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Veröffentlicht am 05.04.2024

Die Psyche des Täters

Himmelgeist
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„Himmelgeist“ von Frank Wilmes ist nach „Ein letzter Frühling am Rhein“ der zweite Band der Reihe, in der der Düsseldorfer Kriminalhauptkommissar Kilian Stockinger und sein Team ermitteln.

Worum geht ...

„Himmelgeist“ von Frank Wilmes ist nach „Ein letzter Frühling am Rhein“ der zweite Band der Reihe, in der der Düsseldorfer Kriminalhauptkommissar Kilian Stockinger und sein Team ermitteln.

Worum geht es?
Ein Immobilienmakler wurde mitten auf der Straße erschlagen. Wie sich bald herausstellt, war er kein liebenswerter Mensch, sondern einer, der seine Ziele ohne Rücksicht auf andere Menschen verfolgte, macht- und geldgierig. Der Kreis jener, die ihn verabscheuten oder gar hassten, ist groß. Die Suche nach dem Motiv und dem Täter erweist sich als mühsam und schwierig.

Das Cover in den dunklen Tönungen ist mir zu dezent, die Hardcover-Ausführung wirkt dafür edel. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Schreibstil flüssig, besticht sprachlich durch malende Wortschöpfungen und launige Dialoge der Ermittler. Der Roman kann im Übrigen problemlos ohne Kenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden.

Der Schwerpunkt des Krimis liegt auf der Polizeiarbeit, auf Befragungen, dem Zusammentragen von Informationen. Das Ermittlerteam ist überschaubar, besteht aus drei Personen: Kilian Stockinger, Cosima Wagner und Miko Reichenhall. Im Prinzip ist es ein Whodunit-Krimi, basierend auf der Suche nach dem Motiv, nach dem Täter. Was dieses Buch für mich aber so spannend machte, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte, waren keine Actionszenen, Cliffhanger oder beängstigenden Gefahrenmomente, sondern die Art und Weise, wie die Kommissare agierten.

Anfangs wissen sie nichts über den Ermordeten, nur seinen Namen. Er erscheint wie ein weißes Blatt, das sie durch Recherchen seines geschäftlichen und privaten Umfelds füllen müssen, in akribischer polizeilicher Kleinstarbeit. Was herauskommt, ist ein Mensch mit facettenreichen Wesenszügen. Ein rücksichtslos agierender, menschenverachtend seinen eigenen Visionen folgender, mit krimineller Energie behafteter Mann mit privaten Macken und undurchsichtigen Geschäftskontakten. Er hat sich eher Feinde als Freunde gemacht. Es sollte somit weder an Motiven noch an Verdächtigen mangeln, aber es ergibt sich nichts Offensichtliches. Was mich aber so faszinierte, waren die Gedankenspiele, die sich in den Köpfen der Kommissare/in formierten, die verschiedenartigsten Theorien, die sie aufstellten und wieder verwarfen und wieder neue kreierten. Auch die Ausdauer ihrer Nachforschungen, dieses unermüdliche Suchen nach weiteren Ermittlungsansätzen, nach Zusammenhängen, Verbindungen. Zudem gibt ein weiterer Todesfall Rätsel auf. Und stets ist Psychologie mit im Spiel: nicht nur bei ihrem Bestreben, das Wesen des Ermordeten zu ergründen und das Motiv des Täters aufzuspüren, sondern ich genoss auch die Befragungen, wenn sie ihr Gegenüber beobachten, jede Mimik, jede Geste interpretieren, Menschen aufgrund des Äußeren einschätzen und ihre Taktik darauf einstellen. Man fühlt sich stets als stiller Teilnehmer. Bis fast zur letzten Seite erahnt man den Täter nicht, die Lösung ist tragisch aber schlüssig.

Mit hinein verwoben ist sehr anschaulich der städtebauliche Wandel, der Erneuerungstrend, der alte Viertel, das Dörfliche, das Gemütliche zerstört, ärmere Menschen aus ihrer vertrauten Umgebung vertreibt, weil Immobilienhaie alte Gebäude erwerben, um sie in Luxuswohnungen umzugestalten. In diesem Zusammenhang spielt auch Lokalkolorit mit hinein – man erfährt einiges über die Düsseldorfs Stadteile Himmelgeist und Oberbilk.

Die Charaktere, sowohl der Ermittler als auch jene der Befragten, sind nicht nur äußerlich gut vorstellbar beschrieben, sondern sie wirken generell lebendig, zeigen markante Wesenszüge, Reaktionen und Emotionen. Kilian, Cosima und Miko bilden ein sympathisches Team, insbesondere durch deren Umgang miteinander, wo man sich durchaus auch mal aufzieht und auch nach Dienstschluss noch freundschaftlich Kontakt miteinander pflegt.

