Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein Frauenroman über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, der unter die Haut geht

Du und ich und all die Jahre
0

Nicole ist ein eher durchschnittlich aussehender Teenager, doch als ihre Eltern eine Silvesterparty veranstalten, laden sie unter anderem auch die Eltern von Julian, einem Mitschüler von Nicole ein, für ...

Nicole ist ein eher durchschnittlich aussehender Teenager, doch als ihre Eltern eine Silvesterparty veranstalten, laden sie unter anderem auch die Eltern von Julian, einem Mitschüler von Nicole ein, für den Nicole heimlich schwärmt. Obwohl sich am Ende herausstellt, dass Julian homosexuell ist und lediglich geschwisterliche Gefühle für sie empfindet, entsteht im Laufe der Jahre ein sehr enges freundschaftliches Band zwischen ihnen.
Julians älterer Cousin Aidan ist es dann jedoch, der Nicoles Herz schneller schlagen lässt, aber Aidan hat eine große Schwäche: er ist nicht sehr verlässlich. Immer wieder kreuzen sich im Laufe der Zeit ihre Wege, doch jedes Mal ist Nicoles Enttäuschung umso größer, wenn er sie wieder einmal im Stich lässt, um als Reporter von gewagten Kriegsschauplätzen rund um den Erdball zu berichten. Doch dann lernt Nicole Dom kennen. Dom ist ein völlig anderer Typ Mensch. Verlässlich, liebevoll und er hat ernste Absichten. Als Julian, der Fotograf geworden ist, allerdings bei einem Auslandseinsatz ums Leben kommt, bricht für Nicole eine Welt zusammen und sie heiratet Dom überstürzt. Doch kann eine Ehe, geschlossen ohne leidenschaftliche Liebe überhaupt funktionieren?

Nachdem ich vor ein paar Monaten Amy Silvers ersten Roman „All I Want For Christmas“ las, der mir sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit ihrem zweiten Roman das hohe Level würde halten können. Zwar ist die Ausgangssituation in „Du und Ich und all die Jahre“ eine völlig andere, doch auch diesmal brilliert die Autorin mit ihrer Stärke, Figuren erschaffen zu können, die alles andere als eindimensional gestrickt sind. Silvers Haupt und Nebenfiguren haben Ecken, Kanten und Stärken, aber weisen auch jede Menge an Schwächen auf; etwas das sie menschlich und echt wirken lässt.

In den Büchern der Autorin müssen die Protagonisten zunächst einen Lernprozess durchlaufen der schmerzhaft und traurig, aber am Ende auch erleichternd für sie ist und ihnen den Weg in ein besseres Leben ebnet. In diesen Romanen ist der Weg das Ziel und darüber sollten sich auch Leser im Klaren sein, die hinter Amy Silvers Büchern einfache Chic-Lits oder leichte Frauenlektüre vermuten.
„Du und Ich und all die Jahre“ ist keine leichte Kost; was ich nicht auf den Schreibstil beziehe, sondern auf die Art der Lektüre und der Story. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, die mir unter die Haut ging.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht Nicole, die in der Medienbranche Fuß gefasst hat, früher Dokumentarfilme drehte, nun aber für das Fernsehen nur noch seichte Kost fabriziert. Sie hat die Scheidung ihrer Eltern bzw. das gewalttätige Verhalten ihres Vaters, der Mutter gegenüber nie verwinden können, doch in diesen schweren Teenager-Jahren hatte sie stets einen Halt- ihren besten Freund Julian. Auf verschiedenen zeitlichen Ebenen treibt die Autorin, aus der Sicht ihrer Romanheldin, die Geschichte voran. Man erfährt wie Nicole Aidan, ihre große Liebe kennen lernte, nimmt teil an zahlreichen Silvesterabenden die sie mit Julian, Aidan und Alex, Nicoles bester Freundin feierte. Nicoles und Julians gute Vorsätze für das kommende Jahr sind dann auch Dreh- und Angelpunkt des Ganzen und zeigen die Entwicklung der beiden im Laufe der Zeit auch sehr gut auf.

