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Veröffentlicht am 17.04.2018

Gelungener Auftakt zu einer neuen Krimireihe aus deutschen Landen!

Staustufe
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Als ein junges Mädchen bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet tot im Main aufgefunden wird, bekommen die beiden Kommissare Andreas Winter und seine Kollegin Hilal Aksoy den Fall zugewiesen. Winter ist nicht ...

Als ein junges Mädchen bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet tot im Main aufgefunden wird, bekommen die beiden Kommissare Andreas Winter und seine Kollegin Hilal Aksoy den Fall zugewiesen. Winter ist nicht gerade begeistert, dass er mit Aksoy zusammenarbeiten muss denn er geriet in jüngster Vergangenheit schon mehrmals mit ihr aneinander und sieht in ihr nur eine Kollegin, die übereifrig agiert, um möglichst schnell Karriere machen zu können. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden Polizisten auch auf das Ehepaar Eleni Serdaris und Nino Bennedetti, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Kann es sein, dass der Fall so schnell gelöst ist und einer von den beiden der Täter ist?

Doch dann tauchen weitere Tote auf. Wo ist der Zusammenhang zwischen den recht unterschiedlichen Personen. Schwierig gestaltet sich auch die Identifizierung der ersten Toten, denn sie hat allen, die sie kannten, nie ihren richtigen Namen mitgeteilt. Bewegung kommt in den Fall, als Aksoy eines Tages junge Leute aus dem Umfeld der Toten verhört. Eine der Mädchen ist Winters Tochter Sara, die auch Kontakt mit einem weiteren Main-Opfer hatte…

Ich habe mich in diesem Fall für eine knappere Inhaltsangabe entschieden, da ich nichts im Vorfeld verraten möchte, das die Spannung nehmen könnte. „Staustufe“ ist der erste Teil einer neuen Krimireihe um ein recht ungleiches Ermittlerduo. Während Winter den desillusionierten Kommissar mit Eheproblemen und einer schwierigen Tochter verkörpert, über den man in diesem Band schon einiges erfährt, bleibt die gewitzte, humorvolle und manchmal in ihrem Übereifer ein wenig übers Ziel hinausschießende Hilal Aksoy, noch ein wenig im Hintergrund bzw. man erfährt noch nicht allzu viel aus ihrem privaten Umfeld, was sich hoffentlich im zweiten Band noch ändern wird.

Trotz gewisser Reibungspunkte, raufen sich die beiden Ermittler schließlich zusammen um auf Mördersuche zu gehen und diese Suche gestaltet sich recht unterhaltsam und spannend- und vor allem, was noch wichtiger ist, sehr undurchsichtig. Man tappt als Leser lange Zeit im Dunkeln, wer ein Motiv hatte, das erste Opfer zu töten und inwieweit Winters Tochter in den Fall involviert ist. Zwar kam für mich wenig Lokalkolorit beim Lesen auf- (der Fall spielt in Frankfurt) doch das störte mich jedoch eigentlich nur am Rande, denn sowohl Ermittlungen, Konstruktion des Falles und auch die Einblicke in die Polizeiarbeit sind interessant umgesetzt. Kommissar Winter ist vielleicht kein Protagonist, den man schnell mögen wird; er hat sicherlich diverse Ecken und Kanten, doch er weist definitiv Potential auf. Hilal Aksoy dagegen fand ich auf Anhieb sympathisch gestrickt und ich denke, es werden in eventuellen Nachfolgebänden sicherlich noch ordentlich die Fetzen zwischen ihr und Winter fliegen.

Eine der Nebenfiguren, Sonja Manteufel, hat es mir allerdings besonders angetan- eine übergewichtige, einsame Frau, die sich nachdem sie von ihrem Mann für eine andere verlassen wurde, eigentlich schon aufgegeben hatte und nun ebenfalls heimlich Ermittlungen anstellt, um Eleni Serdaris zu helfen und dabei über sich hinaus wächst.

