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Veröffentlicht am 07.06.2021

Romantische und humorvolle Wohlfühllektüre, nicht nur für Chick-lit Fans

Gib mir ein Herz
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Izzy liebte ihren Bruder sehr, doch er starb leider vor einiger Zeit plötzlich und unerwartet, was nicht nur Izzy, sondern auch deren Familie nebst Verlobter ihres Bruders, völlig aus der Bahn warf.
Eines ...

Izzy liebte ihren Bruder sehr, doch er starb leider vor einiger Zeit plötzlich und unerwartet, was nicht nur Izzy, sondern auch deren Familie nebst Verlobter ihres Bruders, völlig aus der Bahn warf.
Eines der letzten Gespräche des Geschwisterpaares, drehte sich um Izzys berufliche Zukunft. Izzy erzählte ihrem Bruder von ihrer Hoffnung, es als Influencerin auf Instagram so weit zu bringen, dass sie davon leben könnte. Und er bestärkte sie in ihrem Plan.

Vielleicht auch deswegen und um sich von ihrem schweren Verlust abzulenken, stürzt Izzy sich von nun an noch verbissener in diese Sache, doch irgendwann stagnieren ihre Followerzahlen. Als sie Luke, einen Kollegen aus einer anderen Abteilung trifft, schlägt dieser ihr eine lukrative Schummelei vor. Luke, der wie Izzy als Influencer unterwegs ist, möchte mit Izzy eine Beziehung eingehen, die jedoch nur auf Instagram Bestand hat. Denn attraktive Paare, die bereits eine Vielzahl an Followern haben, werden lieber von Firmen als Werbepartner herausgepickt. Da Izzy solo ist, sieht sie da keinerlei Probleme und lässt sich auf die Scheinbeziehung ein, obwohl Luke ihr so manches Mal den letzten Nerv raubt. Sie ist also nicht in Gefahr ihr Herz an diesen ehrgeizigen Influencer zu verlieren.
Der sympathische Aidan wäre da schon mehr ihr Typ, denn er war der Unbekannte, der ihr damals, als sie vom Tod ihres Bruders erfuhr, helfend unter die Arme griff.
Doch AidAn hasst die bunte und schnelllebige Social Media Welt und könnte mit Izzys beruflichen Zukunftsplänen sicherlich nichts anfangen, oder?

Ich las vor einiger Zeit bereits einen anderen Roman von Anna Bell, den ich sehr mochte, nämlich „Auf dich war ich nicht vorbereitet“, der, im weitesten Sinne eine Protagonistin im Fokus stehen hat, die socialmediageschädigt ist, wie es hier auch der Fall ist. Und obwohl ich nicht gerade ein Faible habe für die Influencerwelt, fand ich die Ausgangssituation dennoch so interessant, dass ich den aktuellen Roman der Autorin ebenfalls lesen wollte.
Die Geschichte wird aus Izzys Sicht, also in Ich-Form geschildert, so dass man, selbst wenn man nicht alle Handlungen der Romanheldin versteht, sie aber zumindest nachvollziehen kann. Zudem ist Izzy, auch wenn sie im Umgang mit dem, sehr fordernden, nervigen Luke etwas zu gutmütig auftritt, eine sympathische junge Frau, die man schnell in sein Leserherz schließt.

Obwohl die Trauerbewältigung der Romanheldin durchaus einen kleinen Platz in dieser Geschichte einnimmt, ist der Roman aber doch eher eine humorige locker flockige Frauenlektüre für Chick-lit Fans und ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert über Izzys und Lukes Versuche, reich und berühmt zu werden. Witziger Höhepunkt, die Romanpassagen, die in einem Romantikhotel spielen.
Ich mochte auch die Liebesgeschichte sehr. Aber, obwohl sie durchaus romantisch und süß erzählt wird, fehlte mir ein wenig mehr Hintergrundwissen zu Aidan. Er bleibt, im Vergleich zu Izzy leider etwas blass, weswegen ich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe. Die Dialoge, die die beiden miteinander führen, haben jedoch ausreichend Tiefgang zu bieten und man kann daher auch gut verstehen, wieso sich beide ineinander verlieben.
Wunderbar lebendig beschrieben, fand ich zudem Izzys Familien und Freundeskreis. Die Nebenfiguren verleihen diesem Roman zusätzliche Wohlfühlatmosphäre.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Leonie & Sam - Würdiger, romantischer Abschlussband der Green Valley Love Reihe

New Chances
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Leonie ist der weibliche Spross einer bayuvarischen Brauerfamilie. Doch im Gegensatz zu ihrem Zwillingsbruder Max, möchte sie ihr Spektrum erweitern und sich nicht nur auf Traditionsbiere festlegen. Das ...

