Leiser Krimi im Gerichtsmilieu spielend, mit unerwarteten Wendungen und einem clever durchdachten Plot
Eine perfekte EheDie New Yorker Anwältin Lizzie Kitsakis, fällt aus allen Wolken, als sie den Anruf eines ehemaligen guten Freundes aus Studientagen erhält. Denn dieser sitzt in einem der schlimmsten Gefängnisse der Stadt ...
Die New Yorker Anwältin Lizzie Kitsakis, fällt aus allen Wolken, als sie den Anruf eines ehemaligen guten Freundes aus Studientagen erhält. Denn dieser sitzt in einem der schlimmsten Gefängnisse der Stadt und wird verdächtigt, seine Frau ermordet zu haben. Er bittet sie darum, dass sie seinen Fall übernimmt, doch Lizzie will zunächst ablehnen, da Mordanklagen eigentlich nicht zu ihrem Ressort gehören und sie der Meinung ist, dass er mit einem anderen Kollegen besser bedient wäre. Doch Zach, der mittlerweile mehrfacher Millionär ist, will unbedingt sie da er noch genau weiß, wie erfolgsorientiert und verbissen sie einst in ihrem Job war. Etwas, dass Zach mit Lizzie gemeinsam hat.
Nach Rücksprache mit ihrem Chef in der Kanzlei, gibt dieser jedoch grünes Licht und da sie auf ihren Job angewiesen ist finanziell, weil ihr Mann ein Alkoholproblem hat und sie es sich nicht leisten kann den Fall abzulehnen, sucht sie Zach in der berüchtigten Strafvollzugsanstalt auf. Zach, dessen Gesicht bereits einige Prellungen aufweist, bittet sie inständig darum, ihn aus dem Gefängnis zu holen und zunächst rechnet sich Lizzie auch gute Chancen aus, da Zach eigentlich lediglich wegen der Tätlichkeit auf einen Officer einsitzt und eine Mordanklage noch nicht gestellt wurde.
Doch Lizzie hat mächtige Gegner, unter anderem die Exfrau ihres Chefs, die auf der Gegenseite sitzt und alles dafür tun will, damit Zach seine, wie sie glaubt, gerechte Strafe erhält. Da Wahlen anstehen, könnte sich Zachs Fall zu einem Politikum ausweiten, was Lizzie unbedingt verhindern will, denn sie hält Zach für unschuldig.
So beginnt sie damit, mit Hilfe einer befreundeten Polizistin, Beweise zusammenzutragen, die Zachs Unschuld bestätigen sollen.
Im Haus des Ehepaars, findet sie mehrere Tagebücher der Ermordeten, die Amanda hieß. Und Amanda hatte, so scheint es, viele Geheimnisse vor ihrem Ehemann…
Auf der Suche nach einer packenden Story, die ohne viel Blutvergießen auskommt, stieß ich eher zufällig auf Kimberly McCreights Krimi „Eine perfekte Ehe“. Die Autorin kennt sich sehr gut in dem dargebotenen Metier aus, denn sie studierte Jura und arbeitete selbst als Anwältin. Das kommt der Geschichte sehr zugute. Wer, wie ich, eine Schwäche hat für Gerichtsthriller, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen, da die Romanheldin Lizzie sehr viel Vorrecherche betreiben muss, um Zachs mögliche Unschuld beweisen zu können. Ich fand ihr Vorgehen unglaublich packend und informativ zugleich erzählt, denn man erfährt, so ganz nebenbei, auch viel über die Arbeit eines Anwalts und welche Rädchen im Vorfeld überhaupt gedreht werden müssen, um einen Mandanten richtig betreuen zu können.
Die eigentliche Frage die über allem steht, ist jedoch, ob Zach tatsächlich seine Frau Amanda ermordete. Denn auch Zach hütet Geheimnisse, die er Lizzie zunächst verschweigt.
Und die Neugierde des Lesers wird ordentlich geschürt, wenn man schließlich hinter die Fassade der New Yorker Upper Class Gesellschaft blicken darf, denn auch hier stößt die Romanheldin auf dunkle Geheimnisse, die unter Verschluss gehalten werden.
Der Roman wird auf mehreren Zeitebenen erzählt und beginnt etwa eine Woche vor dem Mord an Amanda. In diesem Handlungsstrang erfährt man mehr über das familiäre Umfeld des Opfers und ihre Freunde. Zugegeben, es sind zunächst einige Nebenakteure, die man als Leser „einsortieren“ muss, hat man aber erst den Durchblick erhalten, kann man sich vollkommen fallen lassen in die Story. Empathie kann man allerdings lediglich zu Amanda aufbauen, was ich ein wenig schade fand. Denn Lizzie ist zwar eine brillante Anwältin, doch kein sympathischer Mensch, wie ich finde. Emotional sehr gebremst (was einerseits auch verständlich ist, bedenkt man ihren familiären Hintergrund) und trotz ihres Ehemanns ein ziemlich verbissener, zugeknöpfter Eigenbrödler. Selbst eine mutterähnliche, langjährige Freundin hält sie auf Abstand, was ich nicht so ganz nachvollziehen konnte.
Lizzies Eheprobleme fließen ebenfalls ein in diesen Roman, doch eine kleine Wendung/Verbindung, die die Autorin diesbezüglich einbaute, (ich kann nicht deutlicher werden, sonst würde ich spoilern) fand ich persönlich „too much“ und unglaubwürdig. Abgesehen von diesem Minikritikpunkt habe ich mich allerdings gut unterhalten gefühlt von diesem Roman, dessen Story mich nicht losgelassen hat.
Mögen auch manche Rezensenten anderer Meinung sein es kommt halt darauf an, welche Art Krimi man mag. Diejenigen, die blutige Schlachterplatten erwarten, sollten tatsächlich zu einem anderen Buch greifen. Alle anderen, die leise Krimis mögen, die mit drastischen Wendungen aufwarten können, die clever ausgeklügelte Geschichten a la Hitchcock mögen und sich auf einen etwas gemächlicheren Erzählstil einlassen können und nicht so durchs Buch jagen möchten - denen lege ich „Eine perfekte Ehe“ sehr ans Herz.
Ich dachte mir noch, dass ich mir diese Story auch gut als Verfilmung vorstellen könnte und erfuhr dann nach dem Lesen, dass sich Hollywoodgröße Nicole Kidman tatsächlich bereits die Rechte an dem Roman gesichert hat und eine Amazon TV Serie in Planung ist.
Kurz gefasst: Leiser Krimi im Gerichtsmilieu spielend, mit unerwarteten Wendungen und einem clever durchdachten Plot.