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Veröffentlicht am 01.12.2023

Nichts ist so fein gesponnen ...

Böse Hoffnung
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„Böse Hoffnung“ von Thomas Baum, ist bereits der fünfte Band der Reihe mit den Linzer Ermittler-Duo Robert Worschädl und Sabine Schinagl.

Worum geht es?
Ein Zollbeamter kommt bei einem Motorradunfall ...

„Böse Hoffnung“ von Thomas Baum, ist bereits der fünfte Band der Reihe mit den Linzer Ermittler-Duo Robert Worschädl und Sabine Schinagl.

Worum geht es?
Ein Zollbeamter kommt bei einem Motorradunfall ums Leben, er wurde absichtlich überfahren. Als noch ein weiterer Mord geschieht, ist es für die Ermittler offensichtlich, dass hier jemand ein gut organisiertes Schmuggelwesen betreibt und Mitwisser aus dem Weg räumt. Doch: was wird hier am Zoll vorbeigeschleust und wer ist der Drahtzieher?

Das Cover sticht zwar ins Auge, lässt aber noch keinen Zusammenhang zum Titel oder Inhalt aufkommen. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge lockern auf; die kurzen Kapitel, noch dazu immer wieder mit Cliffhangern endend, animieren zum Weiterlesen. So möchte man das Buch zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn man die Vorgängerbände nicht gelesen hat, oder wie ich nur Band 1, an den ich mich kaum noch inhaltlich erinnern kann, kommt man problemlos in die Handlung hinein. Jeder Fall ist für sich abgeschlossen.

Es ist ein Krimi, in dem die Ermittlungstätigkeit, vor allem Befragungen im Umfeld der Opfer im Mittelpunkt stehen. Als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen, kann miträtseln, eigene Theorien aufstellen. Denn an Verdächtigen mangelt es nicht. Die Perspektivenwechsel zu dem geheimnisvollen Mann im Hintergrund sowie eingeschobene Nebenhandlungen, deren Zusammenhang zu den Morden völlig unklar erscheint, verstärken die Fragezeichen im Kopf sogar noch. Und so führt die eine oder andere Spur unweigerlich in die Irre, bringt das Ermittler-Duo sogar in manch brenzlige Situation, bis letztlich alle Fäden sinnvoll zusammenlaufen und der skrupellose Mörder nicht mehr entkommen kann.

Worschädl und Schinagl sind ein eingespieltes Team, das harmonisch zusammenarbeitet, das sich vorbehaltlos aufeinander verlassen kann, sich hervorragend ergänzt und sogar beim Umgehen von Anordnungen ihres Chefs sich einig ist. Gut dosiert gewinnt man Einblick in ihr Privatleben. Nicht nur die Protagonisten wirken lebendig, auch die Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben, ihre Reaktionen und Handlungen sind nachvollziehbar.

„Böse Hoffnung“ ist ein von Anfang bis zum Ende fesselnder Krimi, mit Action und zahlreichen Spannungsmomenten. Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen und Lust auf weitere Fälle des Duos Worschädl/Schinagl gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter!

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2023

Das Geheimnis der alten Dame

Der letzte Akt vom Puppenspiel
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In „Der letzte Akt vom Puppenspiel“ beschreibt Elisabeth Escher nicht nur den Alltag einer betagten, pflegebedürftigen Dame, sondern sie erzählt auch deren ungewöhnliche Lebensgeschichte.

Klappentext:
Hildegard ...

In „Der letzte Akt vom Puppenspiel“ beschreibt Elisabeth Escher nicht nur den Alltag einer betagten, pflegebedürftigen Dame, sondern sie erzählt auch deren ungewöhnliche Lebensgeschichte.

Klappentext:
Hildegard Glas ist vierundneunzig Jahre alt und lebt nach dem Tod ihres Ehemanns weiterhin in ihrem Haus am Stadtrand von Salzburg. Körperlich gebrechlich aber geistig nach wie vor rege, gängelt und manipuliert sie gekonnt die Menschen um sich herum. Ihr Sohn Wieland, erfolgreicher Jurist im Ruhestand, die Pflegerin Anyana, die Hildegard rund um die Uhr betreut und bei ihr im Haus wohnt, ihre einstige Zugehfrau Rosi und auch die Enkeltochter Jenni, die in Rom studiert und sich in unglücklichen Beziehungen mit verheirateten Männern verstrickt – sie alle tanzen nach ihrer Pfeife, als wäre sie die Puppenspielerin in ihrem ganz persönlichen Bühnenstück.
Als ein unerwarteter Brief eintrifft kommt Hildegards Souveränität schließlich ins Wanken, denn eine folgenschwere Lebenslüge drängt ans Licht und macht den letzten Akt ihres Puppenspiels zu einer Gratwanderung.