Leonie ist der weibliche Spross einer bayuvarischen Brauerfamilie. Doch im Gegensatz zu ihrem Zwillingsbruder Max, möchte sie ihr Spektrum erweitern und sich nicht nur auf Traditionsbiere festlegen. Das führte bereits mehrfach zu Streit in der Familie und am Ende hat sich Leonie nun entschieden, Deutschland für eine Weile den Rücken zu kehren um ein Praktikum in den USA zu machen. Doch die Craft-Bier Brauerei, in der sie arbeiten soll, brennt leider kurz vor ihrer Ankunft ab.

Leonie, die in Green Valley gestrandet ist, will eigentlich gleich am nächsten Tag den Flieger zurücknehmen, doch durch eine Verkettung glücklicher Umstände, lernt sie die Bürgermeisterin der Stadt kennen, die händeringend eine Nanny für ihre kleine Enkelin benötigt. Allerdings wäre der Job auf zwei Monate befristet. Sie bietet Leonie den Job an und die sagt überglücklich zu, erhofft sie sich durch die zwei Monate Aufschub doch noch die Möglichkeit in einer anderen Brauerei einen Praktikumsplatz zu bekommen. Der Haken an der Sache- Leonie muss feststellen, dass der attraktive Koch und Barkeeper Sam, den sie am Vorabend kennengelernt hat und der sie heiß küsste, ausgerechnet der Vater des Kindes ist, um dass sich Leonie kümmern soll.

Sam, der alleinerziehend ist, ist zunächst alles andere als begeistert, als er erfährt, dass Leonie die neue Nanny seiner Tochter werden soll. Und obwohl er sie sehr schroff behandelt, klopft ihr Herz in seiner Nähe schneller…

Im fünften und letzten Teil der Green Valley Love Reihe, erzählt Lilly Lucas nun die Geschichte von Sam und Leonie. Sam durfte man ja bereits in den Vorgängerbänden kennenlernen, denn er ist ein guter Freund von Annie und ich war schon sehr gespannt auf seine Story, die sich dann letztendlich als würdiger Abschluss herausstellte.
Beim Lesen des Romans schlich sich aber auch schnell Wehmut bei mir ein, mit dem Wissen, dass es der letzte Green Valley Love Roman sein würde. Immerhin haben einige der Paare aus den Vorgängerbänden noch kleine Kurzauftritte in diesem fünften Band, da sich die Mädels mit Leonie anfreunden.
Die Liebesgeschichte zwischen Sam und Leonie entwickelt sich in einem gemächlichen Tempo, das aber zur Situation in der sich beide befinden, passend ist. Ich bin ein wenig hin und hergerissen bei meiner Meinung zur Geschichte. Einerseits fand ich das Liebespaar sympathisch gestrickt und die Ausgangssituation spannend. Andererseits fand ich aber auch, dass es der Story, wenn man bedenkt dass Sam alleinerziehend ist und eine neue, feste Freundin dann ja auch eigentlich als Stiefmutter in Frage kommt, ein wenig an Ausführlichkeit mangelt. Ja, Sam zögert lange, weil er ja weiß, dass Leonie bald wieder fort ist, sich auf sie einzulassen, doch ich fand, dass Maya, seine Tochter, noch ein wenig mehr in den Fokus hätte gerückt werden müssen, bei der Aussprache zwischen dem Heldenpaar. Klar, Leonie mag Maya, das wird schon klar, aber ich hätte mir halt gewünscht, dass sie sich auch gedanklich damit auseinandersetzt, im Falle eines Falles, Mayas Mutter zu werden und wie sie sich damit fühlen würde, denn das ist ja ein wichtiger Punkt!

