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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein wunderbarer, mitreißender historischer Roman!

Der Kuss des Schokoladenmädchens
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Nachdem Madelaine Gürtler im ersten Teil der „Schokoladenmädchenbücher“ nach vielen Abenteuern endlich ihre große Liebe in Gestalt des Grafen Andras Mazary gefunden hat, geht es nun endlich weiter mit ...

Nachdem Madelaine Gürtler im ersten Teil der „Schokoladenmädchenbücher“ nach vielen Abenteuern endlich ihre große Liebe in Gestalt des Grafen Andras Mazary gefunden hat, geht es nun endlich weiter mit der Heldin die mit einem außergewöhnlichen Geschmackssinn gesegnet ist und die bereits in ihrer Heimatstadt köstliche Pralinees zubereitete.

Nachdem sie mit Andras bei ihrem Vater zu Besuch war, reist das verliebte Ehepaar nun in Andras Heimat, nach Ungarn, denn laut Andras wartet sein Vater bereits sehnsüchtig auf sie beide. Doch als Madelaine bei der Schiffsreise einen verborgenen Brief in der Tasche ihres Ehemannes findet, findet sie in den Zeilen des Schwiegervaters keinerlei Erwähnung ihrer eigenen Person. Lediglich Andras wird darin kurz, knapp und kalt aufgefordert, sofort nach Hause zu kommen. Madelaines ungutes Gefühl bestätigt sich bei ihrer Ankunft. Sie fühlt sich nicht wohl in Ungarn bei Andras Familie und der ständige Druck, den sie auf Madelaine ausüben, denn sie wollen unbedingt das sie Andras einen Sohn schenkt um die Erbfolge zu sichern, verunsichert Madelaine immer mehr und ihre Zuneigung zu Andras bekommt immer mehr Risse.

Als sie Handelsattache Bernhard Ulrich von Tarzin kennen lernt, fühlt sie sich gleich mit ihm verbunden und lässt sich schließlich auf eine Affäre mit ihm ein. Ihr ist jedoch nur ein kurzes, unbeschwertes Glück mit ihm gegönnt, denn ihre Liaison wird entdeckt und Madelaine drohen ernste Konsequenzen. Unglücklich verlässt sie Ungarn und somit auch Andras und reist zurück nach Hamburg. Dort widmet sie sich erneut erfolgreich der Herstellung von Pralinees. Doch immer wieder muss sie an ihre verlorene Liebe denken.
Nach einiger Zeit der Ruhe und des Nachdenkens überschlagen sich jedoch erneut die Ereignisse, die den Anfang damit nehmen, dass der erste Weltkrieg ausbricht. Wird Madelaine jemals wieder ihre große Liebe in die Arme schließen können?

„Der Kuss des Schokoladenmädchens“ bietet wie auch schon der Vorgängerband wunderbare Unterhaltung. Madelaine, die Heldin des Romans ist keineswegs ein perfekter Mensch. Aber gerade ihre Unperfektion in bestimmten Situationen lässt den Roman sehr realistisch wirken. Man liebt und leidet mit der Heldin mit, die kurz nach ihrer Ankunft in Ungarn feststellen muss, dass ihre große Liebe Geheimnisse vor ihr verbirgt. Die Enttäuschung der Heldin kann man zu jedem Zeitpunkt gut nachvollziehen und somit hatte ich auch ein wenig Verständnis mit ihr, als sie sich auf eine Affäre mit einem anderen Mann einlässt.

Zu Katryn Berlingers Stärken gehört meiner Meinung nach auf jeden Fall auch ihre Fähigkeit Orte, Situationen und sogar das Geschmacksempfinden der Romanfiguren exakt und bildhaft zu beschreiben. Zudem überschlagen sich in diesem Buch die Ereignisse derart, dass man das Buch als Leser erst zum Ende zur Seite legen möchte. Es gibt nicht sehr viele historische Romane die in der Zeit des ersten Weltkrieges spielen.

Der Autorin ist es jedoch gelungen, die Schrecken dieser Zeit packend einzufangen und trotzdem sensibel in die Geschichte der Heldin zu integrieren. Wer sich für diesen Roman entscheidet, bekommt nicht nur einen leichten Unterhaltungs/Liebesroman geboten, durch den sehr guten Schreibstil der Autorin wird das Buch zu einem unterhaltsamen und berührenden Stück Literatur, das mich bis zum Ende mitfiebern lassen hat. Und die Beschreibung der leckeren Pralinees ließ mir das Wasser im Munde zerlaufen.

