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Veröffentlicht am 21.09.2023

Als Expat in China

Sauerkraut im Wok
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„Sauerkraut im Wok“ von Urda Schleier entführte mich sehr eindrucksvoll nach China, in eine Welt, wie man sie nur sieht und erfährt, wenn man dort auf längere Zeit lebt.

Klappentext:
Wie ist es eigentlich ...

„Sauerkraut im Wok“ von Urda Schleier entführte mich sehr eindrucksvoll nach China, in eine Welt, wie man sie nur sieht und erfährt, wenn man dort auf längere Zeit lebt.

Klappentext:
Wie ist es eigentlich als Langnase plötzlich in Shanghai zu leben und zu arbeiten? Wie kann man seiner Putzhilfe klar machen, dass man sich zwar sehr über ihre Hilfe freut, sie aber nicht mit demselben Lappen zunächst die Toilette und dann den Esstisch putzen soll? Wie kann man "nein" sagen, ohne dass der Geschäftspartner sein Gesicht verliert und warum sollte man in China keine grünen Hüte verschenken? Die Autorin gibt mit einem Augenzwinkern Antworten auf diese Fragen, indem sie dem Leser sehr private Einblicke in E-Mails gibt, die den täglichen Wahnsinn einer deutschen Familie im Reich der Mitte beschreibt.

Das Buch erschien 2022. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von rund zwei Jahren, 2019 bis 2021, als die Autorin mit Mann und Kindern in Shanghai lebte. Es ist dies weder ein Roman, noch ein Sachbuch, vereinigt aber in einer Art Tagebuch beides. Denn es wird viel Wissenswertes vermittelt, gleichzeitig aber das Familienleben, das Miteinander geschildert. Da die Autorin während ihres Aufenthalts in China ein Fernstudium absolvierte, werden auch die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten thematisiert, letzeres für mich teils zu ausführlich. Der Schreibstil ist flüssig, locker und humorvoll. Die beschriebenen Stolpersteine und Missgeschicke entlockten mir so manches Schmunzeln.

Basis für das Buch bilden jene Emails, die die Autorin während des Chinaaufenthalts an Freunde und Bekannte sandte. Jedes Email ist somit identisch mit einem weiteren Kapitel. Die Handlung entwickelt sich demgemäß chronologisch von der Ankunft bis zum doch schwer fallenden Abschied.

Obwohl die Familie sich nicht nur in Shanghai aufhielt, sondern in der Freizeit auch andere chinesische Städte und sehenswerte Gegenden bereiste, und Urlaube auf den Philippinen, in Vietnam und Japan verbrachte, so ist dieses Buch kein Reisebericht im langläufigen Sinn. Natürlich sind die Eindrücke festgehalten, werden Sehenswürdigkeiten beschrieben, werden Vergleiche zwischen Chinesen, Japanern etc. gezogen, aber letztlich liegt der Fokus des Buches darin, wie man den Alltag in einem fremden Land meistert, wo man der Sprache nicht mächtig ist, die Schrift nicht lesen kann. Es sind die kulturellen Unterschiede und die Gebräuche, die Begegnungen mit den Einheimischen, die sich so interessant lesen, wie kompliziert sich manch ganz einfach anmutende Aktionen gestalten, wie die Aufgabe von Paketen. Die Familie begeht sowohl die europäischen als auch asiatischen Feste, schlägt sich mit defekten Geräten, Internetproblemen und nicht kompetenten Handwerkern herum. Noch dazu sind sie zu jener Zeit dort, als die ganze Welt vom Coronavirus in Atem gehalten wird. Erstaunlich, wie wenig aufgeregt man in China mit der Situation, mit all den Maßnahmen und Einschränkungen umging. Als Expat muss man jedenfalls anpassungsfähig und flexibel sein.