Kurz gefasst: Gelungener Auftakt zu einer neuen Krimireihe aus deutschen Landen!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Leider ein Historienschmöker, der meinen persönlichen Geschmack nicht treffen konnte und sich für mich als recht langatmige Angelegenheit beim Lesen herausstellte.

Der Sommer der Freiheit
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Selma hat einen sehr großzügigen Verlobten namens Gero. Als dieser zum geplanten Familienurlaub in Baden-Baden unabkömmlich ist, schickt er Selma stattdessen sein neues Automobil, damit seine Verlobte ...

Selma hat einen sehr großzügigen Verlobten namens Gero. Als dieser zum geplanten Familienurlaub in Baden-Baden unabkömmlich ist, schickt er Selma stattdessen sein neues Automobil, damit seine Verlobte in dessen Abwesenheit die Gegend erkunden kann. Selmas Ankündigung heimlich eine Fahrerlaubnis für Automobile erworben zu haben, in dem sie kurz zuvor eine Prüfung ablegte, stößt auf recht gemischte Gefühle innerhalb der Familie. Während Selmas jüngerer Bruder Grischa überaus begeistert ist von der Aussicht Ausflüge machen zu können, bevor er in Bälde eine Ausbildung bei einer Fliegertruppe als Pilot antreten wird, äußert Selmas Mutter Hedda ihren Unmut über das unweibliche Gebaren ihrer Tochter. Doch Selmas Abenteuerlust ist ungebrochen und so begibt es sich, dass sie während einer gemeinsamen Spritztour mit ihrem Bruder, plötzlich eine Autopanne hat.
Glück im Unglück- die Familie Weißkirchner aus Metz, ein Vater-Tochter Gespann, ist ebenfalls unterwegs und es gelingt der Tochter, Constanze, handwerklich sehr begabt, dann auch recht schnell, die Panne zu beheben, so dass die Fahrt weitergehen kann.

So kommt es, dass sich die Familien Weißkirchner und Rosenbaum miteinander anfreunden. Im Laufe des Sommers in Baden-Baden teilt Constanze dazu ihr Geschick in Bezug auf das Reparieren von Automobilen mit dem neugierigen Geschwisterpaar und genießt es in vollen Zügen, dass ihr so viel familiäre Wärme und Freundschaft entgegengebracht wird.
Dennoch, als Selma bei einem ihrer gemeinsamen Ausflüge ihre Bekanntschaft mit dem französischen Fotografen Robert vertieft und ungeniert mit ihm flirtet, reagiert Constanze etwas befremdet, schließlich weiß sie von Selmas Verlobung mit Gero. Außerdem durchfahren sie ebenfalls widerstrebende Gefühle, wenn Selma ihr nahe kommt. Die Freundschaft der beiden Frauen mit dem jungen Franzosen bleibt auch noch nach dem Urlaub in Baden-Baden bestehen. Doch Selma fühlt sich immer noch trotz ihrer Verlobung und intimen Beziehung zu Gero zu Robert hingezogen. Als Robert und Selma ihren Gefühlen nachgeben, wird die junge Frau kurz darauf schwanger. Was soll sie nun tun?

Da das Thema rund um den 1. Weltkrieg, durch Erzählungen und Familiengeschichten einem im Grunde noch etwas näher ist und ich bislang noch keine historischen Romane aus dieser Zeitepoche las und mich auch der Klappentext des Buches neugierig auf dessen Inhalt machte, entschied ich mich, zu diesem aktuellen Roman von Heidi Rehn zu greifen. Zudem hatte ich vor einiger Zeit schon mal ein anderes Buch der Autorin gelesen. (Die Wundärztin) Einer meiner Kritikpunkte zur „Wundärztin“ war damals, dass mir persönlich mehr historisches Flair fehlte. Und auch bei dem Roman „Der Sommer der Freiheit“ erging es mir leider genauso. Sieht man einmal davon ab, dass eingangs erwähnt wird, in welcher Zeitepoche der Roman spielt und dass die Autorin Beschreibungen typischer Kleidungsstile, anhand von üblichen Designernamen einstreut und hier und dort recht nüchtern für meinen Geschmack Erfindungen der Zeit im Stile eines Lexikons einbringt, könnte die Geschichte im Grunde rein vom Verhalten der Protagonisten auch in anderen (jüngeren) Zeitepochen angesiedelt sein. Zugegeben, die Suffragettenbewegung hatte bereits begonnen und in vielen Frauen sehnten sich nicht nur nach mehr Freiheit und dem Wahlrecht, aber die sexuelle Revolution entstand doch viel später, in den sogenannten „Goldenen Zwanzigern“, so weit ich weiß.