Stattdessen dreht sich der Konflikt des Paares lange hauptsächlich darum, ob sie sich auf eine Affäre auf Zeit einlassen sollen und ich fand das Ende dermaßen abrupt dargeboten, dass ich schon etwas enttäuscht war. Die Ausgangssituation war einfach zu komplex, als dass sie auf nur 350 Seiten abgehandelt werden konnte und so manche Punkte kommen da zu kurz. Ob es sich nun um Sams und Leonies beruflichen Werdegang handelt (schließlich wurde eine Möglichkeit bereits angerissen), die Entwicklung der Liebesgeschichte von sexueller Anziehungskraft zu geistiger Nähe und Liebe oder auch Ollys Love Story, die, da bin ich ganz ehrlich, ein eigenes Buch verdient hätte. Stattdessen findet sie hier lediglich als liebloser Einschub megakurz Erwähnung. Und noch etwas ist mir aufgefallen. Die Autorin verwendet mehrfach das Wort „spitzte“ für hineinschauen, hineingucken, hineinlugen, was sich ein bisschen befremdlich las.
Spannend und informativ geschildert fand ich die Beschreibungen über das Bierbrauen, über die einzelnen Geschmacksnoten etc. und obwohl ich absolut kein Biertrinker bin, will ich jetzt unbedingt mal ein Craft-Bier probieren. 
Nichtsdestotrotz gelingt es der Autorin auch diesmal diese besondere Atmosphäre zu erschaffen, die in allen Romanen der Reihe spürbar ist. Und obwohl ich ein paar Kritikpunkte anzubringen hatte, möchte ich dennoch betonen, dass das eigentlich Meckern auf hohem Niveau ist, da die komplette Reihe wunderbar geschrieben und romantisch geraten ist. Und nun hoffe ich sehr, dass Lilly Lucas uns Leser nicht allzu lange auf Lesenachschub warten lässt.

Kurz gefasst: Leonie & Sam - Würdiger, romantischer Abschlussband der Green Valley Love Reihe.

Green Valley Love Reihe:

1. Teil: New Beginnings
2. Teil: New Promises
3. Teil: New Dreams
4. Teil: New Horizons
5. Teil: New Chances



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Veröffentlicht am 01.06.2021

Nicht immer liegt in der Kürze die Würze- Unterhaltsamer, kurzweiliger und atmosphärischer Paris-Krimi, dem es aber leider an Spannung und den nötigen Seitenzahlen mangelt

Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain
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Es scheint unfassbar, doch der stadtbekannte Pariser Bäcker Maurice Levevre, hat es tatsächlich bereits zum zweiten Mal in Folge geschafft, eine Auszeichnung für das beste Baguette zu gewinnen. Mit dieser ...

Es scheint unfassbar, doch der stadtbekannte Pariser Bäcker Maurice Levevre, hat es tatsächlich bereits zum zweiten Mal in Folge geschafft, eine Auszeichnung für das beste Baguette zu gewinnen. Mit dieser Auszeichnung ist viel Prestige verbunden, denn der Gewinner darf den französischen Präsidenten und seine politischen Mitstreiter höchstpersönlich beliefern. Ein Jahr lang währt diese Gunst bis zur nächsten Wahl. Doch andere Teilnehmer der Wahl glauben nicht an Lefevres Können- nach ihrer Ansicht hätte ein anderer gewinnen müssen, da die Baguettes von Lefevre schon längst nicht mehr so einen einzigartigen Genuss versprachen, wie bei der Wahl ein Jahr zuvor.
Dass Lefevre aber, nur ein paar Stunden nach seiner Wahl ermordet aufgefunden wird in seiner Backstube, geht aber dann doch zu weit! Kann es wirklich sein, dass es ein neidischer Bäckerkollege war, der Lefevre aus dem Weg räumen wollte?

Der herbeigerufene Pariser Commissaire Lacroix, bekennender Genussmensch und Stammkunde von Lefevre, ist erschüttert, als er den Bäckermeister ermordet, vor sich liegen sieht. Er beginnt sogleich mit den Befragungen der Verdächtigen. Doch zwischendurch muss er natürlich, um seinen grauen Zellen neue Energie zufügen zu können, etwas Nahrhaftes zu sich nehmen. Wo ginge das also besser, als in den zahlreichen Pariser Bistros? Und so schlemmt sich Lacroix mit Unterstützung seines Teams und der Journalistin Romy Schneider, durch seinen zweiten Fall, der zunächst recht knifflig erscheint…

Vor knapp einem Jahr erschien der erste Teil von Alex Lepics, alias Alexander Oetkers, französischer Cosy-Krimi Reihe. Und da der Romanheld nicht nur optisch als eine Art Maigret Verschnitt durchgehen könnte, sondern dazu auch mit derselben schnellen Auffassungsgabe gesegnet ist, habe ich den ersten Teil mit großen Vergnügen gelesen. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir ein wenig mehr Ausführlichkeit hinsichtlich der Charakterentwicklung der agierenden Figuren gewünscht hätte. Zwar wies „Lacroix und die Toten vom Pont-Neuf“, reichlich frankophiles Flair auf und ließ mir, ob der Erwähnung zahlreicher kulinarischer Köstlichkeiten, das sprichwörtliche Wasser im Munde zerlaufen, doch fehlte mir zu einer Höchstbewertung einfach mehr Tiefgang.