Kurz gefasst: Ein wunderbarer, mitreißender historischer Roman!

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Historical Romance light- recht modern geschrieben, aber nett

Korsar meiner Träume
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Während eines Kartenspiels, bei dem eine Schatzkarte zu gewinnen ist, sieht Claire, die sich als Mann getarnt hat, ihre einstige große Liebe wieder- es scheint, als ob Nate Carter zwar sie vergessen hat, ...

Während eines Kartenspiels, bei dem eine Schatzkarte zu gewinnen ist, sieht Claire, die sich als Mann getarnt hat, ihre einstige große Liebe wieder- es scheint, als ob Nate Carter zwar sie vergessen hat, doch keinesfalls den berüchtigten Schatz der Santa Francesca.

Ursprünglich war es ein Kindheitstraum der Beiden, die Schätze, die das Schiff geladen hatte, zusammen zu finden.
Nachdem Claires Vater sie einst in einem Waisenhaus zurück ließ, um sich selbst auf die Suche nach dem Gold zu machen, war Nate der einzige Vertraute in ihrem Leben, der ihre Kindheit etwas glücklicher machte. Claires Vater kehrte nie zurück und eines Tages verließ sie auch Nate, der, zwar um ihre Hand anhielt, aber zunächst Geld verdienen wollte. Claire wartete voller Vertrauen, doch als immer mehr Zeit verging, geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten und war gezwungen einen anderen Mann zu heiraten.

Währenddessen wird Nate unter dem Namen Sam Steele ein berüchtigter Piratenkapitän.Allerdings nur, um seinem besten Freund und dessen Frau einen Gefallen zu tun, denn einst war sie es nämlich, die als Sam Steele die Weltmeere unsicher machte und Nate soll neugierige Schnüffler einfach auf eine falsche Fährte locken. Doch seit seiner Kindheit war es sein Wunsch, den Schatz, von dem ihm seine Freundin Claire erzählt hatte, zu finden und so ist es ausgerechnet die Schatzkarte, die Nate und Claire nach so vielen vergangenen Jahren wieder zusammenbringt.

Claire muss zähneknirschend hinnehmen, wie Nate beim Kartenspiel gewinnt und so versucht sie mit List und Tücke ihm seinen Gewinn wieder abzujagen. Doch auf hoher See müssen Nate und Claire feststellen, dass sie zusammenarbeiten müssen. Nur gemeinsam können sie den Schatz finden. Die gemeinsame Nähe an Bord lässt auch gefährliche Erinnerungen in beiden hochkommen, Erinnerungen an eine glückliche Liebe. Doch können die Missverständnisse zwischen ihnen ausgeräumt werden?

Korsar meiner Träume ist der dritte Teil ihrer „Pirates“ Reihe und meiner Meinung muss man keinesfalls die beiden Vorgängerromane kennen oder gelesen haben, um die Handlung dieses dritten Teils verstehen zu können.
Ich habe durchaus ein Faible für Freibeuter und Piratenromances wenn sie gut geschrieben sind. Allerdings wünsche ich mir, wenn ich zu einem historischen Liebesroman greife, auf jeden Fall auch ein wenig historisches Flair, doch leider, trotz der unterhaltsamen Story und den zwei sympathischen Protagonisten, ist das hier nicht gegeben.

Eigentlich spielt der Roman im Jahre 1660, aber sämtliche Akteure, ob Haupt oder Nebenfiguren, führen recht moderne Dialoge miteinander und haben auch sehr fortschrittliche Einstellungen zum Leben, die zu Menschen im Jahre 1660 einfach nicht passen.
Die Heldin wird als eine Art Lebenskünstlerin dargestellt, die einer Lara Croft nicht unähnlich, unbedingt den Schatz der Santa Francesca heben will, damit es ihr der Schatz ermöglicht, wieder ein Leben als Frau führen zu können - eigentlich hasst sie ihre Maskerade als Mann.
Dafür dass sie aber so viele Jahre ums nackte Überleben kämpfen musste, stellt sie sich an anderer Stelle recht naiv an. (Stichwort Schwimmen)

Warum Nate unbedingt den Schatz an sich bringen will, obwohl er doch genau weiß, wie sehr Claire diesen begehrt und benötigt, wird nicht geklärt. Anfangs vielleicht aus Hass ihr gegenüber, da sie nicht auf ihn gewartet und einen anderen geheiratet hat, doch etwas später, als ihm ja langsam klar werden muss, dass sie völlig verarmt ist, beharrt er weiterhin stur darauf.

