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Veröffentlicht am 26.08.2022

Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend

Mordlichter
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Anelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch ...

Anelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch wenn ihr der Ruf als geniale Mordermittlerin vorauseilt; in ihrer neuen Heimat gibt es nicht viel für sie zu tun. Kleine Dienstähle sind schon die größten Kriminaldelikte, die sie aufzuklären hat und obwohl sie ihre neue Heimat sehr liebt, vermisst sie zumindest ihren alten Job.

Dass man sich immer genau überlegen sollte, was man sich wünscht, muss sie nur wenig später erfahren. Ein junger Mann, der in Rentierfelle eingewickelt in der arktischen Kälte herumlief, wurde von einem Lastwagen überfahren. Es handelt sich dabei um einen kürzlich vermisst gemeldeten Schüler und Anelie ahnt schnell, dass es sich hier nicht um einen normalen Verkehrsunfall handelt. Denn seine Hände weisen eindeutige Verletzungen auf. Es hat den Anschein, als habe er vor seinem Tod versucht, sich mit seinen Händen aus einer schwierigen Lage zu befreien. War er gar eingesperrt und konnte seinen Peinigern entfliehen, bevor er dann vor den Laster lief?

Anelie ermittelt fieberhaft in alle Richtungen, denn ihre Chefin will nichts von ihren Theorien hören und schon gar nicht, dass nach Anelies Meinung ein Serienkiller in Lappland sein Unwesen treiben könnte, denn tatsächlich stößt sie kurz darauf auf zahlreiche, rätselhafte Vermisstenfälle.
Würde es nach der Meinung der Vorgesetzten gehen, wäre die kleine Polizeistation mitten im Nirgendwo schon längst geschlossen worden. Kann Anelie das verhindern und ihre Chefin eines Besseren belehren?

Mit „Mordlichter“ legt das Autorenduo Madita und Stefan Winter ihren ersten gemeinsamen skandinavischen Krimi vor. Und tatsächlich gibt es durchaus kleine Parallelen zur Romanheldin und ihrem Lebensgefährten und den Winters. Das Autorenpaar lernte sich in Lappland kennen und lieben, so dass Madita Winter schließlich ihre Brücken abbrach und sich auf eine völlig neue Lebenssituation einstellte, schon hinsichtlich des Wetters am Polarkreis.
Die beiden streuen viel Wissenswertes zu Land, Leuten und Wetterlage bei, was ich als sehr spannend zu lesen empfand. Vor allem war es die perfekte Lektüre, um mich von der beinahe tropischen Wetterlage hier in Deutschland abzulenken in diesem Sommer.

Den Kriminalfall fand ich ebenfalls spannend erzählt, doch und nun komme ich zu den Kritikpunkten, man merkt diesem Krimi leider an, dass es ein Debüt ist. Ich fand den Schreibstil zwar flüssig, doch den Sprachduktus ein wenig hölzern gehalten. Dazu fehlt es den Nebenfiguren an charakterlichen Facetten. Entweder sie sind gut oder böse und etwas klischeebehangen in ihrem Agieren. Sei es Anelies Vermieterin, eine Sami, Anelies Exfreund, der ziemlich seltsam und unreif wirkt, Anelies Chefin, der jegliche Persönlichkeit oder Gefühlsregung abgeht oder aber Anelies Kollege und väterlicher Freund, der noch im Krankenhaus teilhaben möchte, an den Ermittlungen und in allen Lebenslagen gut für einen Ratschlag ist.
Dazu blieb mir Anelie, trotz der gewählten „Ich-Erzählform“, leider fremd. Sie wirkt, abgesehen davon, dass sie ein ziemlicher Workaholic ist, distanziert, nüchtern und es fehlt ihr (noch) an interessanten Ecken und Kanten.
Daher vergebe ich 3.5 von 5 Punkten und bin gespannt darauf, ob es weitere Bände um Anelie geben wird. Zumindest vom Setting her, finde ich die womöglich neue Buchreihe, sehr spannend. Und auch das Coverlayout ist schon sehr schmückend!

Kurz gefasst: Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Solider Spreewald-Krimi, mit verwirrend vielen Akteuren, dem es jedoch ein wenig an Spannungselementen mangelt

Verfehlt
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Kommissarin Klaudia Wagner hat es alles andere als leicht im Revier. Seit sie als Vertretung des Chefs fungieren muss, hat sich Kollege Demel auf sie eingeschossen. Er scheint ein Problem mit ihr als weibliche ...

