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Veröffentlicht am 07.11.2023

Die geheimen Sehnsüchte des Killer-Duos

Frau Morgenstern und der Abgrund
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„Frau Morgenstern und der Abgrund“ von Marcel Huwyler, mittlerweile der 5. Band dieser außergewöhnlichen witzig-spannenden Serie, war wiederum ein Lese-Highlight für mich.

Klappentext:
Violetta Morgenstern, ...

„Frau Morgenstern und der Abgrund“ von Marcel Huwyler, mittlerweile der 5. Band dieser außergewöhnlichen witzig-spannenden Serie, war wiederum ein Lese-Highlight für mich.

Klappentext:
Violetta Morgenstern, pensionierte Lehrerin und kreative Profikillerin, ist auf der Flucht vor dem Staat, als sie einen neuen Auftrag erhält: Mit ihrem Kollegen, dem Ex-Söldner Miguel Schlunegger, soll sie den mysteriösen Tod eines Journalisten aufklären. Die Spur führt in die finstere Vergangenheit, zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Das mörderische Duo findet heraus, dass sich ein furchtbares Ereignis der Weltgeschichte in Wirklichkeit ganz anders abgespielt hat. Und dann muss Violetta Morgenstern auch noch feststellen, dass sie selbst ihrem besten Freund nicht mehr vertrauen kann.

Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart, mit zwischengeschalteten Szenen aus dem Jahr 1937. Die kurzen Kapitel flutschen nur so dahin. Abgesehen von der durchgehend fesselnden Handlung begeistert mich an dieser Reihe immer wieder vor allem Marcel Huwylers Schreibstil, seine Wortspiele, die fantasievollen Wortschöpfungen, die witzigen Dialoge und der Schwyzer Dialekt.

Obwohl man diesen Band problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden lesen kann, würde ich jedem raten, sich die gesamte Reihe von Beginn an zu gönnen, vor allem um das Wesen der Protagonisten und ihre Entwicklung in all ihren Details und Facetten zu verstehen.

Bereits der Prolog weckt die Neugier. Geheimnisvolles Geschehen vor 86 Jahren … Und dann ist man schon mitten in Violettas und Miguels Alltag voller Einfallsreichtum und Originalität, Spannung und skurrilen Situationen – und diesmal auch mit einem Hauch von Romantik. Ihre Erkenntnisse, ihre Methoden, stets voller unerwarteter Wendungen, voller Fantasie. Die Lektüre fesselt und unterhält gleichermaßen. Schließlich stößt das Duo auf Fakten, die die Weltgeschichte erschüttern könnten, falls sie je an die Öffentlichkeit dringen würden. Doch bis zur letzten Seite ahnt man nicht, mit welch Bombenüberraschung der Autor letztlich aufwartet. Dringende Warnung an alle, ja nicht verfrüht auf die letzte Seite zu blättern!

Violetta und Manuel sind trotz ihrer Profession zwei eindeutig sympathische Protagonisten, mit Ecken und Kanten zwar, aber sie hegen eine tiefe Freundschaft zueinander, sind loyal, zeigen Gefühle und wirken zutiefst menschlich. Sie sind ein eingespieltes Team, ergänzen einander. Violettas raffinierte Ideen und kleine Racheaktionen sind das Tüpfelchen auf dem i. Manuel, der Ex-Söldner, das Muskelpaket, der Kampftechniken aller Art beherrscht, ist dennoch kein egoistischer Macho. Doch so gut sie einander verstehen und harmonisch zusammenleben, so sehr sehnen sie sich doch wieder nach einem normalen Leben, nach einem liebenden Partner.

Er war wieder purer Lesegenuss, dieses sprachliche Kunstwert, dieser fantasievolle, packende und gleichzeitig herzerwärmende Roman! Ich giere schon nach der Fortsetzung – noch dazu nach diesem Ende!
Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Alte Schuld - späte Rache

Wasserfallsturz
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„Wasserfallsturz“ von Jennifer B. Wind ist ein beineindruckend vielschichtiger Regionalkrimi, packend, berührend und nachdenklich stimmend. Ein äußerst gelungener Auftakt zu einer neuen, in der Steiermark ...

„Wasserfallsturz“ von Jennifer B. Wind ist ein beineindruckend vielschichtiger Regionalkrimi, packend, berührend und nachdenklich stimmend. Ein äußerst gelungener Auftakt zu einer neuen, in der Steiermark beheimateten Reihe.