Amy Silvers eingängiger Schreibstil sorgt dazu für ein ungetrübtes Leseerlebnis und dank der tiefgründigen Beschreibung von Haupt und Nebenfiguren, konnte ich mich sehr gut in die Story vertiefen, die mich zum Lachen gebracht, aber auch oftmals gerührt zurückgelassen hat.

Kurz gefasst: Ein Frauenroman über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, der unter die Haut geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein gelungener Psychothriller, spannend und subtil!

Befleckt
0

In einem Bus lernt Holly, alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter den smarten. gutaussehenden Engländer Jack kennen. Da er in ihr Heimatdorf zieht, bittet er sie einige Tage später um ein Date. ...

In einem Bus lernt Holly, alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter den smarten. gutaussehenden Engländer Jack kennen. Da er in ihr Heimatdorf zieht, bittet er sie einige Tage später um ein Date. Beide verstehen sich prächtig, doch als Holly Jack von ihrer Tochter erzählt, wirkt er sehr distanziert und sieht plötzlich keine Chance mehr auf eine gemeinsame Beziehung. Doch Holly liebender Großvater Henry spielt Schicksal; nachdem er sieht, dass Holly traurig über Jacks Reaktion ist und so kommt es doch noch zu einem Liebes Happy End für Holly.

Zudem ist Jack unglaublich nett zu ihrer Tochter Kate und behandelt sie wie ein eigenes Kind. Hollys Glück könnte sozusagen perfekt sein, wären da nicht ihr Exfreund, der Vater ihrer Tochter, der Jack misstraut und diverse rätselhafte Anwandlungen, die Jack dann und wann an den Tag legt. Was verbirgt er und warum schweigt er sich über seine Vergangenheit aus?

Brooke Morgans Schreibstil ist sehr eingängig und so wird man als Leser schnell in die Geschichte um eine junge, schüchterne und einsame Frau gezogen, die eines Tages den Mann ihrer Träume kennen lernt.

Ganz nach Hitchcock-Manier steigt der Spannungsbogen erst mäßig an, da die Autorin zunächst ihre Charaktere besser vorstellen möchte.
Man kann sich daher sehr gut in Holly hineinversetzen und nachvollziehen, warum Jack auf sie so unwiderstehlich wirkt. Seine geheimnisvolle Aura, die ihn umgibt, fördert zusätzlich noch ihr Interesse an ihm. Jack ist ein Mensch den eigentlich jeder sofort mag, da er sehr umgänglich und freundlich ist und viel Charme besitzt.
So schließen auch Henry, Hollys Großvater und Kate, Hollys Tochter den Engländer schnell in ihr Herz.

Immer wieder streut die Autorin kleine Vorkommnisse, Jack betreffend ein, doch sind sie wirklich so harmlos, wie sie auf den ersten Blick wirken? Man verfolgt gebannt die Story und fragt sich unentwegt, ob Jack vielleicht ein "Wolf im Schafspelz" ist oder ob Hollys Exfreund vielleicht nur aus Eifersucht übertreibt.

Ein wenig erinnerte mich dieser Roman an die alten "Film Noir" Kinostreifen wie zum Beispiel "Ein Köder für die Bestie"/Kap der Angst und erzeugte Gänsehautstimmung bei mir.

Kurz gefasst: Ein gelungener Psychothriller, spannend und subtil!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein leichter Unterhaltungsroman über die Irrungen und Wirrungen der Liebe und über Trauerarbeit und Selbstfindung

Ein letzter Brief von dir
0

Orla ist verliebt und zwar in den Schauspieler Simon, kurz Sim genannt. Als Sim eine Hauptrolle in einer großen historischen BBC Verfilmung erhält, muss er wegen dieser Rolle und den zahlreichen Agenten, ...