Das Cover mit der Marionettenpuppe passt gut zum Titel, der orange Hintergrund ist ein Eye-catcher. Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend. Der Roman ist in keine Kapitel unterteilt. Die stetigen Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Protagonisten gestalten die Handlung abwechslungsreich und produzieren auch eine gewisse Spannung. Es sind nur wenige Personen – ihr Sohn, die Schwiegertochter, die Enkelin, die Pflegerin und eine langjährige Freundin -, mit denen sie Kontakt pflegt. Im Schreibstil differenziert die Autorin. Die Gedanken und Alltag der im Mittelpunkt stehenden Hildegard schildert sie im Präsens, die Ansichten aller anderen im Präteritum, ebenso die Rückblende auf Hildegards Leben in der Nachkriegszeit.

Die Handlung entwickelt sich langsam. Man lernt Hildegard und die Personen rund um sie kennen, ihre Beziehung zueinander, wobei eher Pflichtbewusstsein vorherrscht, weniger Herzlichkeit. Die alte Dame ist trotz ihrer körperlichen Einschränkung überraschend dominant und zeigt relativ wenige Emotionen. Eine Ausnahme stellt lediglich ihre Enkelin dar, da war mehr Herzenswärme zu spüren. Alle Personen sind ausgiebig charakterisiert, wirken authentisch und lebendig, ihre Aktionen und Gefühle in Bezug auf Hildegard sind nachvollziehbar. Hildegards Jugend hat nicht nur sie geprägt und zu dem Menschen gemacht, der sie ist, sondern hat sich auch insbesondere auf ihren Sohn ausgewirkt. Die gewisse Unnahbarkeit, die Hildegard ausstrahlt, reflektiert ihre Umgebung, sodass generell in dieser Familie wenig Zuneigung oder gar Zärtlichkeit aufkommt. Diese menschliche Kühle ist leider auch der Grund dafür, dass ich mit den Personen kaum warm wurde. Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte sehr gefesselt.

„Der letzte Akt vom Puppenspiel“ hat mich im Hinblick darauf, welche Wendung die Handlung nahm, was für eine schicksalhafte Lebensgeschichte zutage kam, wirklich überrascht. Es ist eine nicht alltägliche Geschichte, auf ihre Weise auch spannend, berührend und nachdenklich stimmend – auf jeden Fall lesenswert.

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  • Cover
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Veröffentlicht am 22.11.2023

Die Sünden der Vergangenheit

Eiskaltes Erzgebirge
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„Eiskaltes Erzgebirge“ von Danielle Zinn ist ein spannender Regionalkrimi, sehr atmosphärisch, und er entführt in einen Landstrich, der wohl nicht vielen vertraut ist.

Klappentext:
In einem kleinen Dorf ...

„Eiskaltes Erzgebirge“ von Danielle Zinn ist ein spannender Regionalkrimi, sehr atmosphärisch, und er entführt in einen Landstrich, der wohl nicht vielen vertraut ist.

Klappentext:
In einem kleinen Dorf im Erzgebirge wird inmitten der winterlichen Idylle eine Leiche entdeckt. Aufgespießt mit einem Degen, drapiert auf der Weihnachtspyramide des Marktplatzes. Schnell wird klar, dass die wahre Identität des Toten der Schlüssel zu einem lange zurückliegenden schrecklichen Verbrechen ist. Die Kommissare Alexander Berghaus und Anne Keller müssen ihre Konflikte überwinden, um eine Familientragödie aufzuklären – und um weitere Morde zu verhindern.