Worum geht es?
Chefinspektorin Franziska Fürst kehrt nach ihrer Scheidung mit ihren beiden Kindern in ihren Heimatort zurück, wo sie ein rätselhafter Fall erwartet. Eine Lehrerin liegt nach einem Sturz beim Günster Wasserfall im Koma. Je mehr Franzi ermittelt, desto mehr verstärkt sich ihr Eindruck, dass es kein Unfall war, sondern ein Mordversuch. Doch wer hätte ein Motiv?

Das Cover mit der für Murau signifikanten Ansicht, nämlich der Bogenbrücke über der Mur, stimmt hervorragend auf die Region ein, die Graufärbung und die geballten Wolken symbolisieren das Bedrohliche der Handlung. Zudem passt auch die Grün-Weiß-Gestaltung exakt zu den Farben der Steiermark. Auf der Innenseite des Umschlags befindet sich eine Skizze der wesentlichsten Örtlichkeiten von Schöder sowie der unmittelbaren Umgebung, wodurch man sich mit Leichtigkeit im Ort der Handlung zurechtfindet.

Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt teils in der Gegenwart, teils in der Vergangenheit. Der Krimi ist in kurze Kapitel untergliedert, teilweise mit Überschriften versehen, wodurch sich die drei Handlungsstränge – Gegenwart, Vergangenheit und die Gedanken der im Koma befindlichen Frau – ausgezeichnet unterscheiden lassen. Der flüssige Schreibstil ist bildhaft und facettenreich, je nach Situation locker und humorvoll bis atmosphärisch packend und berührend. Gut dosiert ist auch der steirische Dialekt eingesetzt, der das Lokalkolorit ebenso unterstreicht wie Gebräuche und Landschaftsbeschreibungen.

Bereits der Prolog packt einen. Gefangen im Wachkoma. Welch eine alptraumhafte Vorstellung! Das erste Gänsehautfeeling. Die stetigen Wechsel zwischen den einzelnen Handlungssträngen lassen die Spannung nie versiegen. Man wird regelrecht eingefangen von all den rätselhaften Vorgängen in der Gegenwart, die einen ebenso beschäftigen wie die Frage, wie die eingeschobenen Szenen aus dem Leben der beiden Kinder Esther und Sophie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit den Ereignissen der Gegenwart zusammenhängen. Und immer wieder das Bangen um die um ihr Leben kämpfende, wehrlos im Koma liegende Frau. Es gibt viel Raum für den Leser zum Mitfiebern und für eigene Vermutungen. Auch wenn die polizeilichen Ermittlungen nur langsam vorankommen, bleibt das Geschehen stets fesselnd. Man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Selbst als sich für den Leser (allerdings noch nicht für die Polizei) langsam der Täter herauskristallisiert, ergeben sich noch überraschende Wendungen bis letztlich in einem dramatischen Showdown dieser gefasst wird und sich alle seltsamen Vorkommnisse geklärt haben.

Im Mittelpunkt steht Franziska, sympathisch, kompetent, mit den üblichen Problemen einer geschiedenen Alleinerzieherin mit zwei Kindern, wobei eines noch dazu mitten in der Pubertät steckt und gegen alles rebelliert. Verschärft wird die private Situation durch den Ortswechsel von der Stadt aufs Land, der die Kinder aus dem gewohnten Umfeld herausreißt, und durch das Zusammenleben am elterlichen Bauernhof mit dem im patriarchischen Weltbild verhafteten Vater. Doch Franzi weiß sich durchzusetzen, privat wie beruflich, wo sie einerseits mit ihrer Jugendliebe Max zusammenarbeiten muss, und andererseits sich auch mit ihrem Ex-Mann Nick auseinandersetzen muss, der sich zum LKA Graz versetzen ließ, um die Nähe zu seinen Kindern zu wahren. Franzi und Max bilden relativ rasch ein harmonisches Team. Noch knistert es sehr leise, doch da spürt man schon zwischen den Zeilen, dass sich hier mehr entwickeln könnte. Das Private ist gut dosiert. Man lernt die Protagonisten kennen, doch der Kriminalfall bleibt stets im Vordergrund. Ob Haupt- oder Nebenakteure, alle sind mehr oder weniger emotional bzw. tiefgehend gezeichnet, wirken aber stets authentisch und in den Handlungen nachvollziehbar.