Orla ist verliebt und zwar in den Schauspieler Simon, kurz Sim genannt. Als Sim eine Hauptrolle in einer großen historischen BBC Verfilmung erhält, muss er wegen dieser Rolle und den zahlreichen Agenten, die sich in der Stadt tummeln, nach London zu gehen. Doch Orla, in ihrer Heimat als Lehrerin tätig, will nicht Hals über Kopf ihre Brücken abbrechen, ohne eine neue Stelle in petto zu haben. Auch ihre Freunde leben noch in Orlas Heimatdorf und so geht Sim zunächst allein nach London. Es verläuft auch alles wie am Schnürchen. Sims schauspielerische Talente scheinen zu bestätigen, was Sim Orla schon zuvor prophezeit hatte- es wird ihm eine große Zukunft vorausgesagt.

Sim und Orla führen zwischenzeitlich eine Fernbeziehung. Doch Sim lässt keinen Hehl daraus, dass er sich mit Orla bald verloben möchte. Doch dann, ausgerechnet am Valentinstag tragen sich zeitgleich zwei Geschehnisse zu, die Orlas bisheriges Leben völlig aus der Bahn werfen. Sie erhält eine Valentinskarte von Sim und einen Telefonanruf. Orla ist völlig fassungslos, als sie erfährt, dass Sim plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen wurde und das Schreiben der Karte scheinbar eine seiner letzten Tätigkeiten auf Erden war.
Sie zögert, die letzte Karte an sie zu öffnen und gibt sich lieber ihrer Trauer hin. Doch dann beschließt sie selbst nach London zu reisen, um Sims Mietwohnung auszuräumen.
Womit sie jedoch nicht gerechnet hätte, ist, dass sich Sims Vermieterin als zupackende ältere Dame mit viel Herz entpuppt, die versucht, Orla mental wieder aufzubauen. Auch eine männliche Zufallsbekanntschaft entpuppt sich schließlich als hilfreich, doch Sims geheimnisvoller Agent, reißt plötzlich alte Wunden wieder auf…

Da ich erst kürzlich einige Cecilia Ahern Verfilmungen auf Video und im TV verfolgt habe und dieser Roman von Juliet Ashton laut Klappentext in eine ähnliche Richtung gehen sollte, konnte ich nicht lange widerstehen und entschloss dem Buch eine Chance zu geben.
Obwohl hier die leichte magische und zauberhafte Komponente wie in einigen Ahern Büchern, fehlt, kann man schon sagen, dass Ahern Fans auch bei Juliet Ashtons „Ein letzter Brief von Dir“ auf ihre Kosten kommen werden.

Die Autorin erzählt eine etwas andere Liebesgeschichte. Im Fokus der Story steht die junge Lehrerin Orla, ihre Trauerarbeit und Selbstfindung und die Art und Weise wie Juliet Ashton Angesprochenes schriftstellerisch umgesetzt hat, konnte mich durchaus überzeugen.
Man kann sich sehr gut in Orla hineinversetzen, doch trotz all dieser positiven Aspekte fehlte mir persönlich das letzte Tüpfelchen auf dem „i“, um mich richtig berühren zu können. Vielleicht liegt es auch einfach an dem trotz des Themas etwas (zu) leichten Unterton der in dem Roman vorherrscht, dass mir die gewisse Melancholie, die man als Leser normalerweise mit einer Heldin, die in Trauer ist, verbindet, ein wenig abging beim Lesen.
Sicher Orla liebte ihren Sim, keine Frage, das wird hier klar herausgearbeitet, dennoch kamen mir so manche Dialoge zwischen der Heldin und ihrer Familie, Freunden etc. so manches Mal ein wenig zu flapsig rüber für die Situation in der sich Orla befand. Aber das ist ja auch alles Geschmackssache. Leser jedoch, die ein Faible für Chic-lit Lektüre haben, sollten hier durchaus einen Blick ins Buch riskieren, denn in diesem Falle könnte es möglich sein, dass ihnen meine Kritikpunkte gar nicht auffallen werden.
Die Frage, ob Orla dann irgendwann den letzten Brief von Sim öffnen wird und was sich in dem Umschlag tatsächlich befindet, zieht sich wie ein roter Faden durch den 458 Seiten dicken Roman. Er hält eine Überraschung für Orla bereit, so viel kann ich sagen ohne gleich zu viel zu verraten. Doch der Leser wird, da man nebenher im Wechsel auch Sims Tagebucheinträge zu lesen bekommt, am Ende nicht ganz so überrascht sein.
Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und auch die Story ist ansprechend, so dass die Lesezeit wie im Fluge vergeht.

