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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2022

Fast schon so etwas wie ein Klassiker der Jugendliteratur

Silber - Das erste Buch der Träume
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Kerstin Gier hat hier wieder mit ihrer bildhaften Sprache bewiesen, über was für einen Umfang an Fantasie sie verfügt. Sie kann ihre Leser abholen und mit in die Welt der Träume nehmen. Mit dabei sind ...

Kerstin Gier hat hier wieder mit ihrer bildhaften Sprache bewiesen, über was für einen Umfang an Fantasie sie verfügt. Sie kann ihre Leser abholen und mit in die Welt der Träume nehmen. Mit dabei sind Humor, Spannung und Abenteuer, aber auch wichtige Themen, die Jugendliche beschäftigen.

Die Ich-Erzählerin Liv handelt und denkt ihrem Alter entsprechend. Sie wirkt authentisch und sympathisch und beschäftigt sich mit Themen, die vermutlich viele in ihrem Alter zum Nachdenken gebracht haben. Doch bei ihr sind es nicht „nur“ die Probleme des Alltags, sondern es geht darüber hinaus. Sie gerät in Situationen, die weit über die Realität hinausgehen und lernt eine Jungengruppe nicht nur in echtem Leben, sondern auch oder besser gesagt vor allem in ihren Träumen kennen. Was zunächst als Verarbeitung ihrer derzeitigen Lebenssituation abgetan werden könnte, wird schnell größer, unheimlicher und übernatürlicher, als es zunächst erscheint. Was hinter den Träumen und dem merkwürdigen Verhalten der Jungs steckt, erfahren wir Schritt für Schritt, gemeinsam an Livs Seite.

Durch den Schreibstil, der die Atmosphäre gut vermitteln kann, kommt man flüssig durch die Geschichte. Ein bisschen Spannung wird auch aufgebaut und es wirkt schnell alles vertraut, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte, um gemeinsam mit der Protagonistin die Rätsel zu lösen.

Es handelt sich um eine Geschichte, die sich an Jugendliche richtet, die man aber auch später in die Hand nehmen kann, um sich in die Jugend zu flüchten und in eine unbeschwerte Zeit abzutauchen. Die Geschichte versetzt einen in eine Wohlfühlatmosphäre und lässt für die Dauer des Lesens die Umgebung und den Alltag vergessen. Wenn ihr das mal wieder braucht, lest gerne dieses Buch.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.12.2021

Ein Thriller, der sein Potenzial bei jungen Jugendlichen entfalten kann

Forever, Ida - Wir oder ihr
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Adi ist neu in Sonderberg. Da sie anscheinend einen Kriminalfall mit aufgedeckt hat, ist sie an der Schule beliebt und hat einen Auftritt in den Sozialen Medien ihrer Mitschüler. Das kommt ihr nicht gelegen, ...

Adi ist neu in Sonderberg. Da sie anscheinend einen Kriminalfall mit aufgedeckt hat, ist sie an der Schule beliebt und hat einen Auftritt in den Sozialen Medien ihrer Mitschüler. Das kommt ihr nicht gelegen, da sie aufgrund eines Stalkers ihre alte Heimat verlassen hat. Denn bietet sie mit den Fotos dem Stalker nicht einen neuen Anhaltspunkt, wo sie sich befindet? Und was ist mit ihrem Freund Kris, der sich merkwürdig benimmt und beschuldigt wird, Straftaten begangen zu haben?

Vorab: Dies ist der zweite Teil einer Jugendthriller-Reihe, lässt sich aber gut unabhängig von dem ersten Teil lesen. Alles Wesentliche zu Adi und ihren Freunden wird im Verlauf dieser Geschichte geklärt, sodass keine Verständnisschwierigkeiten auftreten. Und: Vom Klappentext darf man sich nicht täuschen lassen. Es wird zwar durchaus erwähnt, dass Adi einen Stalker hat und sich zunehmend unwohl damit fühlt, aber dieser Handlungsstrang ist weitgehend auf den nächsten Band ausgelagert. Hier geht es eher darum, was es mit den Sachbeschädigungen, die in Sonderberg verübt werden, und Kris merkwürdigem Verhalten auf sich hat.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Verwendet wird Alltagssprache und ist der Zielgruppe angepasst. Es werden nicht durchgängig Jugendwörter verwendet, was das Lesen angenehm macht. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, zumeist in der Ich-Form, was das Geschehen aus mehreren Sichtweisen beleuchtet und immer wieder neue Aspekte zum Rätseln einwirft, die sich langsam zu einem Gesamtbild fügen. Dazu kommen immer wieder eingeschobene Briefe, Interviewmitschnitte oder Rückblicke, die für Abwechslung sorgen. Gemeinsam mit den sehr kurzen Kapiteln sorgt dies für einen sehr guten Lesefluss.

