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Veröffentlicht am 15.10.2019

Einige besondere Geschichten und einige, leider eher belanglose Storys finden sich in dieser Weihnachtsanthologie

Was macht der Mann da unterm Baum?
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In der neuen Weihnachtsanthologie „Was macht der Mann da unterm Baum?“, finden sich insgesamt 25 Geschichten von diversen Autoren geschrieben- zum „Fest der Liebe“ Thema. Man bekommt daher eine bunte Palette ...

In der neuen Weihnachtsanthologie „Was macht der Mann da unterm Baum?“, finden sich insgesamt 25 Geschichten von diversen Autoren geschrieben- zum „Fest der Liebe“ Thema. Man bekommt daher eine bunte Palette an verschiedensten Eindrücken, Erinnerungen, Meinungen der Autoren geboten, so dass eigentlich für jeden etwas in der Geschichtensammlung zu finden ist. Ob man nun humorige Storys bevorzugt oder etwas, das zum Nachdenken anregt; all das findet sich in dieser Anthologie.

Das ist erst einmal nichts Schlechtes, doch hatte ich, allein schon wegen des witzigen Buchtitels und des lustigen Klappentextes, durchweg Humorvolles erwartet. Aber auch das wäre kein Problem gewesen, wenn ich zumindest in irgendeiner Weise berührt worden wäre. Dass nicht jede der Geschichten meinen persönlichen Geschmack treffen würde- nun, das hatte ich mir schon gedacht. Doch einige der Geschichten plätscherten dermaßen belanglos vor sich hin, dass ich mich regelrecht durchquälen musste, was sich daher auch in meiner Bewertung widerspiegelt. Das ist den Autoren gegenüber, die eine wunderbare Story abgeliefert haben nicht ganz gerecht, daher habe ich hier meine Favoriten mit Sternchen extra aufgeführt, möchte aber noch kurz erwähnen, wie sehr mich meine Lieblingsgeschichte in dieser Geschichtensammlung begeistert hat. Anna Herzogs Story „Das Lied“ erzählt von einem musikalisch, gestrengen Vater, der seine Kinder jedes Jahr erneut dazu ermutigt, zu musizieren. Es ist eine Geschichte die beim Lesen amüsiert aber auch zu gleichen Teilen anrührt und sie hebt sich, weil sie so besonders ist, noch ein Tickchen ab, von den anderen, wunderbaren Storys in dieser Anthologie.

Julia Hackober- Auf dem Weihnachtsmarkt
Tobias Haberl- Schlangenschnaps mit Oma
Kathrin Weßling- Barmherzigkeit
Sören Sieg- Bruderherz

Anna Herzog- Das Lied
Joachim Mischke- Hallelluja
Käthe Lachmann- Zement

Hilmar Klute- Der Winterfestmensch
O.Uschmann und Sylvia Witt- Schwiegersohn in Brand
Judith Laig- Das Kind unterm Baum

Ocke Bandixen- Möbelhändlerweihnacht
Helmut Maaß- Verhoben
Clara Ott- Turbulenzen über Grönland
Marco Göllner- Mindestens!

Carsten Höfer- Der Weihnachtsversteher
Renee Zucker- Die Stille in Berlin
Christian Maintz- Hadschi Halef Omar
Thomas Hollmann- Im Land der Alpenkläuse
Andreas Greve- Abweisende Außenhaut
Wolf Eismann- Baumstämme im Schnee
Cornelius Pollmer- Aus Thüringen und Sachsen
Emily Philippi- Die große Schokokugel
Thomas Medicus- Aus dem Schneereich
Jörg Pijahn- Omas

Dietmar Bittrich- Was macht der Mann da?

Kurz gefasst: Einige besondere Geschichten und einige, leider eher belanglose Storys finden sich in dieser Weihnachtsanthologie.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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Stuttgart 1926:

Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm ...

Stuttgart 1926:

Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm und seiner Familie zu leben, bis sie die Volljährigkeit erreicht hat. Gleich am Bahnhof macht sie die Bekanntschaft einer jungen, interessanten Frau. Lilou, die dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist und für Josephine Baker arbeitet, wird in der Folgezeit zu einer verlässlichen Freundin. Und eine gute Freundin kann Serafina brauchen, denn sie wird von Unbekannten erpresst. Obwohl ihr Victors Familie sympathisch ist, traut sie sich nicht, ihnen von ihrem Problem zu erzählen und baut ganz auf Lilous Fähigkeiten.

