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Veröffentlicht am 16.12.2020

Gefällige Weihnachtsromance, die mit einem wunderschönen Cover besticht. Leider kann die Story nicht ganz mithalten

Das wunderbare Weihnachtshotel
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Haley Hanson arbeitet in der Werbebranche und ist gut in ihrem Job. Daher hofft sie sehr darauf, dass ihr Chef sie zum Partner macht. Doch die geplante Werbekampagne, für eine Spielwarenfirma, soll tatsächlich ...

Haley Hanson arbeitet in der Werbebranche und ist gut in ihrem Job. Daher hofft sie sehr darauf, dass ihr Chef sie zum Partner macht. Doch die geplante Werbekampagne, für eine Spielwarenfirma, soll tatsächlich ein anderer Kollege machen. Haley ist enttäuscht, doch sie gibt nicht vorschnell auf. Und tatsächlich gelingt es ihr ihren Chef dazu zu bringen, dass sie auch sie ihren Vorschlag vorlegen darf. Der Haken an der Sache: Haley soll zuvor eine Woche in einem Weihnachtscamp verbringen, denn ihr Chef fürchtet, dass ihr das richtige Weihnachtsfeeling abgeht. Und das ist bitterlich nötig für den von ihr anvisierten Job. Die Besitzer der Spielzeugfirma sind nämlich äußerst traditionell eingestellt.

Haley ist genervt, stimmt jedoch zu, denn der zusätzliche Verdienst den eine Partnerschaft ihr einbringen würde, käme zum richtigen Zeitpunkt. Ihre Eltern besitzen eine Villa aus viktorianischer Zeit, die dringend renoviert werden muss. „Das Geldgrab“, wie Haley die Villa nennt, gehört allerdings schon seit langer Zeit zum Familienbesitz und ihre Eltern hängen sehr daran. So macht sich Haley aus der Großstadt Boston auf in die ländliche Idylle, wo, umgeben von Bergen, das Weihnachtscamp liegt das von dem gutmütigen Ben betrieben wird. Seit dem Tod von Bens Frau, vor ein paar Jahren, greift dessen attraktiver Sohn Jeff ihm bei den Kursen unter die Arme.

Als Jeff Haley begegnet, ist er zunächst irritiert über diesen menschgewordenen Weihnachtsgrinch. Denn Haley scheint alles, was mit Weihnachten zu tun hat, zu hassen. Zudem verweigert sie sich sogar den beliebten und leckeren Christmas-Camp- Weihnachtsplätzchen, die dort angeboten werden. Ein Eklat, wie er findet! Doch sein Vater Ben zeigt sich unerbittlich und brummt der jungen Frau einige Kurse auf, die sie absolvieren muss, will sie am Ende des Kurses ihr Zeugnis bekommen. Haley fällt dagegen aus allen Wolken als sie ihr Zimmer betritt. Das ganze Zimmer ist vollgestopft mit Deko-Engeln in unterschiedlichen Größen und der Hund des Hauses, will nicht von ihrer Seite weichen, obwohl sie doch eigentlich gar keinen Draht zu Tieren hat. Die übrigen Teilnehmer des Kurses entpuppen sich als nette, sympathische Menschen und als Haley deren Geschichten erfährt, kommt sie tatsächlich ins Grübeln…