„Himmelgeist“ gefiel mir noch besser als der erste Band. Die Art und Weise, wie man in diesem Roman den Mordfall aufklärt, fesselte mich, weil die Auflösung primär auf den „grauen Zellen“ basiert, auf den Rückschlüssen der Ermittler, ihrer Fantasie und psychologischen Überlegungen. Für mich war es ein sprachlicher und inhaltlicher Lesegenuss. Es ist dies ein nicht alltäglicher Krimi, den ich gerne jenen weiterempfehle, für die zu einem guten Krimi nicht unbedingt Action, Blut und prickelnde Spannung gehören muss.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Filmwelt und Realität im Jahr 1929

Schatten des Todes
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„Schatten des Todes“ von Astrid Korten ist ein historischer Roman, der sehr eindrucksvoll in die Berliner Filmszene der 1930er Jahre entführt, eingebettet in die politisch schwelende Umbruchphase.

Worum ...

„Schatten des Todes“ von Astrid Korten ist ein historischer Roman, der sehr eindrucksvoll in die Berliner Filmszene der 1930er Jahre entführt, eingebettet in die politisch schwelende Umbruchphase.

Worum geht es?
Die Universal-Filmstudios drehen einen neuen Film. Als eine Bühnenbildnerin tot im Studio aufgefunden wird, erscheint es den Umständen gemäß allen als ein Unfall. Die Polizei legt den Fall ad acta. Harry Schneider, der Sicherheitschef der UFA, hegt jedoch Zweifel und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Er stößt dabei auf allerlei Seltsames, Geheimnisvolles und Übles.

Das Cover zeigt sehr gut passend die Komponenten des Buches: eine geheimnisvolle Frau, einen Mann, der ihr folgt, sie quasi beschattet, das Ganze umrahmt wie ein Filmstreifen. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt 1929. Der Roman gliedert sich in kurze Kapitel, jeweils übertitelt, jedoch ohne Datums- oder Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich jener Zeit angepasst und detailreich, ohne in Längen auszuufern. Sehr anschaulich wird das Geschehen sowohl am Filmset, als auch außerhalb, im Berlin der damaligen Zeit beschrieben: Glanz und Glamour, gepaart mit Dekadenz, einerseits, politisches Machtstreben und Unruhe andererseits. Man spürt generell, wie akribisch recherchiert wurde. Man erfährt von Theorien und wissenschaftlichen Ideen und Bestrebungen der damaligen Zeit, manches zukunftsweisend, manches fühlt sich abstrus und irregeleitet an, zeigt aber deutlich die Basis für jene politische Wendung, die noch bevorsteht. Abgerundet wird der Roman durch eine Personenliste der realen und fiktiven Persönlichkeiten sowie durch die aufrüttelnden Anmerkungen der Autorin zum Rechtsextremismus und zu den Parallelen zur heutigen Zeit.

Ich kannte bislang von der Autorin bereits die extrem fesselnden Thriller aus der Overkill-Reihe, musste mich daher erst darauf einstellen, dass ein historischer Roman nicht denselben Spannungsbogen haben kann. Dafür ist in diesem Buch unheimlich viel Atmosphäre dieser Zeit verpackt. Man spürt sehr deutlich das lauernde Böse zwischen den Zeilen, Bedrohliches, Unheilvolles, Unheimliches und Gruseliges. Es gibt Action und Gefahrenmomente, überraschende Wendungen. Die historischen Persönlichkeiten wirken erstaunlich und manchmal erschreckend lebendig. Man hat stets das Gefühl, Harry Schneiders Begegnungen live mitzuerleben, dass es wirklich so war, wie es hier beschrieben und nicht der Fantasie entsprungen ist.

Die Charaktere sind unwahrscheinlich authentisch und mit Leben erfüllt eingefangen, was mich besonders bei den realen Protagonisten faszinierte, egal ob es sich um Personen der Filmbranche, Wissenschaftler oder politisch tätige Menschen handelt. Noch einfühlsamer und umfassender sind die Wesenszüge von Lara, der zweiten Hauptperson neben Harry Schneider, gezeichnet, schillernd, erotisch, geheimnisumwittert, zerrissen. Harry Schneider ist inmitten all den Intrigen und bösen Schwingungen ein Lichtblick, die gute Seele des Romans. Ein sympathischer Held, der sich von den Bösen weder kaufen oder fehlleiten lässt. Er lässt sich nicht beirren, bis er Motiv und Täter ermittelt hat. Unerwartet, aber nachvollziehbar ist das Ende.