Zwar fliegen zwischen dem Heldenpaar die Fetzen wobei ihre Auseinandersetzungen durchaus amüsant sind, doch stellt man sich als Leser irgendwann ab der Hälfte des Romans die Frage, wieso sich beide nicht aussprechen und ihr Missverständnis endlich klären.

Ein Romantik und Abenteuerfaktor ist dennoch gegeben, wenn es dann, meiner Meinung ein wenig zu spät, doch dazu kommt und beide allein auf einer Insel nach dem Schatz suchen, während die restliche Schiffsbesatzung sich auf den Weg zu Nates Freund macht.
Allerdings war dieser Einfall der Autorin recht seltsam- denn das Risiko allein auf einer Insel auf Schatzsuche zu gehen, während auch andere Plünderer der Weltmeere in der Nähe nach Gold und Juwelen lechzen, wäre wohl kein Seeräuber der etwas auf sich hält, eingegangen.

Serienfans werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, denn auch die Hauptakteure aus den beiden Vorgängerbänden haben kleine Auftritte, wobei es gegen Ende des Buches dann doch noch ein wenig traurig wird.

Wer Lust hat auf einen "Historical-Light" hat, der trotz kleiner Logikfehler, dennoch unterhaltsam, romantisch und abenteuerlich ist und eigentlich sonst eher zu einem Contemporary greift, kann hier bedenkenlos zugreifen. Leser die Wert auf ein wenig mehr historischen, authentischen Hintergrund legen, sollten dagegen lieber gleich zu einem anderen Buch greifen.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Das kleine Büchlein ist die perfekte Lektüre um vom grauen Alltag abschalten zu können

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex
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In insgesamt 46 Kurzgeschichten, die kolumnenartig von Markus Barth verfasst wurden, lässt der Autor den Leser auf sehr humorige Art und Weise nicht nur an diversen Kindheits- und Lebenserinnerungen teilhaben, ...

In insgesamt 46 Kurzgeschichten, die kolumnenartig von Markus Barth verfasst wurden, lässt der Autor den Leser auf sehr humorige Art und Weise nicht nur an diversen Kindheits- und Lebenserinnerungen teilhaben, sondern regt stellenweise auf witzige Art und Weise sogar zum Nachdenken an, wenn er sich zum Beispiel in „Tot aber glücklich“ über ein typisches Klischee der Oköfleischesser lustig macht- die da nämlich jedes Mal vor dem Essen fragen, ob denn das Schlachttier, in diesem Fall ein Lamm, das sie vor sich auf dem Teller haben auch ein glücklich gehaltenes Tier war. Kann man denn überhaupt davon ausgehen, dass das Lamm glücklich war, in seiner sehr begrenzten Lebenszeit? Aber auch andere typische Dinge unseres tagtäglichen Lebens, ob Promis, Verhaltensweisen, neue Sitten und Unsitten etc.- alles wird vom Autor augenzwinkernd und immer mit sehr viel Witz angesprochen.

Das kleine Büchlein ist die perfekte Lektüre um vom grauen Alltag abschalten zu können.

Ich habe mich beim Lesen sehr amüsiert und bei einigen Stories sogar herzhaft lachen müssen. Ist es ein Buch, das die Welt unbedingt braucht? Eigentlich nicht, aber definitiv macht es den Alltag bunter und humorvoller.

Markus Barth, nicht zu verwechseln mit Mario Barth, hat sich vor seinem Buch bereits einen Namen als Autor und Headwriter für Fernsehshows wie etwa die Wochenshow oder Ladykracher einen Namen gemacht und ist auch als Comedian unterwegs.