Kommissarin Klaudia Wagner hat es alles andere als leicht im Revier. Seit sie als Vertretung des Chefs fungieren muss, hat sich Kollege Demel auf sie eingeschossen. Er scheint ein Problem mit ihr als weibliche Autoritätsperson zu haben und auch andere Kollegen tun sich ein wenig schwer mit den personellen Veränderungen.
Während des großen Spreewaldschützenfestes im Ort mit angrenzender Kirmes, sollen Klaudia und ihre Kolleginnen und Kollegen Patrouille laufen, doch eigentlich ist das eher eine Vorsichtsmaßnahme. Denn eigentlich erwartet keiner der Beamten gewalttätiges Eingreifen, geschweige denn Mord oder Totschlag.

Doch tatsächlich ist es letztendlich kein Betrunkener, der für allgemeine Unruhe sorgt, sondern ein Unbekannter, verkleidet im Gurkenkostüm, der gleich zwei Anschläge verübt. Während der frischgebackene Schützenkönig, trotz schnell getroffener Wiederbelebungsmaßnahmen kurz darauf das Zeitliche segnet, hat Klaudias väterlicher Freund Schiebschick mehr Glück. Ein Messerangriff sorgt zwar für lebensgefährliche Verletzungen, doch zumindest stehen seine Aussichten auf baldige Genesung recht gut.
Warum der gutmütige Schiebschick jedoch im Fokus eines Mörders gestanden hat, kann er ihr, noch im Koma liegend, freilich nicht beantworten.
Und so müssen Klaudia und ihr Team zunächst in alle Richtungen ermitteln.
Eine interessante Spur führt sie ins Kirmesmilieu, andererseits hatte jedoch auch der Ermordete dunkle Geheimnisse…

Christiane Dieckerhoffs Spreewald-Krimi „Verfehlt“ gehört zu einer mehrbändigen Buchreihe um die Ermittlerin Klaudia und ihr Team. Ein großer Pluspunkt ist, dass man auf den ersten Seiten ein Personenverzeichnis vorfindet, denn es tummeln sich allerhand Nebenfiguren in diesem Roman und das Auseinanderhalten der vielen Figuren fiel mir leider nicht so leicht, wie erhofft. Trotz des Verzeichnisses. Aber ich möchte dieses Problem auch nicht der Autorin anlasten. Wenn man mit dem sechsten Band beginnt, ohne jegliches Vorwissen, wird man logischerweise nicht so gut hineinkommen in den Roman, bzw. sämtliche Verbindungen der Akteure durchschauen können.

„Verfehlt“ gehörte allerdings zu einem Buchpaket, das ich gewann und so wollte ich lediglich hineinschmökern, um zu schauen, ob die Reihe überhaupt etwas für mich ist. Der Schreibstil der Autorin ist eingängig, die Dialoge der Figuren wirken lebensecht und lebendig und die Story ist durchaus interessant geraten. Warum habe ich also nur drei von fünf Punkten dafür vergeben?
Nun, trotz der positiven Aspekte, las sich der Krimi für mich wie eine SOKO Folge. Nichts gegen den erfolgreichen TV Dauerbrenner und seine zahlreichen Ableger, aber mir fehlten einfach mehr Spannungselemente. Es ist durchaus ein solides Machwerk, das gut geschrieben wirkt, doch habe ich mich dennoch stellenweise durchquälen müssen, weil mich der Roman persönlich nicht gefangen nehmen konnte, was leider auch für die Heldin galt. Dazu wird man mit einigen persönlichen Tragödien und Problemen der Nebenfiguren konfrontiert, die mich ebenfalls nicht richtig packen konnten, so leid es mir auch für die Autorin tut. Besonders die Nebenfiguren wirkten, abgesehen von Schiebschick, für meinen Geschmack, recht schablonenhaft und blass.

Andererseits kann Christiane Dieckerhoff meine Kritik sicherlich gut verschmerzen, denn ihre Buchreihe wird insgesamt ja sehr gemocht von der zahlreichen Leserschaft.
Wer sich darauf einlassen möchte, sollte allerdings unbedingt die richtige Reihenfolge beim Lesen einhalten, denn sonst wird es einem womöglich wie mir ergehen.