Ich bin durch den Roman „Schatten des Todes“ in eine mir völlig fremde Welt eingetaucht und eingesogen worden, habe sehr viel über die Hintergründe, damals grassierende Ideologien, seltsame Sekten und verrückt anmutende Theorien erfahren, nebenbei Harry Schneiders Suche nach der Wahrheit mitverfolgt und in seinem Beisein Bekanntschaft mit Menschen gemacht, deren Namen mir zwar bislang ein Begriff waren, denen durch diesen Roman nun aber irgendwie Leben eingehaucht wurde. Vor allem wird man sehr nachdenklich, zu vieles heutzutage ähnelt den damaligen Anfängen.
Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Für und wider Pferderennen

Der Baron
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„Der Baron“ von Siegfried Schneider ist bereits der dritte Band mit den Südtiroler Ermittlerteams rund um Lukas Farner von der Staatspolizei und Giovanni Terranostra von Seiten der Carabinieri.

Worum ...

„Der Baron“ von Siegfried Schneider ist bereits der dritte Band mit den Südtiroler Ermittlerteams rund um Lukas Farner von der Staatspolizei und Giovanni Terranostra von Seiten der Carabinieri.

Worum geht es?
Der Unternehmer und Rennstahlbesitzer Berthold Warstein, von den meisten „der Baron“ genannt, wird zwei Tage vor dem „Großen Preis von Meran“ erschossen. Sein Rennpferd wäre Siegeranwärter gewesen. Wie sich bald herausstellt, war der „Baron“ nicht allseits beliebt. Farner und Terranostra müssen in viele Richtungen ermitteln.

Das Cover lässt bereits ahnen, dass der Pferderennsport im Mittelpunkt des Geschehens steht. Die Gestaltung ähnelt sehr den beiden Vorgängerbänden, was den Wiedererkennungswert stärkt. Für mich war dies nach „Der Banker“ das zweite Buch dieser Reihe. Obwohl jeder Fall dieser Reihe für sich alleine gelesen werden kann, würde ich dennoch raten, die Bände in chronologischer Reihenfolge zu lesen, allein um die Vorgeschichte und Entwicklung von Farner und Terranostra zu durchschauen.

Das Buch erschien 2024. Die Ermittlungen der Polizei laufen vom 24.9. bis 2.10.2010. Die Kapitel sind mit Tag und Monat übertitelt, allerdings ohne Jahreszahl. Letztere ergab sich für mich aus gewissen im Buch erwähnten Ereignissen, wie z.B. dem Todestag von Tony Curtis am 29.9.2010 (Seite 188). Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern ist durch humorvolle Dialoge aufgelockert. Das Südtiroler Lokalkolorit wird durch italienische Begriffe verdeutlicht, die im Glossar übersetzt bzw. erklärt werden, aber auch durch Beschreibungen von besonderen Örtlichkeiten. Dadurch, dass sich die Ermittlungen auch auf das Pferderennsport-Milieu erstrecken, erfährt man so nebenbei auch eine Menge darüber. Sehr vorteilhaft erweist sich im Übrigen die Personenliste – denn die personalstark besetzten Polizeiteams sind nur damit einigermaßen durchschaubar.

Grundsätzlich ist es ein typischer Whodunit-Krimi mit Schwerpunkt auf der Polizeiarbeit – die Spannung kreiert sich primär aus der Frage nach Motiv und Täter. Es wird, wie es so schön heißt, nach allen Richtungen ermittelt. Zahlreichen Hinweisen wird nachgegangen, Spuren werden verfolgt, jeder mit dem Ermordeten in Verbindung Stehende wird überprüft, von den Familienangehörigen angefangen über die Beschäftigten in seiner Firma und Geschäftskontakte bis zum Umfeld seines Rennstalls. Es wird so manches Geheimnis aufgedeckt, doch das meiste ist nicht hilfreich für die Lösung des Falles. Die mühsame polizeiliche Kleinarbeit bzw. die Zusammenarbeit der beiden Polizeiapparate wird durch die nach wie vor schwelende Animosität bzw. Rivalität zwischen Farner und Terranostra nicht gerade erleichtert, obwohl die beiden mittlerweile sehr professionell und beherrscht miteinander umgehen. Die Ermittlungserfolge lassen auf sich warten, eine Spur nach der anderen führt in die Irre, bis sich die Hinweise auf einen Verdächtigen verdichten. Mit diesem Täter hatte ich nicht gerechnet, sein Motiv war nachvollziehbar für mich. Mord ist nie gerechtfertigt, aber es gibt auch positive Tatmotive.

