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Veröffentlicht am 12.03.2018

Die Romanfiguren haben zu wenig Dialoge, so bleiben sie blass und durch die etwas abstrakt gehaltene Erzählung wirkt dieser Roman eher wie eine nüchterne Nacherzählung, oder eine Biografie und nicht wie ein historischer Roman, der von seinen Romanfiguren

Im Dienste der Königin
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Als Marie de Rohan von ihrem Vater den Befehl bekommt, sie solle einen Günstling des französischen Königs ehelichen, der, so munkelt man hinter vorgehaltener Hand auch der Geliebte des Monarchen sei, versucht ...

Als Marie de Rohan von ihrem Vater den Befehl bekommt, sie solle einen Günstling des französischen Königs ehelichen, der, so munkelt man hinter vorgehaltener Hand auch der Geliebte des Monarchen sei, versucht sie sich zunächst diesem Befehl zu entziehen.

Doch sie hat kaum eine Chance- den einzigen Wunsch den Maries entschlossener Vater ihr zugesteht ist der, dass sie ihre Halbschwester Celeste, von Geburt an körperlich entstellt, mit nach Paris nehmen darf.
Marie stimmt zu und ihre Ankunft in Paris gestaltet sich überaus glorios. Ihr zukünftiger Gemahl zeigt sich überaus entzückt von ihrem wunderschönen Äußeren und ihrer Intelligenz.

Obwohl ihn, der sonst nur das männliche Geschlecht bevorzugt, in der Hochzeitsnacht zunächst leise Zweifel beschleichen, lässt er sich doch von der leidenschaftlichen Marie mitreißen und so kommt es, dass beide auch auf sexueller Ebene perfekt miteinander harmonieren.

Als Marie jedoch dem König vorgestellt wird, ist auch dieser Feuer und Flamme für sie und befehligt von nun an sowohl Marie als auch Charles ihren Ehemann in sein Gemach und Bett zu einer zunächst für alle Beteiligten befriedigenden Menage a trois.

Im Laufe der Zeit lernt Marie aber auch die Schattenseiten des Monarchen kennen und verachtet ihn im Grunde ihres Herzens für sein ablehnendes und kränkendes Verhalten seiner Königin, Anna von Österreich gegenüber.

Marie bittet den König um die Gunst, Annas erste Hofdame zu werden und das Unglaubliche geschieht. Beide Frauen werden Freundinnen und enge Vertraute an einem Hof an dem es vor Verschwörungen und Intrigenspielchen von Günstlingen und Neidern derer nur so wimmelt.

Während Marie in vollen Zügen leidenschaftliche Liebesnächte mit ihrem Mann genießt und ihm auch Kinder gebiert, bleibt Annas Ehe nach mehreren Fehlgeburten zunächst kinderlos, was vom König durch Missachtung und bösen Worten bestraft wird.

Annas Leben gestaltet sich zunehmend schwieriger und trostloser, auf der einen Seite steht ihr Gemahl, der sie nach Strich und Faden mit anderen Männern betrügt und auf der anderen Seite die Königsmutter und der aufstrebende aber kalte und gefährliche Kardinal Richelieu, der hinter jeder Geste, jeder Tat Annas, Verrat gegen die Krone wittert.

Einzige Lichtblicke sind da nur George Villiers, der Herzog von Buckingham der eines Tages an den französischen Hof kommt und sich unsterblich in Anna verliebt und die enge Freundschaft die sie mit Marie verbindet...

„Im Dienste der Königin“ ist ein historischer Roman der über eine berühmte Habsburgerin der Geschichte erzählt- der Königin von Frankreich und Gemahlin König Ludwig XIII., Anna von Österreich.

Karla Weigand hat sehr viele geschichtliche Informationen und Hintergründe für diesen Roman recherchiert

um das Leben dieser tapferen und im Kern sehr starken Frau unterhaltsam zu porträtieren.
Eine weitere, sehr wichtige, interessante Romanfigur dieses Romans ist Marie de Rohan- Montbazon, Duchesse de Chevreuse.