Davon abgesehen machte es mir die Heldin des Romans nicht unbedingt sympathischer, dass sie lediglich ihre Lust im Kopf hat und scheinbar keinen Gedanken an Treue verschwendet. Abgesehen von der eingestreuten „harmlosen“ Dreiecksgeschichte zwischen Selma, Robert und Constanze, gerät die Heldin dann zudem ausgerechnet an einen Mann, dessen sexuelle Orientierung eine andere ist? Also für meinen Geschmack war das leider zu dick aufgetragen und auch die übertrieben schwülstigen Liebesbekundungen Geros in seinen Liebesbriefen an die Heldin waren mir dann wirklich zu viel des Guten, weil sie somit leider ins Unglaubwürdige abdrifteten.
Überhaupt hatte ich diesmal große Probleme damit, überhaupt in die Geschichte zu finden, was größtenteils daran lag, dass ich fand, dass die Autorin dazu neigt, dem Leser vieles bildhaft und recht ausufernd zu erklären, anstatt Handlungen allein aus der Situation heraus wirken zu lassen, was mir besonders zu Anfang der Geschichte sehr auffiel.

Und auch die Dialoge die die Akteure miteinander austauschen, kamen für meinen Geschmack leider nicht über typischen Small Talk hinaus, der in Verbindung mit den zahlreichen Ausflügen die die beiden Frauen im ersten Drittel des Buches machen, einfach zu harmlos und nichts sagend, beinahe ermüdend auf mich wirkte. Manches wirkte dazu in meinen Augen auch sehr gestelzt formuliert. Auch wenn ich durchaus ein Freund zeitgemäß angepasster Ausdrucksweise bin und Historienromane in denen sich die Protagonisten zu modern ausdrücken, nach Möglichkeit meide, beschlich mich beim Lesen der Dialoge in „Der Sommer der Freiheit“ leider zu oft das Gefühl, dass selbst Menschen der gehobenen Gesellschaftsschicht sich damals nicht so dermaßen gespreizt und förmlich ausgedrückt haben, wie es zwischenzeitlich hier der Fall war. Gerade „junge Leute“ unter sich, werden niemals solche gekünstelt wirkende Unterhaltungen miteinander geführt haben. Vor allem nicht, wenn sie miteinander befreundet waren, denke ich.

Immerhin zieht der Spannungsbogen dann im letzten Drittel des Romans noch ein wenig an, konnte meine hohe Erwartungshaltung die ich im Vorfeld hatte, jedoch leider nicht erfüllen. Da auch die Romanfiguren leider für meinen Geschmack nicht facettenreicher gestrickt waren und Selma sich dazu auch noch als ziemlich unsympathische, altkluge und wankelmütige Protagonistin entpuppte, hatte ich große Probleme damit, beim Lesen überhaupt am Ball zu bleiben, was mir sehr leid tut, da die Autorin bestimmt sehr viel Recherchearbeit und Herzblut in ihren Roman gesteckt hat.

Kurz gefasst: Leider ein Historienschmöker, der meinen persönlichen Geschmack nicht treffen konnte und sich für mich als recht langatmige Angelegenheit beim Lesen herausstellte.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Als Fan von historischen Romanen fehlte mir ein wenig das historische Flair, dafür wurde ich aber mit einer interessanten Geschichte entschädigt.

Die Wundärztin
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Magdalena und Erics Wege kreuzen sich das erste Mal, als beide noch Heranwachsende sind. Nach einem verheerenden Brand, verliert Eric sowohl Haus und Hof als auch seine Familie und ist auf sich allein ...