Folgende Geschichten befinden sich in dieser Anthologie, wobei ich meine Favoriten mit Sternchen gekennzeichnet habe:

Unter Kirmes- Ponys
Tot, aber glücklich

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex
Allergie- Quartett

20 todsichere Methoden, berühmt zu werden
Frisch geduschte Jogger
007 in der Kreissparkasse

Bügelbücher
Housekeeping
Maria Furtwängler trägt die Nuance 8.13
Chrashkurs Karneval
Unsocial Timewasting
Mit Tutti Frutti stimmt was nicht

Schöner leben mit Franz Kafka
David Beckham ist an allem schuld
liebkuck
Dr.Feelgood und Mister Zahnstein
Exkrementen-Lyrik
Für schlechte Zeiten
Deko-Depp
Gefühlte Gefühle

I said a flip flop
Hauptstadt-Hasser
Die Schweinebraten-Verschwörung

Zur Geburt
Ich will Knöpfe!
Reinigen!
Mein digitaler Geburtstag

Indoor- Bananen-Esser
It's amazing

Jan-Torben, pack deine Brüste ein!
Lob auf den Landgasthof
Kopf nicht in Betrieb
Brustgeschirr!

Wünsch Dir nix!
Mama vs. iTunes
Hunger-Tinnitus
Nicht ohne meine Hartwurst
Pinguin, Küchenschabe und Co.

Der Classic-Rock-Schock
Die Entdeckung der Sauberkeit
Spannung!
Da lässt sich doch was am Preis machen
Eine Weihnachtsgeschichte
Wave your hands like you care
Zum Schlachten reicht's noch

Bonusmaterial

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein unterhaltsames disneyeskes Märchen ohne echte Tiefe

Die Rose von Radwick
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Megan, eine schüchterne, stille, eher durchschnittlich aussehende junge Frau soll die nächste Frau von Albert, Lord Solvey, dem Besitzer der Burg Radwick werden. Da ihm seine erste Frau keine Kinder schenken ...

Megan, eine schüchterne, stille, eher durchschnittlich aussehende junge Frau soll die nächste Frau von Albert, Lord Solvey, dem Besitzer der Burg Radwick werden. Da ihm seine erste Frau keine Kinder schenken konnte, lässt sich Albert von seinem ergebenen Steward Erik Arrondal überreden, diese zweite Ehe einzugehen, denn nur mit einem Erben, können die Sicherheit und Besitzansprüche der Solveys untermauert werden, da ein skrupelloser Verwandter von Albert, Lord Varmourth, nur begierig darauf wartet, die Burg einzunehmen.

Megan hat es zunächst alles andere als leicht, denn sie wird von den Bewohnern der Burg sofort mit ihrer Vorgängerin verglichen und Megan ist weder selbstbewusst noch außerordentlich schön. Ein weiterer Grund für ihre Unsicherheit ergibt sich, als sie feststellen muss, dass ihr Mann scheinbar kein Interesse daran hat, ihr Ehebett aufzusuchen. Wie soll sie Albert bloß einen Erben schenken, wenn ihm körperliche Liebe so zuwider ist? Doch Erik findet einen Ausweg aus dem Dilemma. Er stellt sich als Ersatz für Albert zur Verfügung, damit Megan endlich schwanger wird.

Megan lässt sich darauf ein, doch bei der ersten gemeinsamen Liebesnacht mit Erik verliebt sie sogleich ihr Herz an ihn. Doch beruht ihre Liebe auf Gegenseitigkeit oder hat sich Erik nur aus Pflichterfüllung zu seinem Lord dazu herabgelassen, Megan zu beschlafen ?

Auf der ersten Seite des Romans stehen einige Infos über die Autorin. So zum Beispiel auch, dass Laura Bastian Archäologie und Germanistik studiert hat.

Nachdem ich diesen Roman gelesen habe, frage ich mich, wie es dann kommen konnte, dass zeitgemäße Anreden völlig unkorrekt ausgeführt wurden. Statt "Ihr" und "Euer" in den Dialogen zu benutzen, wurde die Heldin hier schnell mal "gesiezt" oder gleich "geduzt". Da wird eine Burgbewohnerin als "Fräulein" betitelt und in den Dialogen werden auch modernere Wörter und Sätze wie zum Beispiel "Ja, klar", eingestreut.
Die Geschichte an sich ist sehr gut erzählt, es gibt keinerlei Längen und das Buch hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man keine großen Ansprüche an einen historischen Liebesroman und korrekte historische Hintergrunddetails stellt. Denn dieses Buch ist definitiv eher dieser genannten Kategorie zuzuordnen.

Die Charakterisierung der Figuren fand ich persönlich eher etwas flach. Auch die innere Wandlung von einem verschüchterten Mädchen zu einer selbstbewussten Frau vollzog sich mir ein wenig zu schnell, um glaubwürdig zu wirken.