Da ich eine Schwäche habe für stimmungsvolle Buchcover, fiel mir beim Stöbern schließlich auch Karen Schalers Roman „Das wundervolle Weihnachtshotel“ auf. Dieses ist ein absoluter Hingucker und wenn man das Buch in Händen hält, kann man auch die Glitzer-Beschichtung näher in Augenschein nehmen.
Doch man sollte ein Buch oder auch einen Menschen, nicht anhand seines Covers/der Optik beurteilen. Die inneren Werte zählen schließlich mehr.
Die Geschichte über eine junge Frau, die vom Weihnachtsfest angeödet ist (natürlich hat sie triftige Gründe dafür) und einen jungen Mann, der Angst davor hat sich zu binden, wird süß erzählt. Wer nun aber auf viele romantische Liebesszenen hoffen sollte, wird vielleicht enttäuscht werden, denn Haleys und Jeffs Geschichte wird sehr züchtig dargeboten. Dafür hat die Autorin viel weihnachtliche Atmosphäre in ihre Story“ gepackt“. Ehrlich gesagt fand ich, dass man beinahe davon erschlagen wurde beim Lesen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe weihnachtliche Liebesromane und erhoffe mir besagte festliche Atmosphäre sogar, doch es gibt in der Geschichte gibt es kaum Romanpassagen in denen die Romanfiguren sich über Dinge austauschen die nichts mit Weihnachten zu tun haben. Es wirkt halt alles, wie in Zuckerguss getaucht. Echte Konflikte oder Probleme lösen sich so schnell in Wohlgefallen auf, dass man sich nur verwundert die Augen reibt und obwohl die Autorin einen flüssigen Schreibstil besitzt und sich der Roman gut lesen lässt, stellte sich zwischenzeitlich Langeweile bei mir ein, da nichts wirklich Spannendes geschah. Die Geschichte ist nett, plätschert aber dennoch relativ belanglos vor sich hin. Kennt Ihr die vielen 0815 Weihnachtsfilme, die in der Weihnachtszeit auf dem Disneykanal laufen? Nach diesem Schema F ist auch dieser Roman gestrickt. Man kann sie anschauen, sich für 90 Minuten davon unterhalten lassen, doch es bleibt nichts im Gedächtnis danach. Ich hätte mir einfach ein wenig mehr Substanz gewünscht.

Kurz gefasst: Gefällige Weihnachtsromance, die mit einem wunderschönen Cover besticht. Leider kann die Story nicht ganz mithalten.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2020

Unterhaltsamer Auftaktband einer neuen Familiensaga, allerdings noch mit etwas Luft nach oben.

Das Unrecht der Väter
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Gut Falkenbach, Bernried, 1936:

Die beiden Brüder Heinrich und Willhelm Lehmann haben es, zusammen mit ihrem besten Freund Paul-Friedrich von Falkenbach, den sie schon seit Kindheitstagen kennen, geschafft. ...

Gut Falkenbach, Bernried, 1936:

Die beiden Brüder Heinrich und Willhelm Lehmann haben es, zusammen mit ihrem besten Freund Paul-Friedrich von Falkenbach, den sie schon seit Kindheitstagen kennen, geschafft. Ihnen ist es gelungen, mit ihrer florierenden Firma ihr Glück zu machen. Alle drei sind verheiratet und haben bereits erwachsene Kinder, die wiederum schon eigene Familien gegründet haben.
Ausgerechnet während einer großen Feier, die angelegt ist, um diesen Erfolg zu feiern, werden sie von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Ein junges Fräulein wünscht sie zu sprechen, denn sie will mehr über ihren verstorbenen Vater herausfinden, der zusammen mit Paul, Heinrich und Willhelm als Soldat im ersten Weltkrieg gedient hat. Die drei Freunde sind sogar alarmiert, denn besagter Kamerad war kein guter Mensch und musste für seine Taten schließlich mit dem Leben bezahlen. Die junge Frau glaubt jedoch nicht die harmlos klingende Geschichte über den Tod ihres Vaters und will das Geheimnis, dass die drei Männer vor ihr verbergen, unbedingt ergründen.
Paul, Heinrich und Willhelm ist das gar nicht recht, denn sie bemühen sich gerade um die Aufnahme in die Partei und können keine negativ behafteten Gerüchte gebrauchen.

Währenddessen, ist das Leben für die Kinder der Freunde ebenfalls kein Zuckerschlecken. Pauls Sohn Gustav ist ein angehender Arzt und lebt zusammen mit seiner Frau in Berlin. Aber sein Vater will unbedingt, dass er nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums zurückkehrt und in die Firma einsteigt. Etwas, dass Gustav widerstrebt. Denn er hat kein gutes Verhältnis zu seinem stets fordernden Vater und würde lieber weiterhin in Berlin bleiben. Zudem ist er sich unschlüssig darüber, ob es wirklich eine so gute Idee war, Clara zu heiraten mit der er nicht viel gemeinsam hat. Aber auch Clara hat ihre Geheimnisse.
Gustavs Schwester Wilhelmine liebt die Pferde auf dem Gestüt ihres Vaters sehr. Sie scheinen ihr die einzigen Vertrauten zu sein, seitdem die Welt politisch im Umbruch ist. Auch in der Liebe ist ihr nicht viel Glück beschienen bislang. Ihr Vater würde sie zu gerne mit einem recht langweiligen Mann verheiraten, der aber bislang nicht viel Interesse an ihr gezeigt hat.
Stattdessen trifft sie sich mit einem Mann, der ein glühender Anhänger Hitlers ist….

