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Veröffentlicht am 25.07.2017

Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt

Die Überlebende
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Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war ...

Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war sie nur eine Art unbedeutendes Spielzeug für Floras Peiniger, der sie immer wieder vergewaltigte, sie zeitweilig hungern ließ und in eine sargähnliche Holzkiste einschloss, wenn er sie mitnehmen wollte auf Reisen. Schließlich brach der Täter Floras Willen und nahm ihr jegliches Selbstvertrauen. Er fühlte sich sicher, zu sicher, denn Floras Lebenswillen konnte er nicht brechen. Schließlich konnte Flora befreit werden, doch zuvor erschoss sie ihren Peiniger. Ihr Bruder und ihre Mutter waren überglücklich, Flora wiederzuhaben, doch sie begriffen schnell, dass es die unbeschwerte, glückliche Flora nicht mehr gab.

Als nun, sieben Jahre später, junge Frauen verschwinden, ruft das Flora auf den Plan, die sich vorgenommen hat, Jagd auf Männer zu machen, die genauso gestrickt sind, wie ihr damaliger Entführer. Ausgerechnet dem Barkeeper, eines Nachlokals gelingt es, die alkoholisierte Flora auszuschalten und zu entführen. Er ist Flora damit auf den Leim gegangen, denn sie weiß mittlerweile gut, wie sie sich aus gefährlichen Situationen befreien kann und so endet seine Tat tödlich- für ihn, denn Flora gelingt es mit Hilfe einer Mixtur, den Mann auszuschalten. Die herbeigerufenen Cops, unter ihnen auch Detective D.D. Warren, ahnen bereits, dass sich Flora auf eine Art Kriegspfad befindet und beginnen sogleich mit ihren Ermittlungen. Es scheint allerdings, als ob Floras Entführer bereits gemordet hat, denn kurz darauf wird eine Frauenleiche entdeckt. Bevor D.D. Warren Flora nochmals in aller Ruhe ins „Kreuzverhör“ nehmen kann, verschwindet Flora plötzlich von einem auf den anderen Tag aus ihrer Wohnung. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie scheinbar schon wieder Opfer einer Entführung wurde. Doch wer könnte ein Interesse daran haben Flora zu töten? Immerhin ist ihr Peiniger von einst tot!

Ich las vor einiger Zeit bereits einen anderen Teil der D.D. Warren Reihe von Lisa Gardner, der mir an sich gut gefallen hatte, so dass ich schnell neugierig wurde, auf „Die Überlebende“. Beide Bücher haben gemeinsam, dass Frauen im Fokus der Geschichten stehen, die in der Not lernen mussten, über sich selbst hinauszuwachsen. Während ich fand, dass die psychologischen Aspekte in „Wer stirbt, entscheidest du“, damals noch eher eine untergeordnete Rolle spielten, ist es in „Die Überlebende“ völlig anders. Die Autorin hat sein gutes Händchen dafür, die Gefühle, die Angst, die Fassungslosigkeit und die ohnmächtige Wut Floras darzustellen. Mir gingen die Romanpassagen, in denen Flora sich in Rückblenden an ihre damalige erste Entführung erinnert, ziemlich nahe, weil man sich einfach zu gut in die Romanheldin hineindenken kann. Es ist nervenzerfetzend spannend, aber auch tragisch zu lesen, wie Flora sich während der 472 Tage ihrer Entführung entwickelt. Zugegeben, dass Flora so oft innerhalb kürzester Zeit entführt wird, mutet etwas unrealistisch an. Doch wenn die Autorin am Ende ihres Romans alle Fäden zusammenlaufen lässt, begreift man endlich auch wieso. Es ist, auch wenn man hier gottlob keine Schlachterplatte geboten bekommt, wegen der angesprochenen psychologischen Aspekte, eine ziemlich düstere Story, die nichts für zartbesaitete Leser ist.