Warum der Ehemann von Megan mit seiner Situation als Burgherr überfordert war, wurde nicht wirklich überzeugend dargelegt; ihn lediglich als schwachen, freundlichen Menschen der keiner Fliege etwas zu leide tun kann, darzustellen, war mir ebenfalls eine zu schwache Begründung für sein immerwährendes passives Verhalten.

Und das Erik sich, zwar aus edelmütigen Gründen, anmaßt seine Herrin darauf zu drängen mit ihm das Bett zu teilen, ist wirklich mehr als unrealistisch.

Hätte es sich ein einfacher, bürgerlicher Burgkastellan im 12. Jahrhundert einfallen lassen, das Eheweib seines Lords zu verführen und ihm ein Kind "unterzuschieben", wäre er wegen Hochverrats schnell einen Kopf kürzer gemacht worden.

Alles fügt sich sehr schnell zum Guten, echte Schwierigkeiten gibt es kaum zu bewältigen, und wenn doch gibt keine längeren Ausfechtungen von entgegengesetzten Standpunkten/Meinungen der einzelnen Figuren.
So wirkt der komplette Roman leider eher wie ein unterhaltsames Disneymärchen ohne echte Tiefe.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Unterhaltsame Familiensaga auf zwei Zeitebenen erzählt; zwar größtenteils sehr spannend- doch etwas weniger Tragik und Drama wären hier mehr gewesen

Der Garten über dem Meer
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Devon 1866:

Die junge Mary Rose Marchmont kann es nicht fassen, als ihre geliebte Mutter am Kindbettfieber stirbt und sie und ihren Vater trauernd zurücklässt. Auf dem Totenbett gibt die Mutter Mary Rose ...

Devon 1866:

Die junge Mary Rose Marchmont kann es nicht fassen, als ihre geliebte Mutter am Kindbettfieber stirbt und sie und ihren Vater trauernd zurücklässt. Auf dem Totenbett gibt die Mutter Mary Rose zuvor einen alten Ring, der laut einer Sage jeweils an alle weiblichen Mitglieder der Familie weitervererbt werden soll. Gerät der Ring in fremde Hände, wird ein Familienfluch ausgelöst.
Mary Rose steckt ihn ein, doch als ihr Vater einige Zeit später danach sucht, mag sie ihm nicht erzählen, dass sie im Besitz des Rings ist, da sie ihn für eine Weile behalten möchte. Doch auf dem Begräbnis der Mutter findet Mary Rose Vater den Ring und nimmt diesen, schwer erzürnt über Mary Rose Lügen, an sich.
Das führt zum ersten leichten Bruch zwischen Vater und Tochter. Ihr Verhältnis verschlechtert sich zusehends, als sich Mary Rose Vater in deren schöne, viel jüngere, französische Gouvernante verliebt, diese Hals über Kopf heiratet und ihr den Ring der verstorbenen Mutter ansteckt.
Veronique zeigt allerdings nach der Heirat ihr wahres Gesicht- sie versucht Mary Rose auszubooten und gegen ihren Vater aufzubringen. Trauriger Höhepunkt: Veronique beschuldigt Mary Rose, etwas Ungeheuerliches getan zu haben. Sie soll ihren kleinen Bruder in einem Anfall von Eifersucht getötet haben. Doch Mary Rose will, auch wenn ihr Vater sie verstoßen hat, nicht aufgeben und ersinnt einen Plan….

Devon Gegenwart:

Laura Marchmont, die bislang ledig und ohne Kind durchs Leben gegangen ist, lernt eines Tages den charismatischen Charles bei einer Vernissage kennen. Charles, geschieden und Vater von zwei Töchtern im Teenageralter und Laura können nicht genug voneinander bekommen, doch als Laura schließlich das erste Mal Charles Töchter trifft, fürchtet sie gleich, dass nun große Schwierigkeiten auf sie zukommen werden, da die Töchter keinesfalls davon angetan zu sein scheinen, dass ihr Vater eine neue Liebe gefunden hat. Dennoch nimmt sie kurze Zeit später den Heiratsantrag von Charles an und wird kurz darauf schwanger. Die Schwangerschaft beunruhigt Laura, denn sie trägt seit vielen Jahren ein Geheimnis mit sich herum, dass sie fürchten lässt, keine gute Mutter sein zu können.
Zudem findet sie heraus, dass eine Vorfahrin von ihr, einst in einem Haus lebte, dass auf dem gleichen Grundstück stand, wie das Haus, in dem Laura und Charles nun wohnen. Neugierig geworden beginnt sie mit ihrer Recherche, ist jedoch erschüttert, als sie erfährt, dass ihre Ahnin womöglich eine Mörderin gewesen sein könnte…