Die Kinder der Brüder Lehmann, Ferdinand und Leopold, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Ferdinand eher eine friedliebende Künstlerseele ist, entpuppt sich der attraktive Leopold als gefühlskalter Mensch, der auch nicht davor halt macht, seine Frau Irma zu erniedrigen. Wird sich Irma auf Dauer ihrer Haut erwehren können?

Da ich eine Schwäche für Familiensagas habe, stieß ich im Zuge meines Stöberns kürzlich auf Ellin Carstas ersten Teil ihrer neuen Falkenbach-Reihe. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich die Autorin Petra Mattfeldt, die Fans historischer Romane sicherlich ein Begriff sein dürfte. Unter einem anderen Pseudonym, nämlich unter dem Namen Caren Benedikt, schrieb sie erfolgreiche Bücher genannten Genres.
Ich hatte bereits einige historische Romane, sowie einen spannenden Krimi der Autorin (Sekundentod) gelesen und war nun neugierig geworden auf ihre neue Saga. Der Roman spielt zu großen Teilen in Bernried, einem sehr ländlich gelegenen bayerischen Örtchen. Zugegeben, ich hatte anfangs große Probleme damit, alle Akteure und ihre Beziehungen zueinander richtig einordnen zu können. Zudem steigt die Autorin gefühlt mittendrin ein. Es fühlt sich für den Leser so an, als habe man eine mögliche Vorgeschichte verpasst, was ja eigentlich nicht der Fall ist. Beispielsweise gibt es das wohl sehr brisante Geheimnis der drei Freunde, das nur vage angerissen und nicht gelüftet wird, das mir zu sehr in dem Fokus gerückt wurde. Denn das geschieht zum Nachteil der Entwicklung der Charaktere. Die drei Männer kann man lediglich anhand ihrer Namen auseinander halten, denn vom Gebaren ähneln sie sich leider sehr und bleiben relativ blass.

Lediglich auf Gustavs Seelenleben geht die Autorin etwas mehr ein. So ist er eigentlich der einzige Mann, der zusammen mit den Akteurinnen in diesem Roman ein wenig mehr hervorgehoben wird, was ich schade fand.
Die Frauen in diesem ersten Teil der neuen Reihe, bekommen nicht so viel Raum zur eigenen Entfaltung geboten. Dennoch zeigen sie interessante Anlagen und so hoffe ich sehr, dass sie im nächsten Teil noch mehr Eigeninitiative und Mut zeigen können, als hier.
Der historische Anteil ist im ersten Teil nicht besonders groß- die neuen politischen Strömungen und deren Auswirkung auf diverse Bewohner des Ortes finden zwar Erwähnung, doch das ungelüftete Geheimnis der drei Freunde und das familiäre Miteinander steht einfach mehr im Vordergrund. Dennoch bekommt man hier einen durchaus unterhaltsamen, allerdings auch leichten Familienroman geboten, der sich flüssig lesen lässt und neugierig macht auf den Fortsetzungsband „Die Stärke der Töchter“, der im März 2021 erscheinen wird.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Auftaktband einer neuen Familiensaga, allerdings noch mit etwas Luft nach oben.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.11.2020

Kurzweiliger, romantischer zweiter Teil der Lancroft Abbey Reihe um die Familie Barnett. Für Fans des klassischen Regencyromans empfehlenswert

Verlobung wider Willen
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Lancroft Abbey, Tunbridge Wells, Kent, Frühsommer 1813:

Die attraktive Penelope Barnett ist immer noch unverheiratet. Ein nicht tragbarer Umstand, wie deren Mutter, die Countess of Panswick findet. Besonders ...