Der Hauptfokus des Romans basiert auf der innigen Freundschaft zwischen der strahlenden Mätresse des Königs und seiner Ehefrau und Königin.

Zwar sorgen Karla Weigands ausgezeichneter Schreibstil und die vielen interessanten Infos über die damalige Zeit für einigen Unterhaltungswert, jedoch hat dieser Roman meiner Meinung nach einen großen Makel, der eine Bestbewertung meinerseits verhindert.

Die Romanfiguren haben zu wenig Dialoge, so bleiben sie blass und durch die etwas abstrakt gehaltene Erzählung wirkt dieser Roman eher wie eine nüchterne Nacherzählung, oder eine Biografie und nicht wie ein historischer Roman, der von seinen Romanfiguren und ihren Handlungen vorangetrieben wird.

Natürlich sollte ein Roman über Persönlichkeiten die wirklich existiert haben nicht allzu sehr ausgeschmückt werden durch Vermutungen was den Charakter der Protagonisten angeht, jedoch wäre es für diesen Roman förderlich gewesen, wenn die Autorin ihren Romanfiguren, mehr Raum zur Entfaltung gegeben, bzw. den Leser auch Einsicht in die innere Gedankenwelt ihrer Protagonisten gewährt hätte.

Noch eine kurze Bemerkung zur Covergestaltung. Wie ich finde ist sie sehr gelungen und geschmackvoll in Szene gesetzt und ich würde mir mehr Romane mit solch einer ansprechenden Optik wünschen.

Veröffentlicht am 12.03.2018

he“ überzeugt auf ganzer Linie. Wunderschöne Love Story mit Tiefgang…

Between the Lines: Wie du mich liebst
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Nachdem nun der gemeinsame Film, in dem Emma, Graham, Reid und Brooke mitgewirkt haben, abgedreht ist, rollt langsam die PR Maschinerie an. Und so muss Emma, wohl oder übel diverse Pressetermine zusammen ...

Nachdem nun der gemeinsame Film, in dem Emma, Graham, Reid und Brooke mitgewirkt haben, abgedreht ist, rollt langsam die PR Maschinerie an. Und so muss Emma, wohl oder übel diverse Pressetermine zusammen mit Reid wahrnehmen, der insgeheim immer noch eine Chance wittert, Emma zurückzugewinnen. Denn Reid hat einen Pakt mit seiner Ex-Freundin Brooke geschlossen, der Emmas und Grahams neue Beziehung ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Brooke will Graham für sich gewinnen. Ihr reicht die platonische Freundschaft mit Graham nämlich nicht aus. Und so lässt sie sich einige intrigante Spielchen einfallen, die Graham und Emma wieder auseinander bringen sollen. Reid kommt Brookes Willen nur allzu recht, doch wie sehr will er Emma wirklich zurück? Ist Emmas und Grahams frische Beziehung bereits eng genug, um sämtliche Schwierigkeiten überstehen zu können? Und wie sieht es mit gegenseitigem Vertrauen aus? Diesen wichtigen Fragen muss sich das Paar wohl oder übel stellen…

Nach dem im 1. Teil der „Between The Lines“ Reihe, Emma und Graham zusammenfanden, liegt der Hauptschwerpunkt des 2. Teils nun auf der Festigung ihrer Beziehung, mit allen Schwierigkeiten, die sich aus einer Fernbeziehung nur ergeben können. Und natürlich sind auch Reid und Brooke wieder mit von der Partie, die gezielt versuchen, Emmas und Grahams junge Liebe zu zerstören.