Kurz gefasst: Solider Spreewald-Krimi, mit verwirrend vielen Akteuren, dem es jedoch ein wenig an Spannungselementen mangelt.


1. Teil: Spreewaldgrab
2. Teil: Spreewaldtod
3. Teil: Spreewaldrache
4. Teil: Spreewaldwölfe
5. Teil: Vermisst
6. Teil: Verfehlt
7. Teil: Verlassen



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Veröffentlicht am 10.08.2022

Anrührender, fesselnder und unter die Haut gehender Familienroman vor schottischer Kulisse.

Das Lied der Küste
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Damals:

Die beiden Zwillingsschwestern Skye und Ginny sind ein Herz und eine Seele und lieben es Musik zu machen. Ginnys Stimme ist einzigartig, doch auch Skye ist unglaublich talentiert, schreibt sämtliche ...

Damals:

Die beiden Zwillingsschwestern Skye und Ginny sind ein Herz und eine Seele und lieben es Musik zu machen. Ginnys Stimme ist einzigartig, doch auch Skye ist unglaublich talentiert, schreibt sämtliche Texte und Melodien. Doch ausgerechnet an dem Tag, als beide eigentlich an einem Talentwettbewerb teilnehmen wollen, kommt es zu einem Streit zwischen beiden. Was danach geschieht, liegt im Nebel, denn Skye hatte an dem Abend einen schweren Autounfall und große Gedächtnislücken.

Gegenwart:

Die erfolgreiche Countrymusikerin Skye kehrt zurück auf die kleine schottische Insel, von der sie fünfzehn Jahre zuvor regelrecht floh, denn ihre Mutter braucht sie nun dringend, die laut den Aussagen ihres Bruders, leichte Anfälle von Demenz hat. Skye kehrt mit gemischten Gefühlen zurück, denn noch immer hadert sie mit dem Schicksal, das ihr die geliebte Schwester nahm. Ihre Schuldgefühle sind groß, denn sie weiß genau, dass ihre Mutter ihr die Mitschuld gibt, am Tod von Ginny. Denn eigentlich sollte Skye Ginny in der Nacht ihres Todes abholen von einer Strandparty. Laut den Aussagen der Partygäste stieg Ginny aber stattdessen auf einen Felsen am Meer und wurde von einer riesigen Welle in die Tiefe gezogen, während Skye etwa zur gleichen Zeit, schon auf dem Heimweg, mit dem Auto verunfallte. Skyes Gedächtnislücken sind immer noch sehr groß, aber besonders hat es sie seinerzeit belastet, dass sie statt Trost von ihrer Mutter nur Schweigen erntete. Werden Mutter und Tochter sich nun, nach all der Zeit wieder aussöhnen können?

Lauren Westwoods Roman kommt optisch, wirft man einen Blick auf das Coverlayout, recht heimelig und idyllisch daher und obwohl ich eine Covergestaltung wie diese normalerweise sehr mag, muss ich jedoch sagen, dass sie diesem mitreißenden Roman nicht ganz gerecht wird. Denn es ist zwar ein Unterhaltungsroman, doch keine leichte Wohlfühllektüre im eigentlichen Sinne. Dazu geht die Storyline zu sehr in die Tiefe, was ich als sehr wohltuend empfand.
Im Fokus der Geschichte steht Skye und da der Roman aus der Sicht der Hauptfigur, also in Ich-Form, geschildert wird, kann man sich sehr rasch in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineindenken.
Sie ist eigentlich immer noch stark traumatisiert, vereinsamt und leidet sehr darunter, sich von ihrer Familie so entfremdet zu haben. Doch von ihrer Warte aus, kann man gut nachvollziehen, wieso sie so verletzt ist.
Ihre Mutter ist eine sehr ambivalente, verschlossene Figur, von daher fand ich es sehr spannend, mehr über sie und die Familie insgesamt herauszufinden.
Skye ist dagegen sehr sensibel gestrickt und weil man gut verstehen kann, wieso sie so hin und hergerissen ist, leidet man praktisch auch als Leser sehr mit.
Doch irgendwann kommt der Punkt, ab dem die Romanheldin begreift, dass sie die Vergangenheit nicht einfach begraben kann ohne mehr über den verhängnisvollen Abend herauszufinden, an dem ihre Schwester starb und ab diesem Moment bekommt die anrührende Mutter-Tochter Story einen zusätzlichen Plottwist, der einen regelrecht ans Buch fesselt.
Zugegeben, Lauren Westwoods Roman ist nicht unbedingt etwas für eingefleischte Romantiker, selbst wenn es am Rande erzählt, eine kleine Liebesgeschichte gibt, die sich entwickelt- dafür ist ihr Schreibstil etwas nüchterner gehalten. Statt mit verklärtem Überschwang punktet die Autorin stattdessen mit unglaublich tiefschürfenden Dialogen und so geht einem das spannende Familiendrama trotzdem sehr unter die Haut.
Ich bin begeistert von diesem tollen Roman und empfehle ihn gerne weiter!