Besonders Victors Schwager Karl, der im Familienbetrieb arbeitet, hat ein Auge auf die schöne Serafina geworfen. Und obwohl diese durchaus geschmeichelt ist, von seinen Avancen, ist es doch Karls Zwillingsbruder Anton, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Der musikalische Anton scheint jedoch bereits vergeben zu sein.
Mehr über die Herstellung der Rothmannschen Köstlichkeiten, erfährt Serafina von Victors und Judith Tochter, dem Nesthäkchen Viktoria, kurz Vicky genannt. Denn Viky, hat genau wie ihre Eltern die Confiserieherstellung im Blut. Serafina schließt die Kleine, genau wie auch die übrigen Familienmitglieder schnell in ihr Herz. Eigentlich könnte sie glücklich sein, doch immer noch fürchtet sie sich vor ihren Erpressern.

Währenddessen stehen die Rothmanns vor einem ganz anderen Problem. Immer wieder kommt es zu seltsamen Vorkommnissen in der Fabrik. Es scheint, als wären Saboteure am Werk. Dazu müsste das Firmengelände dringend vergrößert und modernisiert werden. Und genau das trauen Judith und Victor, dem leichtlebigen Karl eigentlich nicht zu, was diesem sehr zusetzt. Seine Idee, eine Schallplatte aus Schokolade zu erschaffen, die auf einem Grammophon abspielbar ist, findet jedoch großen Anklang. Doch ist sie umsetzbar?

Judiths, Karls und Antons freiheitsliebende Mutter Helene hat derweil eine Einladung von ihrer Tochter erhalten. Soll sie es wagen nach Stuttgart zurückzukehren, nach all den Jahren?

Die kleine Vicky lernt eines Tages die gleichaltrige Mathilda Fetzer kennen. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Mathildas Vater Robert, einst ein Angestellter der Rothmanns war. Seine politischen Ambitionen und ein persönlicher Verlust trieben ihn bald fort aus dem Haus. Obwohl Robert seiner Tochter den Umgang mit Vicky verbieten will, halten die Mädchen fest zusammen…

Erst kürzlich las ich den ersten Teil der dreibändigen Familiensaga über die Schokoladenfabrikanten Rothmann, in dem Tochter Judith, die Liebe ihres Lebens, den erfinderischen Victor Rheinberger kennen lernte. Dieser zweite Band spielt etwa zwanzig Jahre später. Der Leser erfährt, wie es dem Liebespaar seitdem ergangen ist und auch Judiths Brüder und ihre Kinder- bis auf Vicky, sind bereits erwachsen. Während im ersten Teil Helene, die schwierige Mutter von Judith eine sehr große Rolle einnahm, trat sie dieses Mal nur noch sehr wenig in Erscheinung, was mir mehr als recht war. Allerdings erfährt man nun, in der Fortsetzung, etwas mehr über Helenes damaligen Gemütszustand und kann sie zumindest im Ansatz verstehen.

Auch die, stets zu Streichen aufgelegten Zwillingsbrüder, gewinnen in diesem Teil mehr an Kontur was mir sehr gut gefallen hat. Beide sind facettenreiche Charaktere, die zwar einerseits unterschiedlich gestrickt sind, aber doch das Herz am rechten Fleck haben. Mit Serafina, Lilou, Mathilda und der kleinen Vicky, hat die Autorin dazu, weitere interessante Akteure eingeführt, die man schnell in sein Leserherz schließen kann. Und auch die verschiedenen Handlungsstränge sorgen für spannende Momente, so dass sich die über 700 Seiten, mal wieder wie im Fluge lesen ließen. Dazu fand ich, dass es der Autorin diesmal noch besser gelungen ist, Stimmungen und Emotionen der Akteure zu beschreiben. Ich mochte ihren Schreibstil bereits im Vorgängerband, ihrem Debütroman- doch nun ist sogar noch eine Steigerung zu erkennen.
Die Beschreibungen Berlins und Stuttgarts der 20er Jahre, wurden sehr bildhaft und lesenswert in Szene gesetzt, so dass es diesmal von meiner Seite aus auch so gar nichts zu meckern gibt. Erwähnenswert, der kleine Krimiplot, der mir so richtig gut gefallen und dem Roman zusätzliche Würze verliehen hat.

