Elodie López bricht das gesellschaftliche Schweigen über unglücklich verlaufene Familienplanung
Ungeborene HoffnungElodie López verarbeitet in ihrer Biografie „Ungeborene Hoffnung“ ihre Erfahrung mit der Diagnose Unfruchtbarkeit. Anfänglich schrieb López auf ihrem Blog @indomablejulieta über den Weg, den sie und ihr ...
Elodie López verarbeitet in ihrer Biografie „Ungeborene Hoffnung“ ihre Erfahrung mit der Diagnose Unfruchtbarkeit. Anfänglich schrieb López auf ihrem Blog @indomablejulieta über den Weg, den sie und ihr Mann Egar gegangen sind, um sich den Wunsch einer eigenen Familie erfüllen zu können und wie sie mit künstlicher Befruchtung, Beziehungsproblemen und gesellschaftlichem Druck zu kämpfen hatten. Die spanische Bloggerin erhielt dann die Möglichkeit, ihre Erfahrungen in Form dieser Biografie nochmals „zusammenzufassen“ und zu durchleben.
Ich bin keine große Biografie-Leserin, das Thema hat mich aber durch eigene Probleme sehr angesprochen und ich wollte gerne einen ehrlichen Bericht darüber lesen. Der Schreibstil von Elodie López ist sehr einfach und klar und man hört eindeutig heraus, dass sie keine berufliche Schriftstellerin ist. Mir hat die Erzählweise der ersten zwei Kapitel nicht so gut gefallen, sodass ich das Buch erstmal wieder zur Seite gelegt habe. Nach einiger Zeit habe ich mich aber wieder herangewagt, da ich das Thema und auch die Geschichten, die kein „glückliches Ende“ im Sinne des erfüllten Kinderwunsches haben, für ein wichtiges Kulturgut halte, um das Todschweigen dieser tragischen Familiengeschichten zu durchbrechen und das Tabu der Gesellschaft aufzulösen. Denn nur so haben andere Frauen die Möglichkeit, sich ebenfalls zu öffnen und von anderen, wenn nicht verstanden, dann doch wenigstens gehört zu fühlen.
Auch einige Wörter/die Sprache gefällt mir nicht, wobei ich nicht weiß, ob dies an der Autorin selbst oder der Übersetzung liegt. Auch die Einbindung ihrer ehemaligen Posts in die Geschichte finde ich nicht so gelungen, da diese den Lesefluss unterbrechen. Es ist natürlich schön, die Gedanken zu den jeweiligen Situationen aus der damaligen Perspektive (ohne die zeitliche Reflexion) zu lesen, allerdings hätte sie ihre damaligen Worte ja auch umformulieren und in den Text einbinden können. Die Verwendung von Ländernamen für andere Personen finde ich auch etwas seltsam und lässt einen immer wieder innehalten, wenn mitten im Text auf einmal von Thailand und Finnland gesprochen wird.
Inhaltlich finde ich sehr schön, wie López ihre Gedanken zu künstlicher Befruchtung und ihre Beziehungsprobleme auch das Vertrauen und das Wachstum in der Beziehung darstellt und beleuchtet. Die endgültige Akzeptanz, der Familienkonstellation und des Partners, ohne die Schuldzuweisungen aufleben zu lassen fand ich sehr eindrucksvoll. Besonders gut hat mir gefallen, dass auch Egar zu Wort kommen durfte, da sicherlich noch weniger männliche Berichte der Unfruchtbarkeit existieren als die der Frauen, wodurch auch beide Seiten in der Beziehung zumindest ansatzweise ihre Gedanken äußern können.
Alles in allem war ich mit dem Thema und der Bearbeitung der Erfahrungen sehr zufrieden. Ich maße mir nicht an, irgendwelche Gefühle und Reaktionen zu beurteilen, da ich selbst keine Erfahrungen mit Unfruchtbarkeit habe, allerdings hat mich der Erzählstil nicht so sehr angesprochen. Trotzdessen finde ich es großartig, dass Elodie López sich getraut hat, ihre Lebensgeschichte zu teilen, wodurch sich hoffentlich auch andere Familien sicher genug fühlen, sich ihren Familien, Freunden und der Gesellschaft zu öffnen.