Etwas ist jedoch diesmal anders, als im ersten Teil der Reihe. Die Autorin lässt den Leser nun auch mehr an den persönlichen Hintergründen der Haupt- und Nebenfiguren teilhaben, so dass man deren Motive besser verstehen kann, was mir sehr gut gefiel. Zugegeben, Brooke und Reid werden wohl keinerlei Preise in Bezug auf ihre Sympathiewerte mehr gewinnen können; dafür agierten sie einfach zu egoistisch und gefühllos auf einer bestimmten Ebene, doch zumindest konnte man sich nun besser in das Ex-Paar hineindenken. Und Reid legte gegen Ende des Romans sogar eine für ihn beachtliche Kehrtwende hin, was mich sehr überrascht hat.

„Wie Du mich liebst“, überzeugt aber vor allem mit einer wunderschön dargebotenen Liebesgeschichte voller Tiefgang. Grahams und Emmas Dialoge sind so berührend, dass sie mir beim Lesen direkt unter die Haut gingen und die Lesezeit wie im Fluge verging. Hatte mich der erste Teil der Reihe noch nicht hundertprozentig packen können, geschah es diesmal nun ganz und gar. Selbst Emmas Naivität und Unschuld in gewissen Situationen, die sich aus Reids und Brookes Intrigenspielchen ergab, konnte ich verzeihen, denn zum einen ist hier Emmas Jugend ein entscheidender Faktor und zum anderen gingen Reid und Brooke wirklich sehr überzeugend vor. Und wieder einmal ein persönliches Highlight waren für mich Grahams Gedankengänge. Zum Beispiel, wie er versucht, seiner Eifersucht gegenüber Herr zu werden.

Kurz gefasst: Hier stimmt alles! Der 2. Teil der „Between The Lines Reihe“ überzeugt auf ganzer Linie. Wunderschöne Love Story mit Tiefgang…

Veröffentlicht am 12.03.2018

Eine einerseits unterhaltsame Familiensaga auf zwei Zeitebenen erzählt, die berühren und auch über weite Strecken überzeugen kann, ein faszinierendes Sittengemälde der Jahrhundertwende sicherlich, dem leider aber auch gewisse erzählerische Schwächen anhaf

Ashford Park
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Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich zwei Frauen; Clemmie und Addie, denn die Autorin treibt ihre Story auf mehreren Zeitebenen voran. Während Clemmie im Jahre 1999 dabei ist, wie ihre stark verwirrte ...

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen gleich zwei Frauen; Clemmie und Addie, denn die Autorin treibt ihre Story auf mehreren Zeitebenen voran. Während Clemmie im Jahre 1999 dabei ist, wie ihre stark verwirrte Großmutter Addie ihren 99. Geburtstag feiert und von dieser als Bea angesprochen wird, erfährt man auch Addies Werdegang im Laufe der Zeit und natürlich auch was es mit der geheimnisvollen Bea auf sich hat.

Im Jahre 1909 wird die kleine Waise Addie von ihrem Onkel und seiner Familie aufgenommen. Addies Onkel gehört zum Hochadel und lebt mit seinen Lieben auf dem pompösen Landsitz Ashford Park. Das Mädchen wird eher stillschweigend geduldet, als mit Liebe und Zuwendung überschüttet. Onkel und Tante sind überaus streng und lediglich die drei Jahre ältere Cousine Bea nimmt Addie unter ihre Fittiche. Beide Mädchen verbringen eine fast unbeschwerte Kindheit zusammen, doch Beas impulsive Einfälle, ohne die Folgen zu bedenken, bringen vor allem Addie von Seiten der Tante allerhand Scherereien ein, da allein Addie für alle Streiche zur Verantwortung gezogen wird. Kurz nachdem Bea ins heiratsfähige Alter gekommen ist, lernt sie einen attraktiven Mann kennen, der sich als gute Partie herausstellt und auch Addie verliebt sich Hals über Kopf in Frederick, den sie bereits seit Kindertagen kennt. Aber der 1. Weltkrieg fordert seinen Tribut und als Beas Ehe vor dem Scherbenhaufen steht, kommt es zur Katastrophe…