Kurz gefasst: Anrührender, fesselnder und unter die Haut gehender Familienroman vor schottischer Kulisse.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Eine junge Frau, die nicht weiß was sie will- Moderner Selbstfindungsroman für Chick-Lit Fans, der allerdings rein von der Thematik her zu überfrachtet wirkt.

Der schönste Zufall meines Lebens
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Penny Bride ist mittlerweile dreißig Jahre alt und hatte bislang nicht viel Glück in der Liebe. Und auch sonst musste sie einige Schicksalsschläge überstehen, sei es, in Sachen Gesundheit oder familiären ...

Penny Bride ist mittlerweile dreißig Jahre alt und hatte bislang nicht viel Glück in der Liebe. Und auch sonst musste sie einige Schicksalsschläge überstehen, sei es, in Sachen Gesundheit oder familiären Verlusten.
Selbst ihr Freund verließ sie, als sie ihn so dringend brauchte und seitdem hat Penny die Vermutung, dass es das Universum bestimmt hat, dass sie einfach keinen Mann halten kann. Zudem kann sie auf natürlichem Wege keine Kinder mehr bekommen.

Doch zumindest in dieser Hinsicht gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont- Ihre Schwester, die glücklich mit einer Frau verheiratet ist, erklärt sich bereits, als Leihmutter für Penny zu fungieren. Nun ist Penny allerdings völlig durcheinander. Denn der attraktive Francesco, dem sie kürzlich in ihrem Ladenlokal begegnete, als dieser Brote auslieferte, geht ihr mehr unter die Haut als sie dachte. Francesco und sie liegen auf einer Wellenlänge und sämtliche Menschen in Pennys Umfeld ermutigen sie, eine feste Beziehung mit Francesco einzugehen. Wenn da nicht verschiedene Dinge wären, die sie zögern lassen. Zum einen klappt es nicht so wirklich auf sexueller Ebene und zum anderen muss sie, als ihr Onkel im fernen Derbyshire schwer erkrankt, für ein Jahr ihre Zelte in London abbrechen, um in der ländlichen Idylle das Restaurant ihres Onkels zu betreiben. Da passt es nicht wirklich, eine Fernbeziehung zu führen. Und so macht Penny schweren Herzens Schluss mit Francesco.

Dieser ist am Boden zerstört, doch beide vereinbaren, Freunde zu bleiben und halten Kontakt. In Derbyshire wird Pennys Libido allerdings auf eine harte Probe gestellt, denn gleich zwei Männer buhlen dort um ihre Gunst. Der leichtlebige Thomas, der nicht monogam leben und lieben möchte und der zwanzig Jahre ältere, kultivierte und wortgewandte Priyesh. Obwohl Penny die Zeit mit den beiden Männern genießt, vermisst sie dennoch Francesco…

Um es vorweg zu nehmen, ich war enttäuscht von Laura Jane Williams aktuellem Roman, denn ich mochte ihre ersten beiden Bücher „Say Yes- Perfekter wird’s nicht“ und „Dein Lächeln um halb acht“ wirklich sehr, auch wenn es die ein oder andere Kleinigkeit gab, die mich jeweils von einer Höchstbewertung abgehalten hatten.
Doch in den beiden erwähnten Romanen wurden nicht nur interessante Ausgangssituationen behandelt, man bekam auch die nötige Portion Tiefgang geboten.