Das Cover mit der verschneiten, etwas düsteren Landschaft und der einsamen Berghütte stimmt gut auf die Handlung ein, ebenso wie die Zeichnung von Crottendorf, dem Ort der Geschehnisse, die das Ortsbild übersichtlich macht. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Orts- und Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Originalausgabe erschien bereits 2017 unter dem Titel „Snow Light“, auf Deutsch erst 2023. Dies ist zwar der erste Band dieser Reihe von Danielle Zinn, doch knüpft sie an die Erzgebirge-Krimis von René Seidenglanz („Toter Schacht“ und „Kaltenheide“) an, indem Protagonisten dieser Bücher hier wiederzufinden sind sowie Hinweise auf diese Vorgeschichten vorkommen. Es ist ein Personenverzeichnis am Ende des Buches vorhanden, das ich erst bei Beendigung der Lektüre entdeckt habe; vielleicht wäre es am Anfang sinnvoller.

Die Geschichte startet gleich höchstdramatisch mit jenem Ereignis, das Kommissar Alexander Berghaus in jene abseits gelegene Ortschaft im Erzgebirge verschlagen hat, wo er eigentlich Ruhe suchte, er jedoch nun gezwungen ist, einen grausamen und rätselhaften Mord, gemeinsam mit Kommissarin Anne Keller, aufzuklären. In mühsamer Ermittlungsarbeit gelingt es den beiden, das Vorleben des Mordopfers, dessen Untaten und die ihm feindlich gesinnten Menschen aufzuspüren. Zahlreiche Verdächtige, in die Irre führende Spuren halten die Spannung am Köcheln und bieten dem Leser Raum für eigene Theorien. Wie die Ermittler tappt man bis zum dramatischen Showdown im Dunkeln, wo sich nicht nur der Mordfall klärt, sondern letztlich ein bedeutsamer Schlusssatz den Kreis zu Anfangsszene schließt.

Die Charaktere, insbesondere jene des Ermittlerduos, sind sehr facettenreich und emotional gezeichnet. Sowohl Berghaus als auch Keller sind schwierige Menschen, mit Ecken und Kanten, Stärken, Schwächen und Ängsten, von ihrem Vorleben geprägt, bis zu einem gewissen Grad traumatisiert. Berghaus hat Schuldgefühle, ihn plagen Albträume und sein Selbstbewusstsein ist angeknackst. Er wirkt dennoch als Kommissar sehr kompetent, ist ein angenehmer und rücksichtsvoller Vorgesetzter. Ein sympathischer Mensch, was vor allem in der Art und Weise wie er mit der ihm anvertrauten 10-jährigen Tochter eines Freundes erzieherisch wie auch liebevoll umgeht, zutage kommt. Anne Keller und er müssen sich erst zusammenraufen, gegenseitige Vorurteile abbauen, bilden aber ein hervorragendes Team, das sich sehr gut ergänzt. Die Einblicke ins Privatleben sind gut dosiert eingearbeitet, ebenso die weihnachtlichen und winterlichen Stimmungsbilder, die Kälte, der tiefe Schnee und das Heimelige durch die leuchtenden Schwibbögen.

„Eiskaltes Erzgebirge“ ist ein packender Regionalkrimi mit einer erschütternden ernsten Kernthematik, auch stimmungsvoll und mit zwei Kommissaren, denen ich gerne noch bei der Lösung weiterer Fälle über die Schulter schauen möchte. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Unfall oder Mord?

Mörder in der Grube
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„Mörder in der Grube“ von Erwin Kohl ist bereits der 5. Band dieser Reihe rund um den Privatdetektiv Lukas Born.

Worum es geht?
Ein Rentner ist die Kellertreppe hinunter gestürzt. War es ein Unfall, wie ...

„Mörder in der Grube“ von Erwin Kohl ist bereits der 5. Band dieser Reihe rund um den Privatdetektiv Lukas Born.

Worum es geht?
Ein Rentner ist die Kellertreppe hinunter gestürzt. War es ein Unfall, wie die Polizei meint? Oder Mord, wie seine Tochter vermutet? Lukas Borns Nachforschungen bringen bald zutage, dass der Grund für seine Ermordung in der Vergangenheit zu suchen ist - in den 70er Jahren gab es einen seltsamen Todesfall.