Der Roman besteht aus den Romanpassagen der Gegenwart, in denen Flora fieberhaft versucht sich zu befreien, den Rückblenden und den Passagen, in denen D.D. Warrren versucht, mit Hilfe eines Opferspezialisten vom F.B.I. Licht ins Dunkel der laufenden Ermittlungen zu bringen. Ehrlich gesagt fand ich, dass D.D. Warrens Ermittlungsarbeit auch in diesem Band eher zäh und unspannend inszeniert wurde, so dass ich zwischenzeitlich am liebsten vorgeblättert hätte. Da sich aber der Großteil der Story mit Flora beschäftigt und ich bislang selten auf einen solch packenden Psychothriller gestoßen bin, möchte ich dennoch die volle Punktzahl für „Die Überlebende“ vergeben. Übrigens kann man diesen Roman auch gut als „stand alone“ lesen, da D.D. Warrens persönlicher Hintergrund hier rein nebensächlich ist und man auch so gut hineinkommt in die Story.

Kurz gefasst: Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Bell und Dane- eine einfühlsame Love Story, die unter die Haut geht. Romantisch und prickelnd zugleich. Die Nebenhandlung wirkte jedoch konstruiert und unglaubwürdig

Montana Dreams - So berauschend wie die Liebe
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Jahre zuvor:

Nach einem Unfall liegt der Teenager Dane verletzt am Boden. Nur der schnellen Hilfe eines attraktiven jungen Mädchens, das ihn verarztet und wieder spurlos verschwindet, ist es zu verdanken, ...

Jahre zuvor:

Nach einem Unfall liegt der Teenager Dane verletzt am Boden. Nur der schnellen Hilfe eines attraktiven jungen Mädchens, das ihn verarztet und wieder spurlos verschwindet, ist es zu verdanken, dass Dane bald darauf von seinem Vater gefunden wird. Sie hinterlässt eine Feder, die Dane aufhebt, weil die kurze Begegnung ihn auch später nicht loslässt.

Gegenwart:

Dane ist mittlerweile ein bekannter, attraktiver Rodeoreiter, der kurz davor ist, eine gewaltige Summe Preisgeld einzuspielen. Doch nach dem Gong, als er schon glaubt, er habe es geschafft, wird er von dem Bullen angegriffen und schwer verletzt. Die Ärztin Bell, die sich unter den Zuschauern befindet, reagiert blitzschnell. Sie rennt in die Arena und schirmt den, schwer verletzten Dane mit ihrem Körper ab. Es gelingt ihr, die Blutung zu stoppen, doch Danes Zustand ist äußerst kritisch. Sein behandelnder Arzt im Krankenhaus will sein Bein amputieren, doch da hat er die Rechnung ohne Bell gemacht, die eine Spezialistin auf dem Gebiet ist und Dane kurzerhand als ihren Patienten in ihre Obhut nimmt. Die Operation gelingt. Zwar muss Danes Bein lange geschont, doch nicht abgenommen werden. Dane ist Bell überaus dankbar, dazu erkennt er in ihr, das junge Mädchen von einst, das ihn schon einmal rettete. Er ist fasziniert von der cleveren Ärztin und möchte sie daten, doch Bell denkt nicht daran. Danes Ruf als Frauenheld ist nämlich legendär. Und Bell, die als ungewolltes Kind ihres Vaters, eine eher lieblose Kindheit durchleben musste, hat große Angst vor Gefühlen und davor, wieder einmal enttäuscht zu werden. Doch Dane lässt so schnell nicht locker, denn er glaubt, dass Bell die Einzige für ihn ist. Währenddessen geht es Danes bester Freundin, der alleinerziehenden Brandy, alles andere als gut. Sie wird von ihrem gewalttätigen Freund Rowdy gestalkt, der zu allem Überfluss noch glaubt, sie hätte ein Verhältnis mit Dane. Rowdy schreckt vor nichts zurück, um Dane zu strafen und so gerät auch Bell plötzlich in seine „Schusslinie“. Kann Dane Bell vor Rowdy schützen?