Magdalena und Erics Wege kreuzen sich das erste Mal, als beide noch Heranwachsende sind. Nach einem verheerenden Brand, verliert Eric sowohl Haus und Hof als auch seine Familie und ist auf sich allein gestellt. Währenddessen irrt das kleine Mädchen Magdalena, nach einem Streit mit ihrer mutterlosen Cousine durch die brennende Stadt und wird von Eric gerettet und nach Hause gebracht.
Doch statt ihm für seine selbstlose Hilfe zu danken, reagiert Magdalenas Vater Eric gegenüber sehr ablehnend. Den Grund dafür verrät er seiner Tochter erst Jahre später, als Magdalena und Eric bereits heimlich ein Liebespaar sind.

Er ist gegen die Beziehung zwischen den Beiden was Magdalena und Eric in eine verzweifelte Situation bringt. Eines Tages verschwindet Eric plötzlich und die Wundärztin Magdalena, ist bereits schwanger. Die Wege des Liebespaares kreuzen sich aber erneut, als Eric, schwer verwundet auf einem Schlachtfeld vor ihr liegt und nur sie ihn heilen kann. Doch es scheint, als ob ihrer Liebe keine Zukunft beschienen ist, denn Eric soll nach seiner Genesung hingerichtet werden...

Die Autorin hat sich für ihren aktuellen Roman für die Zeit des dreißigjährigen Krieges entschieden- eine Epoche, die bisher recht selten als Hintergrund für einen historischen Unterhaltungsroman diente und somit ein noch erfrischend unverbrauchtes Thema ist.

Die Heldin des Buches ist eine charismatische, junge Frau, die zusammen mit Vater, Mutter und ihrer mutterlosen, intriganten Cousine zunächst als Söldnertochter und später als Wundärztin mit dem kurfürstlich bayrischen Heerestrosses durch Deutschland zieht.

Schon immer wurde Magdalenas Cousine Elsbeth von ihrer Mutter vorgezogen, doch da Magdalena eine starke Persönlichkeit ist, geht sie trotzdem ihren Weg und beharrt auch darauf, mit Eric zusammenbleiben zu wollen. Weil Erics Vater einst der Erzfeind von Magdalenas Vater war, türmen sich die Probleme bald meterhoch auf zwischen den Liebenden und Heidi Rehn schafft im Laufe der Geschichte weiterhin jede Menge Konfliktpotential, als Eric schließlich in Lebensgefahr gerät. So bleibt die Spannung bis zum Schluss gewahrt und auch der unterhaltsame eingängige Schreibstil macht diesen historischen Roman zu einem lesenswerten Erlebnis.

Die historischen Begebenheiten dieser Zeit werden zwar mit eingeflochten, allerdings steht im Vordergrund definitiv die Liebesgeschichte zwischen Eric und Magdalena.

Dieser Roman dürfte eher etwas für die Leser sein, die sich gerne von einer romantischen Liebesgeschichte und spannender Rahmenhandlung unterhalten lassen möchten, aber weniger wert auf akribisch authentische Beschreibungen von Schlachten etc. legen.

Als Fan von historischen Romanen fehlte mir ein wenig das historische Flair, dafür wurde ich aber mit einer interessanten Geschichte entschädigt.

Veröffentlicht am 17.04.2018

"Contemporary mit Tiefgang - amüsant, „very british“ und unterhaltsam!"

Liebe macht dämlich
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Nach einigen Jahren mit Martin stellt Caroline kurz vor ihrer Heirat fest, dass sie Martin nicht so liebt, wie sie es als zukünftige Braut tun müsste. So fasst sie schweren Herzens; denn sie hat durchaus ...