Kurz gefasst: Ein leichter Unterhaltungsroman über die Irrungen und Wirrungen der Liebe und über Trauerarbeit und Selbstfindung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein eher mäßiger und für mich sehr enttäuschender Contemporary der Autorin, der teilweise recht zähe Kost darstellte

Immer wieder du und ich
0

Kate und Charlie lernen sich praktisch im Kindergarten kennen. Als Teenager werden sie ein Paar und schwören sich ewige Liebe und Freundschaft. Doch dann kommt von einem Tag auf den anderen alles anders. ...

Kate und Charlie lernen sich praktisch im Kindergarten kennen. Als Teenager werden sie ein Paar und schwören sich ewige Liebe und Freundschaft. Doch dann kommt von einem Tag auf den anderen alles anders. Ein dummer Streit, eine darauf folgende Funkstille und es ist aus, zwischen Kate und Charlie. Charlie verguckt sich in Kates Cousine Becca und Kate kommt mit Beccas Ex-Freund Julian zusammen. Die Paare heiraten Jahre später und halten weiterhin Kontakt. Ein Baby für Becca und Charlie scheint das Glück komplett zu machen, doch bei Kate und Julian kommt es zu einer ersten Krise, da Kate nicht das Heimchen am Herd sein, sondern auf eigenen Füßen stehen möchte und schließlich Firmenchefin von mehreren, gut gehenden Boutiquen wird.

Jedoch schlaucht sie der Job sehr. Dazu kommt, dass ihr Vater schwer krank ist und sie es auch dem Rest ihrer Familie nur recht machen möchte. Julian hat jedoch nicht viel Verständnis für Kates Verhalten und will endlich Kinder. Zumindest Charlie, nun Kates bester Freund, hält in dieser schweren Zeit zu ihr und wider Willen erinnert sich Kate voller Wehmut an ihre damalige Beziehung…

Nach Juliet Ashtons Vorgängerband „Ein letzter Brief von Dir“, der mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat, war ich sehr neugierig auf ihren aktuellen Roman „Immer wieder du und ich“, zumal der Klappentext eine unterhaltsame Story a la „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ suggerierte. Die ersten zweihundert Seiten, in denen man Kate, Charlie, Becca und Julian kennenlernt und auch Kates übrige exzentrische Familie; abgesehen vom Vater, der ist wirklich sehr liebenswert beschrieben worden, ließen sich sehr gut an. Die Dialoge zwischen den Paaren wurden sehr lebhaft geschildert, am Schreibstil der Autorin gibt es auch nichts zu rütteln und man spürte zudem die nötige Dosis Herzschmerz der Protagonisten, zwischen den Zeilen.

Doch ab dem Zeitpunkt, als es mit den Beziehungen langsam den Bach herunter ging, nahm auch mein Interesse, weiterzulesen immer mehr ab. Das lag vor allem daran, dass ich Kates „Mutter Teresa“ Gen, einfach nicht mehr ertragen konnte. Obwohl sie von ihrer Mutter ständig herabgesetzt, von der fürchterlich egoistisch und manipulativ agierenden Becca, und Julian, Kates Mann, getriezt wurde, stand sie trotzdem weiterhin zu ihnen und schluckte alles ohne zu murren. Und Charlie, ihre einst große Liebe, entpuppte sich mehr und mehr als weltfremder „Schluffi“, der unsicher, ziellos und viel zu passiv durchs Leben ging. Und der Grund, aus dem einst die Beziehung zwischen dem Heldenpaar zerbrach, war für meinen Geschmack viel zu konstruiert konzipiert.