Nach dem eher mäßigen ersten und den bereits um Längen besseren zweiten Teil, gelingt es Jennifer Ryan mit ihrem dritten Teil „So berauschend wie die Liebe“, ihre gute Leistung zu wiederholen. Mit Bell und Dane hat sie dazu ein sympathisches Heldenpaar geschaffen, zwischen dem die Chemie auf Anhieb stimmt. Die Liebesgeschichte besitzt das richtige Timing; dazu lässt es der einfühlsame Dane sehr langsam angehen, um Bell nicht zu verschrecken. Die Liebesszenen sind sehr hot und sexy geschrieben, allerdings lässt die Liebesgeschichte, die nötige Dosis an Romantik nicht vermissen. Ich fand die Love Story glaubwürdig inszeniert und dazu sorgen Haupt und Nebendarsteller aus den Vorgängerbänden wieder mal für eine gute Portion familiäre Wohlfühlatmosphäre. Ein wenig ist es so, als halte man einen Roman von Linda Lael Miller oder Robyn Carr in Händen. Nur sind die Liebesszenen halt ein Stück weit direkter ausformuliert.

Leichte Probleme hatte ich mit der Nebenhandlung um Brandy und Rowdy. Ich konnte nicht verstehen, dass Brandy immer wieder allein durch die Gegend fuhr und nicht jedes Mal, wenn Rowdy ihr zu nahe trat, gleich die Polizei rief oder zumindest Dane um Hilfe bat. Man hatte beim Lesen einfach das Gefühl, als ob die Autorin keine große Lust auf die Fortführung besagter Nebenhandlung hatte, diese nur als Mittel zum Zweck nutzen wollte, was ich sehr schade fand. Auch die Auflösung gegen Ende, trotz aller Tragik gehörte für mich dann wieder ins Reich von Disney & Konsorten. Dass Brandy angeblich so vorausschauend handelte, war mir etwas „too much“.

Genauso unverständlich fand ich es, dass ein Kleinkind weiterhin in der Obhut einer offensichtlich geistig umnachteten, alten Frau verbleiben musste, die ihre Wohnung komplett zugemüllt hatte. (Siehe Bells Vergangenheit)

Kurz gefasst: Bell und Dane- eine einfühlsame Love Story, die unter die Haut geht. Romantisch und prickelnd zugleich. Die Nebenhandlung wirkte jedoch konstruiert und unglaubwürdig.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt

Wenn du vergisst
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Gegenwart:

Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines ...

Gegenwart:

Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines Tages, als sie mal wieder zu spät dran ist, auf dem Nachhauseweg in einen Unfall. Nach dem Aufprall, schnellt Margarets Adrenalinspiegel sogleich in die Höhe, denn ihr Wagen hat Feuer gefangen und sie droht, in ihrem Wagen zu verbrennen, weil die Tür klemmt. Nur dem Mut und der Kraft eines Mannes, der gezeichnet ist von alten Brandverletzungen, ist es zu verdanken, dass sie heil aus ihrem Wagen gezogen werden kann. Der Mann lässt Margaret nicht mehr los. Auch Tage später muss sie immer noch an ihn denken und plötzlich kommen Erinnerungsfetzen in ihr hoch, die seit ihrer Kindheit in ihr vergraben waren. Sie beginnt auf dem alten Dachboden ihres Elternhauses zu suchen und findet schließlich das Tagebuch ihrer bereits seit Jahren verstorbenen Mutter. Außerdem Zeitungsausschnitte, die über einen Entführungsfall, der sich im Jahre 1985 zugetragen hat, berichten. Margarets Entführung. Margaret fällt aus allen Wolken und will nun mehr erfahren…

1985:

George McLaughlin stammt aus einer schottischen Familie mit mafiösen Strukturen. Nicht nur der verschollene Vater regierte sein Viertel mit strenger Hand und schreckte selbst vor Mord nicht zurück, auch Georges Geschwister sind allesamt berechnend, korrupt und gefährlich. Seinen Sanftmut hat George von der Mutter mitbekommen; überhaupt gilt George in seiner Familie als schwarzes Schaf- er ist freundlich zu jedermann, hatte bereits Lerndefizite in der Schule und ist trotz seiner beeindruckenden Größe ein Erwachsener mit kindlich naivem Gemüt geblieben. Sein größter Wunsch ist es, eine eigene Familie zu gründen, doch seine große Liebe, die er schwängerte, entschied sich für einen anderen Mann. Nun hat er sie jedoch aufgespürt und will alles auf eine Karte setzen. Er glaubt, dass Katherine, sobald er persönlich vor ihr steht und sie sieht, wie viel Mühe er sich gegeben hat, zu ihm zurückkommt. Und mit ihr, ihre gemeinsame Tochter Molly…

Ich entschied mich für Lisa Ballantynes Roman „Wenn Du vergisst“, weil Cover und Klappentext darauf hindeuteten, dass man es hier womöglich mit einer äußerst packenden Story zu tun bekommt, einem Thriller nicht unähnlich. Doch leider entpuppte sich der Roman dann als etwas völlig anderes. „Wenn Du vergisst“, ist ein intensiv gezeichnetes Familiendrama, eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, die durchaus zu berühren versteht und einem beim Lesen unter die Haut geht. Allerdings fand ich manche Romanpassagen schwer zu lesen, was daran lag, dass die Autorin einen sehr bildhaften und realistischen Schreibstil besitzt und die deprimierenden Zustände in Georges Kindheit mich beim Lesen daher ziemlich herunterzogen.

George ist ein Antiromanheld, der eigentlich stets nur Gutes im Sinn hat, aber leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Man leidet mit ihm mit, wenn er sich in Kindheitserinnerungen ergeht oder auch später, wenn aus einer anfangs harmlosen Übersprungshandlung, eine kopflose Flucht wird.

Ich fand, dass die Autorin ein gutes Händchen dafür hat, bestimmte Situationen und Stimmungen zu beschreiben. Man kann sich gut in ihre Figuren hineindenken, doch trotz der vielen positiven Aspekte möchte ich dennoch keine volle Punktzahl vergeben, denn die Geschichte ist von Anfang bis Ende völlig vorhersehbar und es kommt daher auch keinerlei Spannung beim Lesen auf. Selbst wenn mich die Dialoge zwischen George und Molly sehr berührt haben, fand ich, dass sich die Handlung ziemlich in die Länge zog. Außerdem wurde der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, recht unspektakulär erzählt, so dass ich am liebsten gleich vorgeblättert hätte, zu Georges Erlebnissen. Empfehlen würde ich „Wenn Du vergisst“, daher nur Lesern, die ein Faible für gutgeschriebene Familiendramen haben. Eingefleischte Krimi und Thrillerfans sollten allerdings lieber die Finger von diesem Roman lassen.

Kurz gefasst: Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Packender, atmosphärisch dichter Psychothriller- allerdings auch mit gewissen Logiklücken.

Und in dir die Finsternis
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14 Jahre zuvor:

Lisa lernt ausgerechnet, als sie eine schwere Zeit durchmacht, weil ihr geliebter Bruder an Krebs erkrankt in einem Hospital liegt, den attraktiven, reichen Arzt Glenn Swann kennen. Glenn ...