Es werden wichtige Themen angesprochen, die Jugendliche gut sensibilisieren können. Beispielsweise finden in diesem Buch der Umgang mit (Cyber) Mobbing, Alkohol und Vorurteilen Raum. Es wirkt nicht wie ein erhobener Zeigefinger, sondern ist zwischen den Zeilen zu lesen und gut in die Handlung integriert.

Mich konnte die Geschichte zwar unterhalten und angenehme Lesestunden bereiten, aber nicht vollends überzeugen, da es doch vom Spannungslevel und der Hintergrundgeschichte eher auf junge Leser ausgerichtet ist.
Für junge Jugendliche ist diese Geschichte aber vermutlich sehr spannend, durch den abwechslungsreichen Aufbau leicht zu lesen und gut identifizieren können sie sich mit den Charakteren vermutlich auch.

Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein berührendes Lebenswerk, das zum Nachdenken anregt

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
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Enaiat erzählt uns als junger afghanischer Flüchtling seine Erlebnisse, die er in Italien gemacht hat und wie er seine Familie wieder findet.
Auch, wenn es der Folgeroman von „Im Meer schwimmen Krokodile“, ...

Enaiat erzählt uns als junger afghanischer Flüchtling seine Erlebnisse, die er in Italien gemacht hat und wie er seine Familie wieder findet.
Auch, wenn es der Folgeroman von „Im Meer schwimmen Krokodile“, und dies auch ein berührender Teil seiner Geschichte ist, so ist es nicht erforderlich, den Vorgänger gelesen zu haben. Hier schreibt Enaiat nicht primär von seinen Erfahrungen der Flucht, sondern wie er langsam in Italien angekommen ist und weitere Hürden, beispielsweise in Bezug auf ein Wiedersehen mit seiner Familie, zu meistern hat. Wenn es für das Verständnis erforderlich ist, werden kurze Hinweise auf die Stationen seiner Flucht gegeben, sodass dieses Buch eigenständig gelesen werden kann.

Ergänzt werden die Schilderungen Enaiats zu Beginn durch einen kurzen Einblick in die Geschichte Afghanistans, um ein besseres Verständnis dafür entwickeln zu können, unter welchen Bedingungen ein Leben in diesem Land ist, und dass es keineswegs nur aktuell Konflikte gibt, sondern das Land über die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende hinweg von Krieg und dergleichen heimgesucht wurde.

Es ist ein gutes Buch, um tiefere Einblicke in das Leben und die Gefühle eines Flüchtlings zu erhalten und ein besseres Verständnis für diese zu entwickeln. Über einige, für uns vielleicht alltägliche Dinge, macht man sich keine Gedanken, aber aus der Perspektive Enaiats wird deutlich, dass selbst Kleinigkeiten zum Problem werden können. Besonders schön finde ich, dass hier nicht das Gefühl herüberkommt, dass Mitleid erzeugt werden soll. Es ist mehr ein Erfahrungsbericht, in dem auch deutlich wird, wie viel Glück im Unglück Enaiat eigentlich hatte. Zum einen ist es eine realistische Erzählung, wie der Autor es eben erfahren hat, zum anderen herrscht deshalb aber keine negative Grundstimmung, denn durch seinen Humor und die Darstellung der positiven Seiten seiner Geschichte wird eine gute Balance hergestellt.

