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Veröffentlicht am 23.11.2019

Aufwühlender, wichtiger Roman, der von Schuld, Sühne, Verzeihen aber auch gefährlicher Verdrängung erzählt

Leas Spuren
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Paris, 1940:

Charlotte Schneider arbeitet im Büro der deutschen Botschaft- ist direkt dem deutschen Botschafter Otto Abetz unterstellt. Eines Tages lernt sie dort den Franzosen und Kunststudenten Victor ...

Paris, 1940:

Charlotte Schneider arbeitet im Büro der deutschen Botschaft- ist direkt dem deutschen Botschafter Otto Abetz unterstellt. Eines Tages lernt sie dort den Franzosen und Kunststudenten Victor Blanc kennen, der kürzlich vom Kulturattache eingestellt wurde. Victor soll sich um die geraubten Kunstschätze kümmern, die eingelagert wurden. Sein Kunstwissen ist gefragt, denn es gilt sogenannte entartete Kunst auszusortieren. Also Gemälde, Skulpturen etc., die mit der Kunstauffassung und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten nicht konform gehen oder Werke von jüdischen Künstlern.
Charlotte und Victor verlieben sich ineinander, doch es sind gefährliche Zeiten angebrochen im von den Deutschen besetzten Paris und Charlotte gerät in große Gefahr…

Paris, Juni 2016:

Marie Bergmann fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass sie zusammen mit dem französischen Journalisten Nicolas Blanc eine Wohnung mitten in Paris geerbt hat. Der Mann, der sie zur Miterbin gemacht hat, Victor Blanc, ist ihr nämlich gänzlich unbekannt. An dem Erbe ist jedoch eine Bedingung geknüpft. Der mit fünfundneunzig Jahren, kürzlich verstorbene Victor, hatte im Testament bestimmt dass Marie und sein Enkel Nicolas, ein verschollenes Gemälde suchen müssen um es dann anschließend den rechtmäßigen Besitzern zukommen zu lassen. Ein Jahr haben sie dafür Zeit.

Neugierig macht sich das Gespann an die Arbeit, besichtigt die Wohnung und stellt schnell fest, dass Charlotte und Victor einige Geheimnisse hatten. Die Recherche wühlt Marie und Victor auf und verlangt ihnen alles ab, denn ihre Familien finden, dass man die sprichwörtlichen „Leichen im Keller“ lieber unberührt lassen sollte.

Ich hatte vor einiger Zeit bereits Bettina Storks Roman „Das geheime Lächeln“ gelesen, mochte besonders die frankophile Atmosphäre, die der Roman verströmte und war sehr angetan von der bild und wortgewaltigen Ausdrucksweise der Autorin.
Als ich nun erfuhr, dass Bettina Storks ihre Leser in ihrem aktuellen Roman, „Leas Spuren“, erneut in französische Gefilde entführt, wanderte dieses Buch sogleich auf meine Wunschliste. Und dann war mir die Glücksfee hold- ich gewann „Leas Spuren“ bei einer Buchverlosung und machte mich sogleich neugierig ans Lesen.

Auch diesmal verging die Lesezeit, trotz der 464 Seiten, wie im Fluge für mich. Und der Romanstoff hat mich emotional sehr aufgewühlt zurückgelassen. Bettina Storks erzählt ihren Roman auf mehreren Zeitebenen. In der Gegenwart schauen wir Marie, der Großnichte von Charlotte und Victors Enkel über die Schulter, während die beiden herauszufinden versuchen, was mit dem verschwundenen Gemälde eines jüdischen Künstlers geschah.

Diese Recherche fand ich sehr packend geschildert. Doch die Autorin verliert dabei zu keinem Zeitpunkt die emotionale Ebene aus den Augen. Ob es sich nun um Verdrängung von Schuld, Sorge um das familiäre Ansehen oder verletzte Gefühle handelt und genau diesen angesprochenen Punkt fand ich nicht nur wichtig sondern überzeugend und sehr bewegend dargeboten.

In Rückblenden lässt die Autorin ihre Leser an Charlottes und Nicolas Liebesgeschichte teilhaben, doch spielt die Love Story hier verständlicherweise eher eine untergeordnete Rolle. Victor und Charlotte sind charismatisch und vielschichtig gestrickt. Was mir aber noch besser gefallen hat, war, dass ihnen reichlich Sensibilität auf den Leib geschrieben wurde. Ihre Gedankengänge regen nicht nur zum Nachdenken an, man kann sich auch gut in die beiden hineinversetzen.

Das gilt auch für die übrigen Akteure in diesem Roman- dazu kann die historische Komponente zu jeder Zeit überzeugen. Es ist ein wichtiger Roman, der zwar unterhalten will, aber dennoch in die Tiefe geht. Ein Roman der vom dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte erzählt. Von Schuld, Sühne, Verzeihen aber auch gefährlicher Verdrängung.

Für mich ist ein guter Roman, ein Roman, der mich auch nach dem Lesen noch beschäftigt und genau so ein Roman ist „Leas Spuren“, der an die Menschlichkeit in uns appelliert und an Aktualität nicht verloren hat.

Kurz gefasst: Aufwühlender, wichtiger Roman, der von Schuld, Sühne, Verzeihen aber auch gefährlicher Verdrängung erzählt.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Solider, leider aber auch etwas spannungsarmer 8. Teil der Reihe. Lisa Jackson verliert sich, für meinen Geschmack, zu sehr im Privatleben ihrer Akteure

Opfertier
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Grizzly Falls:

Die frischgebackene Mutter Regan Pescoli, könnte eigentlich überglücklich sein. Sie befindet sich in Mutterschaftsurlaub, ihr jüngstes Kind entwickelt sich prächtig und sie erfährt viel ...

Grizzly Falls:

Die frischgebackene Mutter Regan Pescoli, könnte eigentlich überglücklich sein. Sie befindet sich in Mutterschaftsurlaub, ihr jüngstes Kind entwickelt sich prächtig und sie erfährt viel Liebe von Santana. Doch sie ist hin- und hergerissen. So sehr sie die Familienidylle auch zu schätzen weiß. Ihr fehlt ihr Job als Detective. Und schon bald muss sie sich entscheiden, ob sie zurückkehrt ins Revier.
Doch dann erhält sie einen folgenschweren Anruf. Eine ihrer älteren drei Schwestern, Brindel und Regans Schwager Paul, ein Arzt, wurden ermordet. Zwar hatte Regan so gut wie keinen Kontakt mehr zu den Mordopfern und ihren übrigen Schwestern, doch sieht sie es als ihre Pflicht an, den nächsten Flug gen San Francisco zu nehmen. Die beiden zuständigen Ermittler in dem Doppelmord zögern jedoch, Regan mit ins „ermittelnde Boot“ zu nehmen, was Regan ärgert. So beschließt sie heimlich auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben. Immerhin kennt sie schließlich einen talentierten Computerhacker, der ihr dabei äußert hilfreich zur Seite steht.

Währenddessen befindet sich Brindels Tochter Ivy auf der Flucht; genauer gesagt, seitdem sie ihre Mutter und ihren Stiefvater ermordet aufgefunden hatte. Sie glaubt, dass auch sie in Gefahr ist und macht sich auf nach Grizzly Falls, wo ihre Tante, der Detective lebt.

Als Regan, nach ein paar Tagen in San Francisco zurückkehrt, ist der Doppelmord immer noch nicht geklärt. Doch die Ermittler glauben dass Ivy etwas mit dem Fall zu tun hat. Umso mehr fällt Regan aus allen Wolken, als Ivy plötzlich vor ihr steht und von ihrer haarsträubenden Flucht erzählt. Regan weiß nicht, was sie ihrer Nichte glauben kann, denn die traumatisierte, verängstigte Ivy scheint auch eine dunkle, manipulative Seite zu besitzen. Als sie sich an Jeremy heranmacht, Regans Sohn, ist Regan alarmiert. Und dann werden zwei Leichen unweit von Grizzly Falls aufgefunden. Zwei Männer, die aus Ivys nahem Umfeld stammen. Regan ist klar, dass sie Ivys Geheimnis ergründen muss und das möglichst schnell, denn es gibt da noch die Person im Schatten, die geschworen hat, Rache zu üben…

Ich entdeckte Lisa Jacksons Romane bereits in den frühen 90er Jahren für mich. Allerdings schrieb sie damals noch Historical Romances. Und einer ihrer Romane, wies dazu einen kleinen Krimiplot auf, so weit ich mich erinnern kann. Dieser gefiel mir so gut, dass es für mich Sinn machte, dass die Autorin schließlich das Genre wechselte und seitdem Krimis und Thriller schrieb.

Mittlerweile hat sie bereits mehrere Thrillerreihen hervorgebracht, zu denen auch die „Montana to die“ Reihe gehört. Im Fokus stehen die weiblichen Detectives Regan Pescoli und Selena Alvarez, die im ländlichen Grizzly Falls leben und arbeiten. Auch das Privatleben der Hauptfiguren wird von Beginn an angerissen, was mir sehr gut gefällt.

Doch nach richtig starken und spannenden Teilen, verliert sich die Autorin für meinen Geschmack, nun immer mehr in ihren Erzählungen über die Hauptakteure der Serie, was der Spannung des Thrillers leider abträglich ist. So werden wahnsinnig viele Romanpassagen dafür verwandt, Regans Gedankengänge bezüglich ihrer Entscheidung für oder gegen das Berufsleben, in den Mittelpunkt zu rücken. Sicherlich ist das ein wichtiger Punkt, auch für den Leser- genauso wie die Entwicklung ihrer Kinder und ihres Ehelebens beleuchtet werden muss. Doch leider hat man beim Lesen das Gefühl, als trete die Autorin in dieser Hinsicht auf der Stelle; als wüsste sie nicht mehr, wie sie ihre Akteure zu neuen Ufern bringen kann. Man erfährt etwa, dass Regans Tochter immer noch darunter leidet, dass ihr Vater sie einst verriet und dass das Verhältnis zu ihrer Mutter weiterhin schwierig ist. Doch eine echte Lösung für diese schwierige Lage bietet Lisa Jackson leider nicht an, was ich ziemlich unbefriedigend fand.

Dazu hat Regans Partnerin im Revier, Selena Alvarez dieses Mal nur wenige, nicht nennenswerte Auftritte, sehr schade! Aber einen Teil der Romanhandlung nach San Francisco zu verlegen, ist an sich, eine erfrischende Idee.

Der Krimiplot gestaltet sich dagegen als ziemlich durchsichtig und dass Lisa Jackson die Story von „Opfertier“ auf über 500 Seiten auswalzt, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen. Denn so viel gibt die Story einfach nicht her. So schleichen sich beim Lesen einige Längen ein. Obwohl ich Lisa Jacksons knackigen Schreibstil sehr mag; aber besagte Längen haben es mir schwer gemacht, dranzubleiben. Zudem findet man einfach zu wenige spannende Momente in diesem, als Thriller deklarierten Krimi vor und die Enttarnung der Person, die hinter allem steckt, bzw. ihr Motiv, konnte mich auch nicht wirklich überzeugen.
Dennoch möchte ich nicht weniger als vier von fünf Punkten für „Opfertier“ vergeben, weil ich zum einen, nach wie vor, ein Fan der Reihe bin und zum anderen Lisa Jacksons Art zu schreiben sehr mag.

Fazit: Solider, leider aber auch etwas spannungsarmer 8. Teil der Reihe. Lisa Jackson verliert sich, für meinen Geschmack, zu sehr im Privatleben ihrer Akteure

Veröffentlicht am 06.11.2019

Ein großes Wiedersehen/Wiederlesen mit alten Bekannten der „Baltimore“ Reihe, wartet auf die Fans von Karen Rose. Leider bleibt die Crimehandlung, diesmal eine unspannende Nebensache.

Todesfalle
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Healing Hearts with Horses Ranch, Hunt Valley, Maryland:

Maggie VanDorn, ist stolz auf die neue Praktikantin/Pferdetherapeutin Taylor Dawson, denn dieser ist es gelungen, Jazzie, einer der beiden traumatisierten ...

Healing Hearts with Horses Ranch, Hunt Valley, Maryland:

Maggie VanDorn, ist stolz auf die neue Praktikantin/Pferdetherapeutin Taylor Dawson, denn dieser ist es gelungen, Jazzie, einer der beiden traumatisierten Schwestern die sich auf der Farm befinden, endlich ein Wort zu entlocken. Seitdem Jazzie Zeugin des Mordes an ihrer Mutter wurde, schweigt sie nämlich. Dabei wäre es überaus wichtig, sogar lebenswichtig, dass Jazzie redet. Denn Maggie, Daphne, deren Sohn Ford, Detective J.D. Fitzpatrick und Frau Lucy, sowie Clay und dessen Frau Stevie machen sich große Sorgen um die kleinen Mädchen. Sollte es wirklich der Vater der Kinder, Gage gewesen sein, der deren Mutter tot prügelte und fürchten müssen, dass sie Zeuginnen der Tat geworden sind, könnte es sein, dass er sie ebenfalls umbringen will. Und das wollen alle, allen voran J.D. verhindern.
Jedoch hat Gage ein Alibi für die Tat aufzuweisen und befand sich angeblich zum Zeitpunkt der Tat, laut einem Zeugen in einem anderen Bundesstaat. Nun ist es an Taylor, Vertrauen zu Jazzie aufzubauen, doch die Zeit läuft gegen sie.

Aber auch Taylor ist eine Frau voller Geheimnisse. Sie hat sich unter falschem Namen eingeschlichen, weil sie mehr herausfinden will über einen Freund der Betreiber der „Healing Hearts with Horses“, Ranch. Und ausgerechnet Ford, der bereits schon einmal von einer Frau hintergangen wurde, verliebt sich Hals über Kopf in die junge Praktikantin. Hat er diesmal mehr Glück?

Clay sucht immer noch verzweifelt nach seiner Tochter Sienna. Doch wieder entpuppt sich eine heiße Fährte als gelegte Finte. Erneut hat ihn seine Exfrau hinters Licht geführt. Seine Frau Stevie und Ziehtochter Cordelia geben jedoch alles, um den verzweifelten Mann zu unterstützen.
Aber Tragik und Glück liegen oftmals nah beieinander. So steht auf der „Healing Hearts with Horses” Ranch, eine Hochzeit an. Dillon und Holly wollen ernst machen und alle freuen sich sehr darüber, dass sich das Paar gefunden hat. Kann der Mörder von Janies und Jazzies Mutter rechtzeitig gefasst werden, damit alle eine unbeschwerte Hochzeit genießen können?

Mit „Todesfalle“, geht die „Baltimore“ Reihe von Karen Rose bereits in die fünfte Runde. Und dieser Band ist laut Vorwort der Autorin, auch als Geschenk an die Fans der Reihe zu verstehen. Denn diesmal treten praktisch sämtliche Paare aus den Vorgängerbänden wieder auf. Man erfährt, wie es ihnen bis dato ergangen ist und Karen Rose hat ihnen dazu viele Dialoge auf den Leib geschrieben, so dass sämtliche Verbindungen der bekannten Akteure intensiv und lebensecht wirken. Das ist einerseits sehr schön- ich mag es sehr, wenn ich in einer Serie auf bekannte Akteure stoße, andererseits fand ich jedoch, dass die Autorin darüber hinaus den roten Faden verloren hat. Denn die Crimehandlung, die ja eigentlich das Wichtigste sein sollte, bleibt hier leider nur eine absolute, spannungsarme Nebensache und der Bösewicht agiert, entgegen seinem angeblichen Background als cleverer Anwalt, völlig unüberlegt und kreuzdumm- so dass man ihn als Leser einfach nicht ernst nehmen kann. Zudem konnte sich die Autorin scheinbar nicht entscheiden, ob sie aus ihm einen völlig gefühllosen Psychopathen machen wollte oder aber einen Täter, der zumindest davor zurückschreckt, Kinder zu töten- was nicht zu seiner ursprünglichen Charakterisierung und zu seinen vorherigen Taten passte.
Wer jetzt einwerfen möchte, dass ich doch nicht verraten darf, wer der Täter ist… nun keine Sorge. Das erfährt der Leser bereits von Beginn der Geschichte an.

So ist die Handlung eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Szenerien, die sich hauptsächlich mit privaten Dingen aller Akteure der „Baltimore“ Reihe beschäftigt. Zugegeben, dass die Autorin Clays verzweifelter Suche nach seiner Tochter, in diesem Band endlich ein Ende macht, fand ich gut. Und besagte Romanpassagen sind mir dazu sehr ans Herz gegangen.
So befinde ich mich in einem Zwiespalt. Karen Rose kann schreiben, sicherlich. Und ich fand es auch schön, dass sie ihren Romanfiguren so viel Raum zur Entfaltung gegeben hat. Doch der (Haupt)Liebesgeschichte zwischen Taylor und Ford fehlte es an dem gewissen Etwas. Und so leid es mir auch tun mag, die Handlung plätschert dermaßen langatmig vor sich her. Man hat beim Lesen das Gefühl, als würde man den kompletten Tagesablauf der Figuren 1:1 nachlesen müssen und könne dabei dem Gras beim Wachsen zusehen.

Und noch eine wichtige Ergänzung für Leser, die bislang noch keinen Roman der Autorin gelesen haben. Man sollte keinesfalls mit diesem Band beginnen! Es ist für Neueinsteiger praktisch unmöglich, den Durchblick bei den vielen agierenden Personen zu behalten ohne ihre Vorgeschichten zu kennen. Auch Lesern, die die Vorgängerbücher kennen, würde ich zu einem Re-reading raten, bevor sie „Todesfalle“ lesen.

Schweren Herzens konnte ich leider nicht mehr als drei von fünf Punkten vergeben und hoffe nun sehr, dass der sechste Band der Reihe, OT: „Death is not enough“ (leider noch kein deutscher Romantitel bekannt), die Story in der Gwyn Weaver und Thomas Thorne, in den Fokus gerückt werden, wieder spannender geraten ist.

Kurz gefasst: Ein großes Wiedersehen/Wiederlesen mit alten Bekannten der „Baltimore“ Reihe, wartet auf die Fans von Karen Rose. Leider bleibt die Crimehandlung, diesmal eine unspannende Nebensache.

Baltimore Reihe:

1. Teil: Todesherz
2. Teil: Todeskleid
3. Teil: Todeskind
4. Teil: Todesschuss
5. Teil: Todesfalle
6. Teil: Death is not enough (noch nicht übersetzt)

Veröffentlicht am 04.11.2019

Stimmungsvoller, anrührender, kitschfreier Selbstfindungsroman, der unter die Haut geht.

Sehnsucht nach St. Kilda
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St. Kilda 1930:

Die kleine Annie liebt mit ihrer Familie auf einer beschaulichen Insel, vor der Küste Schottlands gelegen. Doch diese ist so abgelegen, dass sich höchstens im Sommer Touristen auf der ...

St. Kilda 1930:

Die kleine Annie liebt mit ihrer Familie auf einer beschaulichen Insel, vor der Küste Schottlands gelegen. Doch diese ist so abgelegen, dass sich höchstens im Sommer Touristen auf der Insel sehen lassen. Die Winter sind streng und Nahrung ist zumeist sehr knapp. Und eine ausreichende ärztliche Versorgung ist ebenfalls nicht gegeben. Dennoch liebt Annie die Insel mit jeder Faser ihres Herzens. Da es für die Dorfbewohner jedoch immer schwerer wird, die Winter zu überstehen, beschließen sie schweren Herzens die Insel zu verlassen um stattdessen auf dem Festland zu leben. Annie ist unglücklich, doch zumindest ist ihr bester Freund Finlay auf dem Schiff das sie in die neue Heimat bringt, dabei….

London 2005:

Nachdem ihr geliebter Mann verstirbt, lebt Rachel nun mit ihrem kleinen Sohn allein in der Großstadt und hält sich eher schlecht als recht, mit gleich mehreren Jobs über Wasser. Dazu hat ihr kleiner Sohn große Probleme in der Schule, wird gemobbt und verprügelt. Als er eines Tages nach einem Treppensturz, mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist Rachel klar, dass sie fort muss aus London. Sie beschließt mit ihrem Sohn zusammen einen Neuanfang zu wagen. Kehrt dafür der Großstadt den Rücken und zieht zu ihrer Großmutter Annie ans Meer.

Doch auch dort wachsen gut bezahlte Jobs nicht auf Bäumen. Ausgerechnet auf St. Kilda jedoch, Annies Heimatinsel, wird für vier Wochen eine Haushaltshilfe gesucht. Annie rät ihr dazu, die Stelle anzunehmen. Währenddessen will sie auf Rachels kleinen Sohn aufpassen. Obwohl Rachel zunächst zögert, lässt sei sich am Ende doch überreden. Und befindet sich nur wenige Tage später auf der windumtosten Insel. Dort lernt sie den Fotografen Ailic kennen, der seit einem schrecklichen Unfall sein seelisches Gleichgewicht verloren hat und sich auf der Insel eine kleine Auszeit nehmen will, während er nebenbei einen kleinen Auftrag übernommen hat.
Obwohl Ailics und Rachels erstes Zusammentreffen nicht gerade harmonisch zu nennen ist, spüren beide doch schnell, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen. Doch mehr als eine Affäre ist für Rachel und Ailic nicht drin. Zu groß sind Rachels und Ailics Verlustängste. In den Wochen auf St. Kilda müssen beide jedoch lernen, dass das Leben nicht planbar ist…

„Sehnsucht nach St. Kilda“, ist bereits der zweite Roman den ich von der Autorin las und genau wie auch „Der Herzschlag der Steine“, spielt Isabel Morlands aktueller Roman auf einer Insel, die zu den äußeren Hebriden gehört. Besagte Insel gehört zu den Brutgebieten vieler Seevögel, wie etwa Eissturmvögel, Basstölpel oder Papageientaucher. Die Autorin hat sehr viele historische Fakten in ihre Geschichte einfließen lassen, um den Lesern, das schwere Leben der Insulaner bis zu deren Evakuierung im Jahre 1930, näher zu bringen. Immer im Wechsel erzählt Isabel Morland Annies und Rachels Geschichte. Allerdings beschränkt sich die Autorin dabei lediglich auf Annies Kindheitserlebnisse, was ich ein wenig schade fand. Ich hätte sehr gerne mehr über ihren Werdegang erfahren wollen, ab dem Moment, als sie und ihre Familie fortziehen mussten von der Insel. Und leider erschloss es mir auch daher nicht, dass sie und Finlay Liebende im Geiste waren. Denn beide waren zum Zeitpunkt, als sie sich trennen mussten ja noch Kinder. Beste Freunde, Vertraute ja, aber Liebende?

Abgesehen von diesem Minikritikpunkt hat mir „Sehnsucht nach St. Kilda“ allerdings sehr gut gefallen- sogar noch ein Tickchen besser als „Der Herzschlag der Steine“. Ich fand den Roman atmosphärisch dicht geschrieben, die bildhaften Inselszenerien ließen mich schnell abtauchen in die Story und die Romanfiguren sind sympathisch gestrickt. Man kann sich gut in die Akteure hineinversetzen, ihre Gedanken- und Gefühlswelt wird sensibel beleuchtet und selbst nach dem Lesen hallte die Geschichte noch ein wenig in mir nach. Ich war danach so neugierig auf St. Kilda, dass ich mir im Web Berichte über die damalige Evakuierung der Bewohner und zahlreiche Bilder ansah.

Zugegeben, Liebesromanfans, die sich nicht nur eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte erhoffen, sondern dazu einige erotische Liebesszenen erwarten, werden eine kleine Enttäuschung erleben. Denn die Autorin überlässt jegliche Liebesszenen, die über einen Kuss hinausgehen, der Phantasie des Lesers. Wer damit leben kann, wird bestimmt genauso wie ich verzaubert sein von dem stimmungsvollen Roman.

Kurz gefasst: Stimmungsvoller, anrührender, kitschfreier Selbstfindungsroman, der unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Atmosphärisch dichter und spannender Schwedenkrimi, der mit der Neugierde seiner Leser spielt.

Winterfeuernacht
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Winter 1987:

Die unbeschwerte Jugendzeit nimmt ein abruptes und tödliches Ende für die Clique um Laura. Laura, die ihre Ferien regelmäßig im Jugenddorf ihrer Tante Hedda verbringt, will zusammen mit ihren ...

Winter 1987:

Die unbeschwerte Jugendzeit nimmt ein abruptes und tödliches Ende für die Clique um Laura. Laura, die ihre Ferien regelmäßig im Jugenddorf ihrer Tante Hedda verbringt, will zusammen mit ihren Freunden Jack, Iben, Tomas, Peter und Milla eigentlich nur eine geheimes Luciafest feiern. Doch auf der Party kommt es zu einem verhängnisvollen Streit zwischen Iben und Laura, weil beide in Jack verliebt sind. Und dann bricht plötzlich ein Brand aus. Laura wird, schwer verletzt, gerettet. Doch Iben hat weniger Glück. Sie stirbt im Feuer und hinterlässt einen fassungslosen Familien- und Freundeskreis.
Laura wird erst dreißig Jahre später zurückkehren in das Dorf in Nordschonen…

Gegenwart:

Als Laura den Anruf eines Anwalts erhält, der ihr mitteilt, dass ihre geliebte Tante Hedda gestorben ist, ist sie traurig. Denn Hedda hatte sich nach dem schrecklichen Ereignis am Luciafest nie wieder bei ihr gemeldet. Und das, obwohl Laura ihr regelmäßig schrieb. Dennoch hat sie Laura ihr Anwesen in Nordschonen, am idyllischen See liegend, vererbt.
Laura beschließt für ein paar Tage dorthin zu reisen um das ehemalige Jugenddorf zu veräußern.