Meine Erwartungshaltung an den Nachfolgeband lag also sehr hoch. Um es vorweg zu nehmen, auch dieses Mal gelingt es dem Autor leider nicht, diesen von mir angesprochenen Kritikpunkt auszumerzen. Zwar fand ich den Kriminalfall unterhaltsam erzählt, überhaupt lässt sich „Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain“, flüssig lesen, doch ist der zweite Teil noch kürzer geraten, als sein Vorgänger. Auf gerade mal 200 Seiten darf Commissaire Lacroix ermitteln und das war mir eindeutig zu wenig. Man darf dem Commissaire erneut über die Schulter schauen bei seinen Ermittlungen, aber vor allem ist er diesmal unterwegs in den Bistros und Restaurant der Stadt und auch wenn ich diesen kulinarischen Blick auf Paris erneut genossen habe, kommt die reine Polizeiarbeit hier diesmal viel zu kurz. Selbst kleine Finten, die der Autor einstreut, können routinierte Krimileser nicht wirklich an der Nase herumführen und so bietet die Enttarnung des Täters leider keine große Überraschung. Überhaupt fehlt es dem zweiten Fall, selbst wenn es ein Cosy-Krimi sein mag, an nötigen Spannungselementen. Unterhaltsam ist der Roman sicherlich. Und wer auf der Suche nach einem leichten Urlaubsschmöker sein sollte, findet diesen in „ Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain“ durchaus. Mehr allerdings sollte man hier nicht erwarten, sonst könnte man enttäuscht sein. Es bleibt mir also nur die Hoffnung, dass der Autor sich im dritte Teil, „Lacroix und die stille Nacht von Montmartre“, auf eine komplexere Krimihandlung besinnt.

Kurz gefasst: Nicht immer liegt in der Kürze die Würze- Unterhaltsamer, kurzweiliger und atmosphärischer Paris-Krimi, dem es aber leider an Spannung und den nötigen Seitenzahlen mangelt.

Lacroix Reihe:

1. Teil: Lacroix und die Toten vom Pont-Neuf
2. Teil: Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain
3. Teil: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre
4. Teil: Lacroix und das Sommerhaus in Giverny

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
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Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ...

Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ist er fasziniert, denn sie hat eine begnadete Stimme. Andererseits fürchtet er mögliches Gerede im ton, sollte Katherines Geheimnis gelüftet werden. Und Henrys Familienehre ist ihm überaus wichtig. Die Eheschließung mit der reichen, amerikanischen Erbin, sollte eigentlich dazu führen, dass diese gewahrt bleibt, da Henrys Vater enorme Schulden anhäufte, die bei dessen Tod auf Henry übergingen. Mit Hilfe von Katherines Erbe konnte er einen Teil der Schulden nicht nur tilgen, sondern auch den imposanten Familiensitz Chastle House retten.

Henry ist erschüttert, denn abgesehen von ihrem Erbe, hat ihm seine Frau, bisher nur Kummer gemacht. Beide führen eine lieblose Ehe, jeder geht darin seine eigenen Wege und dennoch hofft Henry immer noch auf eine Annäherung, da er Katherine gegenüber durchaus Gefühle hegt.
Als er ihr schließlich ein Ultimatum stellt- entweder sie bleibt und ist ihm von nun an in allen Belangen eine ebenbürtige Partnerin und Ehefrau, was auch mit einschließt, dass er ihre Auftritte billigt oder sie willigt in eine Scheidung ein und ist von nun an auf sich allein gestellt, geht Katherine in sich. Wird ihr Geheimnis gewahrt bleiben und die Ehe glücklich werden?