„Sauerkraut mit Wok“ hat mich in eine fremde Welt hinein versetzt, in eine Welt, die ich nie persönlich kennenlernen werde. Das Buch hat mir viele Details über das Leben in China vermittelt, Dinge, die nur Expats erleben können. Man gewinnt Einblicke, die sich einem normalen Touristen nicht erschließen. Das Buch ist informativ, es vermittelt aber nicht nur trockenes Wissen, sondern verpackt alles in eine Lesereise mit einer sympathischen Familie. Für Menschen, die wie ich gerne vom Sofa aus die ferne Welt erkunden, ist dies genau das richtige Buch.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Weihnachten mit einer Fremden

Rattenweihnacht
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„Rattenweihnacht“ von Ingrid Zellner ist ein Krimi mit etwas Weihnachtsflair, aber vor allem mit einer außergewöhnlichen Geschichte, spannend und überraschend.

Klappentext:
Kurz vor Weihnachten taucht ...

„Rattenweihnacht“ von Ingrid Zellner ist ein Krimi mit etwas Weihnachtsflair, aber vor allem mit einer außergewöhnlichen Geschichte, spannend und überraschend.

Klappentext:
Kurz vor Weihnachten taucht in dem Dorf Buchelfingen eine Frau auf, die ihr Gedächtnis verloren hat und nicht mehr weiß, wer sie ist. Man gibt ihr den Namen Maria, und die etwas verschrobenen Brüder Gunnar und Leander nehmen sie bei sich auf. Dabei haben sie derzeit eigentlich ganz andere Probleme: Ihre Mutter ist seit einer Woche spurlos verschwunden, und sie erhalten Drohbriefe, die ihnen ein Verbrechen unterstellen und Vergeltung dafür ankündigen. Bald werden im Dorf erste Vermutungen laut, dass diese rätselhafte Maria etwas damit zu tun haben könnte. Eine Frau ist sich sogar sicher, sie aus ihrer Jugendzeit zu kennen. Doch was tatsächlich hinter Marias Aufenthalt in Buchelfingen steckt, ahnt niemand.

Das Cover mit der Ratte im Schnee, die die Distel schmückt, unterstreicht stimmig den Titel. Das Buch erschien 2023, auch die Handlung spielt im Dezember dieses Jahres. Die Kapitel in angenehmer Länge sind exakt datiert. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sehr atmosphärisch.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, macht zunächst einmal mit den agierenden Personen und der Dorfgemeinschaft bekannt, verbreitet schneereiche vorweihnachtliche Stimmung beim Weihnachtsmarkt mit Bratwürsten und Glühwein. Man spürt Herzenswärme und Nächstenliebe. Doch hinter dieser liebenswerten Kulisse lauert etwas, etwas noch Unbekanntes. Aber vorerst ist man von dem Rätsel um Maria gefangengenommen. Ihr Schicksal berührt. Es muss furchtbar sein, nicht zu wissen, wer man ist. Gebannt verfolgt man die Versuche der Dorfbewohner, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Die Polizei ist zwar sowohl mit der Suche nach einer verschwundenen Dorfbewohnerin, ominösen Drohbriefen und mit den Nachforschungen bezüglich der unbekannten Frau betraut, agiert jedoch eher erfolglos nur am Rande. Die Handlung wird immer interessanter. Je mehr Geheimnisse, auch Untaten, ans Tageslicht kommen, desto mehr wandelt sich das Weihnachtsflair zu einem Krimi mit unerwarteten Erkenntnissen, verbrecherischen Taten und gefährlichen Momenten. Die zahlreichen Fragen sowie in die Irre führenden Spuren geben viel Raum zum Mitraten. Die Spannung hält sich auf diese Weise kontinuierlich bis zum dramatischen, alles klärenden, verblüffenden Ende - ja, und dann erst versteht man den Titel des Krimis - Rattenweihnacht!

Sehr anschaulich ist die Dorfatmosphäre dargestellt, die Neugier und das Interesse an der Fremden, der kursierende Dorftratsch. Es ist ein Dorf, wo noch jeder jeden kennt, wo man sich auch umeinander noch kümmert. Wo es aber auch Außenseiter gibt wie die beiden arbeitsscheuen Brüder. Die Personen wirken lebendig und sind gut vorstellbar.

