Ein Frauenroman über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, der unter die Haut geht
Du und ich und all die JahreNicole ist ein eher durchschnittlich aussehender Teenager, doch als ihre Eltern eine Silvesterparty veranstalten, laden sie unter anderem auch die Eltern von Julian, einem Mitschüler von Nicole ein, für ...
Nicole ist ein eher durchschnittlich aussehender Teenager, doch als ihre Eltern eine Silvesterparty veranstalten, laden sie unter anderem auch die Eltern von Julian, einem Mitschüler von Nicole ein, für den Nicole heimlich schwärmt. Obwohl sich am Ende herausstellt, dass Julian homosexuell ist und lediglich geschwisterliche Gefühle für sie empfindet, entsteht im Laufe der Jahre ein sehr enges freundschaftliches Band zwischen ihnen.
Julians älterer Cousin Aidan ist es dann jedoch, der Nicoles Herz schneller schlagen lässt, aber Aidan hat eine große Schwäche: er ist nicht sehr verlässlich. Immer wieder kreuzen sich im Laufe der Zeit ihre Wege, doch jedes Mal ist Nicoles Enttäuschung umso größer, wenn er sie wieder einmal im Stich lässt, um als Reporter von gewagten Kriegsschauplätzen rund um den Erdball zu berichten. Doch dann lernt Nicole Dom kennen. Dom ist ein völlig anderer Typ Mensch. Verlässlich, liebevoll und er hat ernste Absichten. Als Julian, der Fotograf geworden ist, allerdings bei einem Auslandseinsatz ums Leben kommt, bricht für Nicole eine Welt zusammen und sie heiratet Dom überstürzt. Doch kann eine Ehe, geschlossen ohne leidenschaftliche Liebe überhaupt funktionieren?
Nachdem ich vor ein paar Monaten Amy Silvers ersten Roman „All I Want For Christmas“ las, der mir sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit ihrem zweiten Roman das hohe Level würde halten können. Zwar ist die Ausgangssituation in „Du und Ich und all die Jahre“ eine völlig andere, doch auch diesmal brilliert die Autorin mit ihrer Stärke, Figuren erschaffen zu können, die alles andere als eindimensional gestrickt sind. Silvers Haupt und Nebenfiguren haben Ecken, Kanten und Stärken, aber weisen auch jede Menge an Schwächen auf; etwas das sie menschlich und echt wirken lässt.
In den Büchern der Autorin müssen die Protagonisten zunächst einen Lernprozess durchlaufen der schmerzhaft und traurig, aber am Ende auch erleichternd für sie ist und ihnen den Weg in ein besseres Leben ebnet. In diesen Romanen ist der Weg das Ziel und darüber sollten sich auch Leser im Klaren sein, die hinter Amy Silvers Büchern einfache Chic-Lits oder leichte Frauenlektüre vermuten.
„Du und Ich und all die Jahre“ ist keine leichte Kost; was ich nicht auf den Schreibstil beziehe, sondern auf die Art der Lektüre und der Story. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, die mir unter die Haut ging.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Nicole, die in der Medienbranche Fuß gefasst hat, früher Dokumentarfilme drehte, nun aber für das Fernsehen nur noch seichte Kost fabriziert. Sie hat die Scheidung ihrer Eltern bzw. das gewalttätige Verhalten ihres Vaters, der Mutter gegenüber nie verwinden können, doch in diesen schweren Teenager-Jahren hatte sie stets einen Halt- ihren besten Freund Julian. Auf verschiedenen zeitlichen Ebenen treibt die Autorin, aus der Sicht ihrer Romanheldin, die Geschichte voran. Man erfährt wie Nicole Aidan, ihre große Liebe kennen lernte, nimmt teil an zahlreichen Silvesterabenden die sie mit Julian, Aidan und Alex, Nicoles bester Freundin feierte. Nicoles und Julians gute Vorsätze für das kommende Jahr sind dann auch Dreh- und Angelpunkt des Ganzen und zeigen die Entwicklung der beiden im Laufe der Zeit auch sehr gut auf.
Amy Silvers eingängiger Schreibstil sorgt dazu für ein ungetrübtes Leseerlebnis und dank der tiefgründigen Beschreibung von Haupt und Nebenfiguren, konnte ich mich sehr gut in die Story vertiefen, die mich zum Lachen gebracht, aber auch oftmals gerührt zurückgelassen hat.
Kurz gefasst: Ein Frauenroman über Freundschaft und Liebe, aber auch über Vertrauensbruch, Trauer und Selbstverwirklichung, der unter die Haut geht.