Das Cover mit dem Förderturm unterstreicht den Titel und weist nachdrücklich auf das Bergbaumilieu hin. Auch das Steigerlied zu Beginn stimmt auf die Thematik ein. Es wird im Laufe der Handlung so einiges an Wissenswertem über den Bergbau, die Arbeit unter Tag und das harte Leben dieser Menschen vermittelt. Ich fand das äußerst interessant.

Das Buch erschien 2023, die Handlung spielt ebenfalls im Jahr 2023. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, mit exakten Datums- und Zeitangaben versehen, wodurch man den Ablauf der Ereignisse und der Ermittlungen chronologisch ausgezeichnet nachverfolgen kann. Der Schreibstil ist flüssig und locker, Dialekt wird gut dosiert eingesetzt. Für mich war es das erste Buch dieser Krimiserie. Ich kam problemlos ohne Vorkenntnisse in die Geschichte hinein. Dennoch würde ich raten, mit Band 1 zu beginnen, um den Lukas Born unterstützenden Personenkreis, die sogenannte Happy-Eiland-Soko, deren Entstehung, deren Beziehungen zueinander und deren spezielle Talente besser kennenzulernen.

Obwohl sich im Prinzip nichts Spektakuläres ereignet, entwickelt sich dennoch eine zunehmende Spannung, je tiefer Lukas Born in der Vergangenheit des Opfers wühlt. Born bedient sich einerseits Informanten bei der Polizei, andererseits erhält er bei den Recherchen Unterstützung von seinen nachbarlichen Freunden, u.a. einem IT-Fachmann und einem Journalisten. Der Fall erweist sich als einigermaßen komplex und auch mysteriös. Da hätten etliche ein Motiv und es kristallisieren sich mehr und mehr Verdächtige heraus, sodass man bis zur schlüssigen Auflösung ausgezeichnet miträtseln und eigene Theorien aufstellen kann. Gut nachvollziehbar und geschickt verwoben sind die teils polizeilichen, teils detektivischen Erkenntnisse. Sehr unterhaltsam empfand ich die Art und Weise, wie das Team auf nicht ganz legalem Weg zu Informationen gelangt. Lange tappt man über den wahren Hergang im Dunkeln, bis es Lukas Born trickreich gelingt, der Polizei den wahren Täter am silbernen Tablett zu servieren.

Im Großen und Ganzen sind die handelnden Personen lebendig und authentisch gezeichnet, insbesondere Lukas Born und sein familiäres Umfeld, wobei mir sein positiver Umgang mit der Ex-Frau und sein verantwortungsbewusstes Verhalten seinem Sohn gegenüber sehr gefielen. Die einzelnen Mitglieder der „Soko“ wurden vermutlich in den Vorgängerbänden bereits eingehend vorgestellt, dadurch gewannen sie in diesem Band nicht so richtig Struktur, wirkten jedoch originell und vor allem sehr sympathisch.

„Mörder in der Grube“ erwies sich sowohl als eine spannende als auch unterhaltsame Lektüre. Da ich gerne mehr über diese Happy-Eiland-Soko erfahren möchte, plane ich, die Vorgängerbände nachzulesen. Diesen Band empfehle ich gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Unerklärliche Selbstmorde

7 Tage
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„Sieben Tage“ von Joseph Lemark ist bereits der sechste Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger alias Giuseppe Quaranta als Zentralfigur, und der dritte, der ...

„Sieben Tage“ von Joseph Lemark ist bereits der sechste Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger alias Giuseppe Quaranta als Zentralfigur, und der dritte, der in Apulien spielt. Wiederum hat Dottor Quaranta einen rätselhaften Fall zu lösen, mit überraschenden Wendungen und mit vor allem kulinarisch fühlbarem Italien-Flair.

Klappentext:
Kurz vor Weihnachten erschüttert eine Serie von Selbstmorden prominenter Bürger die apulische Kleinstadt Ostuni. Josef Vierziger vulgo Dottor Quaranta glaubt nicht an Zufälle. Ist ein Machtkampf im organisierten Verbrechen im Gange? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Dottor Quaranta ist persönlich betroffen und kommt Ungeheuerlichem auf die Spur.