„Wasserfallsturz“ hat mir prickelnde, auch nachdenkliche Lesemomente beschert, mich von Anfang bis zum Ende gefesselt und Lust auf weitere Fälle mit dem sympathischen Team Franzi und Max gemacht. Ein Regionalkrimi, den man nicht so schnell vergisst und den man sich nicht entgehen lassen sollte! 5 Sterne sowieso.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Andys Wunsch an den Weihnachtsmann

Weihnachtszauber und Hundepfoten
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„Weihnachtszauber und Hundepfoten“ von Petra Schier ist ein Weihnachtsmärchen für Erwachsene, nicht nur voller Romantik und geballter Weihnachtsstimmung, sondern auch mit Spannungsmomenten und einem ernsten ...

„Weihnachtszauber und Hundepfoten“ von Petra Schier ist ein Weihnachtsmärchen für Erwachsene, nicht nur voller Romantik und geballter Weihnachtsstimmung, sondern auch mit Spannungsmomenten und einem ernsten Kernthema.

Klappentext:
Seit Melissa ihren gewalttätigen Ex-Mann verlassen hat, lebt sie in ständiger Angst. Als sie dann dem Sicherheitsexperten Lennart und seiner jungen Boxerdame Sissy begegnet, will sie instinktiv auf Abstand gehen. Zu groß ist Melissas Angst vor Nähe, und sie hat sich geschworen, ihren kleinen Sohn Andy vor jeglicher Gefahr zu schützen, koste es, was es wolle. Doch Lennart ist so ganz anders als ihr Ex und setzt sanft alles daran, sie näher kennenzulernen. Bald schon kann sie sich ihrer Gefühle für ihn kaum noch erwehren. Doch dann überschlagen die Ereignisse sich, und Santa Claus und seine Crew haben alle Hände voll damit zu tun, das Weihnachtsfest doch noch zum Fest der Liebe zu machen.

Petra Schiers Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam, die Kapitel angenehm kurz. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Dies ist bereits der 8. Band der Reihe „Weihnachtshund“. Jeder Band kann aber unabhängig von den anderen gelesen werden, auch wenn die Protagonisten der Vorgängerbände als Nebenfiguren agieren. Kennt man bereits mehrere Bände, so fühlt man sich fast dazugehörig zur Dorfgemeinschaft.

Das Weihnachtsflair ist derart anschaulich geschildert, dass ich mich wunderbar in die Szenerie am Weihnachtsmarkt hineinversetzen konnte, von der Weihnachtsliederbeschallung bis zu all dem Glitzer und den Punsch- und Essensgerüchen. Das über und über geschmückte Blockhaus erstrahlte vor meinem geistigen Auge so eindrucksvoll, als stünde ich davor.

Die zwischengeschobenen Szenen mit dem Treiben des Weihnachtsmanns, seiner Frau und dem Elfenteam unterstreichen nicht nur das Weihnachtliche, sondern man fühlt sich ein bisschen in die Kindheit zurückversetzt. Wie schön war das, als man tatsächlich noch daran glaubte! Dem Kind in mir gefiel dieser Ausflug ins Märchenhafte sehr. Und es war auch sehr amüsant. Keksbackende Rentiere – welch köstliche Vorstellung!

Der Haupthandlungsstrang ist eine gelungene Kombination von Spannung und einer Liebesromanze. Die Szenenwechsel – vom Weihnachtsmann am Nordpol zu Melissa, Lennart und deren Freundeskreis - gestalten den Roman sehr abwechslungsreich. Zudem ist man laufend den verschiedensten Gefühlen ausgesetzt: man spürt Melissas Ängstlichkeit und Unsicherheit sowie die schwelende Bedrohung durch den Ex-Mann, bangt mit ihr und genießt andererseits die romantischen und fröhlichen Aktivitäten der beiden Jungverliebten, und last but not least die amüsanten Kommentare der Boxerdame Sissy. Die sich sehr behutsam entwickelnde Beziehung zwischen Melissa und Lennart ist einfühlsam, voller Romantik und Leidenschaft, aber stets dezent prickelnd erotisch geschildert.

Melissa und Lennart sind sympathische Protagonisten, mit vorwiegend liebenswerten Eigenschaften, die trotz ihres Traumfrau/Traummann-Nimbus aber auch Schwächen und Unsicherheiten zeigen; sie sind sehr lebendig, sehr gefühlsintensiv charakterisiert, man erhält in Gedankenwelt beider Einblick und kann so ihre Aktionen nachvollziehen. Aber auch die Nebenfiguren sind anschaulich gezeichnet, mit markanten Wesenszügen, wobei ich insbesondere die Wandlung von Maria, Melissas Mutter, interessant fand. Das Wunderschöne an der Dorfgemeinschaft ist die Hilfsbereitschaft und ehrliche Freundschaft, das Füreinander. In der Realität leider kaum noch zu finden.

