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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein mutmachender Young Adult, über das Auf und Ab des Lebens...

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
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Maggie lebt mit ihrer Mutter, ihrer jüngeren Schwester, ihrer Großmutter und ihrem Onkel Kevin in Chicago. Als sich Maggies Mutter in den Iren Colm verliebt, ist es mal wieder so weit. Maggies Mutter nimmt ...

Maggie lebt mit ihrer Mutter, ihrer jüngeren Schwester, ihrer Großmutter und ihrem Onkel Kevin in Chicago. Als sich Maggies Mutter in den Iren Colm verliebt, ist es mal wieder so weit. Maggies Mutter nimmt den Heiratsantrag von Colm an und zieht mit ihren beiden Töchtern in Colms Heimat. Maggie ist traurig, denn zum einen weiß sie genau, dass die Ehe ihrer wankelmütigen Mutter sowieso nicht lange dauern wird und zum anderen fehlt ihr Onkel Kevin, ein drogenabhängiger Rockmusiker, sehr in Irland. Maggie interessiert sich nämlich, genau wie Kevin auch, der knapp zehn Jahre älter ist als sie, sehr für Rockmusik und so wird sie nie den Tag vergessen, als Kevin sie mitnahm zu einem Pearl Jam Konzert, das sie völlig begeisterte. Selbst ein Care- Paket aus Chicago, kann sie nicht wirklich über den Verlust ihres Onkels hinwegtrösten, dessen Verrücktheit und Exzentrik, sein Hang zur Musik, Poesie und guten Büchern, ihr fehlt.

Als er eines Tages mit ihr telefoniert, erzählt er ihr von einem „Nirvana“ Konzert, das bald im Rom stattfinden wird und das sie seiner Meinung nach unbedingt besuchen soll. Maggie wundert sich über seine Eindringlichkeit, denn solch einen Trip und Irland bis nach Italien würde ihr ihre Mutter niemals erlauben.

Überhaupt ist es in Irland völlig anders. Die Menschen im Ort haben strenge moralische Grundsätze, was auch für die Oberen ihrer neuen Schule gilt. Dort fühlt sich Maggie wie eine Außenseiterin, selbst wenn sie sich kurzfristig mit Aine, einem Mädchen aus ihrer Klasse anfreundet und damit beginnt zum ersten Mal Jungs zu daten.
Doch einer von ihnen, der Sohn des Gaststättenbesitzers im Ort, Eoin, interessiert Maggie sehr, nachdem er ihr eines Nachts zur Hilfe kommt. Erwidert er aber Maggies Gefühle?

Aufmerksam wurde ich durch Jessie Ann Foleys Young Adult durch den Titel und das Cover, dass an das „Nirvana“ LP Plattencover des Titels „Nevermind“, erinnert. Ich lese sehr gerne Romane, die in den 80er, 90er Jahren oder früher spielen und wie hier, allerdings im weitesten Sinne mit Musik zu tun haben.

So wie einst „Nirvanas“ Frontmann Kurt Cobain, ist auch der Onkel der Romanheldin ein Musiker, der Maggie stets eine Zuflucht und Ablenkung von ihrer verkorksten Familie bietet. Selbst wenn er drogenabhängig ist, was Maggie jedoch lange Zeit nicht ahnt.

Im ersten Teil des Romans lernt man Maggies Welt kennen; eine Welt, in der sich die junge Heranwachsende oft allein und unverstanden von ihrer übrigen Familie und ihrer Mutter fühlt und in der die besondere Beziehung zu ihrem Onkel, der Maggies Idol ist, in den Fokus gestellt wird. Maggies Leben ist geprägt von wenigen Glücksmomenten, da sie sehr unter der sexuellen Sprunghaftigkeit ihrer Mutter leidet. Einen weiteren Ruhepol, stellt für das Mädchen die Oma dar, allerdings ist diese weit weg, als Maggie mit ihrer jüngeren Schwester, Mutter und deren Verlobten nach Irland auswandert.
In Irland fühlt sich Maggie als Außenseiter und es fällt ihr im Gegensatz zu ihrer Schwester sehr schwer, neue Freunde zu finden. Eine Art Großvaterersatz findet sie in dem 99jährigen Dorfältesten, der ihr zuhört und kluge Ratschläge gibt.