„Rattenweihnacht“ hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt. Man will das Buch gar nicht zur Seite legen, selbst wenn man irgendwann zu ahnen beginnt, welche Richtung das Ganze nimmt. Ein besonderer Krimi, den ich gerne weiterempfehle!


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Veröffentlicht am 14.09.2023

Glaube im Wandel der Jahrhunderte

Das Novellen-Quartett
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„Das Novellen-Quartett“ vereinigt vier thematisch sehr unterschiedliche Geschichten von Rüdiger Marmulla, die aber alle eines gemeinsam haben: sie berühren. Denn seine kleinen Geschichten haben eine ganz ...

„Das Novellen-Quartett“ vereinigt vier thematisch sehr unterschiedliche Geschichten von Rüdiger Marmulla, die aber alle eines gemeinsam haben: sie berühren. Denn seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Er hat einen extrem minimalistischen Schreibstil. Einfache Sätze, wenig Details. Und trotzdem gelingt es ihm stets, Gefühle hautnah zu vermitteln, das Kopfkino anzukurbeln. Und stets stehen der Glaube und das Gottvertrauen im Mittelpunkt.

„Westwärts leuchten die Sterne“ ist eine Antikriegsnovelle. Man erlebt hautnah die Realität eines jungen Soldaten inmitten des zweiten Weltkriegs, die Sinnlosigkeit des Kriegs, der reihenweise junge Menschenleben auf beiden Seiten der Schützengräben forderte. Dieses kleine Büchlein hat der Autor posthum seinen Eltern gewidmet. Er schildert sehr einfühlsam, wie sich seine Eltern, sehr jung noch, mitten im Krieg, kennenlernten, sich jahrelang Briefe schrieben, auch einige Schlüsselerlebnisse seines Vaters während des Krieges, bis er als Versehrter heimkehrte.
Obwohl diese Szenen nur kurz sind, wirkt alles sehr lebendig, macht sehr bewegend die Lebenssituation der Menschen von damals begreiflich. Man spürt die Kraft der Liebe, die Zuversicht und Hoffnung, das Gottvertrauen und das Verantwortungsbewusstsein, das ihnen die Kraft gab, ihr Schicksal zu bewältigen.

„harmonia mundi“ widmet sich den Erkenntnissen von Johannes Kepler. Im Rahmen von Gesprächen zwischen dem sterbenden Astronomen und einem einfühlsamen Steinmetz wird einerseits wissenschaftlich fundiert, anschaulich mit Zeichnungen ergänzt, dargelegt, was Kepler über die Gestirne, deren Laufbahnen etc. herausfand, andererseits werden auch Glaubensfragen erörtert. Bestimmt eine sehr lehrreiche Novelle, doch für einen Menschen wie mich, der mit Mathematik und Physik stets auf Kriegsfuß stand, war der Stoff mühsam und schwer verständlich.

„Mit den Augen der Odile“ basiert auf einer Legende aus dem Elsass. Sehr gefühlvoll und lebendig wird das Leben des etwa im Jahr 660 blind geborenen Mädchens erzählt, das der Vater verstößt, das in einem Kloster aufwächst, bei seiner Taufe wieder sehend wird, später heimkehren darf und letztlich nach dem Tod ihrer Eltern ein Kloster gründet und des Äbtissin wird.

„Rückkehr nach Regensburg“ ist eine bewegende, sehr realistisch wirkende Liebesgeschichte, die einem nebenbei auch mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt Regensburg vertraut macht. Die Handlung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Besichtigungen der Stadt und den wesentlichsten Ereignissen aus Richards Leben, der ersten Liebe, seinem Studium und den Ehejahren. Die Geschichte berührt und nimmt den Leser gefangen.
Diese Novelle ist im Übrigen der erste Teil einer Trilogie.

„Das Novellen-Quartett“ ist ein Buch für besondere Lesestunden, für Momente, wo man ein wenig versinken kann in einer Atmosphäre von Ruhe und Beschaulichkeit, emotional und nachdenklich.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Die Hellseherin und der Philosoph

Wilde Jagd
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„Wilde Jagd“ von René Freund ist ein niveauvoller, facettenreicher Roman, spannend und unterhaltsam in einem.