In „Der schönste Zufall meines Lebens“ steht Penny im Fokus des Geschehens, eine junge Frau die bereits eine schwere Erkrankung hinter sich bringen musste, einige Enttäuschungen erlebte und dazu auch ihre Mutter früh verlor. Penny trägt also allerhand seelische Altlasten mit sich herum und man kann anfangs durchaus ihre Bindungsängste nachvollziehen oder ihr Zögern sich mit Haut und Haaren festzulegen. Doch im Laufe des Romans kippt die Story und Penny mutiert zur „männermordenden und alles verschlingenden Sirene“ und das in einem Ausmaß, das nicht so wirklich zu ihr passen mag.
Zugegeben, man weiß ja im Vorfeld, dass man hier einen britischen Chick Lit vor sich hat, in dem sich die weibliche Romanheldin wahrscheinlich ein bisschen zu wild aufführt, übermäßig Alkohol trinkt, für Chaos sorgt und den Männern freche Sprüche um die Ohren haut. Aber dieses Konzept passt hier, für meinen Geschmack, so gar nicht.
Dazu hat die Autorin zu viel gewollt, in dem Verlangen, jeden Leser mit ins Boot zu holen. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es wunderbar, dass unsere Gesellschaft mit dem Thema sexuelle Orientierung mittlerweile gelassener umgeht, obwohl man diesbezüglich noch einiges besser machen könnte.
Wir hätten also das lesbische Paar, einen polygamen Mann, einen nicht- binären Mitarbeiter im Restaurant und ein schwules Ehepaar. Und sämtliche Akteure sind enge Freunde, Lebensgefährten oder Familienmitglieder der Romanheldin. Und es wirkt so geballt einfach too much; als hätte Laura Jane Williams lediglich sämtliche Gruppen erwähnen wollen, weil das Thema momentan so in aller Munde ist.
Und das ist sehr schade, denn so verfehlt die Autorin ein wichtiges Ziel- ihre Glaubwürdigkeit.

Im Nachwort erwähnt sie, dass ihr die Themen lobenswerter Weise sehr am Herzen liegen, auch hinsichtlich Pennys Krankheit und man findet durchaus auch viele lebenskluge Denkansätze und Dialoge in dem Roman vor, doch kann man sich als Leser nicht so sehr mit Pennys Gedanken- und Gefühlswelt arrangieren, ab der zweiten Hälfte des Buches. Man hat plötzlich das Gefühl, als habe man einen unreifen, schlecht gelaunten und sogar etwas verschlagenen Teenager vor sich, der die Gefühle seiner Mitmenschen mit Füßen tritt. Lediglich aus einem Grunde- um sich selbst zu finden.
Das Francesco überhaupt so lange an Penny festhält, erschloss sich mir daher nicht und dazu war das künstlich inszeniert wirkende Missverständnis, das neben der Aussicht auf eine Fernbeziehung zu einem Ende ihrer Liebschaft führte, dermaßen haarsträubend und hätte mit einem einfachen Gespräch schnell ausgeräumt werden können.
Außerdem konnte mich der Schreibstil nicht so mitreißen, denn vieles wird nüchtern, wie aus dem Off geschildert, so dass man immer ein wenig außen vor bleibt.
Ich hoffe sehr, dass sich die Autorin in ihrem nächsten Band wieder steigern kann.

Kurz gefasst: Eine junge Frau, die nicht weiß was sie will- Moderner Selbstfindungsroman für Chick-Lit Fans, der allerdings rein von der Thematik her zu überfrachtet wirkt.



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Veröffentlicht am 02.08.2022

Unterhaltsame Mystery- Story auf zwei Zeitebenen spielend…

Georgianas Gemälde
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Gegenwart:

Die Archäologin Sam befindet sich mit ihrer Crew bei den Ruinen der legendären Burg Tintagel in Cornwall. Schon immer liebte Sam die Sagen, die sich um die Burg und um König Artus ranken und ...

Gegenwart:

Die Archäologin Sam befindet sich mit ihrer Crew bei den Ruinen der legendären Burg Tintagel in Cornwall. Schon immer liebte Sam die Sagen, die sich um die Burg und um König Artus ranken und so machte sie irgendwann ihre Liebe zum Beruf.
Doch ihr Förderer und enger Freund ihres verstorbenen Vaters, macht ihr eines Tages klar, dass er ihr den Geldhahn abdrehen wird, sollte sie innerhalb der nächsten drei Tage weiterhin keine entscheidenden Funde machen. Dabei ist sich Sam sicher, dass etwas dort liegt.

