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Veröffentlicht am 14.11.2020

Mein Lesetipp in 2020 im Genre „Chick-lit! Wunderbarer, warmherziger, humoriger und spritziger Liebesroman. Very british!

Aller guten Dinge sind zwei
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Die Anwältin Laurie arbeitet in einer Anwaltskanzlei und ist sehr erfolgreich in ihrem Job. Große Ambitionen auf eine Beförderung hat sie eigentlich nicht. Doch ihr Freund Dan, mit dem sie bereits seit ...

Die Anwältin Laurie arbeitet in einer Anwaltskanzlei und ist sehr erfolgreich in ihrem Job. Große Ambitionen auf eine Beförderung hat sie eigentlich nicht. Doch ihr Freund Dan, mit dem sie bereits seit achtzehn Jahren zusammen ist, unterstützt sie nur zu gerne. Zumal Dan beim gleichen Arbeitgeber angestellt ist.
Laurie ist eine sehr loyale junge Frau, die sich endlich eine Familie wünscht, aber leider macht Dan keinerlei Anstalten in diese Richtung. Mehr noch, als sie eines Abends nach einem Mädelsabend nach Hause kommt, eröffnet ihr Dan, dass er die Beziehung beenden möchte. Dan will angeblich etwas anderes als Laurie und zieht schon bald aus.
Laurie ist fassungslos und verletzt. Sie kann nicht glauben, dass ihr so etwas passiert. Aber es kommt noch schlimmer. Nur Wochen nach Dans Auszug erfährt sie, dass ihr Exfreund bereits eine andere hat.

Laurie ist wie vor den Kopf gestoßen und daher sehr empfänglich für den Vorschlag eines ehrgeizigen Kollegen aus der Kanzlei, selbst wenn dieser als „schlimmer Finger“ gilt in Sachen Dating. Jamie will allen Kolleginnen und Kollegen eine Fakebeziehung vorgaukeln, um damit sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Er würde, weil Laurie einen guten Ruf genießt, gleich seriöser wirken mit einer festen Beziehung und womöglich den Juniorpartnerjob erhalten, während Laurie Dan nach allen Regeln der Kunst eifersüchtig machen könnte.
Obwohl Lauries beste Freundin anfangs nicht begeistert ist, als sie davon erfährt und Laurie vor möglichen Folgen warnt, lässt sich die Anwältin dennoch darauf ein, denn sie glaubt ganz fest daran, dass sie Jamies Verführungskünsten gegenüber immun ist und sich keinesfalls Hals über Kopf in ihn verlieben wird. Schließlich ist sie mit ihren sechsunddreißig Jahren kein naiver Backfisch mehr und will sich keinesfalls einen Mann wie ihren verantwortungslosen Vater angeln, der ihre Mutter, kurz nach Lauries Geburt verließ.
Dennoch gibt Jamies widersprüchliches Verhalten ihr einige Rätsel auf…

„Aller guten Dinge sind zwei“, von Mhairi McFarlane, verlockte mich zunächst wegen des Klappentextes, der mir eine süße, romantische, aber vor allem sehr britische Liebeskomödie suggerierte. Es ist mein erster Roman von der Autorin und ich bin so was von froh, mir dieses Buch herausgepickt zu haben, weil Mhairi McFarlane hier nicht nur eine tolle, unter die Haut gehende Liebesgeschichte mit sympathischen Protagonisten erzählt, sondern ihnen zudem sehr witzige, spritzige und humorige Dialoge auf den Leib geschrieben hat, die mir viel Lesespaß bereitet haben.

Normalerweise tue ich mich mit sogenannten „Chick-Lits“ eher etwas schwerer, weil mich die Protagonisten darin, in der Regel, schnell zu langweilen beginnen. Eben weil sie entweder übermäßig Alkohol in sich hineinschütten, völlig neurotisch sind oder ständig Kleidung shoppen gehen. Und die wiederholten Erwähnungen von hippen Modelabels nerven halt ebenfalls. Obwohl diese Themen nicht von der Autorin ausgespart werden, bleiben sie hier jedoch dezent im Hintergrund, so dass ich mich entspannt zurücklehnen und stattdessen diese wunderbare Liebesgeschichte lesen konnte.