14 Jahre zuvor:

Lisa lernt ausgerechnet, als sie eine schwere Zeit durchmacht, weil ihr geliebter Bruder an Krebs erkrankt in einem Hospital liegt, den attraktiven, reichen Arzt Glenn Swann kennen. Glenn nutzt seine guten Verbindungen und so wird Lisas Bruder bald auf eine bessere Station verlegt. Das gefällt nicht allen Angestellten im Krankenhaus. Lisa wird zugetragen, dass Glenn stets bekommt, was er will und seine Interessen wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzt. Lisa kann und will das nicht glauben, denn Glenn ist ihr gegenüber aufmerksam und liebevoll. So heiraten die beiden recht schnell, doch bereits kurz nach ihrer Hochzeit, schlägt Glenn sie zum ersten, doch leider nicht zum letzten Mal. Lisa ist entsetzt, versucht sich zu wehren, doch von Mal zu Mal, werden Glenns Attacken schlimmer und so beschließt sie, weil ihr die Polizei recht klar gemacht hat, dass es schwer sein wird für sie, Glenn wieder loszuwerden, zu flüchten. Dank der Hilfe ihres im Sterben liegenden Bruders, lernt sie jemanden kennen, der ihr neue, gefälschte Papiere besorgt. Und mit gewissen finanziellen Rücklagen, gelingt es ihr nur wenig später, einen Selbstmord vorzutäuschen. Zumindest glaubt die Polizei zunächst daran. Als jedoch eine weibliche, zerstückelte Leiche, in Einzelteilen aufgefunden wird, die die gleichen Brandnarben aufweist, wie Lisa, reagiert Glenns Familie alarmiert. Glenns Schwester, ihr Mann und deren Tochter, sagen bei der Polizei aus, dass Glenn seine Frau regelmäßig schlug und so rückt Glenn schnell ins Visier der Fahnder, die ihn abschließend für den Mord an seiner Ehefrau ins Gefängnis stecken.

Seattle:

Lisa lebt nun unter ihrem neuen Namen, Megan, in Seattle. Sie hat neun Monate nach ihrer Flucht ein Kind geboren, Glenns Kind, einen Sohn, den sie Josh nennt. Es gelingt ihr nach Jahren, langsam wieder Fuß zu fassen, in ihrem neuen Leben und ihre Angst, Stück für Stück zu überwinden. Sie glaubt Glenn immer noch sicher verwahrt im Gefängnis, doch eines Tages muss sie feststellen, dass es Glenn gelungen ist, auf freien Fuß zu kommen. Eine DNA Analyse der Frauenleiche ergab, dass es nicht Lisa war, die damals ermordet aufgefunden wurde und so wurde Glenn wieder entlassen. Wird er auf Rache sinnen? Lisa fürchtet das schon, denn es geschehen in ihrem und Joshs Umfeld, immer wieder rätselhafte Dinge, die sie glauben lassen, dass Glenn nicht mehr weit entfernt von ihnen ist….

Nachdem ich kürzlich einige, als Psycho-Thriller deklarierte Romane von diversen Autoren erwischte, die sich jedoch lediglich als mäßig unterhaltende Krimis entpuppten, setzte ich ehrlich gesagt nicht mehr viel Hoffnung in Kevin O’Briens „Und in dir die Finsternis“. Doch auch wenn es durchaus einige Kritikpunkte gibt, an dieser Story, handelt es sich hier endlich doch einmal um einen waschechten Psycho-Thriller, der viele packende Momente zu bieten hat. Dazu hat der Autor einen sehr guten Schreibstil- seine Figuren wirken lebhaft und echt und überhaupt gelingt es ihm, Lisa/Megans Ängste plausibel darzustellen. Besonders gut gefallen hat mir auch der lockerleichte Umgangston, den Mutter und Sohn miteinander pflegen. Man spürt, wie sehr die beiden aneinander hängen und hofft und bangt mit ihnen mit. Ich könnte mir diesen Roman übrigens auch gut fürs Kino verfilmt vorstellen.

Nun aber zu meinen Kritikpunkten, die für einen Punktabzug gesorgt haben.

Ich fand es ehrlich gesagt mehr als seltsam, dass die Romanheldin so lange im Dunklen tappt und nicht begreifen will, dass alle Opfer des Serienkillers, so aussehen wie sie. Immer wieder findet sie für sich irgendwelche Ausreden, was nicht zu ihrem ansonsten so vorsichtigen Charakter passen will. Dann möchte der Autor seine Leser davon überzeugen, dass es einer Frau, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann ist, nicht auffällt, wenn immer wieder aus ihrer Wohnung persönliche Dinge verschwinden. Überhaupt fühlt sich Lisa in gewissen Momenten immer beobachtet, wechselt aber noch nicht einmal ihre Wohnung? Wer hier weiter liest- Achtung Spoiler!

