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Veröffentlicht am 05.07.2017

Fluffig leichter Unterhaltungsroman, auch als Urlaubsschmöker gut geeignet. Leider aber ohne viel Tiefgang

Landliebe
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Die Münchnerin Ellie hat momentan wirklich kein Glück. Erst verliert sie ihren Job und dann schändet sie, ohne es nur zu ahnen, ein teures Modern Art Kunstwerk, das ihr neuer Arbeitgeber erst einen Tag ...

Die Münchnerin Ellie hat momentan wirklich kein Glück. Erst verliert sie ihren Job und dann schändet sie, ohne es nur zu ahnen, ein teures Modern Art Kunstwerk, das ihr neuer Arbeitgeber erst einen Tag zuvor vom Künstler erhalten hatte. Und wieder steht sie nun ohne Arbeitsstelle dar- dazu auch noch mit fast zehntausend Euro Schulden.

Was soll sie nur tun? Gut, dass eine ihrer Freundinnen beim Fernsehen arbeitet. Diese sucht nämlich noch händeringend nach einer neuen Kandidatin für die Kuppelshow „Landliebe“. Ellies Gage würde genau zehntausend Euro betragen, somit wäre Ellie ihre Schulden auf einen Schlag los. Sie lässt sich also überreden, für vier Wochen eine heiratswillige Kandidatin zu mimen- ahnt jedoch nicht, worauf sie sich eingelassen hat. Denn sie muss für die Show nicht nur knappe Dirndl und High Heels tragen und geschminkt wie ein Pfingstochse herumlaufen, sondern auch noch ihr Gehirn auf Urlaub schicken. Gewünscht ist nämlich eine möglichst naiv und minderbemittelt wirkende Kandidatin, die den Weinbauern Tom dermaßen umschwärmt, dass dieser sich Hals über Kopf in sie verliebt.

Doch einen Haken an der Sache gibt es- Tom ist leider kein gewöhnlicher Kandidat. Er macht bei dieser Farce von Fernsehkuppelshow lediglich mit, weil er dringend die großzügige Gage benötigt, damit er sein Weingut, das sich seit vielen Jahrzehnten in Familienbesitz befindet, halten kann. Missernten haben es nämlich an den Rand des Ruins getrieben. Zudem will sich sein erbitterter Widersacher Marcus, der im gleichen Ort lebt, Toms Weingut unbedingt unter den Nagel reißen und schreckt dabei vor keiner Schandtat zurück. Als Tom Ellie zum ersten Mal begegnet, ist er erschreckt über ihre grell geschminkte Optik und ihre sehr enge Bekleidung. Ihm wäre die andere Kandidatin lieber, doch die ist leider nur eine Schauspielerin, eine Staffage, für die er sich nicht entscheiden darf.

Obwohl Ellie überaus freundlich ist, versucht Tom ihr anfangs, so gut es geht aus dem Wege zu gehen, doch das ist nicht so einfach, denn Ellie hat es sich in den Kopf gesetzt, auf seinem Hof mitzuarbeiten. Selbst ein harter Tag in den Weinbergen schreckt sie nicht ab, wobei sie zur Arbeit tatsächlich ohne aufreizende Kleidung und aufwendiges Make Up erscheint. Zwar gefällt Tom, was er nun vor sich sieht, doch fürchtet er sich vor Gefühlen oder Komplikationen. Schließlich hat ihn seine letzte Freundin Knall auf Fall verlassen, weil sie es nicht aushielt auf dem Land. Und einer Stadtpflanze wie Ellie kann es doch nur genauso gehen, oder?

Aufmerksam geworden auf den Roman „Landliebe“, bin ich nicht nur wegen des fröhlich poppigen Covers, sondern vor allem, weil man es hier mit einem Liebesroman zu tun bekommt, der in der Moselregion spielt. Da enge Verwandte von mir aus dieser Region stammen und ich schon selbst oft dort war, erhoffte ich mir also locker leichte, fluffige Unterhaltungslektüre, die mich in Urlaubsstimmung versetzen würde. Und tatsächlich wurden meine Erwartungen erfüllt, allerdings mit wenigen Einschränkungen. Zum einen hätte der Roman überall auf dem Land spielen können, weil die Autorin viel zu wenig Wissen über den Weinbau einfließen lässt. Und auch die Beschreibungen der Moselregion waren eher spärlich zu nennen, was ich total schade empfand. Dann hatte ich zudem ein Problem mit dem Romanhelden Tom. Er benimmt sich nicht nur störrisch, das hätte mich nicht wirklich gestört beim Lesen, sondern in gewissen Situationen sogar ziemlich unverschämt- sein schlechtes Benehmen zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch. Obwohl Ellie die Freundlichkeit und Güte in Person ist, benimmt er sich mehr wie eine unmündige „Rotzgöre“, als ein erwachsener Mann; letztendlich besagt die Storyline ja, dass er, genau wie Ellie, auf die Gage der Show angewiesen ist. Und solch ein Verhalten ist dann einfach unglaubwürdig.