Übrigens, dass Kate der Person, die eine große Mitschuld daran trug, auch noch so schnell verzeihen konnte, hat dem Fass den Boden ausgeschlagen. Wenn nach der Auflösung des „Missverständnisses“, die Geschichte auserzählt gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich das Buch besser bewertet, doch die Autorin entschied sich leider dazu, weitere Familienfeiern und Jahre verstreichen zu lassen, Geschehnisse die belanglos dahinplätscherten und nur einmal mehr verdeutlichten, dass das Heldenpaar ein mögliches Happy End eigentlich nicht verdient. Mein Verständnis war leider ab diesen erwähnten Momenten vollständig aufgebraucht und ich habe mich durch die letzten hundert Seiten sehr durchquälen müssen.

Kurz gefasst: Ein Liebesroman steht und fällt mit seinen Protagonisten- Kate und Charlie konnten mich leider nicht von sich überzeugen. Ein eher mäßiger und für mich sehr enttäuschender Contemporary der Autorin, der teilweise recht zähe Kost darstellte.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2021

Leichter Unterhaltungsroman über eine irische Familie und deren Problembewältigung, der zwar berühren kann, aber noch ein Tickchen mehr Tiefgang hätte vertragen können.

Der Sunday Lunch Club
0

Seitdem die Eltern ins Ausland gezogen sind, ist die übrige Familie Piper, bestehend aus den Geschwistern Anna, Neil, Maeve und Josh und deren verwitwete Großmutter Dinkie, näher zusammengerückt. Es hat ...

Seitdem die Eltern ins Ausland gezogen sind, ist die übrige Familie Piper, bestehend aus den Geschwistern Anna, Neil, Maeve und Josh und deren verwitwete Großmutter Dinkie, näher zusammengerückt. Es hat sich eingebürgert, dass jeder von ihnen im Wechsel, jeweils ein Sonntagsessen gestaltet, so dass sich alle regelmäßig sehen und sprechen können. Ebenfalls mit von der Partie sind Annas Ex-Mann und nun bester Freund Sam, Maeves Sohn Storm, Neils Mann Santiago und deren Adoptivtochter Paloma. Zwar ist Dinkie mittlerweile in ein Seniorenheim umgezogen, doch lässt sie es sich nicht nehmen, an den Essen teilzunehmen, bzw. sich von allen besuchen zu lassen um den neusten Familienklatsch verfolgen zu können.
Und davon gibt es in der irischen Familie Piper reichlich.

Während Anna, Wochen später, nach einem One Night Stand mit einem deutlich jüngeren Mann entdeckt, dass sie schwanger ist und noch nicht genau weiß wie sie es allen sagen soll, ist Maeve dauerverliebt. Beinahe täglich lernt sie die große Liebe ihres Lebens kennen, die sich zumeist dann aber doch nach nur kurzer Zeit als Strohfeuer entpuppt. Ihre Impulsivität macht es besonders Sohn Storm schwer, obwohl er seine chaotische Mutter sehr liebt. Als Maeves Ex-Mann jedoch das Angebot in den Raum stellt, Storm könne zu seiner neuen Frau und Kindern nach Boston ziehen um fortan dauerhaft dort zu leben, ist Maeve geschockt, denn sie fürchtet, dass Storm das Angebot zu verlockend finden könnte.

