß und Loyalität vom einfachen Stubenmädchen bis zur Spitzenköchin des Hotels hocharbeitet.
Durch diese verschiedenen Sichtweisen erlebt man nicht nur die Welt des Hotelbetriebs von der Dienstgeber- und Dienstnehmerseite, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Stärken und Schwächen der Menschen. Nicht nur innerhalb der Bediensteten herrscht strenge Disziplin, auch in den gehobenen Kreisen sind die jungen Menschen durch Etikette und Tradition stark eingeschränkt.
Die Handlung ist packend von Beginn an, stellt die Protagonisten vor viele Probleme, Prüfungen und Schicksalsschläge, lässt sie Glück und Leid, Enttäuschungen und Liebe erleben. Der Wandel der Zeit ist unverkennbar, die Anpassung an Modernes unabdingbar. Die Schrecken und die Leiden während des Krieges durchleben sie alle, ob am Schlachtfeld oder im zum Lazarett umgestalteten Luxushotel. Letztlich sind bereits die Probleme der Zukunft zu erahnen: politische Veränderungen sowie die Judenfrage.
Als ich die letzte Seite des Buches beendet hatte, hätte ich am liebsten sofort den zweiten Band zur Hand genommen, so sehr hat mich das Schicksal der Familie Kuhlmann in ihren Bann gezogen.

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