Während ich die Romanheldin Ellie eigentlich gerne mochte, allerdings nicht nachvollziehen konnte, wieso sie sich in dem mürrischen Tom überhaupt verliebt, entwickelte ich immer mehr Antipathie gegen den Romanhelden, so leid es mir für die Autorin und ihren Roman auch tut.

Die Autorin kann definitiv gut schreiben, die Story liest sich lockerleicht und wenn man ein Buch nach dieser Erwartungshaltung auswählt, wird man hier ganz auf seine Kosten kommen. Ich hätte mir jedoch ab und an etwas weniger Vorhersehbarkeit und dafür mehr Tiefgang gewünscht. Selbst gewisse Konflikte lösen sich schnell und unproblematisch in Wohlgefallen auf und echte Spannungselemente sucht man hier vergebens, da die Rahmenhandlung um Toms Nebenbuhler viel zu knapp und lieblos abgehandelt wurde. Bedenkt man meine Kritikpunkte, könnte man meinen, dass ich mich beim Lesen lediglich durch das Buch gequält hätte. Doch eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Wer reine, leichte Unterhaltungslektüre im Stile eines „Sat 1 Filmfilms“ sucht, wird sich mit „Landliebe“ wunderbar amüsieren, denn die Story ist durchaus humorig und kurzweilig geschrieben. Mehr sollte man jedoch nicht erwarten.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Ruby und Ethan- Bekommt die Liebe eine zweite Chance? Bittersüße Love Story mit Humor und schrulligen Nebenfiguren, allerdings auch mit einigen Längen

Die Schwester der Braut
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Damals:

Ruby, eine Tochter aus reichem Hause, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Piper und ihrem verwitweten Dad, einem erfolgreichen Geschäftsmann der in der Immobilienbranche tätig ist, in einem ...

Damals:

Ruby, eine Tochter aus reichem Hause, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Piper und ihrem verwitweten Dad, einem erfolgreichen Geschäftsmann der in der Immobilienbranche tätig ist, in einem kleinen beschaulichen Örtchen in den USA lebt, lernt eines Tages Ethan kennen. Einen äußerst ungewöhnlichen Barkeeper, der seinem Vater in der Werkstatt zur Hand geht und sehr belesen ist. Ruby ist fasziniert von Ethans Charme und Humor und auch seine Warmherzigkeit bezaubert sie. Obwohl das erste Date beinahe schief läuft, wird es doch ein Erfolg und beide werden ein Paar. So lange, bis Ruby nach New York geht, denn dort hat sie ein vielversprechendes Jobangebot bekommen, das sie unbedingt annehmen möchte. In New York lernt sie auch viele neue Leute kennen und dann kommt der Tag, an dem sie mit Ethan Schluss macht. Per Brief, was ihn zutiefst trifft.

Zehn Jahre später:

Ruby reist zur Hochzeit ihrer Schwester nach England, wo diese unbedingt in einem Schloss den Ehebund schließen will. Natürlich gibt es auch ein Haken an der Sache, obwohl Ruby sich sehr auf die Hochzeit freut, wird sie dort nach so langer Zeit wieder auf Ethan treffen, der der beste Freund des Bräutigams und auch dessen Trauzeuge ist. Aus Ethan ist ein steinreicher Geschäftsmann geworden, der, weil er eine nützliche App entworfen hat, in aller Munde ist. Als Ruby ihn trifft, spürt sie, dass ihre Gefühle für Ethan nach wie vor da sind und insgeheim beschließt sie, um eine weitere Chance zu kämpfen. Doch dann belauscht sie ein Gespräch, das Ethan mit dem Bräutigam führt und das was er von sich gibt, lässt ihre Hoffnungen fast auf Null sinken. Es scheint, als ob Ethan über sie hinweg ist und keinerlei Interesse mehr an ihr hat, außer, freundschaftliche Gefühle für sie zu hegen. Oder?



Aufmerksam geworden auf Melissa Pimentels Roman, bin ich bereits vor einer Weile, als mir der englische Originaltitel „The One That Got Away“, auf einem Verkaufsportal empfohlen wurde. Wohl, weil ich dort bereits einige Jane Austen Verfilmungen und Romanadaptionen erstanden hatte. Denn angeblich soll „Die Schwester der Braut“ ein, an den Austen Roman „Verführung/Persuasion“, angelehnte, moderne Adaption sein.

Ich erhoffte mir also eine tolle Liebesgeschichte, die in der Gegenwart spielt. Doch mein Lesevergnügen ist leider kein ungetrübtes gewesen. Sicherlich versteht die Autorin ihr Handwerk und man kann in Grundzügen durchaus Parallelen zum Austenroman entdecken. Doch Ruby, selbst wenn sie zögerlich ist, sich verlocken lässt und Fehler macht, ist keine Anne Eliot. Und auch Ethan und Captain Wentworth haben lediglich eines gemeinsam. Ihre Aufrichtigkeit und Stärke. Sucht man als Leser keine Austenkopie und möchte sich lediglich von einem leichten Liebesdrama unterhalten lassen, wird man sicherlich auf seine Kosten kommen. Doch mir persönlich hat der teilweise recht langatmige Erzählstil der Autorin nicht hundertprozentig zugesagt.

Die Geschichte von Ethan und Ruby wird im Wechsel erzählt. Da sind einmal die Rückblenden, in denen man erfährt, wie beide zusammenfanden und eben der Haupterzählstrang, der in der „Jetztzeit“ spielt.

Zugegeben, ich mochte den Humor der Autorin sehr, der sich in vielen Dialogen ihres Heldenpaares widerspiegelt und auch die Momente der Vertrautheit zwischen Ethan und Ruby. Und selbst die schrulligen Nebenfiguren wie Rubys Vater, Charlie der Bräutigam, oder Jess, Rubys beste Freundin haben mich beim Lesen oft schmunzeln lassen. Doch leider wollte der Lesefunke bei mir halt nicht ganz überspringen. Viele Geschehnisse in der Gegenwart sind, trotz der humorigen Einlagen eher belanglos geraten, viel Small Talk wird eingeschoben und so zieht sich die Geschichte sehr in die Länge. Und wenn man dann gegen Ende den Grund für Rubys damaligen Rückzug erfährt, ist man eher verwundert, denn dieser wirkt ziemlich unglaubwürdig inszeniert, weil Rubys Charakter, einem solchen Agieren eigentlich so gar nicht entspricht. Trotz der erwähnten Langatmigkeit möchte ich aber dennoch vier von fünf Punkten für „Die Schwester der Braut“ vergeben, weil die Story durchaus solide geschrieben ist und eine gewisse Substanz und Humor zu bieten hat. Und weil die Anziehungskraft zwischen Ethan und Ruby beim Lesen stetes spürbar ist.

Veröffentlicht am 02.07.2017

1000 Mal berührt… Hocherotischer, romantischer vierter Teil der Billionaires and Bridesmaids Reihe

Perfect Touch - Untrennbar
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Greer liebt ihren Exmitbewohner Asher seit vielen Jahren, hat ihm jedoch nie Avancen gemacht, weil das Timing stets schlecht war. Erst war er mit der attraktiven Donna zusammen, bis diese ihm den Laufpass ...

Greer liebt ihren Exmitbewohner Asher seit vielen Jahren, hat ihm jedoch nie Avancen gemacht, weil das Timing stets schlecht war. Erst war er mit der attraktiven Donna zusammen, bis diese ihm den Laufpass gab, weil sie einen anderen hatte. In der Zeit nach Donna stand Greer Asher immer zur Seite, munterte ihn auf und war für ihn da. Doch Asher ahnte nichts von Greers Gefühlen für ihn und sah in ihr eher eine gute Freundin.

Nun hat Greer beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen. Eine Party, auf der auch Asher zugegen sein wird, soll ihm die Augen öffnen. Zu diesem Zweck hat sich Greer sehr aufreizend gekleidet und sogar auf ihre Brille verzichtet. Ende vom Lied, sie kann sämtliche Partygäste nur eher schemenhaft erkennen und benötigt die Hilfe einer Freundin, um Asher überhaupt zu finden. Als sie bei ihm sind, ist er nicht allein. Ein Pulk anderer Männer umgibt ihn und Asher, der mit ihnen feiert, hat schon ordentlich getrunken. Als Greer ihn darum bittet, ein Stück mit ihr zu gehen, willigt er ein und macht ihr viele Komplimente für ihr Aussehen. Die jungfräuliche Greer ist Wachs in Ashers Händen, doch der, sturzbetrunken, beschert ihr den schlimmsten One Night Stand überhaupt. Greer ist fassungslos und will von nun an nicht mehr von Asher wissen. Als Asher begreift, was er verloren hat, beschließt er mit allen Mitteln um Greer zu kämpfen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn er hat Greer in der Nacht ihres Beisammenseins auch noch geschwängert…

Zugegeben, die ersten beiden Teile von Jessica Clares „Perfect Touch“ Reihe fand ich noch eher mäßig, doch es ist der Autorin tatsächlich gelungen, sich bei den nachfolgenden Teilen zu steigern. Nachdem ich erst kürzlich „Ergeben“ las, den Teil über Sebastian und Chelsea, der mir dagegen ausgesprochen gut gefallen hat, da darin auch endlich wieder der Humor der Autorin aufblitzte, war ich bereits sehr gespannt auf Greer und Ashers Geschichte, denn beide traten ja auch bereits als interessante Nebenfiguren in den Vorgängerbänden in Erscheinung und man wusste bereits, dass sie sich lange kennen, doch nie zusammenkamen. Ich mag diese „1000 mal berührt….“ Storys einfach sehr und so hatte Jessica Clare diesmal sowieso ein leichtes Spiel mit mir. Doch abgesehen von dem Plot, der mir sehr zusagte, ist es ihr gelungen, dem Leser plausibel zu machen, wieso sich Asher schließlich in Greer verliebt hat. Zugegeben, es ist nicht alles rund an der Geschichte- so hätte eine jungfräuliche, aber immerhin den Teenagerjahren entwachsene Heldin, wohl kaum so naiv agiert, wie Greer es anfangs macht. Greers und Ashers One Night Stand wirkte auf mich ziemlich konstruiert und unrealistisch geschildert, daher gibt es von mir auch einen halben Punkt Abzug. Und auch Greers langer Atem bezüglich ihres verabscheuungswürdigen Vaters, oder aber Ashers „zweifelhaften Handel“ mit diesem, fand ich etwas zu strange.

Abgesehen von meinen Kritikpunkten, ist die Love Story zwischen Greer und Asher jedoch gut und gerne fünf von fünf Punkten wert, da Asher wirklich alle Register zieht um Greer zurück zu gewinnen und nebenher auch ordentlich Reue für sein Verhalten an den Tag legt. Außerdem sind beide wahnsinnig sympathisch und die erotischen Funken zwischen dem Heldenpaar sprühen nur so. Abgerundet wird Greers und Ashers Geschichte natürlich wie immer, durch zahlreiche, hocherotische Liebesszenen, die dem Leser ordentlich einheizen. Somit dürfen sich nicht nur Fans romantischer Liebesgeschichten auf „Untrennbar“ freuen, sondern auch Fans erotischer Lektüre. Sowohl „Ergeben“ als auch „Untrennbar“ sind für mich die bislang besten Teile der Serie und man darf nun schon gespannt sein auf den fünften Teil „Vereinigt“, der im Januar 2018 herausgegeben wird und in dem der Adlige Leo und die Zockerin Taylor zusammenfinden, die in „Untrennbar“ bereits einen kleinen Kurzauftritt hatten.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Spannender Tierkrimi, der jedoch etwas langsam in Fahrt kommt, dann aber mit überraschenden Wendungen und einem packenden Showdown punkten kann

Gray
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Als ein Schüler aus Cambridge; ein dazu überaus begabter Fassadenkletterer, bei einem seiner nächtlichen Klettertouren über den Dächern der Universität, tödlich verunglückt, glauben alle zunächst an einen ...

Als ein Schüler aus Cambridge; ein dazu überaus begabter Fassadenkletterer, bei einem seiner nächtlichen Klettertouren über den Dächern der Universität, tödlich verunglückt, glauben alle zunächst an einen tragischen Unfall oder einen möglichen Selbstmord. Elliots Mutter ist im Gegensatz zu ihrem Mann, am Boden zerstört und bittet seinen Tutor, den schrulligen Dozenten Dr. Augustus Huff darum, Elliotts, vermeintlichen Unfall näher zu untersuchen. Augustus fällt zunächst aus allen Wolken als er darum gebeten wird- schließlich ist er ja keinesfalls ein Detektiv. Doch seine Neugierde siegt und so beginnt er mit seinen Ermittlungen. Aber nicht nur diese stellen ihn auf eine harte Probe. Bei Elliot lebte ein kleiner, geschwätziger Graupapagei namens Gray, um den sich nun Augustus kümmern soll. Gray erscheint traumatisiert als Augustus ihn zum ersten Mal begegnet, doch beide freunden sich recht schnell an und schon bald kann sich Huff ein Leben ohne Gray nicht mehr so wirklich vorstellen. Doch was genau plappert der Papagei da so tagtäglich vor sich hin? Welche Forschungen betrieb Elliott an ihm und vor allem, wieso beschreiben die einen Elliot als sympathischen Menschen und die anderen ihn als kaltes, berechnendes Monster? Bei seinen Ermittlungen stößt Augustus auf einige Ungereimtheiten, die seine Theorie, Elliot sei ermordet worden, untermauern.

Und plötzlich befindet sich Augustus in Lebensgefahr….

In „Gray“, lässt Leonie Swann diesmal ein ziemlich ungewöhnliches Duo ermitteln, wobei Grays Unterstützung eher subtiler und moralischer Art ist, denn Gray mag zwar hochintelligent sein, doch weist er verständlicherweise einen nur recht eingeschränkten Wortschatz auf. Augustus muss sich also manches Mal ziemlich anstrengen, um Grays Kommentare in ein für ihn verständliches Licht zu rücken. Gray ist ein niedliches Kerlchen und verleiht diesem Tierkrimi die nötige Portion Humor, doch ist dieser, wie ich fand, in Leonie Swanns aktuellem Roman ansonsten eher dünn gesät. Augustus ist dagegen ein Romanheld voller Widersprüche und ganz ehrlich- ich konnte ihm sein Verhalten nicht wirklich abnehmen. Einerseits leidet Augustus unter Waschzwängen und andere Tics, ekelt sich vor Unordnung und Dreck und ist so unglaublich schüchtern. Andererseits wird er im Laufe des Romans plötzlich zum Fassadenkletterer und nimmt, ohne lange mit der Wimper zu zucken, einen Vogel bei sich auf, obwohl dieser nun ja auch für Schmutz sorgt und führt so zielsicher detektivische Ermittlungen durch, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. Zudem erinnerte mich Augustus einfach zu sehr an Lee Goldbergs Roman und TV-Serienfigur Mr. Monk, die ich sehr mag- allerdings konnte ich im Falle des Mr. Monk eher nachvollziehen, wieso er zum Detektiv wurde, da er jahrelange Erfahrungen als Polizist aufwies. Und dieses Vorwissen fehlte Augustus streng genommen.

Abgesehen von seinen Tics erfuhr man über Augustus leider recht wenig. Und der teils abstrakt wirkende Erzählstil von Leonie Swann machte es mir auch nicht unbedingt leicht, die ersten zweihundert Seiten durchzuhalten, da nicht wirklich viel geschah, außer dass Augustus versuchte, Licht ins Dunkel des möglichen Kriminalfalles zu bringen. Besonders irritierend fand ich jedoch, dass anfangs noch nicht einmal polizeiliche Ermittlungen durchgeführt wurden. Wieso gelang es eher einem Dozenten, die richtigen Fragen zu stellen, als der Polizei, die Elliots Tod gleich als Unfall oder Selbstmord ad acta legte?

Nachdem ich mich, wie gesagt, mit den ersten zweihundert Seiten recht schwer getan hatte, nahm die Handlung dann plötzlich an Fahrt auf und die Auflösung des Kriminalfalles, inklusive falscher Fährten, die die Autorin für ihre Leser gelegt hatte, nebst spannendem Showdown fand ich sehr spannend beschrieben, so dass ich trotz meiner Kritikpunkte nicht weniger als vier von fünf Punkten für „Gray“ vergeben möchte.

Sehr niedlich fand ich übrigens auch die Illustrationen auf jeder Buchseite, die Gray zeigen, wie er einer Erdnuss nachjagt.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Packender Krimi mit vielen unerwarteten Wendungen, allerdings mit einer gewöhnungsbedürftigen Heldin

Die Mädchen von der Englandfähre
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Die Journalistin Nora Sand, die für die Zeitung „Globalt“ arbeitet, liebt ihren Job. Doch es gibt auch Tage, da fällt es ihr schwer, ihre Professionalität und Gelassenheit beizubehalten. Etwa, wenn sie ...

Die Journalistin Nora Sand, die für die Zeitung „Globalt“ arbeitet, liebt ihren Job. Doch es gibt auch Tage, da fällt es ihr schwer, ihre Professionalität und Gelassenheit beizubehalten. Etwa, wenn sie Völkermörder interviewen muss, die ungerührt ihre Taten schildern und sich dabei noch im Recht glauben. Eines Tages findet Nora, während sie privat in einem Antiquitäten und Trödlerlädchen herumbummelt, einen gebrauchten Koffer, der ihr auf Anhieb gut gefällt und kauft ihn. In diesem Koffer, versteckt in einer Seitentasche, befindet sich ein Stapel Bilder. Die wohl in der 1980er Jahren geschossenen Photos, zeigen hauptsächlich junge Frauen, die vor einer Wand posieren- aber darunter ist auch eine Aufnahme von zwei Teenagermädchen, welche Nora bekannt vorkommen. Sie wird neugierig und forscht nach. Ihr zur Seite, steht Noras bester Freund Andreas, der bei der Kriminalpolizei arbeitet und für den sie immer noch heimlich romantische Gefühle hegt. Doch Andreas hat eine Freundin. Bald findet Nora heraus, dass die beiden Mädchen auf dem Photo, die seit vielen Jahren verschwundenen Lulu und Lisbeth sind. Sie fuhren einst mit anderen Jugendlichen auf eine Fähre gen England und kamen nicht an.

Dieser mysteriöse Fall sorgte damals für reichlich Wirbel in den dänischen Medien. Das Kuriose an dem gefundenen Photo: es ist eine Aufnahme, die eindeutig später gemacht wurde von den Beiden, als das angeblich letzte Bild der Mädchen, das einst durch die Medien ging.

Nora wendet sich an die Polizei, führt nebenher aber auch ihre eigenen Ermittlungen durch, die sie auf die Spur des, seit einigen Jahren, inhaftierten Serienkillers Bill Hixley führen und schon bald meldet sich ein hochrangiger Mitarbeiter namens Spencer bei ihr, der es Nora unter anderem ermöglicht, Bill Hixley im Gefängnis zu besuchen. Das Treffen wird eine äußerst traumatische Angelegenheit für Nora, denn „Bill Hix“ stößt eindeutige Drohungen aus, die Nora gelten. Dennoch will sie sich nicht davon abhalten lassen, Licht ins Dunkel des alten Falles zu bringen. Das ist sie auch den Angehörigen der vielen jungen, verschollenen Frauen auf den Bildern schuldig, die immer noch verzweifelt auf der Suche nach ihren Lieben sind…

Mit „Die Mädchen von der Englandfähre“, hat die Autorin Lone Theils den ersten Teil ihrer neuen Krimireihe um die wissensdurstige Journalistin Nora Sand abgeliefert, der sich über weite Teile sehr packend liest, da der Fall der verschwundenen Mädchen äußerst undurchsichtig inszeniert wurde. Somit ist man als Leser der Romanheldin nie voraus und wird ebenfalls überrascht von den Wendungen, die die Autorin für einen bereithält. Die kleine Liebesgeschichte zwischen Nora und Andreas, die sowieso nur schmückendes Beiwerk ist, fand ich dagegen nicht ganz so gelungen. Ich empfand Nora in Gefühlsangelegenheiten leider etwas zickig und unreif agierend und war daher sehr froh, dass das Hauptaugenmerk, eindeutig dem aufzulösenden Kriminalfall gilt.

Und dieser hat es, nachdem man Nora etwas besser kennenlernen durfte, eindeutig in sich. Besonders den Gefängnisbesuch von Nora, fand ich äußerst beklemmend beschrieben und überhaupt legt die Autorin einen sehr bildhaften, lebhaften Schreibstil an den Tag, so dass man hier praktisch Kopfkino pur geboten bekommt. Zugegeben, manche Beschreibungen sind nichts für zarte Gemüter, doch wenn man diesbezüglich keine Probleme hat, erwartet den Leser ein spannender Krimi. Lediglich das übertriebene, reißerisch wirkende Showdown gegen Ende des Romans, sorgte dann für meinen Punktabzug. Zum einen verhält sich Nora furchtbar störrisch und unbelehrbar; man könnte auch dumm sagen, was sie in Lebensgefahr bringt und zum anderen kann man einfach nicht so viel Glück haben im wahren Leben. Zugegeben, Nora ist keine einfache Hauptakteurin und meine Sympathien für sie hielten sich eher in Grenzen, doch die Ermittlungsarbeit fand ich sehr fesselnd geschrieben so dass ich für den ersten Teil um Nora Sand nicht weniger als vier von fünf Punkten vergeben möchte.