Nach einigen Jahren mit Martin stellt Caroline kurz vor ihrer Heirat fest, dass sie Martin nicht so liebt, wie sie es als zukünftige Braut tun müsste. So fasst sie schweren Herzens; denn sie hat durchaus noch tiefe freundschaftliche Gefühle für ihn, den Entschluss, sich von ihm zu trennen. Knapp ein Jahr später ist Caroline immer noch Single und hat, auch wenn sie zwischenzeitlich einige Männer kennen lernte, immer noch nicht den richtigen Mann fürs Leben gefunden. Ein potentieller Anwärter darauf könnte aber durchaus Tony sein. Ein Arbeitskollege, mit dem sie nicht nur in Sachen Humor auf derselben Wellenlänge liegt. Doch der Haken an der Sache ist, dass Tony verheiratet ist.

Obwohl Caroline immer wieder von Gewissensbissen geplagt wird; auch wenn Tony ihr erzählt, dass er nicht mehr glücklich mit seiner Frau wäre, kann sie sich nicht von ihm trennen- zu gut ist der Sex zwischen ihr und ihrem Kollegen.
Als jedoch Carolines Halbschwester im Teenageralter bei ihr auftaucht und sich in ihrer Wohnung einquartiert, hat Caroline alle Hände voll zu tun, denn Alexis/ „Lexi“ hat nicht nur eigene Probleme, sondern soll auch unter keinen Umständen erfahren, dass Caroline eine Affäre mit Tony hat. Alexis findet sehr schnell einen Job in einem Antiquitätenladen bei Wayne, einem Mann der die Weisheit laut Alexis gepachtet hat- sehr zu Caroline Leidwesen, traktiert Alexis sie ständig mit Waynes Aussagen zu allen Lebenslagen. Doch als Caroline Wayne dann schließlich kennen lernt, stellt sie fest, dass der Händler durchaus smart und attraktiv ist. Aber wieso begrabscht er nur wenig später nach einem romantischen Zusammensein auf Waynes Boot Carolines Schwester?

„Liebe macht dämlich“ lässt sich zunächst ein wenig an wie „Bridget Jones“, die Romanfigur bzw. die Romanreihe von Helen Fielding; auch in diesem Roman bekommt es der Leser mit einer Frau zu tun , die auf der Suche nach ihrer großen Liebe ist, bis dahin jedoch noch einiges zu lernen hat. Und auch die Figur des Tony erinnert stark an Bridget Jones Chef, den Frauenhelden Daniel Clever, was dessen Humor und Charakter angeht. Nichtsdestotrotz entwickelt „Liebe macht dämlich“ sich zu einem Contemporary, der mehr Tiefgang besitzt.

Caroline ist eine Frau die viele charakterliche Facetten besitzt und die es dem Leser zunächst nicht einfach macht, sie umgehend in sein Leserherz zu schließen. Sie ist auf der einen Seite die folgsame Tochter ihrer Eltern- hat im Laufe der Jahre jedoch gelernt, die Schwächen ihrer geschiedenen Eltern auszublenden oder dem Ärger einfach aus dem Wege zu gehen und ist auch beruflich äußerst erfolgreich. Zu ihrer Halbschwester hat sie am Anfang des Romans ein eher gespaltenes Verhältnis. Während Alexis Caroline als ältere Schwester insgeheim vergöttert, hat Caroline immer noch mit kleinen Eifersuchtsattacken zu kämpfen und ist zunächst genervt, dass ihre Schwester für einige Zeit bei ihr einzieht und ihr geordnetes Leben durcheinander wirbelt.

Sehr schön beschrieben fand ich es, wie die Autorin das langsame Annähern der Schwestern schildert und wie beide schließlich lernen einander zu vertrauen. (wobei Alexis in dieser Hinsicht ein wenig fixer ist, als Caroline). Dies ist eigentlich der Hauptaspekt in diesem Roman. Dass Caroline in diesem Roman auch ihre große Liebe findet, spielt eher eine untergeordnete Rolle, jedoch gefiel es mir sehr gut, dass die Romanheldin erst nachdem sie sich im Klaren darüber geworden ist, was sie wirklich will und ihre Einstellungen überdenkt, merkt, wer ihre wahre Liebe ist.