Das Cover verdeutlicht: sieben Tage, das ist der Zeitraum, der in diesem Krimi eine große Rolle spielt. Diese große rote Zahl sieben auf weißem Grund ist ein Eye-Catcher und macht neugierig. Die Kapitel sind angenehm kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Der Krimi erschien 2023 und spielt in der Gegenwart während der Adventzeit. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und durch immer wieder vorkommende italienische Begriffe und Phrasen wird das italienische Flair unterstrichen; ebenso durch Erwähnung von Sehenswürdigkeiten und örtliche Besonderheiten, insbesondere auch durch die köstliche italienische Kulinarik. Die Lektüre macht Appetit auf südländische Köstlichkeiten. Im Glossar finden sich im Übrigen die Übersetzungen für nicht italienische sprechende Leser. Für Backfreudige gibt es zudem ein paar für die Region typische Rezepte für Weihnachtsbäckerei.

Ich verfolge die Serie seit Band 3, seit jenem schicksalshaften Vorfall, der Dottor Quaranta letztlich nach Apulien verschlug. Jeder Roman ist ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos verständlich, dank erklärender Hinweise auf Vorkommnisse aus Quarantas Vorleben bzw. zu früheren Fällen. Ich würde dennoch empfehlen, auch die Vorgängerbände zu lesen, nicht nur um den Protagonisten in seiner gesamten Persönlichkeit zu erfassen, sondern ganz einfach, weil es spannende Geschichten sind, die auch eine andere Seite Italiens zeigen.

Gleich im ersten Kapitel wird man Zeuge eines Selbstmords. Wie sich bald herausstellt, ist dies nicht der einzige innerhalb kurzer Zeit. Als Dottor Quaranta davon erfährt, macht ihn das sofort stutzig. Als ehemaliger Hauptkommissar wittert er sofort Zusammenhänge. Im Nu ist er wieder einmal in einen rätselhaften Fall involviert. Seine inoffiziellen Recherchen bringen immer mehr Details zutage, zeigen wieder einmal, wie sehr das Leben in Italien mit der Mafia durchsetzt ist. Nur mühsam fügt sich Puzzlesteinchen zu Puzzlesteinchen. Natürlich gerät er in brenzlige Situationen, ebenso seine Partnerin Franca Bonfiglia, Hauptkommissarin und Chefin der Antimafiabehörde. Der Fall ist komplex. Was verbindet die alten Männer, die nicht aus eigenen Stücken Selbstmord begingen, sondern dazu erpresst wurden? Wo liegt das Motiv? Da gibt es so einigen Freiraum zum Miträtseln und zum Aufstellen eigener Theorien. Die Spannung hält sich kontinuierlich auf gutem Niveau, bis letztens doch einigermaßen überraschend das Geheimnis gelüftet und der Täter von der Polizei gefasst wird.

Mit Dottor Quaranta/Josef Vierziger hat der Autor eine sehr facettenreiche Persönlichkeit geschaffen. Er strahlt eine gewisse Ruhe aus, muss aber als Vollblutkommissar rätselhaften Dingen einfach auf den Grund gehen. Er ergreift die Initiative, recherchiert aktiv, mit Bedacht und durchaus empathisch, aber stets zielstrebig, geradlinig, vertrauenserweckend. Er ist kein Superheld, aber ein routinierter Ermittler, einfühlsam und mit einem guten Gespür. Manchmal ist er ein wenig zu risikobereit, fast leichtsinnig in seinen Aktionen. Dottor Quaranta ist ein sympathischer Mensch, mit einer romantischen Ader, sehr rücksichtsvoll und fürsorglich seiner Partnerin gegenüber, und – was mich immer etwas neidisch stimmt – sehr häuslich und zudem ein exzellenter Koch. Wie ich Franca immer um all die Köstlichkeiten beneide, die er für sie zaubert! Franca ist ein eher schwieriger Charakter mit allerlei Geheimnissen, dennoch passen sie als Paar gut zusammen. Aber nicht nur die beiden wirken authentisch und lebendig, sondern auch die diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar gezeichnet, deren Aktionen durchaus nachvollziehbar.

„Sieben Tage“ verkörpert wiederum das vor allem süditalienische Ambiente, und verbindet gekonnt ein bisschen Weihnachtsflair und Wohlfühlklima mit der allgegenwärtigen Präsenz mafiöser Machenschaften in dieser Region und mit anderen Untaten. Mir hat das Buch wiederum spannende Lesestunden beschert und ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Von mir gibt es 5 Sterne.

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