Chefinspektor Farner als zentrale Figur wirkt sympathisch, es herrscht ein lockerer Ton mit seinem Team, für Privatleben hat er wenig Zeit. Man fragt sich, wie lange ihm die verständnisvolle Freundin wohl bleiben wird. Generell sind die Personen, wohl auch bedingt durch die Vielzahl der Figuren, eher oberflächlich beschrieben, man kann sie sich optisch ganz gut vorstellen, aber charakterlich weisen sie wenig Tiefe auf.

„Der Baron“ ist ein ruhiger, unblutiger Regionalkrimi, mit unterhaltsamen Dialogen, der mich lange im Unklaren ließ, mir Raum ließ für eigene Theorien. Der Fall ist zwar gut aufgebaut, wartet mit unerwarteten Wendungen auf, doch leider sind die Spannungsmomente rar. Ich hätte mir ein paar Szenen gewünscht, die einen mitfiebern lassen, die Prickeln erzeugen. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch kurzweilige Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Land unter an der Nordseeküste

Das Blut der Nordsee
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„Das Blut der Nordsee“ von Fynn Jacob ist ein packender Kriminalroman, der so nebenbei sehr viel Wissen über den Hochwasserschutz an der Nordseeküste vermittelt. Es ist der zweite Fall mit dem deutsch-niederländischen ...

„Das Blut der Nordsee“ von Fynn Jacob ist ein packender Kriminalroman, der so nebenbei sehr viel Wissen über den Hochwasserschutz an der Nordseeküste vermittelt. Es ist der zweite Fall mit dem deutsch-niederländischen Ermittler-Duo Jaspari und van Loon.

Worum geht es?
Die deutsche Journalistin Teeske Saathoff aus Föhr wird in den Niederlanden ermordet aufgefunden. Sie hat bezüglich eines umstrittenen, politisch brisanten Küstenschutz-Projektes recherchiert. Hat sie deswegen sterben müssen? Welches Geheimnis umgibt Teeskes Familie?

Bereits das Cover stimmt auf die Nordseeküste, die ungestüme und gefährliche Kraft des Meeres ein. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil man sich sowohl örtlich als auch chronologisch bestens zurechtfindet. Abgesehen vom Rückblick auf ein Ereignis im Jahr 1976 spielt die Handlung in der Gegenwart. Es handelt sich um einen in sich abgeschlossenen Fall. Soweit erforderlich, sind Hinweise zur Vorgeschichte der Protagonisten vorhanden. Sehr anschaulich ist nicht nur das Lokalkolorit eingefangen, sondern auch die Thematik des Klimawandels und der erforderliche Schutz der Meeresküsten mit dem Kriminalfall verwoben. Als Österreicherin habe ich wenig Bezug zu den Gefahren, die aus der Meeresnähe erwachsen. Daher haben mich die Ausführungen über die Deichprojekte sehr beeindruckt – informativ, wissenserweiternd, auch für Laien gut verständlich.

Das Buch ist ab der ersten Seite spannend. Nach einem kurzen Rückblick auf Teeske als Kind, in dem man hautnah spürt, wie bedrohlich und unheimlich eine Sturmflut ist, ist man bereits mitten im Geschehen der Gegenwart. Wenn eine Deutsche in den Niederlanden tot aufgefunden wird, ist dies ein Fall für das länderübergreifende Ermittlungsteam mit Jaspari und van Loon, die jeweils vor Ort vorwiegend getrennt agieren – Jaspari im Umfeld ihrer Familie, van Loon bei Teeskes Recherchequellen in den Niederlanden. Durch die daraus entstehenden stetigen Perspektiven- und Ortswechsel gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich und lebendig. Zudem sorgt die Kürze der Kapitel dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen; man will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Im Zuge der Recherchen und der Verfolgung diverser Spuren vergrößert sich die Zahl der Verdächtigen zusehends, das gibt der Leserschaft Raum zum Miträtseln, leitet sie (wie die Ermittler) auf so manch falsche Spur. Bis sich Motiv und Täter in einem dramatischen Showdown offenbaren – für mich total überraschend.

Das Ermittler-Duo, die routinierte Iska und der jüngere, noch nicht so erfahrene Marten bilden ein gut zusammenarbeitendes Team. Sie wirken beide sympathisch und gehen voll und ganz in ihrem Beruf auf, zulasten ihres Privatlebens, das gut dosiert in den Fall einfließt und ihre Persönlichkeiten abrundet. Sie zeigen beide Stärken und Schwächen, Emotionen, Zweifel und Unsicherheiten, was sie lebendig und menschlich macht und ihre Handlungen nachvollziehbar.