So locker und stimmig das Weihnachtsambiente und die Lovestory auch sind, so bleibt dennoch der ernste Hintergrund stets präsent und regt durchaus zum Nachdenken an. Gewalttätigkeit gegenüber Frauen und Kinder kann sehr vielfältig sein. Es müssen nicht Handgreiflichkeiten sein, auch psychische Manipulation gehört dazu. All das wird angesprochen, sehr gut dosiert, ohne die Leichtigkeit des Romans zu zerstören.

Mit „Weihnachtszauber und Hundepfoten“ ist Petra Schier neuerlich ein bezaubernder Roman gelungen, der mich erfolgreich alles rundherum vergessen und mich eintauchen ließ in eine fast heile Welt, in eine Welt, in der es trotz aller Widrigkeiten ein beglückendes Happy-End gibt. Ich habe diese Lesestunden genossen und kann nur empfehlen, sich dieses Abdriften ins Romantische zu gönnen.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Das Gesetz des Handelns

Zwischen euch verschwinden
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„Zwischen euch verschwinden“ von Gudrun Lerchbaum ist kein 0815 Whodunit-Kriminalroman, sondern die packende Geschichte einer Frau, die durch Verkettung unglücklicher Umstände, auch durch diverse Todesfälle, ...

„Zwischen euch verschwinden“ von Gudrun Lerchbaum ist kein 0815 Whodunit-Kriminalroman, sondern die packende Geschichte einer Frau, die durch Verkettung unglücklicher Umstände, auch durch diverse Todesfälle, in immer mehr Abhängigkeit, Illegalität und Unterdrückung gerät.

Klappentext (gekürzt):
Immer wieder eine andere werden, um zu verschwinden: Maria flieht vor ihrer eigenen Identität und hinterlässt blutige Spuren. Sie lebt zwischen Unsichtbar-Werden und der Angst gefunden zu werden. Ein Kriminalroman, der die Augen für die Schicksale der Ungesehenen öffnet: für pflegende Angehörige schwerkranker Eltern, für Menschen in Schwarzarbeit, die ausgebeutet werden, Frauen, die sich ins Frauenhaus retten, 24-Stunden-Pflegekräfte, von denen viel mehr als nur Pflege erwartet wird.

Bereits das Cover mit diesem undeutlichen Frauengesicht assoziiert das Verwaschene einer Existenz. Das Buch erschien 2023 und spielt in der Gegenwart. Das Buch gliedert sich in Teil eins, Marias Zeit als Kellnerin, und Teil zwei als Pflegerin. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Die detaillierten Beschreibungen des Umfelds erzeugen anschauliche Bilder im Kopf und machen Stimmungen nachempfindbar.

Man ist von der ersten Seite an mitten im Geschehen, versucht Marias Reaktionen und Handlungen nachzuvollziehen, was mir nicht von Anfang an gelang. Man spürt deutlich das bedrückende Ambiente, die Einengung, unter der sie zu Lebzeiten der Mutter litt. Als niemand mehr da ist, der Entscheidungen fällt, überfordert sie die plötzliche Freiheit. Verunsichert ergreift sie die Flucht. Schwer verständlich anfangs. Doch je länger ich Marias Werdegang mit verfolgte, desto klarer wurde mir ihr Charakter. Die Wesenszüge eines Menschen, dem es völlig an Selbstwertgefühl fehlt. Maria wurde immer bevormundet, von dominanten Menschen unterdrückt, von den Eltern, dem Ex-Mann. Das hat sie geprägt und führt dazu, dass sie immer wieder in prekäre Situationen, in Abhängigkeit gerät, immer von Neuem ausgenutzt wird, zu einem leichten Opfer wird, als Schwarzarbeiterin, als Pflegekraft.