Man bekommt hier einen süffigen Historienschmöker geboten; aber natürlich spielt auch die Herstellung süßer Köstlichkeiten erneut eine Rolle. Interessant klingt übrigens das Himbeer-Trüffel Rezept, das sich im Buch findet und zum Nachmachen einlädt. Nun, nach dem Lesen des zweiten Teils, bin ich schon ganz gespannt auf den dritten Band der Trilogie und hoffe sehr, dass das Layout der Vorgängerbände, sich auch im Abschlussband spiegeln wird, da die Bücher optisch schöne Hingucker im Regal sind.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Der Opiumesser, Thomas de Quincey, ermittelt wieder- Spannender historischer Krimi und interessantes Sittengemälde in einem.

Die Mörder der Queen
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London 1855:

Ausgerechnet während des Gottesdienstes, geschah ein unbeschreiblich grausamer Mord, den seltsamerweise keiner beobachtet hat.

Einer Dame der obersten Gesellschaftsschicht, wird mit durchtrennter ...

London 1855:

Ausgerechnet während des Gottesdienstes, geschah ein unbeschreiblich grausamer Mord, den seltsamerweise keiner beobachtet hat.

Einer Dame der obersten Gesellschaftsschicht, wird mit durchtrennter Kehle in ihrer privaten Sitzbank aufgefunden. Doch vom Mörder fehlt jede Spur. Der berühmt berüchtigte Autor und Journalist Thomas de Quincey, befindet sich zufällig zusammen mit seiner Tochter Emily, Detective Inspector Ryan und dessen Assistenten Becker vor Ort und beginnt, wie es schließlich de Quinceys Art ist, gleich mit seinen privaten Ermittlungen. Und das, obwohl er sich doch eigentlich schon bald aufmachen sollte gen Edinburgh, da sein Protege Lord Palmerston, der die Vier eine zeitlang in seinem Stadthaus leben ließ, sie nun dezent aber plötzlich vor die Tür setzen will.

Der in der Öffentlichkeit bekannte „Opiumesser“ Thomas de Quincey, ahnt ganz folgerichtig, dass hier ein Serientäter am Werk ist denn die Ermordete hält eine von schwarzem Trauerflor umrankte Nachricht in der Hand. Zwei geschriebene Worte die brisanter nicht sein könnten finden sich darauf. „New England“. Doch kann der Mord tatsächlich etwas mit dem vor Jahren verübten Attentat auf Queen Victoria zu tun haben, das glücklicherweise scheiterte? Damals wurde ein Mann verhaftet, der behauptete, er gehöre einer geheimen Gruppe an, die sich „New England“ nennt und sich für die sträflich vernachlässigten Rechte der Bürgerlichen stark machen und gegen alle höher gestellten Obrigkeiten vorgehen will. Ärzte bescheinigten dem Attentäter jedoch eine Geisteskrankheit, hielten „New England“ für ein Hirngespinst und seit damals schmort besagter Mann sicher in Verwahrungshaft.

Als der Mann der Ermordeten, Lord Cosgrove, mitsamt seiner Hausangestellten, ebenfalls brutal ermordet in seinem Stadthaus aufgefunden wird, ist Detective Inspector Ryan klar, dass es höchste Zeit ist, Licht ins Dunkel zu bringen und den Täter oder womöglich eine ganze Gruppe, zu fassen. Denn es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass auch Jagd auf das Königspaar gemacht wird. Und plötzlich ist ausgerechnet der Rat des scharfsinnigen Opiumessers Thomas de Quincey gefragt, der sogar zusammen mit seiner Tochter, Ryan und Becker, am Königshof vorstellig werden darf.

Es war zunächst das stimmungsvolle Gothic-Cover, das mich auf David Morrells zweiten Teil seiner historischen Krimireihe um den Opiumesser Thomas de Quincey werden ließ, denn ich liebe historischen Lesestoff, der in der viktorianischen Ära angesiedelt wurde, sehr.
Leider verpasste ich seinerzeit den Auftaktband „Der Opiummörder“, will aber mein Versäumnis nun, nach dem Lesen dieses Romans, unbedingt nachholen. Doch man kommt auch ohne Vorwissen gut hinein in die Geschichte.