Kommen wir zum Täter: Ein rücksichtsloser, grausamer und brutaler Serienkiller, der eigentlich jemanden anderen will, diesen aber lediglich jahrelang stalkt; also jederzeit an diese Person herankommen könnte und sogar zwischenzeitlich zum Retter in der Not wird. Wieso schlug er nicht sofort zu und begnügte sich stattdessen all die Jahre lediglich mit einem „Ersatz“? Überhaupt schien der Killer allwissend zu sein. Wieso konnte er Lisas List als einziger durchschauen, wieso konnte er sie so einfach aufspüren und wieso konnte er so leicht in ihren Wohnungen ein und ausgehen, die ja durchaus gesichert waren?

Leider kann der aufmerksame Leser den Serienkiller dieser Story recht schnell enttarnen- dennoch verliert die Story nicht an Spannung. Trotz der immerhin 636 Seiten bleibt sie atmosphärisch dicht geschildert und spitzt sich gegen Ende immer mehr zu. Dennoch, für meinen Geschmack hätte man diesen Roman durchaus mindestens 150 Seiten kürzer erzählen können.

Kurz gefasst: Packender, atmosphärisch dichter Psychothriller- allerdings auch mit gewissen Logiklücken.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Eine zunächst unfreiwillige Frauen-WG- Die interessante Geschichte einer Familie in Kriegszeiten; allerdings für meinen Geschmack zu kurz und knapp abgehandelt

Die Stunde unserer Mütter
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In einer kleinen, bayrischen Kleinstadt im Jahre 1940, lebt Maria zusammen mit ihrer Tochter Anna und der russischen Hausangestellten Nadja. Marias Mann, Werner, ein Offizier, wurde eingezogen. Er schreibt ...

In einer kleinen, bayrischen Kleinstadt im Jahre 1940, lebt Maria zusammen mit ihrer Tochter Anna und der russischen Hausangestellten Nadja. Marias Mann, Werner, ein Offizier, wurde eingezogen. Er schreibt jedoch regelmäßig Briefe an sie, obwohl sich beide bereits vor seiner Abreise entfremdet hatten. Auf dem Lande geht es etwas beschaulicher zu, dennoch dringt der Hass auf Ausländer auch bis in ihr Dorf. Selbst Nadja, gerät ins Visier mancher verbohrter Dörfler und so steht eines Tages die Gestapo vor der Tür, um sie abzuholen.

Maria hat jedoch noch einige andere Probleme. Ihr geliebter Bruder Philip, der in München lebt, bittet sie darum, seine englische Frau Vivien und Tochter Antonia für unbestimmte Zeit bei sich aufzunehmen, da er in seiner Wohnung heimlich Juden vor den Nazis versteckt. Maria ist hin und hergerissen, denn sie fürchtet sich davor, dass Viviens Identität für Schwierigkeiten sorgen könnte, doch sie kann Philip nichts abschlagen und so ziehen Vivien und Antonia bald bei Maria und Anna ein. Während sich die Mädchen trotz all ihrer Unterschiedlichkeiten schnell miteinander anfreunden, müssen sich Maria und Vivien, die aus völlig anderen Welten stammen, zunächst einmal näher beschnuppern. Doch ihre Zweckgemeinschaft und ihr Wunsch, Menschen wie Nadja zu helfen, schweißt sie in den Kriegsjahren näher zusammen…

Wie die Autorin in ihrem Nachwort schreibt, handelt es sich bei ihrem aktuellen Roman „Die Stunde unserer Mütter“, um die Geschichte ihrer eigenen Familie und bei einem solch persönlichen Werk, ist es sicherlich auch eine schwierige Gratwanderung, Realität und Fiktion miteinander zu verbinden. Vor allem aber wird die Autorin sicherlich auch mit sich gerungen haben, in welchem Maße sie überhaupt wahre familiäre Dinge einfließen lassen möchte. Zumindest könnte ich mir das gut vorstellen.