Als sie in der darauf folgenden Nacht sogar von dem Ort träumt und in ihrem Traum eine schöne, rothaarige Frau sieht, die am Fuße der Ruinen steht, lässt sich Sam noch in der Nacht von ihrer Intuition leiten und gräbt an genau dem gleichen Ort. Und siehe da, sie stößt auf eine verborgene Kammer, tief unten unter der Erde. Ihre Crew ist genauso begeistert wie sie, denn in dem abgeschlossenen Raum finden sie schließlich die menschlichen Überreste einer Frau aus dem Mittelalter. Sam treibt nun nur noch eine Frage um, wer war die Frau und wieso nur war sie eingesperrt in der Kammer?

An der Küste im Jahre des Herrn 1224:

Die schöne Georgiana gehört zusammen mit ihrem Vater und ihrem jüngeren Bruder zum Hochadel. Daher ist der jungen Frau klar, dass sie niemals auf eine Liebesheirat hoffen kann. Und schon bald nach ihrem sechzehnten Geburtstag verspricht sie ihr Vater dann auch gleich einem viel älteren Mann. Nach der Hochzeit muss sie sogleich ihren geliebten Bruder und ihre Heimat verlassen, ein Abschied der ihr sehr schwer fällt. Zumal ihr Angetrauter keinerlei Interesse an ihr hat, wie sie schnell feststellen muss. Aber er hat einen attraktiven, sehr feinfühligen Sohn…

Schon immer hatte ich eine Schwäche für Romane, die auf zwei Zeitebenen spielen, die Historie und Gegenwart verbinden, aber vor allem auch eine Prise Mystery verströmen. So liebe ich etwa die Geschichten und Romane von Autorinnen wie etwa Barbara Wood oder Barbara Erskine sehr, die unter anderem Reinkarnationsplots mit Liebesgeschichten verweben.
Die Autorin Claudia Romes, hat hier ein ähnliches Handlungskonstrukt gewählt; stellt gleich zwei Frauen in den Fokus, die beide lernen müssen, sich durchzusetzen und sich zu behaupten. Der Mysteryanteil ist verschwindend gering, wer also keinen Hang zu Schauerromanen haben sollte, kann hier genauso zugreifen.
Der Mann, in den sich die Romanheldin des historischen Handlungsstranges verliebt, ist eine historisch verbriefte Figur. Allerdings ist die Liebesgeschichte leider nur fiktiv.
Der Roman hat eigentlich alle Zutaten für eine packende Geschichte, doch obwohl die Autorin einen durchaus flüssigen Schreibstil besitzt und ihre Grundstory gut durchdacht wirkt, fehlte es mir für eine Höchstbewertung an emotionalem Tiefgang.
Das mag jetzt vielleicht etwas hart klingen, doch ist es gar nicht mal so schwerwiegend, wie es in meiner Rezension nun klingen mag. Mir fehlten einfach mehr tiefschürfende Gespräche zwischen den jeweiligen Heldenpaaren, dazu wurden wichtige Momente eher nüchtern aus dem Off geschildert, so als hätte die Autorin ihre Geschichte plötzlich gestraffter erzählen müssen. Man bleibt leider immer etwas außen vor, als mittendrin zu sein im Geschehen.

Der Leser leidet vor allem mit Heldenpaaren mit, wenn er sie zuvor besser kennenlernen kann. Doch abgesehen von Georgianas Liebe zu ihrem kleinen Bruder, den sie sehr vermisst als verheiratete Frau, erfährt man nicht viel über ihr Leben. Dazu hat sie eher die Lebenseinstellungen einer Frau der heutigen Zeitepoche, was nicht ganz passt für die Zeit, in der der Roman spielt.

Zumindest ist das im Falle von Sam der Archäologin etwas anders. Dafür bleiben die Herren der Schöpfung dagegen ziemlich blass, leider, was leider auch für die Liebesgeschichten gilt.
Ich fand das so schade, denn man hätte aus diesem Roman, aus dieser Grundidee, noch so viel mehr machen können mit einigen Seitenzahlen mehr und einer tiefgründigeren Charakterisierung der Akteure. Da ich aber die Grundidee des Romans sehr mochte, vergebe ich dennoch vier von fünf Punkten.

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