Im Jahre 1999 muss sich Addies Enkelin Clemmie in Sachen Liebe und Beruf neu orientieren. Als Addie ins Krankenhaus kommt, kreuzen sich auch Clemmies und Jons Wege erneut. Jon ist der Stiefsohn von Clemmies Tante und beide hatten vor Jahren in Italien eine kurze Affäre. Nachdem Clemmie von Addie als Bea angesprochen wurde, versucht die Enkelin nun neugierig herauszufinden, wer diese ihr unbekannte Frau war und stößt bei ihren Nachforschungen auf ein bislang gut gehütetes Familiengeheimnis…

Der 507 Seiten lange Roman lässt sich recht schnell lesen; dafür sorgt Lauren Willigs eingängiger Schreibstil. Ich lese sehr gerne Romane im Stile einer Kate Morton, in denen die Protagonisten dunkle Familiengeheimnisse ergründen müssen und so fiel mir auch “Ashford Park” gleich ins Auge.

Die geschilderten Ereignisse in Addies und Beas Kindheit haben mich dann auch gebannt ans Buch gefesselt, da sie sowohl unterhaltsam, aber auch anrührend zugleich geschrieben wurden. Auch kann man sich sehr gut in Addies und Beas Wesen hineindenken, doch ab dem Moment, als beide Frauen erwachsen sind, verliert sich die Autorin meiner Meinung nach ein wenig in den vielen Zeitsprüngen- die Konflikte zwischen Bea und Addie, die auf Grund eines Ereignisses entstehen, werden überhaupt nicht angesprochen und auch die Momente in denen Bea und Addie sich nach einigen Jahren in Afrika wieder treffen, empfand ich leider als nur ziemlich oberflächlich angerissen.
Zwar erwarten einen klärende Dialoge zwischen Frederick und Addie, doch zwischen den beiden Cousinen gibt es abermals keine Aussprache, was ich ehrlich gesagt als recht unglaubwürdig empfand, denn Addie und Bea standen sich doch Zeit ihres Lebens sehr nah .

In der Gegenwart versucht die neugierige Clemmie mehr über Bea zu erfahren und muß ihr Leben in die Reihe bekommen- obwohl ich diesen Handlungsstrang ebenfalls als sehr spannend zu lesen empfand, entpuppte sich das große Geheimnis am Ende für mich als ebenfalls nicht nachvollziehbar. Leider kann ich zu diesem Punkt nicht spoilern; sonst würde ich zu viel verraten, doch hinsichtlich des Geheimnisses hätte die Autorin Bea und Addie zumindest eine einzige klärende Unterredung auf den Leib schreiben müssen, damit alles einen Sinn ergibt.
Addies sehr passives Verhalten zu diesem Zeitpunkt ist völlig untypisch für ihren Charakter. Das ist besonders schade, da “Ashford Park” ansonsten so ein mitreißender Roman ist und Fredericks Liebeserklärung an Addie in diesem Buch einfach so sehr zu Herzen geht, dass sogar kleine Romantiker wie ich hier auf ihren Kosten kommen werden. Die Love Story zwischen Clemmie und Jon hat ebenfalls ihre gewissen Momente und so stehe ich nun vor der schwierigen Aufgabe dieses Buch zu bewerten, was mir in diesem Fall nicht leicht fällt.

Kurz gefasst: Eine einerseits unterhaltsame Familiensaga auf zwei Zeitebenen erzählt, die berühren und auch über weite Strecken überzeugen kann, ein faszinierendes Sittengemälde der Jahrhundertwende sicherlich, dem leider aber auch gewisse erzählerische Schwächen anhaften und dem hier und da mehr Tiefe hinsichtlich der Charakterisierung der Nebenfiguren nur gut getan hätte.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Fesselnder, geheimnisvoller historischer Roman über Familienbande, Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein und eine junge Frau, die mutig ihren Weg geht.