Zunächst einmal fand ich die Ausgangssituation sehr interessant. Zwei unterschiedliche Frauen, die über Philip, Marias Bruder miteinander verwandt sind, eigentlich nie einen besonderen Draht zueinander hatten und nun, in einer schwierigen Zeit plötzlich zusammenhalten müssen und ihre pubertierenden Töchter, die ebenfalls ein sehr unterschiedliches Wesen aufweisen. Das Ganze spielt größtenteils auf dem Land und umfasst die Jahre 1940-1945. Fünf Jahre voller Entbehrungen, Enttäuschungen, Zurückweisungen, Trauer und Hoffnung.

Nebenher wird allerdings auch die Geschichte von Marias Eltern, Friedrich und Elsa erzählt, die ebenfalls ihre Probleme und Geheimnisse haben. Somit ist das Ganze eher als Familiensaga ausgelegt, was an sich ja durchaus spannend sein kann.

Leider hatte ich beim Lesen aber das Gefühl, als wolle die Autorin womöglich zu viel. Sechs Akteure und ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche in Gänze darstellen zu wollen, vermag einiges an Fingerspitzengefühl. Und schnell kann es dazu in einem solchen Fall passieren, dass der ein oder andere Akteur zu blass beschrieben bleibt. Genau das habe ich beim Lesen des Romans nämlich empfunden. Hier ein paar Beispiele: Wieso sich Maria und Werner überhaupt entfremdet haben, wird eigentlich nur schemenhaft umrissen und auch ihre Versöhnung geschieht so rasch, unspektakulär und eigentlich kaum nachvollziehbar für mich, dass ich mir gewünscht hätte, dass Marias und Werners persönlicher Hintergrund viel mehr ausgeleuchtet worden wäre. Wobei Werner sowieso eher Staffage bleibt, über den man kaum etwas erfährt, außer wenn man seinen „Small Talk“ in seiner Feldpost verfolgen darf.

Genauso verhält es sich mit Vivien und Philip. Die beiden, die sich angeblich so sehr lieben, dass Philip aus Sorge um sie beschließt, sie und ihre gemeinsame Tochter aufs Land zu schaffen, haben während der fortlaufenden Geschichte so gut wie keinen Kontakt mehr miteinander, was ich schwerlich verstehen konnte. Und auch einer klärenden Aussprache geht die ansonsten kämpferische Vivien so völlig aus dem Weg und fügt sich sang und klanglos der veränderten Situation? Ich fand es sehr schade, dass wichtige Romanpassagen und Handlungsstränge so knapp abgehandelt wurden, denn die Familiensaga an sich hatte viel Potential. Oftmals besitzen Romane vermeidbare Längen; hier ist jedoch das Gegenteil der Fall. Um allen Handlungen und Akteuren in diesem Roman gerecht zu werden, hätte „Die Stunde unserer Mütter“ mindestens 100-150 Seiten mehr vertragen können. Auch Nadjas Schicksal, oder die Schwierigkeiten, die Maria mit ihrer Tochter Anna hatte, die wahrscheinlich unter Essstörungen litt?, kamen viel zu kurz. Und Philips mutige Taten, fanden ebenfalls keine Erwähnungen mehr.

Wunderbar beschrieben fand ich dagegen Antonias tragische erste große Liebe. Diese Romanpassagen gingen mir sehr unter die Haut.

Obwohl „Die Stunde unserer Mütter“, ein Roman ist, der in Kriegszeiten spielt, wird der historische Hintergrund zum Teil zu stiefmütterlich behandelt. Daher und aus oben genannten Gründen, kann ich für diesen Roman auch nicht mehr vergeben, als 3.5 von 5 Punkten. Es ist eine leichte Unterhaltungslektüre, die gewisse Einblicke in die Zeit des zweiten Weltkriegs bietet, doch leider fehlt ihr zu einer besseren Bewertung für meinen Geschmack mehr Ausführlichkeit und Substanz, so leid es mir für die Autorin und ihr Werk auch tut.

Kurz gefasst: Eine zunächst unfreiwillige Frauen-WG- Die interessante Geschichte einer Familie in Kriegszeiten; allerdings für meinen Geschmack zu kurz und knapp abgehandelt.