Da Maggies Welt nicht gerade eine fröhliche Welt ist, die ermuntert das Schöne darin zu sehen und selbst an kleinsten Glücksmomenten festzuhalten, überrascht Maggies Überlebenswille den sie an den Tag legt, auch wenn ihr das Schicksal immer wieder Steine in den Weg legt. Besonders als sie sich auf die Reise gen Rom macht, hat mir die Romanheldin wahnsinnig imponiert und ich war besonders berührt von den stillen Momenten in diesem Roman; etwa wenn Buchzitate so treffend eingesetzt werden, dass sie direkt unter die Haut gehen oder aber, wenn die Autorin den Leser kurz hinter die Fassade von Maggies Familie blicken lässt, wo nicht alles schwarz oder weiß ist.

Allerdings sind die Romanpasagen, in denen man mehr über die wahre Gefühlswelt von Maggies Familie erfährt, leider etwas zu dünn gesät, da dieser Roman nicht gerade sehr dialogreich ist, was ich ein wenig schade fand. Lediglich über Maggies zerrissene Gefühlswelt erfährt man etwas; mir war es jedoch etwas zu wenig, um restlos abtauchen zu können ins Buch. Vielleicht wäre es geschickter gewesen den Roman aus der „Ich-Perspektive“ zu schreiben, damit einem die Romanfigur und deren Gedanken- und Gefühlswelt noch näher kommt.

Ein Lichtblick bietet dann im zweiten Teil Eoin. Auch er hat in Bezug auf familiäre Probleme „sein Päckchen“ zu tragen und seine Story hat mich berührt. Die bittersüße Liebesgeschichte zwischen ihm und Maggie hat mich ebenfalls verzaubert und ein gewisser Brief an anderer Stelle des Romans (mehr darf ich nicht verraten um nicht zu spoilern) hat mir dann sogar einige Tränen entlockt.

„Das Jahr in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm“, mag zwar ein Young Adult sein, an dem ich kleine Dinge zu kritisieren habe, wie auch, dass die Autorin den Zeitgeist der 90er Jahre leider nur durch die Aufzählung von diversen Musikstücken der Zeit heraufbeschwört, was ich eindeutig als nicht ausreichend empfand. Doch abgesehen davon ist es aber ein Roman der Mut macht, mit Lebensweisheiten aufwartet und der mich, trotz seiner melancholischen Grundstimmung, gut unterhalten hat. Übrigens kann man sich die Songs aus dem Buch anschließend gesammelt im Web anhören. Eine Verlinkung zur Webseite, befindet sich hinten im Buch.

Kurz gefasst: Ein mutmachender Young Adult, über das Auf und Ab des Lebens und ein Mädchen das trotz aller Widrigkeiten und Nackenschläge bereit ist für sein Glück zu kämpfen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame Mischung aus Familiensaga und Selbstfindungsroman- allerdings auch mit kleinen Längen und Schwächen

Über uns die Sterne
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Nesta und Daniel könnten sich eigentlich zufrieden zurücklehnen, um im Kreise ihrer Familie ihren vierzigsten Hochzeitstag zu feiern, doch dann lässt Daniel die Bombe platzen. Er hat eine Geliebte und ...

Nesta und Daniel könnten sich eigentlich zufrieden zurücklehnen, um im Kreise ihrer Familie ihren vierzigsten Hochzeitstag zu feiern, doch dann lässt Daniel die Bombe platzen. Er hat eine Geliebte und ist nun fest entschlossen, sich von Nesta zu trennen. Während Nestas und Daniels Kinder aus allen Wolken fallen, bleibt Nesta äußerlich sehr ruhig, denn insgeheim hat sie schon viel eher damit gerechnet, dass Daniel sie eines Tages verlassen würde. Wehmütig denkt sie an glückliche Tage mit dem Mann zurück, den sie einst für Daniel aufgab.