Chastle House, Lake District, 1909:

Hatty lebt, seitdem ihr Vater früh verstarb, allein mit ihrer Mutter in dem großen Gebäude. Sie liebt den Familiensitz sehr. Ganz im Gegensatz dazu stehen die wöchentlichen Fahrten zu ihrem verschlossenen Großvater, der ein kleines, heruntergekommenes Anwesen mitten im ländlichen Nirgendwo bewohnt. Obwohl Hatty die Besuche dort hasst, besteht ihre Mutter darauf und eines Tages beschwört sie ihre Tochter sogar, ihrem Großvater nie zur Last zu fallen, sollte sie einmal nicht mehr da sein.
Hatty denkt sich nicht viel dabei, doch dann wird ihre Mutter schwer krank…

Manchester 2018:

Der Einzelgänger Marc ist überglücklich, als der US Star Dione Dearing, durch England tourt. Endlich kann er ihr zumindest für neunzig Minuten nahe sein. Doch er ist kein einfacher Fan der Schauspielerin und Sängerin und er fasst einen folgenschweren Entschluss.
Dionne, die es von Kindesbeinen an gewöhnt ist, „nach der Pfeife ihrer Mutter zu tanzen“, hinterfragt keinerlei Anweisungen der ehrgeizigen Frau, der es gelungen ist, sie zum millionenschweren Star zu machen. Doch ein zufällig belauschtes Gespräch macht ihr klar, dass sie womöglich zu passiv agiert. Als ein Rechtsanwalt an sie herantritt, der unter vier Augen mit ihr sprechen möchte, kommt es zum ersten Streit zwischen Mutter und Tochter. Dione setzt sich durch und der Rechtsanwalt einer britischen Kanzlei, überreicht ihr schließlich einen ominösen Brief. Ihr soll ein altes Herrenhaus übereignet werden…

Ich hatte vor einiger Zeit bereits den Debütroman Felicity Whitmores, „Der Klang der verborgenen Räume“, gelesen weil mich dunkle Familiengeschichten, in denen Geheimnisse aufgedeckt werden müssen, sehr interessieren. Ich erhoffte mir eine Story im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton, Barbara Wood oder Barbara Erskine, wurde aber im Endeffekt leicht enttäuscht, da ich die Romanakteure zu eindimensional gestrickt fand. Da es sich, wie erwähnt, um einen Debütroman handelte, beschloss ich der Autorin noch eine Chance zu geben. Ich entdeckte kürzlich auf einem Remittendentisch „Die vergessenen Stimmen von Chastle House“ und griff spontan zu, da auch diese Story sehr spannend und verlockend klang.
Der Roman wird auf drei Zeitebenen erzählt. Einmal lernen die Leser Henry und Katherine kennen, deren Handlungsstrang ich übrigens am liebsten mochte, dann den weiblichen Teenager Hatty, der auf der Schwelle des Erwachsenwerdens steht und neugierig ist, auf die Geschichte ihrer bereits verstorbenen Großmutter und die Geschichte einer jungen Frau, die in der Gegenwart lebt und lernen muss, selbstständig zu werden.

Ich bin auch diesmal ein wenig hin und hergerissen, ob meiner Bewertung. Zum einen finde ich die Ausgangssituation von Henry und Katherine spannend. Dazu wirken beide greifbar und facettenreich beschrieben. Doch die Wendung und das Ende, das diese Geschichte nimmt, fand ich ehrlich gesagt völlig unglaubwürdig dargeboten. Dass Henry so lange passiv bleibt und nicht einschreitet, als er begreift, was wirklich gespielt wird (ich kann leider an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, damit ich nicht spoilere), ist lachhaft. Schließlich ist er der Erbe seines Vaters und hat alle Möglichkeiten, um ein ungeliebtes Familienmitglied zu verbannen, bevor es zum Äußersten kommt. Hattys Geschichte fehlt es an der nötigen Tiefe und leider wird sie auch äußerst unbefriedigend, praktisch aus dem „Off“ aufgelöst.