Lancroft Abbey, Tunbridge Wells, Kent, Frühsommer 1813:

Die attraktive Penelope Barnett ist immer noch unverheiratet. Ein nicht tragbarer Umstand, wie deren Mutter, die Countess of Panswick findet. Besonders weil Penelopes ältester Bruder und Titelerbe derzeit auf Freiersfüßen wandelt und in der schönen Lady Clarissa Harristowe, Tochter eines Herzogs, womöglich seine standesgemäße Zukünftige gefunden hat. Sollte Bertram Clarissa tatsächlich heiraten, wäre für Penelope, laut deren Mutter, kein Platz mehr auf Lancroft Abbey. Penelope, die ihr Zuhause genauso sehr liebt, wie die Tiere, die dort leben, ist verzweifelt. Denn obwohl sie durchaus irgendwann heiraten möchte, hat sie derzeit noch nicht den Kopf frei für eine Eheschließung. Zu sehr wurde ihr, kürzlich in London, das Herz gebrochen von dem attraktiven Frauenhelden- dem Honorable Henry Bernard Markfield. Henry erschlich sich ihre Liebe und ihr Vertrauen und nutzte dies weidlich aus für seine Zwecke.

Aber Penelope hat auch eine Vertraute. Die alleinstehende Nachbarin Lady Stonesdale, die sich immer ihre Freiheit erhalten wollte und der Ehe gegenüber stets abgeneigt war, stellt Penelope, sollte diese eines Tages tatsächlich heimatlos sein weil sie sich gegen eine Heirat sträubt, deren Anwesen ins Aussicht.

Eine von der Familie Barnett geplante Landpartie, soll Penelope auf andere Gedanken bringen, denn die Familie plant mögliche Bewerber, die um die Hand der schönen jungen Frau buhlen sollen, einzuladen. Natürlich möchte man auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Daher wird auch Lady Clarissa zu dieser Landpartie eingeladen, was den verliebten Bertram sehr freut. Kurz bevor die Gäste eintreffen, wird ein schwer verletzter Soldat nach Lancroft Abbey geschafft. Die Countess glaubt, in ihm einen Verwandten erkannt zu haben und lässt ihn von Penelope, die große heilende Fähigkeiten besitzt, pflegen. Cousin Peter Barnett ruft allerdings äußerst widersprüchliche Gefühle in Penelope hervor…

Nachdem die Familiesaga um die Barnetts in „Der Heiratsplan“, den Anfang nahm, geht es nun in „Verlobung wider Willen“ weiter. Nun werden, statt Francesca und dem Earl of Derryhill, die beiden Geschwister Penelope und Bertram mehr in den Fokus des Geschehens gerückt. Ich muss zugeben. Penelope hat es mir im ersten Teil der „Lancroft Abbey“ Reihe, nicht unbedingt leicht gemacht, da sie die meiste Zeit ziemlich naiv und kleingläubig agierte. Doch diesmal gewinnt der Leser ein wenig mehr Einsicht in Penelopes Gedanken- und Gefühlswelt und das hilft immens, sich besser in die Romanheldin hineinzudenken. Dazu hat Penelope durch ihre Erlebnisse in London dazu gelernt. Sie benimmt sich ein wenig reifer und lässt sich nicht mehr so gängeln, wie noch im ersten Band.
Ich mochte Penelopes Geschichte, ihren Werdegang sehr, sogar noch ein Tickchen mehr, als Francescas Story. Und die Liebesgeschichte, die sich zwischen ihr und… (das verrate ich an dieser Stelle nicht ) entspinnt, ist süß und romantisch zugleich.

Den Handlungsstrang um Betram, Penelopes Bruder und dessen Angebetete, Lady Clarissa, fand ich etwas schwächer erzählt. Schade, dass die Autorin dem angeblich verliebten Paar nur sehr wenig gemeinsame Dialoge auf den Leib geschrieben hat und deren Story zu großen Teilen „aus dem Off“ geschildert wurde. Auch hätte ich mir gewünscht, dass Bertram noch ein wenig mehr in den Fokus gerückt worden wäre. Ebenfalls kurios fand ich es, dass eine namentlich genannte Akteurin, so weit ich es richtig gelesen haben sollte, nicht einen Dialog führen durfte. Als Freundin und Vertraute der Viscountess of Panswick wäre das doch eigentlich nur nahe liegend gewesen, dass man diese auch einmal zu Wort kommen lässt.
Diese Kleinigkeiten haben meine Lesefreude aber kaum getrübt. Auch „Verlobung wider Willen“ ist ein unterhaltsamer, spritziger Regency aus Sophia Faragos Feder, der mir sehr gut gefallen hat und der sogar noch ein wenig „runder“ geraten ist, als der Vorgängerband. Wer eine Schwäche für klassische Regencyromane haben sollte, kann hier ganz beruhigt zugreifen.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, romantischer zweiter Teil der Lancroft Abbey Reihe um die Familie Barnett. Für Fans des klassischen Regencyromans empfehlenswert.