Seren, die Lieblingstochter von Daniel, hat dagegen vor knapp zwei Jahren ihren Mann Tom verloren, den sie über alles liebte. Mit ihm hat sie einen kleinen Sohn, der kränkelt und nicht so ganz verstehen kann, wieso sein Opa ausziehen will aus der Mühle, die Nesta und Daniel einst für sich kauften und ein Heim daraus schafften. Auch Seren ist verzweifelt und bekniet ihren Vater, er solle seine Geliebte aufgeben. Doch Daniel schaltet auf stur. Und so macht sich Seren daran, mehr über Daniels neue Geliebte herauszufinden und stöbert bei ihrer Suche einen äußerst undurchsichtigen Mann auf. Aber auch in ihrem Privatleben kommt es zu einer überraschenden Entwicklung, als sie einen Exfreund wieder trifft, der nun ein gefragter TV- Seriendarsteller geworden ist.

Frankie, die Geliebte von Daniel, ist hin- und hergerissen. Zwar liebt sie Daniel über alles, doch fürchtet sie sich vor Veränderungen. Dunkle Schatten der Vergangenheit, bescherten ihr ein Leben in ständiger Angst vor Entdeckung und Gewalt. Kann Daniel ihr diese Ängste nehmen, damit sie neues Selbstvertrauen gewinnt?

Auf meiner Suche nach Romanen in denen dunkle (Familien) Geheimnisse ergründet werden müssen, al la Kate Morton oder Katherine Webb, stieß ich auf Kate Glanvilles „Über uns die Sterne“ und vermutete, laut des interessanten Klappentextes eine derartige Story dahinter.

Doch „Über uns die Sterne“, ist eigentlich die Geschichte dreier Frauen, die im Laufe der Story über sich selbst hinauswachsen müssen und einer Familiesaga ähnlicher. Der Handlungsverlauf wird aus drei Perspektiven vorangetrieben. Man bekommt hier also gleich drei Hauptfiguren geboten, deren Sicht auf die Geschehnisse der Vergangenheit und Gegenwart, im Wechsel erzählt wird. Jede dieser Frauen hat ein Geheimnis, das es zu ergründen gilt, was den Storyverlauf recht spannend macht. Besonders ab dem Zeitpunkt, als Oliver ins Geschehen eingreift, zieht die Autorin sehr an der Spannungsschraube, doch ehrlich gesagt kam das für meinen Geschmack zu einem viel zu späten Zeitpunkt. Es ist keinesfalls ein langweilig geschriebener Roman- zumal die gemeinsamen Dialoge der Akteure durchaus lebendig geraten sind. Doch mir war es einfach etwas zuviel an belanglosem „Small Talk“ und so ertappte ich mich mehrfach dabei, wie meine Gedanken beim Lesen immer wieder abschweifen wollten, weil viele Gespräche der Protagonisten etwas zu banal geraten waren.

Dabei sind Nesta, Seren und Frankie keine uninteressanten Figuren. Besonders spannend fand ich Frankies Story und ihr Geheimnis, das einem sehr unter die Haut geht. Das Familienoberhaupt Daniel, dagegen bleibt leider blass und schablonenhaft. Man kann daher so gar nicht nachvollziehen, was ihn für Nesta und Frankie überhaupt jemals so interessant gemacht hat. Da Kate Glanvilles Schreibstil durchaus unterhaltend ist und der Roman mit einem sehr spannenden Showdown endet, möchte ich dennoch nicht weniger als 3.5 von 5 Punkten für „Über uns die Sterne“ vergeben.

Sehr geschmackvoll fand ich besonders die Covergestaltung und die eingearbeitete, abtrennbare Postkarte im hinteren Teil, die, wie ich finde, ein tolles Goodie ist für die Leser, von Seiten des Verlags.