Trotz der tiefgründigen Grundstory geht es aber nicht allzu ernst in dem Roman zu. Besonders Tony (Stichwort Buchclub) und die quirlig sympathische Alexis sorgen für einige witzige Momente, die mir oftmals ein breites Grinsen entlockt haben. Dennoch, obwohl sich der Roman sehr gut lesen lässt, die Geschichte interessant ist und auch die Autorin einen sehr eingängigen, guten Schreibstil an den Tag legt; so manches Mal ertappte ich mich dabei, dass ich manche Handlungen der Hauptfigur nicht nachvollziehen konnte und sie auf mich über weite Strecken der Geschichte einfach unsympathisch wirkte. Aber zur Ehrenrettung von Caroline sollte an dieser Stelle gesagt werden, dass die Heldin dieses Romans im Laufe der Zeit gottlob dazu lernt.

Kurz gefasst: "Contemporary mit Tiefgang - amüsant, „very british“ und unterhaltsam!"

Veröffentlicht am 17.04.2018

Atmosphärisch dichter, spannender und informativer historischer Roman über eine starke Frau, die sich in der Männerwelt zu behaupten weiß!

Die Seidenbaronin
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Paulina lebt mit ihrer schwermütigen Mutter, bei deren Familie; allerdings unter recht ärmlichen Verhältnissen, seit mehrere Skandale den Ruf der Dornfelds erschütterten, der sie schließlich aller höfischen ...

Paulina lebt mit ihrer schwermütigen Mutter, bei deren Familie; allerdings unter recht ärmlichen Verhältnissen, seit mehrere Skandale den Ruf der Dornfelds erschütterten, der sie schließlich aller höfischen Privilegien beraubte. Auch Paulinas Mutter trug einst zum höfischen Gerede bei, als sei bei Nacht und Nebel zusammen mit ihrer Tochter den Gatten und Vater von Paulina verließ. Doch über das „Warum“ schweigen sich die Dornfelds eisern aus. Eines Tages kündigt sich hoher Besuch an. Paulinas Großtante, die Gräfin Bahro benötigt für einen gesellschaftlichen Anlass eine Ehrendame und möchte Paulina mitnehmen. Das junge Mädchen ist heilfroh über die Abwechslung und sagt mit Freuden zu.

Doch Paulinas Angewohnheit sich von keinem unterbuttern zu lassen und immer das zu sagen, was sie denkt, führt auf der Gesellschaft fast zu einem Eklat. Umso erstaunter ist die Gräfin Bahro, als sie erfährt, dass Paulina auserkoren wurde, eine der Hofdamen der Enkelin von Prinzessin Marie von Darmstadt, Prinzessin Therese, zu werden. Zunächst ist Paulinas Aufstieg bei Hofe fast kometenhaft zu nennen, doch dann lernt sie eines Tages Christian von Bahro kennen und verliebt sich in ihn. Aber sein Vater ist gegen eine Verbindung zwischen ihnen, da seine Erinnerung an das skandalöse Verhalten von Paulinas Mutter noch recht frisch ist und er für seinen Sohn eine bessere Partie plant.
Um Christian persönlich zu treffen setzt Paulina alles auf eine Karte, reist trotz der Tatsache, dass Prinzessin Therese sie bei Hofe behalten möchte, ab, und bringt sich schließlich durch ihr überstürztes Verhalten in große Bedrängnis. Ihre einzige noch verbliebene Option ist es, zum Anwesen ihres Vaters zu reisen. Ihr Vater nimmt sie jedoch nicht gerade mit offenen Armen auf, zudem ist das komplette Anwesen heruntergewirtschaftet und so bleibt ihr am Ende nichts anderes übrig, als den Heiratsantrag eines Bürgerlichen anzunehmen.

Pierre von Ostry ist der Sohn eines Crefelder Seidenfabrikanten, zwar von attraktivem Äußeren, doch auch mit einer Verschwendungssucht gesegnet, die Paulina verachtet. Während Pierre und sie eine Vernunftehe führen, wobei Pierre sehr oft außer Haus weilt, versucht Paulina in den folgenden, schwierigen Zeiten alles Menschenmögliche, um das Geschäft ihres Schwiegervaters zu retten. Und das ist gar nicht so einfach, als die Franzosen die Stadt besetzen. Doch Paulina wäre nicht Paulina, wenn sie nicht mit List, Tücke und starken Willen ihren Weg machen würde. Nur einer fehlt ihr zum Glück- Christian. Wird sie ihn jemals wieder sehen?

„Die Seidenbaronin“, ein historischer Roman der Autorin Martina Rauen, entpuppte sich für mich als ein absoluter Glücksgriff, denn ehrlich gesagt hatte ich mir zwar eine unterhaltsame Geschichte erhofft, doch dass diese am Ende so atmosphärisch dicht und vor allem durch eine so geschliffene, zeitgemäße Wortwahl glänzte, hätte ich nicht bei einem Debütroman erwartet. Die Geschichte um eine junge Frau, die zwar von mehreren Schicksalsschlägen heimgesucht wird, aber niemals aufgibt und ihren Weg macht, umfasst eine Zeitspanne von 27 Jahren, in denen die wichtigsten Ereignisse im Leben von Paulina und ihr Werdegang festgehalten werden.

Obwohl die Autorin einiges an geschichtlichem Hintergrund in die Story einflicht, wird es dennoch niemals langweilig, denn sie vermag historische Ereignisse sehr illustrativ und interessant für den Leser zu beschreiben. Spannend zu erfahren, war für mich auch die Information, dass die Stadt (C)Krefeld bereits vor Napoleons Aufstieg schon einmal von Franzosen besetzt war. Nämlich während der, auf die Französische Revolution folgenden Koalitionskriege im Jahre 1792, durch Revolutionstruppen unter General La Marliére. Die Franzosen verlangten 300.000 holländischen Gulden als Kriegskontribution, die die Stadt nicht auf einmal aufbringen konnte, was dazu führte, dass Mitglieder der einflussreichsten Familien so lange als Geiseln genommen wurden, bis diese Summe aufgebracht werden konnte. Man spürt beim Lesen des Romans, dass die Autorin sehr viel Hintergrundrecherche betrieben haben muss, dennoch halten sich Unterhaltungsfaktor und abwechslungsreiche Geschichtsstunde stets die Waage.

Die Romanheldin ist eine Heldin wie ich sie mag- sie ist stark, mutig und klug und lässt sich nicht von den Herren der Schöpfung den Schneid abkaufen; dennoch agierte sie mir ein ums andere Mal etwas zu aufmüpfig, wie es eine Dame ihrer Zeit wohl niemals gewagt hätte. Zudem ist sie nicht unbedingt eine liebeswürdige Heldin. Sie sieht schon immer klar ihren Vorteil und man kann sie nicht unbedingt als gefühlsduselig bezeichnen. Aber diese Art und Weise verleihen der weiblichen Hauptfigur dieses Romans dafür mehr Ecken und Kanten und vor allem Glaubwürdigkeit.

Lediglich einen Kritikpunkt habe ich anzubringen: Sicher, in einem historischen Roman steht die Liebesgeschichte, falls denn eine vorhanden ist, nicht unbedingt im Mittelpunkt des Geschehens. Da es in „Die Seidenbaronin“ dennoch am Rande auch um Paulinas und Christians Liebesglück ging, vermisste ich während der gemeinsamen Dialoge die beide hatten und die Zeit die sie miteinander verbrachten, ein wenig mehr Knistern und Tiefe. Während die Autorin der charakterlichen Darstellung ihrer Romanheldin sehr viel Aufmerksamkeit widmete, blieb die männliche Figur Christian, ein wenig blass und war für meinen Geschmack nicht charismatisch genug, als dass man Paulinas Faszination für ihn hätte nachvollziehen können. Allerdings fällt dieser angesprochene Punkt kaum ins Gewicht, denn ansonsten gehört „Die Seidenbaronin“ bislang zu den besten historischen Romanen die im deutschen Raum spielen, die ich je las.

Kurz gefasst: Atmosphärisch dichter, spannender und informativer historischer Roman über eine starke Frau, die sich in der Männerwelt zu behaupten weiß!