Aber Diones Handlungsstrang, der eigentlich den Großteil des Romans ausmacht, hat mich letztendlich dann dermaßen aufgebracht und geärgert, dass ich versucht war, den Roman vorzeitig abzubrechen.
Eine Romanheldin, die so passiv gestrickt ist wie Dionne, mag es durchaus geben. Doch was ich nicht nachvollziehen konnte, war, wieso sie sich von einer Frau dermaßen gängeln lässt, die so egoistisch und gefühlskalt ist, wie ihre Mutter. Die Dialoge der beiden Frauen bestehen eigentlich nur aus knappen Befehlen, die Dione erteilt werden und denen sie entweder kampflos entspricht oder aber, denen sie sich stur widersetzt. Eine echte Aussprache zwischen Mutter und Tochter sucht man vergeblich. Dazu sind Dione und ihre Mutter dermaßen eindimensional gestaltet, dass mich ihr Schicksal irgendwann so gar nicht mehr interessiert hat. Das lag vor allem aber auch daran, dass die eigentlich spannende Grundstory seicht und belanglos erzählt wurde. Selbst der sich entwickelnden Liebesgeschichte fehlt es an der nötigen Tiefe. Die Romanfiguren verkommen zu schablonenhaft gestrickten Akteuren, zu denen man leider keine Nähe aufbauen kann.
Es tut mir sehr leid für die Autorin und ihren Roman, denn Felicity Whitmore kann durchaus sehr gut schreiben. Wenn sie ihre Figuren in Zukunft facettenreicher gestalten und manche Handlungsstränge ein wenig ausführlicher gestalten würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ich ihre nächsten Romane besser bewerten würde. Aber vor allem sollten die Handlungsstränge auch ein bisschen besser durchdacht werden.

Kurz gefasst: Liegt ein Fluch auf Chastle House? Eine junge Frau muss sich dunklen Familiengeheimnissen stellen. Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt.

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Veröffentlicht am 21.05.2021

Ein wichtiger, emotional sehr aufwühlender historischer Roman um eine Auswandererfamilie und ihre Hoffnung auf Frieden, Liebe und Glück

Das letzte grüne Tal
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Am 22. Juli 1763, unterschrieb die russische Zarin Katharina die Große, einen Erlass- das so genannte Einladungsmanifest, welches es Ausländern ermöglichte, sich in Russland niederzulassen. Besonders sprach ...

Am 22. Juli 1763, unterschrieb die russische Zarin Katharina die Große, einen Erlass- das so genannte Einladungsmanifest, welches es Ausländern ermöglichte, sich in Russland niederzulassen. Besonders sprach sie damit die Deutschen an, denn Katharina stammte selbst aus Deutschland, war in Stettin geboren und lebte in Deutschland, bis sie dann den russischen Zaren Peter III. ehelichte, der eigentlich ebenfalls deutsche Wurzeln hatte.
Sie erhoffte sich von den Einwanderern wirtschaftlichen Aufschwung und Bevölkerungswachstum, denn ihr neues Reich war zwar groß, doch um es flächendeckend bestellen zu können, brauchte es viele weitere widerstandfähige kräftige und arbeitswillige Menschen, die bereit waren, sich auf das Abenteuer und die Herausforderung „Russland“, einzulassen und die ihrer neuen Herrscherin gegenüber wohlwollend eingestellt waren. Um die Menschen überhaupt in ihr Land locken zu können, versprach sie viele Privilegien. So bekam jede Einwandererfamilie ihr eigenes Land, Steuervergünstigungen, Befreiung vom Militärdienst und zudem Sprachfreiheit und Selbstverwaltung und freie Religionsausübung zugesichert.

Nur wenig später machten sich die ersten Auswanderer aus Deutschland auf gen Russland, und ließen sich etwa rund um das Schwarzmeer, in Südrussland und an der Wolga nieder. Innerhalb der ersten fünf Jahre, waren es bereits 30000 Menschen. Hauptsächlich waren es einfache Bauern, doch auch Handwerker und Unternehmer fanden sich darunter und es gelang ihnen im Laufe der Zeit, ihre neue Heimat durch Fleiß und harte Arbeit ertragreich zu machen. Sie brachten es zu Wohlstand, blieben in neu gegründeten Ortschaften unter sich und da Napoleons Kriegsführung zahlreiche Opfer und Elend forderte, kamen immer mehr Menschen ins Land, die Katharinas Ruf gefolgt waren und sich in Russland ein neues, lebenswerteres Leben aufbauen wollten.
Die Russlanddeutschen waren den meisten Russen selbst jedoch ein Dorn im Auge. Als mögliche Verräter beäugt, spitzte sich die Lage schließlich nach dem ersten Weltkrieg immer mehr zu. Viele Bauern wurden enteignet, zu Zwangsarbeitern rekrutiert, sie waren Hungersnöten hoffnungslos ausgeliefert oder wurden absichtlich ausgehungert und ihr Leben wurde immer schwerer. Im zweiten Weltkrieg dann kam der Erlass, alle Russlanddeutschen nach Sibirien in Arbeitslager zu deportieren, wo viele von ihnen starben.