Die verwendete Sprache ist einfach gehalten, sodass man sich die Umgebung und die Gefühle des Autors gut vorstellen kann, aber immer noch ein sehr guter Lesefluss gegeben ist. Ich hatte das Gefühl, als würde Enaiat teilweise direkt vor mir sitzen und mir seine Geschichte und auch die von seiner Familie von Angesicht zu Angesicht erzählen, was das Lesen noch schöner und berührender gemacht hat.

Dieses Buch kann ich empfehlen, wenn man mehr Einblicke in das Leben einer aus Afghanistan stammenden Person erhalten möchte, die versucht, sich in Italien ein neues Leben aufzubauen.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Wow, was für ein Abschluss dieser spannenden Trilogie

Lodernde Schwingen
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Und weiter geht der Kampf um eine bessere Welt. Ein Kampf voller Gefahren, unerwarteten Ereignissen und schwierigen Entscheidungen.

Der Einstieg ist wieder super gewesen. Zunächst hat man einige Seiten, ...

Und weiter geht der Kampf um eine bessere Welt. Ein Kampf voller Gefahren, unerwarteten Ereignissen und schwierigen Entscheidungen.

Der Einstieg ist wieder super gewesen. Zunächst hat man einige Seiten, bis man wieder in der Geschichte drin ist und die Atmosphäre spürt und erhält dazu immer wieder kleine Hinweise auf die vergangenen Ereignisse, aber zugleich kommt schnell Spannung auf. Nicht lange, und die erste Gefahr, bei der man mit Alina und den anderen der Gruppe mitfiebert, droht.
Im weiteren Verlauf gibt es zwischendurch immer wieder kurze Phasen, in denen sich die Handlung verlangsamt, um als Leser alles verarbeiten zu können, aber Langeweile kommt nie auf – das Spannungslevel bleibt so gut wie die ganze Zeit hoch und wird an einigen Stellen sogar noch höher.

Es gibt einige Rückblicke beziehungsweise Gedanken an die Kindheit von Mal und Alina, was unter anderem die starke Bindung zwischen ihnen verdeutlicht, aber auch die Entwicklung der beiden und ihre Beziehungen zueinander zeigt. So erhalten wir noch einmal ein viel klareres Bild von den Charakteren und fiebern mit den beiden mit, dass sie ein Stück weit wieder wie früher miteinander umgehen und die aktuellen Differenzen und Hürden ausräumen können.

Auch an emotionalen Szenen mangelt es nicht, in denen man mit den Protagonisten, aber auch mit den anderen Charakteren mitfühlt. Und das bezieht sich nicht nur auf eine sich anbahnende Liebesgeschichte, sondern auch in vielerlei anderer Hinsicht wird es emotional. Insbesondere Alina, Mal und der Dunkle stehen im Vordergrund, aber auch die anderen scheinen alle eine Bedeutung zu haben und werden individuell dargestellt. Die Charaktergestaltung ist also mal wieder sehr schön gelungen.

Gegen Ende gibt es noch einmal eine große, unerwartete Wendung. Man kann sich auf überraschende Szenen und emotionale Momente freuen, bei denen man mit den Charakteren mitgefühlt hat und mit jeder Seite gehofft hat, dass es sich doch noch anders entwickelt. Es ist nervenaufreibend und spannend, aber zugleich auch wunderschön zu sehen, wie sehr einem die Charaktere ans Herz gewachsen sind.

Eine lange Reise geht zu Ende – auch dieser Band verspricht wieder schöne Lesestunden, aber zugleich ist es auch sehr traurig, Alina, Mal und all die anderen wieder verlassen zu müssen. Aber belohnt wird man wenigstens mit einem Ende, das man gut akzeptieren kann und das nicht allzu offen ist. Die ganze Trilogie kann ich euch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Herzzerreißend, aber auch wunderschön

Der Club der Lebensmutigen
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Marleen hat mir ihrer Vergangenheit zu kämpfen – zu schwer hat sie der Verlust eines geliebten Menschen getroffen und ihr die Freude am Leben genommen. Als sie dann von ihrer Psychologin zum „Club der ...

Marleen hat mir ihrer Vergangenheit zu kämpfen – zu schwer hat sie der Verlust eines geliebten Menschen getroffen und ihr die Freude am Leben genommen. Als sie dann von ihrer Psychologin zum „Club der Lebensmutigen“ geschickt wird, ist sie zunächst unsicher, was sie davon halten soll. Doch bald erkennt sie den wahren Wert dieses Clubs und lernt dort Hannes kennen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, doch eines belastet die Beziehung zwischen den beiden – Hannes´ Lebenstage sind gezählt.

Diese Geschichte ist sehr emotional. Durch die Thematik des Sterbens und der Hoffnung, die der „Club der Lebensmutigen“ den Mitgliedern sowie den Angehörigen vermitteln soll, gibt es viele herzzerreißende, aber auch unglaublich schöne Momente, die man als Leser miterleben darf. Auch, wenn der Ausgang der Geschichte nicht sonderlich überraschend wirken mag, so treffen das Ende und auch einzelne Ereignisse einen dennoch mit Wucht und überrumpeln einen. So kann man die ein oder andere Träne nicht wegblinzeln. Aber es ist keineswegs eine Geschichte, die einen emotional herunterzieht und zerbrochen zurücklässt. Vielmehr gibt es immer wieder kleine Lichtblicke und die Balance zwischen traurigen, bedrückenden, ernsten Szenen und hoffnungsvollen und lebensbejahenden Momenten ist gut gelungen.

Erzählt wird diese Geschichte in der dritten Person aus der Sicht von Marleen und Hannes. Dies wirkte auf mich zunächst etwas distanziert und ich hatte Schwierigkeiten, mit den beiden mitzufühlen, aber dies legte sich relativ schnell und die kleine Distanz war überwunden.
Auch, wenn der Fokus auf diesen beiden Protagonisten und deren Gefühle und Erlebnissen liegt, so werden trotzdem die Geschichten der anderen Charaktere miterzählt. Die Charaktergestaltung ist gelungen. Insbesondere Hannes scheint ein runder Charakter zu sein und auch Marleen wird nicht nur auf ihre Vergangenheit reduziert. Bei den Nebencharakteren kam es mir zum Teil so vor, dass es fast ausschließlich darum ging, ihren einen Wunsch darzulegen, aber auch diese haben eigene Eigenschaften verkörpert, sodass dies nicht groß gestört hat.

Das Erzähltempo ist passend. Es geht viel um Emotionen und dem Umgang mit diesen, aber dennoch hat man das Gefühl, dass es Handlung gibt, das heißt, dass etwas passiert und man sich nicht auf der Stelle dreht. Die Handlung ist zwar weitgehend gemächlich und die Entwicklungen, beispielsweise bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, geschieht langsam, aber dies wirkt authentisch und passend. Auch, wenn das Grundschema mit dem Wunsch und der Entwicklung der Charaktere sich innerhalb dieser Geschichte mehrfach wiederholt, so bleibt es doch abwechslungsreich und erwärmt beim Lesen das Herz, zu sehen, wie jedem eine Freude durch scheinbare Kleinigkeiten bereitet werden kann.

Es wurde sensibel mit den angesprochenen Themen umgegangen und kein Verhalten, insbesondere ausgelöst durch Trauer, wurde als falsch oder schwach dargestellt. Gut finde ich, dass hier keineswegs Mitleid erzeugt wurde, sondern stattdessen wurde darauf geachtet, Verständnis für das Handeln und die Entscheidungen zu erzeugen. Das hat das Gefühl vermittelt, dass diese Aspekte ernst genommen wurden und gezeigt, dass jeder Mensch anders ist und anders mit seinen Gefühlen umgeht, das dies aber vollkommen in Ordnung ist. Man muss nicht immer stark sein, erst recht nicht für andere, und es ist auch in Ordnung, Hilfe anzunehmen. Trotz Angst vor der Zukunft sollte man dennoch versuchen, den Moment zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben. Das mussten Marleen und Hannes lernen oder sich zumindest erst einmal eingestehen, und auf diesem Weg dürfen wir sie begleiten und dabei auch einiges über uns selbst und unseren Lebensansichten mitnehmen.

Es ist ein Buch, das einen bewegt, traurig macht, aber auch wieder zum Lächeln bringt.

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