Neil, der älteste Sohn der Pipers hatte sein Coming-out erst mit knapp über dreißig. Nun ist er eigentlich sehr glücklich mit seinem knapp zwanzig Jahre jüngeren Mann Santiago. Doch Paloma, ihr neuer Familienzusatz stellt das Leben von Neil erst einmal sehr auf den Kopf.
Währenddessen treiben Josh ganz andere Probleme um. Schon immer war er das Sorgenkind der Pipers, neigte zu Depressionen, doch nie zuvor ließ er sich über den Grund aus. Als er eines Tages, zu einem der Sonntagsessen den attraktiven Therapeuten Luca mitbringt, ist es um Anna geschehen. Und auch Luca ist von Anna angetan. Doch wird er sich zu mehr hinreißen lassen, als eine kurze Affäre, vor allem, wenn er erfährt, dass Anna bereits schwanger ist?

Ich las vor einiger Zeit bereits zwei Romane der Autorin Juliet Ashton. Ihr erster Roman „Ein letzter Brief von dir“, entpuppte sich als leichter Unterhaltungsroman über die Irrungen und Wirrungen der Liebe und über Trauerarbeit und Selbstfindung, den ich sehr gerne mochte. „ Immer wieder du und ich“, dagegen, war für mich ein eher mäßiger sehr enttäuschender Contemporary der Autorin, der teilweise recht zähe Kost darstellte. Da mich das Thema ihrer aktuellen Romans jedoch sehr ansprach, wollte ich Juliet Ashton unbedingt noch eine Chance geben. Und im Großen und Ganzen habe ich es auch nicht bereut. Diesmal bekommt der Leser einen Familienroman geboten. Die irische Familie Piper, bzw. all ihre Mitglieder und Freunde, stehen dabei gleichermaßen im Fokus. Und, ich muss zugeben, ich fand die Art des Erzählens diesmal sehr besonders aber auch gewöhnungsbedürftig. Denn fast die komplette Handlung/Story, wird allein durch Dialoge der Akteure vorangetrieben. Man ist also lediglich Zeuge sämtlicher Familienessen und bekommt nur durch Aussagen der Figuren mit, wie sie zueinander stehen, wie sie gestrickt sind etc. Das muss man wirklich mögen und bereit sein, sich darauf einzulassen. Die Gedankenwelten der Pipers, abgesehen von der Hauptfigur Anna, bleiben daher im Dunkeln, was ich ein wenig schade fand.
Der Roman fühlt sich ein wenig so an, als hätte Juliet Ashton versucht eine Familiengeschichte in Stile eines Jonathan Troppers zu schreiben. Doch obwohl mich die Schicksale der einzelnen Figuren auch hier nicht kalt gelassen haben, fand ich dennoch, dass ein wenig mehr Ausführlichkeit hinsichtlich der Charakterentwicklung, für noch mehr Tiefgang gesorgt hätte. So bleibt „Der Sunday Lunch Club“ lediglich an der Oberfläche, will unterhalten, den Leser mit Familiengeheimnissen ködern (was durchaus auch gelingt), ist aber so nur reine leichte Unterhaltungslektüre für Zwischendurch.
Das klingt vielleicht kritisch und hätte, wenn es die Autorin nicht ausgezeichnet verstanden hätte, lebhafte, lebensechte Dialoge zu schreiben, fürchterlich daneben gehen können.
Der Dialogreichtum nervt einerseits, fordert, doch andererseits hat man als Leser auch stets das Gefühl, als sei man bei den Essen selbst präsent und ein Teil der Gäste, was mir dagegen sehr gefallen hat. Und vor allem mochte ich die familiäre Atmosphäre sehr.
Wer jedoch zu diesem Buch greift, weil er einen reinen Liebesroman erwartet, könnte enttäuscht werden, denn obwohl Anna durchaus die Liebe ihres Lebens kennen lernt, ist es doch in erster Linie ein Buch über eine Familie, die lernen muss, über sich selbst hinauszuwachsen und sich ihrer Probleme zu stellen.

Kurz gefasst: Leichter Unterhaltungsroman über eine irische Familie und deren Problembewältigung, der zwar berühren kann, aber noch ein Tickchen mehr Tiefgang hätte vertragen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere