Die Mittwochsliga lässt bitten...
Der Kuss im KristallAls sie ihre Tante Henrietta ermordet auffindet, ist Alethea entsetzt. Henrietta hatte sich, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, inkognito als Wahrsagerin unter dem Pseudonym "Madame Zoe" verdingt ...
Als sie ihre Tante Henrietta ermordet auffindet, ist Alethea entsetzt. Henrietta hatte sich, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, inkognito als Wahrsagerin unter dem Pseudonym "Madame Zoe" verdingt und bevorzugt zahlungskräftigen Mitgliedern des "ton" die Zukunft vorausgesagt. Doch wenigstens einer Person muss sie dabei in die Quere gekommen sein- etwa weil sie zu viel wusste?
Alethea und ihre Freundinnen genannt "die Mittwochsliga" beratschlagen was zu tun ist und kommen schließlich zum dem Schluss den Mord an Henrietta wenigstens zwei Wochen geheim zu halten. So viel Zeit braucht Alethea um an Henriettas Stelle in die Rolle der Madame Zoe zu schlüpfen, um den Mörder aus der Reserve zu locken.
Doch die Zeit läuft gegen sie und außer dem Earl of Glenross scheint keiner ein Motiv gehabt zu haben, ihre Tante zu töten. Erschwerend kommt dazu, dass der Earl Knöpfe und Gegenstände mit dem Wappentier der Glenrosses trägt- dem Raben. Genau solche, wie bei den weiteren Opfern am Tatort gefunden werden, da der Mörder sich anscheinend nicht mit einer ruchlosen Tat zufrieden geben kann. Trotzdem fühlt sich Alethea magisch von dem Earl angezogen, sie will nicht an seine Schuld glauben und bewundert ihn für sein starkes Auftreten, obwohl er in jüngster Vergangenheit schreckliche Folterungen in einem orientalischen Gefängnis erdulden musste.
Als auch ein Mordanschlag auf sie verübt wird, ist der Earl ihr Retter in letzter Minute. Da Alethea verschleiert ist, ahnt er jedoch nicht, dass "Madame Zoe", die Wahrsagerin ist, die er für den Tod seiner Frau und seines Sohnes verantwortlich macht und Alethea, die Frau die er begehrt ein und dieselbe Person sind...
Der aktuelle Historical von Gail Ranstrom ist zwar auf einer Seite ein unterhaltsamer, prickelnder Liebesroman, (sehr ansprechende, sexy Liebeszenen) wartet aber zudem auch mit einigen Krimielementen auf und dürfte so auch die Leser ansprechen, die ein wenig Spannung in ihrer Lektüre mögen.
Schade fand ich es ein wenig, dass zunächst der dritte Teil der Reihe übersetzt wurde- allerdings muss ich zugeben, dass man für diesen Roman keinerlei Vorwissen benötigt. Zwar kommen die weiblichen Hauptakteure der Vorgängerbände hier zu Beginn des Romans vor, haben aber keinen Einfluss auf die weitere Handlung und auch werden ihre Geschichten zu keiner Zeit zur Sprache gebracht. Wer die "Merry Widows" Reihe von Candice Hern verfolgt und für gut befunden hat, dürfte auch bei Gail Ranstroms Büchern richtig liegen. Ich fand ihren Schreibstil vergleichbar.
Die Ausgangssituation des Romans fand ich interessant- so will Lady Alethea den Mörder ihrer Tante finden und stellt sich für wenige Wochen somit selbst als Köder da. Dabei geht sie sehr vorsichtig zu Werke und setzt sich keinen unnötigen Gefahren aus, sieht man einmal davon ab, dass sie den Platz ihrer toten Tante einnimmt.
Sie ist nach dem Tod ihrer Eltern das Familienoberhaupt und demnach trägt sie auch einige Sorgen um das Wohlergehen ihrer Geschwister mit sich herum. Sie ist verantwortungsvoll, vernünftig und intelligent.
Der Held des Romans, Rob MacHugh ist ein "tortured hero". Zum einen will er Rache an der Frau, die er dafür verantwortlich macht, Schuld am Tod seiner Frau und seines Sohnes zu sein und zum anderen trägt er sowohl seelische als auch körperliche Narben, die ihm in einem Gefängnis zugefügt wurden. Trotzdem gelingt es Alethea ihn zu bezaubern- er schätzt ihre ungekünstelte offene Art und ich wiederum mochte ihre gemeinsamen Dialoge sehr, bei denen es ordentlich knisterte.
Nach meinem Geschmack zieht der Held sein "Rachefeldzug" eine Spur zu beharrlich durch- vielleicht überwindet er dagegen seine körperliche und seelische Pein ein wenig zu schnell um glaubhaft zu wirken. Außerdem stand er eine Spur zu lange auf der Leitung, bis er endlich begriff, dass Alethea nicht die "Madame Zoe" war, die seiner Frau die Zukunft weisgesagt hat- sieht man davon aber einmal ab, bietet der Roman jedoch unterhaltsame Lesestunden und ich würde mich freuen, wenn noch weitere Teile der "Mittwochsliga" übersetzt würden.