Lancroft Abbey Reihe:

1. Teil: Der Heiratsplan
2. Teil: Verlobung wider Willen
3. Teil: Die stürmische Braut
4. Teil: Küsse am Wiener Kongress
5. Teil: Ein Dandy in Nöten
6. Teil: Die perfekte Braut

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.11.2020

ergnüglicher erster Teil der Barnett Familiensaga, der seine Leser in die Regencyepoche entführt

Der Heiratsplan
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Lancroft Abbey, Tunbridge Wells, Kent 1811:

Nach dem Tode des Viscounts of Panswick versucht dessen sehr praktisch veranlagte Witwe, den Besitz unter allen Umständen für ihren erstgeborenen Sohn und Erben ...

Lancroft Abbey, Tunbridge Wells, Kent 1811:

Nach dem Tode des Viscounts of Panswick versucht dessen sehr praktisch veranlagte Witwe, den Besitz unter allen Umständen für ihren erstgeborenen Sohn und Erben zu halten. Doch das scheint beinahe ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein, wie ihr der Vermögensverwalter, Mr. Grittleton schonungslos beibringen muss. Denn ihr verstorbener, sehr großzügiger Gatte litt unter massiver Verschwendungssucht und steckte dazu Unsummen in die archäologischen Forschungen von nahen Verwandten.

Doch die Countess weigert sich vorschnell aufzugeben und so schmiedet sie einen gewagten Plan. Statt ihre älteste, verständige Tochter Francesca in ihre erste Saison nach London zu schicken, will sie zunächst ihrer zweitältesten, attraktiveren Tochter Penelope das Debüt ermöglichen. Francesca und Penelope sind alles andere als begeistert. Während Francesca verletzt ist, weil sie übergangen wurde, interessiert sich die schöne Penelope so gar nicht für das Stadtleben und Bälle. Sie hält sich lieber auf dem Lande auf, liebt Tiere und kann mit den arroganten Stutzern in London nichts anfangen.
Penelope soll begleitet werden von Cousine Agatha, doch die bricht sich leider kurz vor der Abreise in die Stadt ein Bein. Und somit ist Francesca wieder im Rennen. Sie überredet ihre Mutter Penelope doch als Anstandsdame begleiten zu dürfen. Selbstredend will sie sich als verwitwete Cousine ausgeben damit der Anstand gewahrt bleibt. Obwohl die Countess ein ungutes Gefühl beschleicht, gibt sie nach und so steht den beiden Schwestern eine turbulente Zeit in London bevor.

Beide sollen bei Mr. Grittletons verwitweter Schwester Lady Daglingsworth unterkommen, doch deren Haus entpuppt sich als gar nicht so respektabel und feudal, wie es ihnen der Verwalter weismachen wollte. Lady Daglingsworth selbst gibt sich zwar die größte Mühe die jungen Damen mit den richtigen Menschen bekannt zu machen, damit Penelope „unter die Haube“ kommt, doch leider sind deren Bemühungen recht abenteuerlich zu nennen.
So macht sich Francesca schweren Herzens auf zu ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter. Sie möchte ihn darum bitten, dass er den Schwestern hilft und sie in sein Stadthaus aufnimmt, während diese sich in London aufhalten.
Der hochgewachsene, attraktive Mann der ihr schließlich im Stadthaus gegenüber steht, zeigt sich sehr gütig und verständig. Er verspricht schnelle Hilfe und tatsächlich werden die beiden Schwestern, während sie sich bei Lady Daglingsworth aufhalten, von einer Dame des Hochadels aufgesucht die beide unter ihre Fittiche nehmen will. Die Countess of Derryhill zögert nicht lange und lässt die Schwestern in deren Haus umsiedeln. Mehr noch, sie hat es sich in den Kopf gesetzt, gleich beide junge Damen in die Gesellschaft einzuführen. Doch welches Motiv für ihre Großherzigkeit mag sie bloß haben?