Kurz zum Inhalt:
Der Philosophieprofessor Quintus Erlach kehrt in sein Heimatdorf zurück, ...

„Wilde Jagd“ von René Freund ist ein niveauvoller, facettenreicher Roman, spannend und unterhaltsam in einem.

Kurz zum Inhalt:
Der Philosophieprofessor Quintus Erlach kehrt in sein Heimatdorf zurück, verlassen von Frau und Tochter. Dort lernt er die slowakische Pflegerin Evelina kennen, die ihm von ihrer verschwundenen Vorgängerin erzählt, es war ihre Schwester Angelika. Sie ersucht ihn um Hilfe bei der Suche nach ihr.

Das Cover stilisiert stimmig das abgeschiedene Dorf in den Bergen und die Szene, als der Professor bei einem Spaziergang mit seinem Hund Evelina kennenlernt. Der Roman erschien 2023. Die Handlung spielt im Sommer 2018 und umfasst einen Zeitraum von rund zwei Wochen, exakt datiert; ein Tag gliedert sich jeweils in mehrere kurze Kapitel. Dass er u.a. Philosophie studierte, verdeutlicht sich durch den Protagonisten.

Zwischen Prolog und Epilog, die quasi die Rahmenhandlung bilden, erzählt Quintus Erlach rückblickend aus seiner Sicht, also in Ich-Form, was er in den vergangenen zwölf Tagen Ungewöhnliches erlebt hat; auch Dinge, die er erst später erfahren hat, gemutmaßt oder rekonstruiert hat, fließen in seinen Bericht ein. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern besticht durch eine harmonische Mixtur von niveauvollen Dialogen, philosophischen Gedanken, die aus dem Munde eines Philosophen vollkommen authentisch wirken, ohne zu belehrend zu sein, übersinnlich, mysteriös bis gruselig anmutenden Szenen und humorvollen Alltags-Situationen. Die Handlung hat eine eigene Spannungs-Dynamik. Es ist kein Krimi im üblichen Sinn, fesselt dennoch sehr.

Quintus ist ein vielschichtiger Charakter. Einerseits ist er ein Intellektueller, sehr gebildet, andererseits ist er ein eher unpraktischer Mensch, ein bisschen der sprichwörtlich zerstreute Professor. Mit Alltagsproblemen fühlt er sich immer wieder überfordert, mit dem desolaten Haus, mit den Verhandlungen mit Professionisten. Er leidet unter der Trennung von seiner Frau und Tochter, ist zum Alkoholiker geworden und neigt dazu, sich zu vernachlässigen. Durch den übermäßigen Alkoholkonsum einerseits, wie auch durch seine recht weltfremde Art andererseits, gerät er immer wieder in prekäre Situationen. Hilfsbereit und naiv, ist er ein ideales Opfer für Evelina, die ihn geschickt manipuliert, aber auch dazu beiträgt, dass sich Quintus seinen Schwächen stellt und zum Positiven hin weiterentwickelt. Die übrigen Figuren wirken ebenfalls lebendig, verfügen über spezielle Eigenarten, markante Wesenszüge, teils amüsant anmutende, teils unsympathische. Last but not least trägt der Hund Machtnix zu Schmunzelmomenten bei, allein schon des Namens wegen.

Die Handlung ist ein harmonisches Zusammenspiel von Gegensätzen. Von Unerklärlichem, von Esoterik, Mystik, Übersinnlichem, und der wissenschaftlichen Sichtweise des Professors, der sich eher an physikalischen Gesetzen orientiert. Bald vermengt sich für ihn das Unwahrscheinliche mit der Realität. Nicht nur für ihn, auch für den Leser. Höchst verblüffend, wie sich letztlich alles klärt.

