Humorvolle, ansprechend formulierte Regency-Romance, in der sich viele interessante und vielversprechende Nebenfiguren tummeln. Der schreckliche Plot, zerstört aber auch vieles…
Wie man einen Lord gewinnt (Regency Romantics 1)Fünf Jahre zuvor, sorgten einer Verkettung unglücklicher Umstände und die Sorge um Lady Violets Ruf dafür, dass der tugendhafte Lord James Audley, um ihre Hand anhalten musste.
Für beide war es zwar Liebe ...
Fünf Jahre zuvor, sorgten einer Verkettung unglücklicher Umstände und die Sorge um Lady Violets Ruf dafür, dass der tugendhafte Lord James Audley, um ihre Hand anhalten musste.
Für beide war es zwar Liebe auf den ersten Blick, so dass sie die überstürzt geschlossene Ehe nicht bereuten, doch dann bekam Lord Audley ein zufällig geführtes Gespräch seines Vaters mit Violet mit, das alles änderte. Es kam zum Streit des vormals glücklichen Paares und eine nun mittlerweile vierjährige Eiszeit hat die Herzen von James und Violet beinahe erkalten lassen.
Allerdings nur beinahe. Denn als Violet ein dringliches Schreiben, mit der Bitte ihres unverzüglichen Erscheinens auf dem Landgut der Familie erhält, auf dem James der Pferdezucht nachgeht, ist sie erschrocken. Laut eines Freundes, sei James vom Pferd gefallen und befände sich seitdem in tiefer Bewusstlosigkeit. Sie reist Hals über Kopf ab, trifft vor Ort jedoch einen bereits wieder erwachten und erzürnten Gatten an. Ein Streitgespräch zwischen ihnen, lässt in Violet einen Plan reifen, der James einmal vor Augen führen soll was er verlieren könnte, hält er weiterhin seinen Kurs bei…
Meine Freude war groß, als ich beim Durchstöbern der Buchnovitäten für November auf diese scheinbar vergnügliche Regencylektüre stieß. Der Klappentext klang dazu sehr verlockend und auch die Covergestaltung mochte ich sehr, so dass ich mir dieses Buch kurzerhand kaufte.
Die Geschichte von Violet und James, markiert den ersten Teil einer neuen Buchreihe über das Heldenpaar und deren Freunde. So erzählt die Autorin nicht nur besagte Love Story, sondern lässt auch den Nebenfiguren viel Raum zur Entfaltung. Neben einer allgemeinen Vorstellung, erfährt man also schon ein wenig über Interessen, Charaktereigenschaften und mögliche Sympathien, die die Figuren füreinander hegen.
Martha Waters hat einen sehr ansprechenden Schreibstil, der beschwingt und in seiner Ausdruckskraft auch sehr regencytypisch geraten ist. Müsste ich allein besagten Schreibstil bewerten, würde ich sehr gerne die volle Punktzahl vergeben. Zwar stolpert man hier und da, bei der deutschen Übersetzung über etwas moderne Bezeichnungen (Beispiel: Haben wir einen Deal? „A… loch“) etc., doch sind die ja freilich nicht der Autorin anzulasten, da das Grundkonstrukt von einer gehobenen Ausdrucksweise beherrscht wird. Dazu mochte ich die spritzigen und auch witzigen Wortgefechte zwischen Violet und James sehr, die für den nötigen Humor sorgen.
Leider gibt es auch ein „aber“!
So positiv ich angesprochene Dinge fand, so fassungslos hat mich der zusammengeschustert wirkende, unglaubwürdige Plot gemacht, der für alle Regencyleser sicherlich gleichfalls ein Ärgernis darstellen dürfte.
Ihr wisst, wie ungern ich spoilere, aber in diesem Fall ist es nötig. Also, wer nichts darüber lesen möchte, sollte nun lieber aufhören meine Buchbesprechung zu verfolgen.
Lady Violets Plan, der von all ihren Freunden seltsamerweise auch noch gestützt und unterstützt wird, um ihrem Gatten die Hölle heiß zu machen, lässt tief blicken und zeugt von einer Unreife, Herzlosigkeit und Kaltblütigkeit, die seinesgleichen sucht.
Sie bittet einen schauspielernden Bekannten darum, sich als Arzt zu verkleiden, der ihrem Mann mitteilen soll, dass sie an der Schwindsucht erkrankt ist. Und obwohl James nicht lange darüber im Unklaren gelassen wird; das falsche Spiel vielmehr durchschaut und seinerseits Rache schwört, war mir die erfundene, schwere Krankheit einfach „too much“. Zumal der erste Streit zwischen dem Paar, der sie entzweite, ja auch darauf basierte, dass James fürchtete, dass Violet eine Lügnerin sei.
Aber nicht nur Violet, auch James wirkt mit seinen achtundzwanzig Jahren nicht gerade wahnsinnig reif und überlegt. Das Paar führt einen Kampf auf, den man eher unter Pubertierenden erwartet und zwischenzeitlich war ich wirklich sogar versucht, den Roman zur Seite zu legen, weil mir das kindische Hin und Her ziemlich auf die Nerven fiel.
Einzig die interessanten und facettenreichen Nebenfiguren haben letztendlich dafür gesorgt, dass ich den Roman doch noch bis zum Ende ausgelesen habe und auch, dass ich trotz des schrecklichen Plots noch vier von fünf Punkten vergeben habe, statt weniger. Ich hoffe nun sehr, dass die Paare zukünftiger Bände eine bessere und vor allem glaubwürdigere Story erhalten werden. Eine weitere Chance möchte ich Martha Waters dennoch gerne einräumen, weil mir ihre Art zu schreiben trotzdem sehr zusagt.
Kurz gefasst: Humorvolle, ansprechend formulierte Regency-Romance, in der sich viele interessante und vielversprechende Nebenfiguren tummeln. Der schreckliche Plot, zerstört aber auch vieles…
Regency Vows:
1. Teil: Wie man einen Lord gewinnt
2. Teil: Wie man eine Lady verführt (05/22)
3. Teil: To Marry And To Meddle