Die fremde Schwester
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Rachel arbeitet in Frankreich als Gouvernante für Kinder reicher Eltern. Als sie verspätet die Nachricht erhält, dass ihre Mutter, fern in England, schwer erkrankt ist, reist sie Hals über Kopf zurück ...

Rachel arbeitet in Frankreich als Gouvernante für Kinder reicher Eltern. Als sie verspätet die Nachricht erhält, dass ihre Mutter, fern in England, schwer erkrankt ist, reist sie Hals über Kopf zurück in ihre Heimat; die Kündigung ihrer Arbeitsstelle im Gepäck, da ihre Arbeitgeber keinerlei Verständnis für ihre Lage zeigten.

Zu Hause angekommen, ist es leider bereits zu spät. Rachels Mutter ist nicht nur in der Zwischenzeit verstorben; sie wurde auch schon beerdigt. Es bleibt Rachel nur noch übrig, die wenigen Habseligkeiten zusammen zu packen. Beim Aufräumen fällt ihr ein Bild in die Hände, dass aus einer Klatschzeitung herausgerissen wurde. Es zeigt, einen adeligen Herren, zusammen mit dessen Tochter. Seltsamerweise sieht der Mann auf dem Bild aus, wie Rachels vor Jahren verstorbener Vater. Doch wie kann das sein und vor allem, wieso hatte ihre Mutter das Bild aufgehoben?

Licht ins Dunkle könnte Rachels Onkel bringen, der in einer anderen Stadt an der Universität arbeitet. Dort erfährt Rachel dann auch Ungeheuerliches. Der Mann auf dem Bild ist tatsächlich ihr Vater! All die Jahre wurde ihr gesagt, ihr Vater, ein bürgerlicher Botaniker wäre auf Reisen verstorben und nun muss sie die schmerzliche Wahrheit erfahren, denn es sieht so aus, als habe ihr Vater sie und ihre Mutter verlassen, um eine andere Frau aus standesgemäßen Kreisen zu heiraten und mit dieser zwei weitere Kinder zu zeugen.

Doch Rachel will diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und schmiedet zusammen mit einem jungen Mann, den sie bei ihrem Onkel kennen lernt, und der ebenfalls aus gehobenen Kreisen stammt, gewagte Pläne. Aus Rachel wird Vera Merton, eine übermutige Cousine des jungen Simon, der sich von Veras Einführung in die High Society neuen Stoff für die Klatschspalten seiner Zeitung, für die er arbeitet, erhofft…

Diesmal führt Lauren Willig ihre Leserschaft nach England, neun Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs und erzählt eine Geschichte über Familienbande, über Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein. Aber neben der Story über Rachels Wurzeln und dem Geheimnis ihrer Eltern, erfährt man auch sehr viel über die politische Lage der damaligen Zeit und die Nachwirkungen die Krieg und Traumata in den überlebenden Soldaten auslösten. All das geht einem beim Lesen sehr unter die Haut; etwa wenn Simon sich näher darüber auslässt oder auch wenn die verwöhnte Societyprinzessin CeCe ob des Verlusts ihres Bruders zusammenbricht.

Doch im Mittelpunkt der Geschichte steht Rachel. Eine charismatische junge Frau, die plötzlich allein auf sich gestellt ist und in dieser schwierigen Situation über sich hinauswachsen muss. Mit List, Tücke und viel schauspielerischem Talent, schleicht sie sich ein in die High Society der Reichen und Schönen. Ihre Motive mögen nicht ganz ehrenhaft sein und, wie ich fand, geht sie zum Teil dabei etwas zu forsch ans Werk, was auch für einen halben Punkt Abzug bei meiner Bewertung führte, doch auch wenn Rachel durchaus ein wenig mehr Herzensgüte hätte vertragen können, trägt sie ihr Herz dennoch auf dem rechten Fleck. Ihr Wagemut und ihre Gewitztheit, wenn sie knifflige Situationen überstehen muss, haben mich dagegen sehr amüsiert.

