"Begangene Straftat: Ich bin ein Mädchen."
EvaDie 16-jährige Eva lebt auf einer Insel, die sich vor sehr langer Zeit von dem Festland abgeschottet hat. Frauen sind auf der Insel das benachteiligte Geschlecht und haben sich wie eine perfekte Inselfrau ...
Die 16-jährige Eva lebt auf einer Insel, die sich vor sehr langer Zeit von dem Festland abgeschottet hat. Frauen sind auf der Insel das benachteiligte Geschlecht und haben sich wie eine perfekte Inselfrau zu verhalten, die Zuhause sitzt und nichts mit Regierungsangelegenheiten zu tun haben. Sie leben nicht, um Wissen zu erlangen, sondern um Kinder zu gebären und so den Fortbestand der Insel zu sichern. Mit dazu gehört auch, dass sie sich ab ihrem 16. Lebensjahr auf dem Heiratsmarkt vorstellen, um dort mit einem zumeist wesentlich älteren Mann verheiratet zu werden.
Irgendwann beginnen Frauen, wie auch Männer, gegen die Zustände aufzubegehren und die Insel raus aus dem mittelalterlichen Zuständen zu bringen, um eine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Werden sie es schaffen? Und wenn ja, welche Risiken und Gefahren müssen dafür in Kauf genommen werden?
EVA ist eine Geschichte, in der nicht die Handlung im Vordergrund steht, sondern vor allem zwischenmenschliche Beziehungen. Der Leser erhält einen guten Einblick in die Gefühle und in den Gewissenskonflikt von der Ich-Erzählerin Eva. Ihr Leben ist keineswegs so einfach und unkompliziert, wie es zunächst auf den ersten Blick scheint. Sie hat unter ihrer Erziehung und den Rollenbildern der Insel zu leiden und droht das ein oder andere Mal, daran zu zerbrechen.
Insbesondere als die Geschichte ihren Lauf nimmt, und Eva unter erniedrigenden Bedingungen leiden muss, nagen an ihr Selbstzweifel und Zweifel an das System. Diese Szenen, die diese Zeit beschreiben, sind jedoch nichts für schwache Nerven, da dort Szenen voller Gewalt und Erniedrigung beschrieben werden. An diesen Stellen ist der Leser fassungslos und leidet besonders mit Eva und den anderen Frauen mit und bekommt noch einmal einen ganz neuen Blick auf das System der Insel.
Neben Eva gibt es noch einige weitere Protagonisten, die eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Geschichte bilden. Dazu gehören vor allem Eva´s Bruder Aaron und dessen Freund Chamuel, dessen grüne Augen Eva auch durch die dunklen Zeiten ihres Lebens begleiten. Der Fokus liegt jedoch auf das Leben, der Gefühlswelt und der persönlichen Entwicklung von Eva.
Hilfreich für die Orientierung während der Geschichte ist auch das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Dort wird zudem deutlich, dass die Namen der Charaktere eine besondere tiefergehende Bedeutungen haben, als es zunächst scheint.
Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Er ist sehr bildhaft und voll von Metaphern und anderen sprachlichen Bildern. Zugleich werden sehr viele Emotionen übertragen. Im einen Moment freut sich der Leser für Eva und hat ein Lächeln auf dem Gesicht, im anderen schleichen sich Tränen dazu. Es ist eine Achterbahn der Gefühle kann und kann den Leser sehr fesseln. Der Leser möchte wissen, wie es weitergeht, auch wenn die Handlung grundsätzlich in den Hintergrund rückt.
Der Aufbau des Buches weist eine gute Struktur auf. Der Prolog weckt die Neugier des Lesers. Danach wird das Geschehen, das vor dem des Prologs spielt, thematisiert. Dies ist besonders hilfreich, um einen Einblick in die Inselgesellschaft und dessen Rollenbilder zu erhalten. Erst später erfährt der Leser, zu welcher Zeit der Prolog spielt, was Eva widerfahren ist und warum sie so verschreckt und ängstlich wirkt.
Dieser erste Teil bietet bereits viel Potential für den folgenden zweiten Band. Es wurden viele Türen für Entwicklungen der Charaktere oder der Handlungen offengehalten, sodass den Leser auch dort sicherlich viel Spannung erwartet. Dieser erste Teil ist jedoch an sich auch eigenständig lesbar, da Eva´s Geschichte prinzipiell fast zu Ende erzählt wurde. Trotzdem kann der Leser neugierig bleiben, wie es mit ihr und den anderen Protagonisten weitergeht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch sehr empfehlenswert ist, da der Schreibstil absolut genial ist und viele wichtige Themen wie Selbstfindung, Rollenbilder, und Erwartungen sowie Gewalt gegen Unschuldige thematisiert werden.