„Wilde Jagd“ war mein erstes Buch dieses Autors und hat Lust auf weitere seiner Werke ausgelöst. Ich bin begeistert von dem gleichzeitig anspruchsvollen als auch amüsanten Schreibstil, dem ungewöhnlichen Plot und der überraschenden Lösung. Es waren spannende und unterhaltsame Lesestunden. Das Buch sollte man sich nicht entgehen lassen! 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Mord oder Unfall?

One for the Rock
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„One for the Rock“ von Kevin Major ist ein Neufundland-Krimi, in dem sehr harmonisch eine spannende Handlung mit wunderbaren, sehr anschaulichen Landschaftsbeschreibungen der Insel kombiniert wurde.

Kurz ...

„One for the Rock“ von Kevin Major ist ein Neufundland-Krimi, in dem sehr harmonisch eine spannende Handlung mit wunderbaren, sehr anschaulichen Landschaftsbeschreibungen der Insel kombiniert wurde.

Kurz zum Inhalt:
Sebastian Synard führt ein kleines Tourismusbüro und bietet exklusive Touren für Neufundlandbesucher an. Er zeigt ihnen die wilde, ungezähmte Natur, Eisberge und Wale vor der Küste, aber auch städtische Sehenswürdigkeiten und kulinarische Besonderheiten. Doch als einer seiner Teilnehmer während einer Wanderung verunglückt, vermutet die Polizei einen Mord und verdächtigt die übrigen der Gruppe. Sebastian soll sie im Auftrag der Polizei unauffällig beobachten und befragen, doch das bleibt nicht unbemerkt und bringt Sebastian letztlich in Lebensgefahr …

Bereits das Cover vermittelt einen Eindruck von Neufundlands Landschaft. Der Autor wurde auf Neufundland geboren und lebt dort. Dass er seine Heimat beschreibt, aus eigener Erfahrung, wo er quasi jeden Winkel kennt, die Geschichte, den speziellen Dialekt, gibt dem Roman eine besondere Note, eine ganz eindeutige Authentizität. Die Originalausgabe erschien unter demselben Titel bereits 2019, die deutsche Erstausgabe 2023. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. In St. John’s, der Hauptstadt Neufundlands, bzw. in deren Umgebung. Dieser Roman ist der Auftakt zu einer neuen Serie. Es ist der erste Fall für Sebastian Synard und die Geschichte wird auch aus seiner Sicht erzählt, ohne Perspektivenwechsel. Der Schreibstil ist flüssig, die jeweiligen Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft. Der Autor hat auch einen Blick für Details und ein gutes Gefühl für Stimmungen. Alles wohl dosiert, es gibt keine Längen.

Der Einstieg macht gleich mit dem Opfer bekannt, mit seinen tödlichen Verletzungen. Doch bevor man die Umstände seines Ablebens erfährt, lernt man zunächst die Protagonisten kennen: Sebastian und seine Familie, inklusive Gaffer, den Hund, man erfährt seinen Werdegang, seine Vorlieben und seine Probleme. Die buntgewürfelte Wandergruppe wirkt auf den ersten Blick sympathisch und harmlos. Erst nachdem ein Teilnehmer verunglückt und Sebastian sich näher mit den einzelnen Personen beschäftigt, werden sie zusehends verdächtiger. Wunderbar zum Miträtseln. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, die Lage spitzt sich zu, actionreich, bis zum höchst dramatischen Showdown.

Die Personen wirken generell authentisch und lebendig, wobei vor allem Sebastians Charakter am umfassendsten ausgearbeitet ist. Durch die Ich-Form lernt man ihn besonders gut kennen, auch seine Gedanken, Gefühle, Sorgen und Ängste, seine Stärken und Schwächen. Er ist ein sympathischer Mensch, der auch über Humor verfügt. Berührend seine Liebe zu seinem Sohn und zu dem Hund Gaffer. Doch auch die Nebenfiguren weisen markante Eigenschaften auf, zeigen Emotionen, sodass sie alle gut vorstellbar sind.

„One for the Rock“ ist ein vielversprechender Beginn einer neuen Reihe, besticht vor allem auch durch das Neufundland-Flair. Ich fand den Roman nicht nur spannend, sondern auch unterhaltsam. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

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