Als sie dort ankommt, findet sie ein heruntergekommenes Wohnhaus vor. Tante Hedda hatte sich im Laufe der Zeit zum Messi entwickelt und konnte nichts wegwerfen. So krempelt Laura die Arme hoch und entrümpelt das Haus, zusammen mit Peters scheuer Tochter, die sich mit ihr anfreundet. Peter ist mittlerweile bei der Polizei und arbeitet im Ort. Obwohl ihr mitgeteilt wurde, dass Hedda eines natürlichen Todes starb- dass ihr schwaches Herz wohl beim Baden im See aussetzte, kann Laura ihre Bedenken nicht abschütteln. Und stößt auf gewisse Ungereimtheiten. Ebenfalls suspekt ist es ihr, dass sie zum Verkauf des Grundstücks regelrecht gedrängt wird. Und gleich zwei Parteien wollen ihr Erbe kaufen. Ibens Vater, der der Gemeinde vorsteht und ein reicher Unternehmer, der Luxushäuser für Reiche dort bauen lassen will. Und um sie zu überreden, ziehen die beiden Parteien alle möglichen Register, was in Laura weiteren Argwohn schürt. Als auch noch mehrere Brände im Ort gelegt werden, scheint es so, als wäre der Brandstifter von einst zurückgekehrt. Laura weiß nun, dass sie unbedingt herausfinden muss, was einst wirklich geschah und welche Geheimnisse Tante Hedda vor ihr verborgen hielt. Dabei bringt sie sich in Lebensgefahr…

Vor einiger Zeit stieß ich, eher zufällig, auf Anders de la Mottes Schwedenkrimi „Spätsommermord“, der mir sehr gut gefallen hatte. Ich bin, dass sollte ich vielleicht anmerken, nicht unbedingt ein Fan von skandinavischen Krimis, da mir die, oftmals, düster-depressive Grundstimmung darin, nicht so wirklich behagt.
Da mich der Klappentext so ansprechen konnte, gab ich dem Autor dennoch eine Chance und habe meine Entscheidung damals nicht bereut. Anders de la Motte hat einen eingängigen, sehr bildhaften Schreib/Erzählstil und auch die Grundstimmung, die in „Spätsommermord“ vorherrschte, war alles andere als düster.
Und da mich besagter Krimi so überzeugen konnte, freute ich mich nun auf „Winterfeuernacht“. Der Autor lässt in seinem aktuellen Krimi, wieder einmal völlig neue Figuren agieren, so dass man seine beiden vorangegangenen Bücher nicht kennen muss, wenn man sich für „Winterfeuernacht“ entscheidet.

Diesmal wird die Geschichte, im Wechsel, auf zwei Zeitebenen erzählt. Man lernt also einmal die jugendliche Laura und ihre Freunde in den 80ern kennen und erfährt anschließend, wie sie sich weiterentwickelt haben. Anders de la Mottes Krimi entwickelt sich gemächlich, schürt aber dennoch stetig die Neugierde seiner Leser, denn der fiktive Ort in Nordschonen hält einige dunkle Geheimnisse parat, die es zu ergründen gilt. Und man sollte keinesfalls dem Irrglauben anheim fallen, zu denken, man würde schon nach knapp hundert Seiten im Bilde sein. So ging es mir nämlich und ich wurde vom Autor durch einige unvorhersehbare Wendungen überrascht. Da ich diesen Roman noch ein Tickchen spannender und atmosphärischer empfand, als „Spätsommermord“, möchte ich die Höchstbewertung dafür vergeben. Allerdings hat mir eine Sache als Tierfreund nicht wirklich behagt. Es wird in diesem Roman ein Haustier auf äußerst brutale Art und Weise getötet und das, obwohl es für die Storyline völlig unnötig war. Fiktiv hin oder her- ich mag, selbst in Krimis oder Thrillern nichts über gequälte Kinder oder Tiere lesen und möchte daher eine Warnung aussprechen für Leser, denen es genauso geht, wie mir.

Fazit: Atmosphärisch dichter und spannender Schwedenkrimi, der mit der Neugierde seiner Leser spielt.