Ich hatte vor einigen Jahren ein paar Regencyromane von Sophia Farago gelesen, die mir durchweg gut gefallen hatten. Insbesondere „Schneegestöber“ ist mir dabei in sehr guter Erinnerung geblieben. Und als ich die aktuelle „Lancroft Abbey Reihe der Autorin entdeckte, freute ich mich sehr auf neue Leseabenteuer. Man muss allerdings vorweg sagen, dass Sophia Faragos Romane eher in Richtung klassischer, züchtiger Regency gehen. Explizit beschriebene Liebesszenen sucht man hier vergebens und man sollte keine tiefer gehenden Liebesgeschichten erwarten, wie es in Historical Romances üblicherweise der Fall ist. Vielmehr ist die „Lancroft Abbey“ Reihe als Familiensaga und historisches Sittengemälde angelegt- will sagen, die Liebe spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. In „Der Heiratsplan“ trifft Francesca, obwohl doch eigentlich Penelope den Mann fürs Leben finden soll, ihre große Liebe und der Weg bis dahin gestaltet sich amüsant und kurzweilig. Ich mag Sophia Faragos Art zu schreiben sehr. Sie drückt sich der Zeitepoche entsprechend aus und mit den Barnetts hat sie eine sympathische, lebhafte Familie geschaffen, die man schnell in sein Leserherz schließen kann.

Zugegeben, natürlich weisen sie auch diverse charakterliche Schwächen auf. Dass die Countess ihre älteste Tochter etwa anfangs dermaßen lieblos abfertigt, fand ich fürchterlich. Genauso hatte ich einige Probleme mit der verträumt naiven Penelope. Penelope verhält sich so manches Mal eine Spur zu kleingläubig und hat meine Nerven daher arg strapaziert.
Francesca mochte ich sehr, wie auch den Romanhelden, wenn ich mir auch ein wenig mehr gemeinsame Szenen und tiefergehende Gespräche gewünscht hätte, die ihre Liebe zueinander untermauert hätten. Allerdings wollte mir einfach nicht in den Kopf, dass der Romanheld sich Francesca gegenüber so wenig einsichtig zeigt, als die Wahrheit ans Licht kommt. Diese Begebenheit fand ich etwas holprig inszeniert und diese war auch der Grund, wieso ich letztendlich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe.

Kurz gefasst: Vergnüglicher erster Teil der Barnett Familiensaga, der seine Leser in die Regencyepoche entführt.

Lancroft Abbey Reihe:

1. Teil: Der Heiratsplan
2. Teil: Verlobung wider Willen
3. Teil: Die stürmische Braut
4. Teil: Küsse am Wiener Kongress
5. Teil: Ein Dandy in Nöten
6. Teil: Die perfekte Braut


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Veröffentlicht am 18.11.2020

Beliebige, sehr seichte Historical Romance für zwischendurch, in einer einfachen, zu modernen Ausdrucksweise geschrieben

Lady Elyssas Begleiter
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Der attraktive Junggeselle Brentan Montgomery, Earl of Charfield, Pferdenarr und Kenner, zögert nicht lange als er von einem ehemaligen Schulkameraden darum gebeten wird, dessen Schwester Lady Elyssa, ...

Der attraktive Junggeselle Brentan Montgomery, Earl of Charfield, Pferdenarr und Kenner, zögert nicht lange als er von einem ehemaligen Schulkameraden darum gebeten wird, dessen Schwester Lady Elyssa, während einer zweiwöchigen Landpartie zu unterhalten. Denn Harrison Prescott, Marquess of Fellingsdown, der älteste Bruder von Lady Elyssa, stellt Brent eine fürstliche Belohnung für dessen Gefallen in Aussicht. Brent soll ein Fohlen von Harrisons prächtiger Zuchtstute erhalten.