Laurie ist eine junge, eigentlich lebenskluge Frau. Sie ist spontan, aufgeschlossen, liebt ihre Freude, ist loyal und clever, hat einen trockenen Humor und ist dazu sehr schlagfertig. Diese Attribute sorgen dafür, dass man die Romanheldin sehr schnell in sein Leserherz schließt und mit ihr mitleiden kann, als sie von ihrer vermeintlich großen Liebe verlassen wird. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war, dass man es hier mal nicht mit einer blutjungen Zwanzigjährigen zu tun bekommt, sondern mit einer etwas älteren Romanheldin und dass sie sich auch dementsprechend verhält und nicht naiv, in „Bridget Jones Manier“, von einem ins andere Fettnäpfchen taumelt. „Aller guten Dinge sind zwei“, fühlt sich zwar beim Lesen oftmals so an, was daran liegt, dass Mhairi McFarlane einen ganz ähnlichen Humor aufweist wie Helen Fielding und ebenfalls eine romantische, warmherzige Love Story zu erzählen weiß, doch umschifft sie mögliche TSTL Heldinnen Fallen ganz elegant.
Dazu bieten die Nebenfiguren in diesem Roman einmal nicht die übliche, oberflächliche Staffage, sondern bekommen ebenfalls ausreichend Raum zur Entfaltung geboten, was ich richtig klasse fand.

Die Probleme, die die Haupt und Nebenfiguren beschäftigen und die der Klärung bedürfen, werden zudem sorgsam und sensibel von der Autorin in Szene gesetzt und tiefgründig gelöst.
Ein wenig schade fand ich es hingegen dass Jamie, im Gegensatz zu Laurie, ein bisschen blasser blieb, bzw. dessen Gedanken und Gefühlswelt etwas vage beschrieben wurde. Aber andererseits war das nachvollziehbar, damit der Romanheld undurchsichtiger und geheimnisvoller blieb.
Für mich ist „Aller guten Dinge sind zwei“, nicht nur ein perfekter Liebesroman, der mich auf der Gefühlsebene völlig abholen konnte, sondern auch eine der besten britischen Liebesroman- Komodien, die ich je las, mein Favorit in diesem Genre in 2020 und dazu würde ich mir sehr wünschen, dass diese Story verfilmt wird.
Wer eine Schwäche für „Notting Hill“ ähnlich gelagerte Geschichten haben sollte, oder für britische Liebeskomödien im Allgemeinen, der wird sich von Mhairi McFarlanes Roman sicherlich gut unterhalten fühlen.

Kurz gefasst: Mein Lesetipp in 2020 im Genre „Chick-lit! Wunderbarer, warmherziger, humoriger und spritziger Liebesroman. Very british!

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Lizzy und Kayson- kann aus Freundschaft Liebe werden? Süßer, romantischer New Adult Roman

A Fire Between Us
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Lizzy Carmichael, die beste Freundin von Avery Cole, ist eine Powerfrau, sympathisch, clever, tierlieb, wird von ihren Freunden geschätzt und hat eine Wahnsinnsstimme. Seit kurzer Zeit singt sie dazu in ...

Lizzy Carmichael, die beste Freundin von Avery Cole, ist eine Powerfrau, sympathisch, clever, tierlieb, wird von ihren Freunden geschätzt und hat eine Wahnsinnsstimme. Seit kurzer Zeit singt sie dazu in einer Frauenband, die ihre ersten kleinen Erfolge feiern konnte.
Eigentlich müsste Lizzy glücklich sein, besonders, weil sich der heiß umschwärmte Basketballspieler Kayson, für sie zu interessieren scheint.

Doch was nur wenige ahnen. Lizzy hat große Minderwertigkeitskomplexe, weil sie keine Modelmaße besitzt. Schon immer hatte sie Übergewicht und wurde bereits als Kind von anderen Mitschülern deswegen gemobbt und ausgegrenzt. Daher glaubt sie anfangs auch nicht, dass Kayson wirklich mit ihr zusammen sein möchte. Denn ein durchtrainierter Sportler wie er, könnte ja jede Frau haben, denkt sie.

Dabei hat Kayson, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, selbst bereits erlebt was Ausgrenzung bedeutet, nicht nur weil er schwarz ist sondern weil seine Mutter eine langjährige Drogengeschichte hatte und Kayson, zusammen mit seinen beiden Schwestern, immer noch um deren Gesundheit bangen muss.
Als Freiwillige gesucht werden, die Tiere im Tierheim beschmusen und ausführen sollen, meldet sich Lizzy selbstverständlich gleich an. Ihre Überraschung könnte allerdings nicht größer sein, als ihr vor Ort Kayson begegnet…

Nachdem mich Averys und Theos Geschichte, die im Vorgängerband „An Ocean between us“, erzählt wird, leider nicht so richtig packen konnte, weil ich Theos „Geheimnis“ und dessen Geheimniskrämerei Avery gegenüber zu heftig fand, wollte ich der Autorin dennoch eine zweite Chance geben, denn das Heldenpaar dieses Nachfolgebands, Lizzy und Kayson, hatte in „An Ocean between us“ bereits einige denkwürdige Auftritte und beide wirkten nicht nur sympathisch sondern auch charismatischer. In ihrer Story nun, lernt man sie noch etwas besser kennen. Lizzys Problem und ihre verunsicherte Gedankenwelt, die sich um ihren Minderwertigkeitskomplex dreht, hat die Autorin nachvollziehbar dargestellt.

Man kann sich gut in Lizzy hineinversetzen, ihre Ängste und Unsicherheiten verstehen, aber vor allem fand ich es klasse, dass Nina Bilinszki hier eine Romanheldin in den Fokus stellt die nicht nur ein paar „Pseudo“-Pfündchen zuviel hat, sondern wirklich übergewichtig ist. Denn in Zeiten von schrecklichen „Premium“-TV- Sendungen wie „Biggest Looser“ oder „Germanys next Topmodel“, die dem Zuschauer suggerieren sollen, dass die Welt nur den schlanken, attraktiven Menschen gehört und man sich gefälligst dieser Formel unterzuordnen hat, wenn man erfolgreich und umschwärmt sein möchte, finde ich es wichtig, unsicheren jungen Menschen diesbezüglich einmal eine andere Sicht auf die Dinge aufzuzeigen. Klar, es sagt sich immer leicht, dass Aussehen zweitrangig ist, doch Lizzy muss in „A Fire between us“, zunächst lernen dass nicht ihre Figur das Problem ist, sondern dass es halt auf dieser Welt zwei Menschentypen gibt… die, die es wert sind, sich mit ihnen abzugeben und die, auf die man gut und gerne verzichten kann. Und dass es am Ende nur wichtig ist, was sie möchte.

Kayson ist ein sensibler, freundlicher und unkomplizierter Romanheld, der sich anfangs nicht ganz in Lizzys Gedankenwelt hineinversetzen kann. Aber er bemüht sich und versucht ihr stets Sicherheit zu geben.
Genauso steht Lizzy Kayson zur Seite, als sich familiäre Probleme ergeben und ich fand, dass die beiden sich wunderbar ergänzen und die Liebesgeschichte süß und romantisch erzählt wurde. Kaysons Familienmitglieder waren ebenfalls sympathisch beschrieben, allerdings fand ich, dass der Handlungsstrang, der sich um den Romanhelden dreht, ein wenig zu kurz kam, im Vergleich zu Lizzys Problem. Dies ist allerdings der einzige Kritikpunkt, den ich hier anführen möchte und empfehle diesen New Adult gerne weiter.

Kurz gefasst: Lizzy und Kayson- kann aus Freundschaft Liebe werden? Süßer, romantischer New Adult Roman.

Between us Reihe:

1. Teil: An Ocean Between us
2. Teil: A Fire between us
3. Teil: Titel noch nicht bekannt

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.11.2020

Ein, trotz der spannenden Ausgangssituation, leider enttäuschender historischer Roman.

Das letzte Licht des Tages
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Frankreich, die Champagne 1940:

Die attraktive Inès, glaubt, sie habe mit dem wohlhabenden Weinbauern Michel, das große Los gezogen. Doch die anfängliche Verliebtheit lässt, in ihrer erst kurz dauernden ...

Frankreich, die Champagne 1940:

Die attraktive Inès, glaubt, sie habe mit dem wohlhabenden Weinbauern Michel, das große Los gezogen. Doch die anfängliche Verliebtheit lässt, in ihrer erst kurz dauernden Ehe, schon bald nach. Den Hauptgrund dafür sieht Inès darin, dass Michel plötzlich jemand ganz anderen an seiner Seite haben möchte. Eine Frau, die ihm den Rücken stärkt in schwierigen Zeiten und ihm auch beim Weinanbau mit Kraft und Tat zur Seite steht. Doch obwohl Inès sich nach Kräften bemüht, kann sie es ihrem Mann doch nicht recht machen. Das was Michel, vor ihrer Hochzeit an Inès schätze, ihre junge unbekümmerte und auch leicht naive Art, nervt ihn jetzt nur noch.
Als die deutsche Wehrmacht Frankreich besetzt, spitzt sich die Lage, auch für die Weinbauern der Region, immer mehr zu.
Besonders Michels Kellermeister, Theo und dessen halbjüdische Frau Céline fürchten die deutschen Besatzer, seitdem Gerüchte die Runde machen, dass überall im Land Menschen jüdischer Abstammung deportiert werden. Als die Deutschen Michels Champagner beschlagnahmen, beschließt er, sich der Résistance anzuschließen. Das möchte er vor seiner unbedarften Frau aber lieber geheim halten…

Frankreich 2019:

Die hochbetagte Edith Thierry, hat ihre Enkelin Liv überredet, mit ihr in die Stadt Reims zu fahren. Liv fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Großmutter anscheinend viele Jahre in diesem Land gelebt hat. Denn Edith ist eine Frau voller Geheimnisse und hat sich in ihren neunundneunzig Jahren bislang stets über ihre Vergangenheit ausgeschwiegen.
Liv erholt sich gerade von einer schmerzhaften Trennung und Edith will sie mit dieser Reise auf andere Gedanken bringen. Doch die alte Dame hat noch einen anderen Grund. Da sie weiß, dass ihr womöglich nicht mehr viel Zeit bleibt, will sie reinen Tisch machen und Liv ein mächtiges Geheimnis anvertrauen. Edith fällt es jedoch schwer, ihr Schweigen zu brechen…

Das malerische Cover des Romans „Das letzte Licht des Tages“ von Kristin Harmel, weist bereits dezent auf eines der wichtigen Themen des Buches hin, dem Weinbau, bzw. der Herstellung von Champagner, wird ein kleines Plätzchen in dieser Geschichte eingeräumt. Man erfährt daher als Leser so manches Informatives über besagtes Thema, doch vertieft es die Autorin im Laufe der Story nicht allzu sehr.
Der Roman wird aus zwei Handlungsebenen vorangetrieben. Im Handlungsstrang der 1940 in Frankreich spielt, sind es eigentlich gleich mehrere Akteure, die im Fokus des Geschehens stehen und sich gegen die deutschen Besatzer wehren müssen. Das macht freilich jeder auf seine eigene Art und Weise. Ich habe es durchaus als spannend empfunden, die verschiedenen Denkweisen der Akteure nahe gebracht zu bekommen, doch leider hat die Geschichte einen großen Makel. Den Romanfiguren fehlt es einfach an den nötigen Ecken und Kanten, sie wirken schablonenhaft dargestellt. Ihnen fehlt es also an charakterlichen Unterstufungen, sie agieren eindimensional und hölzern und leider sind sie alles andere als sympathische Akteure, mit denen man als Leser mehr mitfiebern und mitleiden könnte.
Zugegeben, zumindest Inès wird etwas vielschichtiger dargestellt, doch leider passen ihre Wandlungen nicht wirklich ins Bild. Mag der Mensch auch lernfähig sein, doch ich fand es nicht nachvollziehbar, dass sie eine dermaßen heftige Wandlung durchmachte.
Überhaupt fand ich, dass das Gefühlsleben der Romanakteure leider fast völlig auf der Strecke blieb, da alles nur oberflächlich angesprochen wurde und Inès, Michel, Céline und Theo, eher wie pubertierende Teenager agieren, statt wie erwachsene, vernünftige Menschen.

Man hätte aus der, an sich sehr spannenden Ausgangssituation, für meinen Geschmack, viel mehr herausholen können. Aber vor allem hätte Kristin Harmel viel mehr über die Widerstandsbewegung erzählen müssen, anstatt sie, auf Kosten des Unterhaltungsfaktors, irgendwann zur Nebensache zu degradieren. Und auch die deutschen Besatzer werden hier durchweg als grausame, psychopatische Bösewichte beschrieben. Sicherlich, mag ein Großteil, nämlich die Hitlerelite, genauso gehandelt haben, wie es hier beschrieben wird (oder noch schlimmer) und ich möchte das keinesfalls beschönigen, im Gegenteil, doch hätte ich mir zumindest gewünscht, dass die Autorin besagte Charaktere facettenreicher charakterisiert hätte. Denn wenn man schon einen Roman über ernste Themen schreibt, wie Kriegszeiten, Widerstandsbewegungen oder die Judenverfolgung, sollte man mit mehr Fingerspitzengefühl darangehen, als es für meinen Geschmack, hier der Fall war.

Sicher Kristin Harmel mag durchaus Hintergrundrecherche betrieben haben, doch ich finde, man sollte als Autor dann auch den Anspruch haben, der Story den nötigen Tiefgang zu verleihen und den Mut haben, die schlimmen Momente nicht auszusparen bzw. aus dem Off (nach) zu erzählen.

Es stellt sich also die Frage, darf ein Roman, der diese ernsten Themen behandelt, überhaupt als leichter Unterhaltungsroman angelegt sein? Diese Frage muss sich jeder Leser selbst stellen und beantworten.

Der Handlungsstrang, der in der Gegenwart angesiedelt wurde, weist ähnliche Schwächen auf. Auch hier wirkt die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Liv und einem Franzosen nicht wirklich glaubwürdig dargeboten. Und auch diesmal agieren Liv, ihre Großmutter und andere Figuren recht hölzern, wortkarg und nicht nachvollziehbar sprunghaft.
Ich hatte im Vorfeld so große Hoffnungen, als ich den Klappentext las, doch die Umsetzung der Geschichte hat mich leider sehr enttäuscht zurückgelassen.

Kurz gefasst: Ein, trotz der spannenden Ausgangssituation, leider enttäuschender historischer Roman.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Süffiger, kurzweiliger und unterhaltsamer Abschlussband der wunderbaren Familiensaga

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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Frankreich, 1936:

Viktoria Rheinberger, die quirlige, clevere Tochter des Ehepaars Victor und Judith, die dort eine angenehme Lehrzeit begeht, weiß, dass die Tage des unbeschwerten Glücks nun gezählt ...

Frankreich, 1936:

Viktoria Rheinberger, die quirlige, clevere Tochter des Ehepaars Victor und Judith, die dort eine angenehme Lehrzeit begeht, weiß, dass die Tage des unbeschwerten Glücks nun gezählt sind. Denn ihr Vater ist überraschend nach kurzer schwerer Krankheit verstorben und ihre Mutter benötigt sie dringend vor Ort in Stuttgart.

Schweren Herzens kehrt Viktoria zurück, aber der Abschiedsschmerz hält nicht lange an, da die Schokoladenmanufaktur in großer Gefahr ist. Ein übereifriger, gieriger NS Gebietsleiter, dem berufstätige, erfolgreiche Geschäftsfrauen von jeher ein Dorn im Auge sind, drängt Judith zum Verkauf der Firma. Sollte sie sich gegen das großzügige finanzielle Angebot eines anderen Schokoladenherstellers stellen, würde er sogar eine Enteignung erwägen. Die Zeit arbeitet gegen Judith und Viktoria. Doch die Witwe ist nicht hilflos. Ihre Familie steht ihr nämlich mit Rat und Tat zur Seite.

Und dann ist da auch noch der attraktive, amerikanische Süßwarenhersteller Andrew Miller, der sie eines Tages in ihrem Büro aufsucht. Eigentlich lediglich mit der Bitte um Stundung seiner Schulden, doch im Gegensatz zu Judith, sieht Viktoria sogleich eine Chance darin, das Lebenswerk ihrer Familie doch noch retten zu können. Viktoria soll mit Andrew in die USA reisen um dort, vor Ort, Einsicht in die Firmenbücher zu erhalten und prüfen, ob es sich lohnen würde, mit einzusteigen.
Andrew beteuert dass die Firma lediglich durch Sabotage in eine finanzielle Schieflage geraten ist und Viktoria, deren Herz in Andrews Nähe schneller schlägt, möchte ihm nur zu gerne glauben. Daher will sie ihm helfen, den Schuldigen zu finden…

Mit einem lachenden und weinenden Auge nahm ich kürzlich den dritten und leider letzten Band der „Schokovilla-Familiensaga“ in die Hand, denn ich habe die Familie Rothmann/Rheinberger sehr in mein Leserherz geschlossen und finde es sehr traurig, dass die Geschichte nun auserzählt ist. Aber zumindest ein Fünkchen Hoffnung bleibt, dass es vielleicht irgendwann einmal weitere Bücher über Nachfahren geben könnte.
„Zeit des Schicksals“, spielt in einer Epoche des politischen Umbruchs und natürlich ist es auch eine schwere Zeit für die Romanfiguren. Ich fand die Idee der Autorin, einen Teil der Handlung nach Amerika zu verlegen, erfrischend. So setzt sie neue Impulse, die der Buchreihe gut tun. Mit Viktoria steht erneut eine sehr starke, charismatische Romanheldin im Mittelpunkt der Geschichte, die genau weiß was sie will und dazu das besondere Händchen zum Kreieren raffinierter Schokoladen und Süßwaren mit in die Wiege gelegt bekommen hat. (Man sollte diesen Roman übrigens nur lesen, wenn man Naschereien zur Hand hat, denn die Kreationen und die bildhaften Beschreibungen lassen einem das Wasser im Munde zerlaufen. ) Die Autorin hat Viktoria, mit Andrew Miller, einen ebenfalls sympathischen jungen Mann zur Seite gestellt den ich sehr mochte. Andrew ist eine Seele von Mensch, sozusagen, aber leider auch manches Mal ein wenig zu gutgläubig.
Aber auch die übrigen Familienmitglieder und deren Werdegang, werden nicht von Maria Nikolai vernachlässigt und sorgen für einige spannende Momente.

Der Roman spielt zur einen Hälfte in Stuttgart und beleuchtet das Familienleben der Rothmanns/Rheinberger nebst Freunden und zum anderen in den USA. Ich fand, dass sowohl Judiths Kampf ums Überleben der Firma, als auch die Suche nach einem Saboteur in Andrews amerikanischem Unternehmen spannend und kurzweilig erzählt wurden und habe auch den letzten Band der Familiensaga wieder praktisch in einem Rutsch gelesen. Zwar lässt die Autorin ein Stück weit politisches Zeitgeschehen miteinfließen (etwa schauen die Leser den Romanfiguren über die Schulter, während sie die Olympischen Spiele verfolgen oder vor Hitlers Anhängern flüchten müssen) , doch stehen die privaten Erlebnisse der Rothmanns/Rheinbergers stets im Fokus.
Ich fand, dass der Abschlussband der Familiensaga den Vorgängerbänden in nichts nachsteht und vergebe gerne die volle Punktzahl dafür.

Kurz gefasst: Süffiger, kurzweiliger und unterhaltsamer Abschlussband der wunderbaren Familiensaga.


1. Teil: Die Schokoladenvilla
2. Teil: Goldene Jahre
3. Teil: Zeit des Schicksals

Plus die Vorgeschichte zu Zeit des Schicksals, als E-Book Novelle erschienen

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Atmosphärischer, isländischer Grusel-Mystery Roman- Für Fans dieses Genres sehr empfehlenswert

Geisterfjord
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Ein Ehepaar und deren frisch verwitwete Freundin, haben ein Haus auf einer kleinen isländischen Insel gekauft das sie renovieren wollen, damit sie es im Sommer dann, für Ruhe suchende Feriengäste vermieten ...

Ein Ehepaar und deren frisch verwitwete Freundin, haben ein Haus auf einer kleinen isländischen Insel gekauft das sie renovieren wollen, damit sie es im Sommer dann, für Ruhe suchende Feriengäste vermieten können. Die Dörfler haben ihre Insel schon vor vielen Jahrzehnten aufgegeben und der Seemann, der die Drei übersetzt, reagiert befremdlich, als er erfährt, welches Haus sie gekauft haben. Er überlässt ihnen sogar kurzerhand den Schlüssel zum Nachbarhaus, für alle Fälle. Eine Begründung für sein Handeln liefert er ihnen aber nicht und macht sich recht bald, nachdem er sie an ihrem Ziel abgeliefert hat, wieder auf den Heimweg mit seinem Kutter.

Kaum, dass Katrin, Gardar und Liv das Haus bezogen haben, geht es los. Ein unheimliches Knacken im Gebälk des Hauses ertönt, schemenhafte Gestalten tauchen plötzlich am Horizont auf und verschwinden wieder und dann findet eine der Frauen auch noch im Haus zwei Grabkreuze, die zuvor auf dem Friedhof standen. Als ihnen dazu bei einem Spaziergang ein Junge begegnet, dessen Gesicht vollständig von einer Kapuze bedeckt ist und der spurlos verschwindet, als sie ihn verfolgen, ist den drei Menschen spätestens klar, dass etwas auf dieser Insel nicht mit rechten Dingen zugeht…

Auf dem Festland werden derweil eine Polizistin und ein Psychologe der für die Polizei arbeitet, zu einem Kindergarten gerufen der kurz und klein geschlagen wurde. Worte wurden an die Wand geschmiert und auf rätselhafte Weise erinnert die Tat, frappierend an einen Jahrzehnte zurückliegenden Fall in einer Schule. Der Psychologe stürzt sich sogleich in die Recherche, auch um sich abzulenken, denn drei Jahre zuvor verschwand sein kleiner Sohn von einem auf den anderen Tag spurlos und wurde nie wieder aufgefunden…

Yrsa Sigurdardottirs Roman „Geisterfjord“, wurde mir vor Jahren von einer Freundin geschenkt, die mir das Buch empfahl, weil sie sich herrlich beim Lesen gegruselt hatte und von meiner Schwäche für Gothic-Novels oder geisterhafte Geschichten wusste.
Leider sind seitdem einige Jahre ins Land gegangen, bis ich mich diesem Schmöker nun endlich zuwenden konnte, der völlig zu Unrecht so lange bei mir subbte.

Deklariert wurde Yrsa Sigurdardottirs Roman fälschlicherweise als Thriller. Wohl vor allem aus dem Grund, weil die Autorin ansonsten eher bekannt ist für ihre Krimis oder Kinderbücher. Und das ist auch schon die Krux. Wer einen Krimi oder Thriller erwartet und mit Para-Elementen nichts oder nicht viel anfangen kann, sollte nämlich dann lieber gleich ganz die Finger von diesem Buch lassen, da ganz klar, Geistererscheinungen, Spuk und Grusel im Fokus stehen.

Ich fand, dass die Autorin ihren Lesern hier, im Großen und Ganzen, eine ziemlich gute, ausgeklügelte Story anbietet. Allerdings mit kleinen Einschränkungen. Man sollte sich lieber keine Gedanken darüber machen, wieso sich drei Menschen mitten im Winter aufmachen, auf eine einsame Insel ohne Stromanschluss, um dort ein Haus zu renovieren und lediglich ihre Handys dabei haben deren Akkus über eine Woche halten sollen, was ein Ding der Unmöglichkeit und natürlich viel zu unsicher ist. Überhaupt entpuppen sich die drei nicht unbedingt als Intelligenzbestien, so wie das nun mal leider oftmals der Fall ist, in Gruselgeschichten. 😉

Aber lässt man diese angesprochenen Kritikpunkte mal außen vor, entspinnt sich vor dem geistigen Auge des Lesers eine sehr bildhaft beschriebene, atmosphärische Story, auf zwei Handlungsebenen erzählt, die die Neugierde nicht nur zu schüren vermag, sondern auch Gänsehaut verursacht. Zugegeben, der Grusel kommt zunächst in eher zahmen Gewand daher - Katrins, Gardars und Livs belanglose Unterhaltungen haben mich leicht gelangweilt und auch Livs kleiner Hund winselte und wimmerte mir einfach zu oft vor sich hin. Doch dann zieht die Autorin den Spannungsbogen immer mehr an und auch die erwähnten Ermittlungen der Polizei ergeben plötzlich Sinn.

Und ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich mir dachte, dass sich dieser Romanstoff bestimmt auch gut als Verfilmung machen wurde. Nach dem Lesen ließ mich dieser Gedanke immer noch nicht los und ich entdeckte dann zu meiner Freude, dass es tatsächlich bereits eine isländische Verfilmung gibt, die im Jahre 2018, sogar in deutscher Synchronisation in ausgewählten Kinos lief und die man auch bereits als DVD bekommen oder streamen kann. Besagter Film, der dem Genre Horror/Grusel zuzuordnen ist, trägt übrigens, für alle Interessierten, den Titel „I Remember You“ und scheint sich, wenn man sich den Filmtrailer mal ansieht, nur sehr leicht von der Ausgangsstory zu unterscheiden.
Ich würde „Geisterfjord“ allen Fans des subtilen „soften“ Grusels durchaus empfehlen. Krimi oder Thrillerfans dagegen nicht.

Kurz gefasst: Atmosphärischer, isländischer Grusel-Mystery Roman- Für Fans dieses Genres sehr empfehlenswert.

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