Der Autor David Morrell, der neben anderen Projekten, beispielsweise auch die Romanvorlage zu „Rambo“ schuf ( „First Blood“- verfilmt mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle) widmet sich mit dieser Reihe erstmals dem Genre historischer Krimi. Ich muss zugeben, ich hatte gewisse Vorbehalte, als ich im Inneren des Buches las, dass David Morrell der Autor der Kult-Actionfilmreihe ist und fürchtete, dass seine Krimiserie höchstwahrscheinlich ebenso blutig, actionreich aber auch flach geraten ist. Umso größer war meine Überraschung, als ich zu lesen begann. Nicht nur die Romanfiguren sind charismatisch und vielschichtig geraten- ihre Dialoge zeugen von Tiefgang und auch die Ermittlungsarbeit gestaltet sich interessant. Dazu hat der Autor viel über die damaligen Lebensumstände der Bürgerlichen und der Adligen zu erzählen und streut zudem Wissenswertes aus allen Bereichen, die die viktorianische Epoche so besonders machte, ein. Selbst politische Ereignisse werden angesprochen und es bewahrheitet sich mal wieder, dass sich Historisches leider immer wiederholt und die Menschen zum größten Teil nicht lernfähig sind.

Thomas de Quincey, ist im Gegensatz zu anderen Romanfiguren, eine historisch verbriefte Persönlichkeit. Er lebte von 1785-1859, teils in England, teils in Schottland. Er war ein britischer Schriftsteller, Essayist und Journalist und galt nach der Veröffentlichung seines autobiografischen Buches „Confessions of an English Opium Eater“ als bekannt aber auch berüchtigt. Schließlich bekannte er sich darin zu seiner Opiumsucht, der er hilflos ausgeliefert war. Trotz dieses gesundheitlichen„Handicaps“, arbeitete er für diverse Zeitungen, hatte eine Großfamilie zu versorgen und hielt sich finanziell, eher schlecht als recht, über Wasser. Ob er auch auf detektivischen Pfaden a la Sherlock Holmes wandelte, ist nicht bekannt. Aber zumindest macht es David Morrells Phantasie möglich.

Ich fand es spannend, mit einem Romanhelden konfrontiert zu werden der, aufgrund seiner Opiumsucht, besondere Fähigkeiten in der Wahrnehmung entwickelt hat und diese dazu nutzt, Kriminelle zu jagen. Man kann sich gut in die Romanfigur hineindenken und die Verzweiflung und Ohnmacht verstehen, die Thomas de Quincey so rastlos macht. Seine Detektivarbeit ist das Einzige das ihn davon abhält sich einer Überdosis hinzugeben. Und vielleicht noch seine scharfsinnige unkonventionelle Tochter Emily, die ihn liebevoll umsorgt. Emily ist eine Frauenrechtlerin und ihre, zur damaligen Zeit, modernen Ansichten sorgen für ungewöhnliche und spannende Lesemomente. Beispielsweise, wenn sie Queen Victoria höchstpersönlich davor warnt, stark grün gefärbte Kleidung zu tragen, da diese mit einem Gift behandelt wurde, das eigentlich für eine intensive Farbkomposition sorgen soll.

Detective Inspector Ryan und Becker sind ebenfalls interessante Romanfiguren, doch vor allem zusammen ist das ungleiche Quartett unschlagbar. Zugegeben- so ganz kann der Autor „Rambo“ nicht ganz hinter sich lassen. Denn auch in diesem historischen Krimi geht es zwischenzeitlich ganz schön actionreich zu- etwa bei Verfolgungsjagden durch ein Elendsviertel der Stadt. Und auch die bildhaften Beschreibungen der Mordszenarien sind nichts für Fans des „Cosy-Krimis“. Wer damit keine Probleme hat, kann sich entspannt zurücklehnen und diesen rundum gelungenen historischen Krimi in vollen Zügen genießen. Ich bin jedenfalls begeistert und gebe die Höchstbewertung. Denn hier stimmt alles- Eine spannende Story trifft auf vielschichtige interessante Figuren, reichlich historisches Flair, eine der Zeitepoche angemessene Ausdrucksweise und vor allem einen sehr angenehmen Schreibstil.

Kurz gefasst: Der Opiumesser, Thomas de Quincey, ermittelt wieder- Spannender historischer Krimi und interessantes Sittengemälde in einem.

Thomas de Quincey Reihe:

1. Teil: Der Opiummörder
2. Teil: Die Mörder der Queen
3. Teil: Ruler of the Night (noch nicht übersetzt)

Veröffentlicht am 07.10.2019

Nicht nur die übliche leichte weihnachtliche Romance-Lektüre- Jules Wakes „Covent Garden im Schnee“ hat mich berühren können

Covent Garden im Schnee
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Tilly Hunter hat einen Traumjob. Sie arbeitet als Maskenbildnerin an der Londoner Royal Opera. Doch von ihren Eltern und ihrer Schwester Christelle hat sie sich entfremdet. Zwar trifft sie sich einmal ...

Tilly Hunter hat einen Traumjob. Sie arbeitet als Maskenbildnerin an der Londoner Royal Opera. Doch von ihren Eltern und ihrer Schwester Christelle hat sie sich entfremdet. Zwar trifft sie sich einmal wöchentlich mit ihrer Schwester, die knallharte Anwältin für Arbeitsrecht ist, doch kommen diese Treffen lediglich zustande, weil Christelle darauf besteht. Tilly weiß gar nicht, wieso das so ist, denn eigentlich leben die Schwestern in völlig verschiedenen Welten. Zudem glaubt Tilly, dass ihre Familie auf sie herabschaut- eben weil sie halt einen nicht so gut bezahlten Job angenommen hat und ihre Eltern die perfekte Christelle vorziehen.

Aber auch im Job bekommt Tilly massive Probleme. Zwar ist sie gut in dem was sie tut, doch hat sie leider keinerlei Händchen für die Technik und Computer im Besonderen. So öffnet sie unbedarft eine E-Mailanlage und schon legt sie praktisch das komplette Computersystem der Oper lahm. Zunächst begreift die leicht schusselige Tilly nicht, was sie da wieder angestellt hat, doch spätestens nach einer gehörigen Standpauke ihrer Chefin, die ihr unmissverständlich klar macht, dass sie, wenn sie sich nicht bessert und sich vom neuen IT-Spezialisten unterrichten lässt, gefeuert wird, knickt Tilly schuldbewusst ein.
Marcus, ihr neuer Kollege und IT-Fachmann spart auch nicht an Vorwürfen, als sie sich begegnen und so scheint es, als würden sie keine Freunde mehr werden. Würde er nur nicht so unverschämt gut aussehen!
Dabei ist Tilly bereits vergeben. Doch die Beziehung mit Felix ist nicht mehr das Gelbe vom Ei. Zwar sind Tilly und er verlobt, aber von Heirat ist keine Rede mehr. Dazu ist Felix neuerdings oft und lange unterwegs. Angeblich wegen seines Jobs. Ob Tilly ihm das glauben kann?

Ihr Missgeschick mit dem eingehandelten Computervirus, hat ihr zumindest eine neue Mailfreundschaft beschert. Genau wie Tilly, ist der unbekannte Schreiber ein Bücher und Fußballfan- wenn sie auch verschiedene Mannschaften favorisieren, tauschen sie sich begeistert aus und selbst Marcus erscheint nach näherem Kennenlernen sympathischer, wirkt gar nicht mehr wie seine königliche IT-heit; der Prinz der Finsternis. Diesen Spitznamen hatte ihm Tilly nämlich heimlich gegeben. Doch dann werden vertrauliche Insiderinformationen an die Presse weitergegeben. Alle in der Oper, auch Tilly und Marcus sind fassungslos darüber, dass ihr Startenor in der Boulevardpresse niedergemacht wird und fragen sich, welche Kollegin, welcher Kollege, das schändliche Spiel getrieben hat…

Auf der Suche nach weihnachtlichen Romances, stieß ich beim Stöbern auf „Covent Garden im Schnee“. Das malerisch anmutende Coverbild zog mich wie magisch an und da auch der Klappentext eine spannende und romantische Story versprach, konnte ich nicht widerstehen.
Zwar steht im Buch auf der ersten Seite über die Autorin zu lesen, dass dies ihr erster, ins Deutsche übersetzte Roman sei, doch ist dies nicht ganz richtig, da es noch „Ein Cottage voller Liebe“ gibt. Besagter Roman wurde im Januar 2019 im Weltbild Verlag herausgegeben. Diese Info am Rande, für alle diejenigen, die nach dem Lesen von „Covent Garden im Schnee“, weitere Bücher der Autorin lesen möchten.
Jules Wakes Heldin Tilly, ist eine junge Frau, die von ihrer Art her, ein wenig an Helen Fieldings Romanheldin „Bridget Jones“ erinnert. Zwar meint es Tilly immer gut, hat aber einfach ein Faible dafür, in jedes sich bietende Fettnäpfchen zu treten. Ihre Schusseligkeit und ihre Unpünktlichkeit sind da einerseits- andererseits ist sie aber auch eine erstklassige und hochprofessionell arbeitende Maskenbildnerin. Ich fand es dazu spannend zu lesen, dass die Autorin Tillys einzelne Arbeitsschritte genauer beschreibt, wie auch wichtige Arbeitsabläufe in der Oper/Bühneaufbau etc. so dass man als Leser einen interessanten Einblick hinter die Kulissen gewährt bekommt.

Zugegeben, Tilly hat es mir anfangs nicht gerade leicht gemacht, da sie ihre Gefühle lange Zeit unter Verschluss hält. Daher fragt man sich lange Zeit, wieso sie sich so schnell auf einen Flirt mit einem anderen einlässt, wenn sie doch einen Verlobten zu Hause hat. Ich hätte mir vielleicht auch ein wenig mehr Dialoge mit Felix gewünscht; zumindest anfangs- um mich besser hineindenken zu können in die Romanheldin. Aber kurz bevor ich mich schon für einen ganzen Punktabzug entschlossen hatte, nimmt die Story eine 180 Grad Wende. Tilly öffnet sich und kehrt ihr Inneres nach außen. Zwar in einem gemäßigten Tempo, aber passend zu ihrem Charakter. Man begreift wie sehr sie unter der Entfremdung zu ihrer Familie und ihres Freundes leidet und das ist der Moment, an dem ich Tilly trotz gewisser Sperrigkeit in mein Leserherz schließen konnte.

Zwar handelt es sich hier um eine weihnachtliche Romance, doch ist es nicht nur die Liebesgeschichte, die im Fokus steht, sondern auch Tillys Wandlung, die die Autorin plausibel darbietet. Während die, erste Hälfte dieses Romans eher leicht, humorig und beschwingt daher kommt, wie ein typischer Chick-lit, hat die zweite Hälfte mehr Tiefgang zu bieten und ist emotionaler geraten. Ich mochte Jules Wakes Roman sehr und habe ihn praktisch in einem Rutsch ausgelesen.
Der Romanheld, Marcus wirkt anfangs reserviert, steif- halt wie ein typischer Mr. Darcy Vertreter , doch natürlich hat auch er noch einige andere charakterliche Facetten zu bieten und so fand ich, passen Tilly und Marcus gut zusammen. Die Chemie stimmt und wird durch witzige Mails untermalt.

Kurz gefasst: Nicht nur die übliche leichte weihnachtliche Romance-Lektüre- Jules Wakes „Covent Garden im Schnee“ hat mich berühren können.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee ...

Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee für eine Radiosendung, wird zu ihrer Freude aufgegriffen und so darf sie tatsächlich als Moderatorin, interessante Menschen interviewen. Ob nun Promis oder völlig normale Menschen- Gefühlsmensch Silvie bringt sie dazu ganz frei, von der Leber weg, zu sprechen. Eines Tages lernt sie den jungen, rebellischen und attraktiven Schauspieler Wanja kennen und obwohl Silvie aus der Vergangenheit gelernt hat, dass ihr das Liebesglück wahrscheinlich nicht in die Wiege gelegt wurde, lässt sie sich auf den sensiblen Künstler ein. Bald schon ist sie schwanger, doch Silvie traut sich noch immer nicht, an das große Glück mit Wanja zu glauben.

Währenddessen ist die schwangere Rieke überglücklich mit ihrem Mann. Zwar ärgert es sie, dass ihr Vater und Chef des Thalheimer Modekaufhauses, ihr ausgerechnet Bruder Oskar vor die Nase gesetzt hat, der leider kein großes Talent fürs Modegeschäft geerbt hat, doch beißt sie sich hartnäckig durch. Als Oskar, der spät und gebrochen aus dem Krieg zurückkehrte, die Firma in eine gefährliche Lage manövriert, müssen Rieke und Silvie an einem Strang ziehen um das Modehaus Thalbach zu retten.