„Das Blut der Nordsee“ war für mich ein Pageturner, eine exzellente Kombination eines mysteriösen Kriminalfalls mit der Atmosphäre der Nordseeküste. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Düstere Geheimnisse der Vergangenheit

Gnadenkalt
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„Gnadenkalt“ von Isa Klink ist nach „Steinkalt“ der zweite spannende Fall, in dem Kriminalpsychologin Cora Brecht und Kriminalhauptkommissar Till Moritz ermitteln.

Kurz zum Inhalt:
In unmittelbarer Nachbarschaft ...

„Gnadenkalt“ von Isa Klink ist nach „Steinkalt“ der zweite spannende Fall, in dem Kriminalpsychologin Cora Brecht und Kriminalhauptkommissar Till Moritz ermitteln.

Kurz zum Inhalt:
In unmittelbarer Nachbarschaft von Cora Brecht finden Jugendliche In einer verfallenen Lungenanstalt, einem sogenannten Lost Place, mumifizierte Leichen. Im Zuge von Coras Recherchen mit dem Cold Case Team dringen nicht nur Verbrechen der Vergangenheit ans Tageslicht, sondern ergeben sich Hinweise auf jenen aktuellen Mordfall, den Till Moritz zu lösen hat.

Das Cover, in einem ähnlichen Grünton gehalten wie Band 1, was einen ausgezeichneten Wiedererkennungswert vermittelt, zeigt schemenhaft Teile einer brüchigen Statue, sehr stimmig zu den Leichenfunden passend. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der nicht näher beschriebenen Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet. Durch die Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin, man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es handelt sich um einen in sich abgeschlossenen Fall. Soweit erforderlich, sind Hinweise zur Vorgeschichte der Protagonisten vorhanden.

Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen. Es beginnt gleich unheimlich und bedrohlich mit einem Mord. Danach wird es mystisch, esoterisch und gruselig, als eine Gruppe junger Geisterjäger in der verfallenen Lungenheilanstalt nahe Coras Zuhause ihr Unwesen treiben und dabei zufällig mumifizierte Leichen entdecken. Scheinbar zwei total verschiedene Fälle. Wie es sich bald zeigt, sind es komplizierte Fälle, denn es gibt kaum Ansatzpunkte für die Polizei. Die grauenhaften Verbrechen, die bei Coras Recherchen bezüglich der alten Klinik so nach und nach zutage kommen, machen betroffen. Je mehr Fakten vorliegen, desto klarer wird, dass Tills aktueller Mordfall mit den Übeltaten der Vergangenheit zusammenhängt, sowie dass es jemanden gibt, der verhindern will, dass die Geschehnisse der Vergangenheit aufgedeckt werden. Primär wird aus Coras Sicht erzählt, wobei man als Leser durch zwischengeschobene Einblicke in die Aktionen der Täterseite über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern verfügt. Dennoch, selbst als ich wusste, wer die Täter sind, blieb es bis zuletzt infolge gefährlicher Situationen spannend, und schließlich sorgten unerwartete Wendungen für Überraschungsmomente.

Die Charaktere sind generell gut vorstellbar und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt stehen Cora und Till, ein sympathisches Ermittler-Duo, das nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen zeigt, sowohl beruflich als auch privat. So vorteilhaft Coras Engagement und unbeugsamer Wille, den Fall zu lösen, die Hintergründe aufzudecken, auch sind, in manchen Situationen ist sie einfach zu unvorsichtig und impulsiv, hat in gefährlichen Situationen stets mehr Glück als Verstand. Als Psychologin verfügt sie über ein gutes Gespür für Menschen, ist feinfühlig und empathisch. Dennoch durchschaut sie Tills Ausflüchte erst relativ spät. Till liebt Cora sicher sehr, das zeigt sich in seiner Besorgnis um sie. Aber er hätte von Anfang an offen ihr gegenüber sein müssen. Ich bin gespannt, wie sich die von Zweifeln und Unsicherheit überschattete Liebesbeziehung weiterentwickeln wird.

„Gnadenkalt“ hat mir nicht nur fesselnde, sondern auch sehr emotionale Lesestunden beschert, denn die geschilderten Verbrechen lassen einen nicht unberührt. Mit Vorfreude sehe ich weiteren Fällen dieses Ermittler-Duos entgegen. 5 Sterne!

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