Auch die Familie Martel gehörte zu den Russlanddeutschen. Doch sie beschlossen, im März 1944, vor der Roten Armee zu fliehen und dem Aufruf der Nazis zu folgen, die ihnen sicheren Geleitschutz in westlicher gelegene Gebiete, zwecks Neuansiedlung, versprachen.

Emil und Adeline und ihre beiden Söhne, hassen es, ihr Schicksal in die Hände der Nazis zu legen, doch sie wissen andererseits auch genau, was sie erwartet, wenn sie in ihrem kleinen Heimatort in der Ukraine bleiben. Und so macht sich der Treck mit vielen Russlanddeutschen auf den Weg. Die Reise ist beschwerlich und gefährlich zugleich und am Ende werden es nicht alle schaffen zu überleben.
Besonders die gottesfürchtige Adeline hält jedoch, selbst in großer Not, stets an ihrem Traum fest. Sie träumt von einem fruchtbaren grünen Tal, in dem sie und ihre Familie einst leben werden. Emil, der bereits am eigenen Leib zu spüren bekam, zu welchen Gräueltaten die Nazis fähig sind, teilt Adelines Zuversicht keineswegs. Zudem hat er seinen Glauben verloren, denn die Unmenschlichkeit und sein eigenes Versagen, wie er denkt, machen ihm das Leben schwer. Als Emil unterwegs auch noch den Russen in die Hände fällt und als Zwangsarbeiter deportiert wird, lässt ihn zunächst nur die Liebe zu seiner Familie durchhalten. Bis er einen alten Bekannten wieder trifft…

Mark Sullivans aktueller historischer Roman erzählt die spannende und auf wahren Ereignissen basierende Geschichte der Auswandererfamilie Martel. Im Vorfeld hatte der Autor die Chance, die Orte bereisen zu können, von denen in diesem Roman die Rede ist und traf sich auch mit Familienangehörigen der Martels um die nötige Hintergrundrecherche betreiben zu können.
Es ist eine Geschichte, die einerseits sehr abenteuerlich anmutet, denn man kann es kaum glauben, welche schlimmen Ereignisse diese Menschen durchgestanden haben und dass ihnen das Schicksal, trotz schlimmer Verluste, letztendlich ein Happy End bescherte.

Es ist eine Geschichte, die über Familienzusammenhalt, Liebe und Hoffnung erzählt. Ein Roman, der keine einfache Lektüre ist, denn die Martels haben auf ihrer Reise Traumatisches erlebt, das der Autor sehr bildhaft schildert. Ich muss zugeben, dass ich diesen Roman in vielen kleinen Etappen lesen musste, weil er mich emotional so sehr aufgewühlt hat, ob der menschlichen Grausamkeit, der die Familie ausgesetzt ist. Aber, es ist dennoch eine wichtige, mutmachende Lektüre, die den Leser, auch gerade in diesen schwierigen Corona-Zeiten, aufrütteln dürfte. Die Botschaft zu „Das letzte grüne Tal“, lautet eigentlich, dass man niemals aufhören oder den Glauben daran verlieren darf, für seine Träume zu kämpfen. Und natürlich auch, wie existentiell es ist, sich seine Menschlichkeit zu bewahren.

Der Autor schildert die lange, beschwerliche Reise der Martels sehr spannend und abwechselnd aus den Perspektiven von Emil und Adelina. Beide sind sehr bodenständige, sympathische junge Menschen, die bereits im Vorfeld arge Dinge erleben mussten und dadurch viel reifer erscheinen, als es ihr Alter vermuten lassen würde.
Die immerhin über sechshundert Seiten lesen sich wie im Fluge- man hofft und bangt mit den Martels mit, deren Geschichte unbedingt erzählt werden musste, um heutigen Generationen etwa begreifbar zu machen, wie glücklich sie sich schätzen können, in Friedenszeiten leben zu dürfen und dass sich die Geschichte niemals wiederholen darf!

Kurz gefasst: Ein wichtiger, emotional sehr aufwühlender historischer Roman um eine Auswandererfamilie und ihre Hoffnung auf Frieden, Liebe und Glück.

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