Atmosphärisch dichter, spannender Historical- der bislang beste Teil der Spymaster’s Men Reihe, trotz kleiner Kritikpunkte
König der Schmuggler dreister VerführerEvelyn ist bereits seit ein paar Jahren mit dem viel älteren Comte d’ Orsay verheiratet und hat mit ihm eine gemeinsame Tochter- Aimee. Als die französische Revolution auf ihrem Höhepunkt ist und sich ...
Evelyn ist bereits seit ein paar Jahren mit dem viel älteren Comte d’ Orsay verheiratet und hat mit ihm eine gemeinsame Tochter- Aimee. Als die französische Revolution auf ihrem Höhepunkt ist und sich die Familie bereits in Lebensgefahr befindet, beschließen sie nach England zu flüchten. Doch am Hafen angekommen, müssen sie verzweifelt feststellen, dass ihr Schiff bereits abgelegt hat. Da hört Evelyn vom berüchtigten Captain der See Wolf, der als Schmuggler und Spion gilt. Jack Greystone ist Brite, wie sie und er lässt sich nach einem Gespräch tatsächlich dazu überreden, Evelyn, ihren Mann und ihre Tochter mitzunehmen. Die Flucht wird von Erfolg gekrönt, doch Jahre später ist Evelyns Mann, der zuvor von der Schwindsucht heimgesucht wurde, tot und Evelyn ist verarmt. Ihr Stolz lässt es nicht zu ihre Familie um Almosen anzubetteln, doch als ihr der brave Diener ihres Mannes, Laurent, offenbart, dass der verstorbene Comte eine Kiste mit Gold im Schlosspark ihres Anwesens in Frankreich vergraben ließ, ist sie wie paralysiert. Doch wie soll sie nur an das Gold kommen? Die Zeiten sind immer noch äußerst gefährlich! Es gibt nur einen Mann, dem sie vertrauen kann- Jack Greystone. Doch wird der sich erneut auf ein solch gefährliches Abenteuer einlassen? Evelyn ist hin und hergerissen, als sie dem attraktiven Jack erneut begegnet, denn schon wie damals, übt er eine gewisse Faszination auf sie aus…
Nachdem ich die ersten beiden Teile der Spymaster’s Men Reihe von Brenda Joyce gelesen hatte, in denen Jack bereits kleine Auftritte hatte, war ich sehr gespannt auf seine eigene Geschichte. Um es vorweg zu nehmen. Ich fand „König der Schmuggler- Dreister Verführer“, viel besser, als die beiden Vorgängerbände und hätte diesem Roman sogar um ein Haar die Höchstnote gegeben. Doch ein paar Dinge haben mich beim Lesen dann doch gestört. Zum einen ist die Heldin des Romans Evelyn, wieder einmal so eine unglaublich naive junge Frau, die sich ständig in Dinge einmischt, die ihr äußerst gefährlich werden können. Obwohl sie ein Kind hat, um dass sie sich kümmern muss und das ohne sie zur Vollwaise würde, bringt Evelyn Jack dazu, dass er sie mitnimmt nach Frankreich, was ich als total unglaubwürdig inszeniert empfand. Zudem reist sie ständig ohne ihre Tochter durch die Weltgeschichte und diese hat leider auch nur sehr wenige Sätze zu sagen, so dass das Kind eher als unnötige Staffage wirkt, auf die die Autorin lieber ganz verzichtet hätte.
Auch Evelyns plötzliche Kehrtwendung, in Bezug auf ihre Gefühle, fand ich ganz seltsam dargebracht. Erst ist sie ihrem verstorbenen Gatten angeblich in Liebe zugetan gewesen und dann, plötzlich, als sie erfährt, dass er sie mittellos zurückgelassen hat, beschließt sie, dass sie ihre Trauerzeit nicht mehr einhalten muss; schließlich hätte sie den guten Mann ja immerhin ein paar Jahre zuvor hingebungsvoll gepflegt. Und so steht ihrer Affäre mit Jack natürlich auch nichts mehr im Wege. Plumper geht es wirklich nicht und ehrlich gesagt erwarte ich hier, von einer solch guten Autorin wie Brenda Joyce, eine etwas ausgefeiltere Story.
Ungewöhnlich knapp und züchtig geschrieben, erschienen mir dann auch die Liebeszenen. Wer Brenda Joyces alte Historical Romances kennt, weiß, dass sie früher hocherotische Bettszenen schrieb, doch in dieser Beziehung sollte man hier nicht allzu viel erwarten.
Soviel zu meinen Kritikpunkten. Obwohl mich einiges an der Heldin gestört hat, was einfach nicht so rund wirkte, konnte mich die Autorin mit der historischen Hintergrundstory dann wieder mehr in den Bann ziehen. Diese ist wirklich sehr packend in Szene gesetzt worden und dazu ist Jack ein äußerst interessanter und vielschichtiger Romanheld; allerdings auch recht undurchschaubar. Er ist, genau wie auch die Helden der Vorgängerbände, ein Spion. Es deutet anfangs vieles darauf hin, dass er aber sowohl für die Briten, als auch die Franzosen spioniert und ein Verräter ist. Und so tappt die Heldin lange Zeit im Dunkeln und gerät, weil sie einen Hang zum heimlichen Lauschen hat, leider dann auch ins Visier der Franzosen und somit in Lebensgefahr. Der Grund, wieso Jack und Evelyn sich lieber nicht miteinander einlassen sollten, erscheint plausibel und da dem Paar ganz schön zugesetzt wird, von Seiten ihrer Gegner, bleibt es auch weiterhin spannend. Das Schreiben hat die Autorin gottlob nicht verlernt und so hatte ich trotz kleiner Kritikpunkte viel Spaß beim Lesen dieses Romans. 4.5 von 5 Punkten.