Der Roman ist sehr dialogreich angelegt; so fühlt man sich beim Lesen schnell mittendrin im Geschehen und dank des bildhaften Schreibstils bekommt man beim Lesen ein interessantes Kopfkino geboten.

Das Rätsel um Rachels Eltern löst sich erst ziemlich gegen Ende des Romans auf, so dass auch die Spannung fast bis zum Schluss gewahrt wird. Fans von romantischen Liebesgeschichten sollten jedoch gewarnt sein, dass sich zwar durchaus ein Verehrer für Rachel findet, die Liebesgeschichte jedoch eher eine nebensächliche Randerscheinung bleibt.

Kurz gefasst: Fesselnder, geheimnisvoller historischer Roman über Familienbande, Liebe, Aufopferung und Pflichtbewusstsein und eine junge Frau, die mutig ihren Weg geht.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein Pageturner für Fans historischer Romane, britischer Gothic Romane oder einfach guter, unterhaltsamer Bücher!

Das fremde Mädchen
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Im neuen historischen Roman von Katherine Webb, der in der Regency-Epoche (allerdings auf zwei verschiedenen Zeitebenen- vor und nach dem Verschwinden von Alice) spielt, nimmt die junge Waise Alice und ...

Im neuen historischen Roman von Katherine Webb, der in der Regency-Epoche (allerdings auf zwei verschiedenen Zeitebenen- vor und nach dem Verschwinden von Alice) spielt, nimmt die junge Waise Alice und gleichzeitig Mündel des undurchschaubaren Lord Faukes, die zusammen mit ihrer Angestellten Bridget, abgeschieden auf einem Gut auf dem Land lebt, eines Tages ein junges, verwildertes, fast erfrorenes Mädchen auf, das scheinbar unter Schock steht und schwer misshandelt wurde. Starling, so nennen sie das Mädchen, wächst als eine Art Schwesterersatz, auf dem Gut auf, bis Alice, Jahre später, von einem auf den anderen Tag verschwindet. Doch wie kann das sein? Denn Alice große Liebe Jonathan, dessen Großvater Alices Vormund ist und Alice sind sehr verliebt ineinander und haben geplant, so schnell wie möglich zu heiraten, wenn Jonathan seinen Kriegsdienst für die britische Krone erst einmal abgeleistet hat. Auch hatte Alice Starling stets versichert, immer für sie da zu sein und niemals allein zu lassen. Daher macht Alice Verschwinden keinen Sinn. Bridget und Starling sind mehr als ratlos vor allem, als kurz darauf ein völlig verwirrter und traumatisierter Jonathan zurück kehrt und felsenfest behauptet, Alice wäre tot. Doch sämtliche Familienmitglieder Jonathans sagen dagegen aus, dass Alice heimlich einen anderen Geliebten gehabt hätte und mit diesem schließlich durchgebrannt wäre, nachdem sie Jonathan einen Abschiedsbrief hinterlassen hat. Nur Starling glaubt, dass Jonathan Alice ermordet hat. Doch warum? Gehör schenkt ihr lediglich die mit einem Weinhändler frisch verheiratete Rachel, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und Alice täuschend ähnlich sieht…

Seit Katherine Webbs erster Roman „Das geheime Vermächtnis“ bin ich ein Fan der Autorin, denn ihr gelingt es stets, geheimnisvolle und atmosphärisch dichte Geschichten zu weben, die mich regelrecht fesseln, aber dabei ohne bluttriefende Szenarien auskommen. Stattdessen ist so manches Grauen, das einem beim Lesen erfüllt, dann eher dem Verhalten der Protagonisten zuzuordnen, die auf den ersten Blick völlig harmlos erscheinen, aber dann doch eine solch dunkle Psyche enthüllen, die einem Gänsehaut beschert.
In „Das fremde Mädchen“ ist dann auch keiner der Protagonisten leicht zu durchschauen. Jeder hat seine Geheimnisse, die nur nach und nach enthüllt werden. Ob es die Gouvernante Rachel ist, die sich durch die Heirat mit dem Weinhändler Richard ein wenig mehr Eigenbestimmung und Liebe in ihrem Leben wünscht, Starling, die ihre geliebte Ziehschwester Alice vermisst und dabei dunkle Rachegedanken hegt, Jonathan, der verzweifelt und traumatisiert sein Dasein in einem abgeschiedenen Raum fristet und zunächst sämtliche Kontakte zur Außenwelt meidet, Richard, der alles andere als ein harmloser Weinhändler ist und den Kontakt zu seinem Vater völlig abgebrochen hat oder auch Jonathans Mutter, eine der undurchsichtigsten Personen in diesem Roman. Ist sie nur eine liebende, verzweifelte Mutter oder hat auch sie dunkle Geheimnisse, die sie vor anderen verbirgt?