Ich mag Unterhaltungsromane, in denen dunkle Familiengeheimnisse aufgedeckt werden müssen und in denen starke Frauen im Fokus des Geschehens stehen und so stach mir auch Jane Corrys „Der Garten über dem Meer“ gleich ins Auge.
Die Geschichte wird auf gleich zwei Zeitebenen im Wechsel erzählt. Während der Leser es im viktorianischen Zeitalter mit Mary Rose Marchmont zu tun bekommt, ist es in der Gegenwart ihre Nachfahrin Laura, die den ihr zugedachten Platz im Leben erst noch finden muss.
Beide Frauen sind dann auch recht unterschiedlich gestrickt. Mary Rose ist ein junges Mädchen, das ein recht naives Weltbild besitzt, in allem nur das Gute zu sehen scheint und völlig arglos, wie ein Lamm auf die Schlachtbank geführt wird.

Obwohl Mary Rose Geschichte durchaus großen Unterhaltungswert besitzt und jede Menge Drama und Tragik zu bieten hat, fand ich allerdings schon irgendwann, dass es die Autorin etwas übertrieben hat damit. Ehrlich gesagt ist es schon befremdlich, dass Mary Rose geliebter Vater, der sein Töchterchen eigentlich besser kennen müsste, absolut kein Vertrauen zu Mary Rose besitzt und einer Fremden mehr Glauben schenkt, als seiner Tochter. Diese Passivität des Vaters zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch das Buch und lässt den Vater als recht schwachen Charakter erscheinen. Genauso schlecht weg kommen auch die anderen männlichen Akteure in diesem Buch. Ob Mary Rose Cousin oder auch Charles; alle sind energielose Geschöpfe, denen es an Durchsetzungsvermögen und Charakter fehlt, was sie ein wenig eindimensional und schablonenhaft wirken lässt. Überhaupt sind die Figuren in Jane Corrys Roman entweder durchweg böse, schwach oder hoffnungslos gut. Hier hätte ich mir ehrlich gesagt ein wenig facettenreicher gezeichnete Akteure gewünscht.

Auch hatte ich anfangs etwas Problem mit dem eigenwilligen Schreibstil der Autorin, der sich zwar flüssig lesen lässt, jedoch, besonders hinsichtlich der Dialoge, verhinderte, dass ich vertrauter mit den Figuren werden konnte. Viele Dialoge wirkten auf mich viel zu gestrafft wiedergegeben, teilweise wurde auf Antworten mancher Personen ganz verzichtet und stattdessen einfach die Story weitererzählt, woraus man zwar dann als Leser die Antworten der anderen Person schließen konnte, was einen die Personen aber auch nicht näher brachte.

Während ich Mary Rose Story in der Vergangenheit dennoch recht spannend erzählt fand, konnte mich die Story über Laura dann leider weniger packen, was auch viel daran lag, dass Laura einfach kein Sympathieträger war. Besonders in den Szenen in den sie sich um ihr neugeborenes Kind sorgt, ist sie teilweise unausstehlich, auch wenn sie einen guten Grund für ihr Verhalten hat, schießt sie jedoch dabei meilenweit übers Ziel hinaus.
Und auch hier bekommen es die Leser abermals mit einem sehr schwachen männlichen Charakter in Gestalt von Charles, zu tun, so dass man sich fragt, was Laura überhaupt an ihm findet.
Und dennoch, obwohl einiges zusammenkommt, was mir an „Der Garten über dem Meer“ weniger gut gefallen hat, komme ich nicht umhin zuzugeben, dass sich die 608 Seiten wie im Flug lesen ließen und zumindest Mary Rose Story meine Neugierde beim Lesen schürte. Wenn man in der Lage ist, die etwas schablonenhaft gezeichneten Charaktere nicht überaus kritisch zu beäugen und sich an den, wie ich finde, eigenwilligen Schreibstil gewöhnt hat, wird man sicherlich keine Langweile beim Lesen verspüren und die Story gebannt verfolgen.

Kurz gefasst: Dunkle Familiengeheimnisse die gelüftet werden müssen- Unterhaltsame Familiensaga auf zwei Zeitebenen erzählt; zwar größtenteils sehr spannend- doch etwas weniger Tragik und Drama wären hier mehr gewesen.

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