Normalerweise ist es für mich wichtig, mich mit einer Figur des Romans identifizieren zu können. Das gelang mir bei Maria nicht, zu kontrovers waren ihre Aktionen. Aber sie war mir von Beginn an sympathisch. Sie tat mir leid, wie sie jeweils vom Regen in die Traufe schlitterte, scheinbar chancenlos, aus diesem Tief jemals herauszukommen. Marias Gedanken geben tiefe Einblicke in ihre Psyche, ihre Hilflosigkeit, ihre Wut. Viel zu lange verhält sie sich zu passiv, zu lange nimmt sie alles schweigend hin. Dennoch, Maria lernt dazu, Maria lernt sich zu wehren, lernt sich mehr und mehr durchzusetzen, lernt, ihre Position zu verbessern. Jede Begegnung mit Menschen, ob diese ihr wohlgesinnt sind oder ihr Böses wollen, trägt zu ihrer Entwicklung bei. Maria erkennt, wie sie es nennt, das Gesetz des Handelns. Von Seite zu Seite wünschte ich ihr ein besseres Leben, ein bisschen Glück. Der dramatische Showdown führt zu einer überraschenden Wende und lässt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Abgesehen von dem Schicksal der Protagonistin, das einem unmittelbar packt, weil man mit ihr leidet und dieselbe Wut gegen all jene spürt, die sie ausnutzen, bedrängen und attackieren, ist es die Kernthematik des Romans, die einen nachdenklich stimmt. Maria steht stellvertretend für Tausende und Abertausende Menschen, denen es tatsächlich so geht, ob mit der eigenen Identität oder wie Maria mit einer falschen. Illegale Arbeitskräfte, in Privathaushalten agierende Pflegekräfte, ich denke, da gibt es viele, die ebenso schamlos ausgenutzt, diskriminiert und unterdrückt werden.

„Zwischen euch verschwinden“ ist ein Buch, das man gelesen haben sollte. Von mir eine eindeutige Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Manipuliert

Eiskalte Übernahme
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„Eiskalte Übernahme“ von J.H. Willem ist ein spannender Kurzkrimi mit aktueller Thematik, mittlerweile bereits der dritte Band dieser trotz Leichen unblutigen Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Ein sonniger ...

„Eiskalte Übernahme“ von J.H. Willem ist ein spannender Kurzkrimi mit aktueller Thematik, mittlerweile bereits der dritte Band dieser trotz Leichen unblutigen Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Ein sonniger Frühsommermorgen in Hamburg Eimsbüttel, die magische Stunde zwischen Morgenhektik und Vormittag. Das friedliche Stadtleben wird jäh unterbrochen, ein Auto rast in den Außenbereich eines Cafés. Einer der Gäste kommt dabei ums Leben.
Wenige Tage später besucht eine elegante Geschäftsfrau die Detektei Adam Starck & Partner. Sie ist die Ehefrau des Opfers, und sie glaubt nicht an einen Verkehrsunfall.
Schnell entdeckt Lizzie erste Ungereimtheiten. Adam begegnet einem alten Bekannten und gerät in ernste Schwierigkeiten.

Der Schreibstil liest sich flüssig. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Das Buch erschien 2023 und spielt in der Gegenwart. Das Büchlein umfasst nur rund 140 Seiten, entpuppte sich aber trotz der Kürze als ausgezeichnet konzipierter Krimi mit zahlreichen Spannungsmomenten, Cliffhangern und Action. Die Handlungsorte, das Umfeld und die Charaktere sind gut vorstellbar beschrieben. Die Symbolik des Covers durchschaut man allerdings erst, sobald man die entsprechende Stelle im Buch gelesen hat.

Die Handlung verläuft geradlinig und übersichtlich. Man ist auch sofort mitten in der Geschichte. Ein Kurzkrimi bietet wenig Raum für mehrere ineinander verschlungene Handlungsstränge und langwierige Verfolgung in die Irre führender Spuren. Trotzdem hält sich die Spannung durchgehend auf gutem Niveau. Der Plot fasziniert und erschreckt zugleich anhand der Mordidee. Ist ein Fremdzugriff auf die Software eines Autos Utopie oder technisch tatsächlich bereits machbar? Da wird man schon nachdenklich. Den Täter vermutet man bald, doch dessen Motiv und wer in Wirklichkeit im Hintergrund die Fäden zieht, zeigt sich erst im dramatischen Showdown.

Das Duo Adam und Lizzie wirkt sympathisch und lebendig, allerdings weiß man relativ wenig über die beiden, auch nicht übers Privatleben. Das liegt eben an der Kürze des Romans. Würde mir fast wünschen, der Autor würde diesen Bereich in Zukunft etwas ausschmücken.

„Eiskalte Übernahme“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Aufgrund seiner Kürze eignet sich der Krimi ideal für zwischendurch, man kann das Buch locker in einem Rutsch auslesen. Es hat mir spannende Lesestunden bereitet und große Lust auf weitere Fälle der beiden gemacht. Dafür gibt es von mir 5 Sterne.

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