Brent gilt zwar im ton als eingefleischter Junggeselle, aber auch als attraktiver Bursche, den die Damenwelt vergöttert. Und Brent hat auch nicht vor, Harrisons Schwester ernsthaft zu umgarnen. Als er zur Landpartie bei den Prescotts eintrifft, hat er eine denkwürdige Begegnung mit einer schönen Amazone die ihr Pferd beherrscht wie noch keine andere Frau, die er je traf. Dazu ist die Unbekannte betörend und schlagfertig zugleich. Brents Interesse ist sogleich geweckt. Er ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er Lady Elyssa höchstpersönlich vor sich hat und dass die junge Frau, seit einem Unfall den sie Jahre zuvor hatte, hinkt. Mit ihrem Handicap konnten, während ihrer ersten Saison in London, viele Mitglieder des tons nicht umgehen und mieden sie lieber ganz. Um Elyssa aufzumuntern, schrieben ihr ihre Schwestern angebliche Liebesbriefe eines unbekannten Verehrers. Mit großen Folgen.

Weil Harrison und seine Brüder sich schuldig fühlen, an dem Unfall, den ihre Schwester damals erleiden musste, schmieden sie nun einen Plan um Elyssa von ihrem angeblichen anonymen Verehrer abzulenken. Allerdings glauben sie nicht, dass Brent sich ernsthaft für Elyssa interessieren könnte, da er die Ehe verabscheut.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, kurz nachdem die ersten Gäste zur Landpartie eingetroffen sind. Denn unter ihnen befindet sich auch Harrisons einstige große Liebe, die verwitwete Cassandra Waverly, Marchioness of Lathampton. Harrison hat sie definitiv nicht eingeladen, denn noch immer grollt er ihr ob ihres damaligen Verrats. Cassandra wäre ebenfalls gerne an einem anderen Ort, doch der Brief eines unbekannten Erpressers hat ihr befohlen, an der Landpartie teilzunehmen und so trifft sie nach Jahren wieder auf den Mann, den sie einst heiraten wollte…

„Lady Elyssas Begleiter“, ist der erste Roman den ich von Laura Landon las. Mit diesem Regency hat die Autorin versucht, sozusagen „zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“- erzählt also gleich zwei Liebesgeschichten in einem Band. Während das bei anderen Autoren tatsächlich funktionieren kann, fand ich Laura Landons Bemühungen leider alles andere als gelungen. Denn dieser Roman ist, mit seinen noch nicht einmal dreihundert Seiten, leider viel zu kurz geraten um überhaupt eine der beiden Liebesgeschichten ausreichend und überzeugend tragen zu können. Dazu wird man zu Beginn mit einer Vielzahl an Haupt und Nebenfiguren konfrontiert, die so blass blieben, dass sich schnell leichte Verwirrung bei mir einstellte- sprich, ich hatte große Mühe damit, sie überhaupt auseinander halten zu können. Zwar fand ich die Idee, der Romanheldin einen Romanhelden zur Seite zu stellen, der sich von ihrer körperlichen Beeinträchtigung nicht abschrecken lässt und sie immer wieder bestärkt über sich hinauszuwachsen, lobenswert, doch nervte mich Elyssas Zögerlichkeit, vor allem gegen Ende des Romans leider viel zu sehr. Und auch Harrisons und Cassandras Liebesgeschichte fand ich nur mäßig erzählt. Dass ein dermaßen heftiges Missverständnis erst Jahre später ans Licht kommt, ist völlig unglaubwürdig- zudem schlägt Laura Landon zu sehr über die Stränge und macht aus der zweiten Love Story eine regelrechte Räuberpistole. Dazu fand ich die Übersetzung leider alles andere als gelungen. Die Sprache ist sehr einfach geraten, man stößt sich an vielen modernen oder unpassenden Ausdrücken und die Liebesszenen fand ich eher statisch beschrieben und ausbaufähig. Zwar ließen sich die ersten hundert Seiten ganz nett an, doch konnte mich der Roman leider so gar nicht packen. Es ist eine beliebige Liebesromanlektüre für zwischendurch, aber leider nicht mehr.

Kurz gefasst: Beliebige, sehr seichte Historical Romance für zwischendurch, in einer einfachen, zu modernen Ausdrucksweise geschrieben.

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