Den Stein ins Rollen bringt jedoch ausgerechnet die weibliche Hauptfigur Rachel, die am Tage ihrer Hochzeit zufällig Starling begegnet. Starling erkennt sogleich die frappierende Ähnlichkeit Rachels mit der verschwundenen Alice und so ersinnt Starling dann auch sogleich einen finsteren Plan um Jonathan und seine Mutter aus der Reserve zu locken.
Nachdem Rachel mit Jonathan und dessen Mutter bekannt gemacht wurde und erfahren hat, welche Ähnlichkeit sie mit der verschollenen Alice besitzt, keimt in Rachel die Hoffnung auf, dass Alice eine nahe Verwandte von ihr sein könnte und von diesem Zeitpunkt an, lässt sie nichts unversucht, um zusammen mit Starling Licht ins Dunkel zu bringen.

Rachel und Starlings Suche nach Alice setzt ca. 12 Jahre nach deren Verschwinden ein, im Jahre 1821 und wie ich finde, ist es der Autorin sehr gut gelungen, das historische Flair dieser Zeitepoche einzufangen. Sowohl was Beschreibungen von Örtlichkeiten, Personen oder Benimmregeln angeht, als auch Sprache und Stil. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, als ob sich die Autorin in dieser Zeitepoche besonders aufgehoben fühlt, vom schriftstellerischen Standpunkt aus, was mir dann auch sehr gut gefallen hat und dazu führte, dass dieses Buch zu meinem bisherigen Favoriten unter Katherine Webbs Romanen avanciert ist.
Man bekommt Einsichten in sämtliche Köpfe der wichtigsten Romanakteure geboten, was sie einem näher bringt, oder auch deren diverse Handlungsweisen nachvollziehbar macht, jedoch stets unter dem Vorbehalt, dass man erst gegen Ende des Romans erfährt, was sie zu den Menschen hat werden lassen, die sie sind. Die eigentlich vielschichtigste Romanfigur in diesem Roman ist Jonathan. Seine Kriegserlebnisse lassen sich nicht einfach lesen, dafür werden sie zu eindrücklich und bildhaft geschildert, aber sie sind auch sehr wichtig, damit man als Leser Jonathans seelische Entwicklung nachvollziehen kann. Sämtliche Akteure in Katherine Webbs Roman haben Ecken und Kanten, sind keine einfach gestrickten Personen, was diesen Roman so reizvoll macht.

„Das fremde Mädchen“ lässt sich sehr schwer in eine Sparte einteilen. Historischer Spannungsroman, Liebesroman oder düstere Gothic - irgendwie finden sich von allem hier genannten Elemente in diesem Roman wieder. Wer ein Faible für genannte Bereiche hat, sollte hier definitiv einen Blick ins Buch riskieren- aber Vorsicht, man kann das Buch nicht eher zur Seite legen, bis sämtliche Geheimnisse ergründet sind, da die Autorin hier auch ganz klar mit der Neugierde des Lesers spielt.

Kurz gefasst: Ein Pageturner für Fans historischer Romane, britischer Gothic Romane oder einfach guter, unterhaltsamer Bücher!