Oskar fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Immer noch quälen den Zwillingsbruder von Silvie, die schrecklichen Kriegserlebnisse und obwohl er begierig darauf ist, seiner Familie zu beweisen dass er genauso einfallsreich und tüchtig ist wie sie, scheint ihm bei seinen Vorhaben kein Glück beschienen. Er ertränkt seinen Kummer in Alkohol, fährt leidenschaftlich gerne schnelle Autos und genießt das Berliner Nachtleben in vollen Zügen. Selbst Silvie gelingt es kaum noch, an ihn heranzukommen…

Die jüngste Tochter, Flo, die Künstlerseele, hat allerlei Flausen im Kopf und trägt viel Freiheitsliebe in sich, wie ihr schwesterliches Vorbild Silvie. In der Schule läuft es leider nicht allzu gut, was die Eltern beunruhigt. Als Flo dann auch noch einen, in deren Augen, unstandesgemäßen Mann kennenlernt hängt der Familiensegen schief. Immerhin ist die enge jüdische Freundin Miri zurückgekehrt aus Israel und kann den Thalheims einmal mehr beistehen…

Während der erste Teil der „Thalheim“ Trilogie, die Jahre 1933- 1951 umfasst, beginnt der zweite Teil im Jahre 1952 und endet 1957.
Geschäftlich läuft es eigentlich gut für das Modekaufhaus Thalheim. Die Kunden lieben die angebotene Kleidung und die Thalheimers haben genau das richtige Gespür für Trends. Einzig Oskar, das Sorgenkind, bringt die Familie immer wieder an ihre Grenzen. Oskars Fehlschläge ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch- doch leider blieb er mir auch im Verlaufe des Buches fremd, was ich eigentlich schade fand, da er schließlich auch ein Familienmitglied ist.

Überhaupt hatte ich dieses Mal ein kleines Problem mit den Romanfiguren. Man erfährt zwar ihren Werdegang, liest von ihren glücklichen Momenten sowie ihren Fehlschlägen, doch werden diese beinahe völlig zur Nebensache, da die Autorin, wie immer sehr viel Zeitgeschehen miteinfließen lässt. Das liebe ich einerseits in Brigitte Riebes Romanen sehr- andererseits konnte ich diesmal aber leider nicht so mitfühlen und mitleiden, wie im Vorgängerband, weil besagte persönliche Momente viel zu schnell, beinahe gestrafft erzählt, abgehandelt wurden.
Zwar war mir schon vor dem Lesen bewusst, dass wir es hier nun mit Silvies Roman zu tun bekommen und Silvie daher im Fokus steht, doch fand ich es sehr schade, dass die übrigen Thalheims nur noch Randerscheinungen waren. Ich hätte mir viel mehr gemeinsame Dialoge der Familie gewünscht und ehrlich gesagt auch, dass das Familienoberhaupt seinem Sohn ordentlich den Kopf wäscht. Dazu kamen mir die Geschehnisse rund um das Kaufhaus, diesmal zu kurz.

Positiv fand ich hingegen, dass man Silvies Wesen nun, in ihrer eigenen Geschichte, besser „greifen“ konnte. Im Sender gibt sich Silvie völlig ungekünstelt, offen, innovativ und zupackend und ihre Offenheit macht sie sympathisch- auch für den Leser. Meine Sorge, dass ich Silvie, die ich im Vorgängerband noch nicht so sehr mochte, selbst in ihrer Story ablehnen würde, war also unbegründet. Dazu hat sie die positive Angewohnheit, nach dem Fallen immer wieder aufzustehen- egal welche Nackenschläge ihr das Leben auch bereitet.
Eine neue Romanfigur in diesem Band ist unter anderem der Schauspieler Wanja. Beim Lesen seiner Romanpassagen hatte ich, witzigerweise stets einen anderen Schauspieler vor Augen- Horst Buchholz, dessen Anfänge leichte Parallelen aufweisen zur fiktiven Romanfigur Wanja. Neben fiktiven Akteuren, finden zusätzlich bekannten Showbizzgrößen aus der damaligen Zeit Erwähnung und runden die Zeitreise, in die 50er Jahre, perfekt ab.

Stark fand ich ebenfalls erzählt, wie Brigitte Riebe die politischen Probleme der damaligen Zeit schilderte. Wie West und Ostdeutschland unaufhaltsam auseinanderdrifteten, welche Meinungen die Menschen damals vertraten und vor allem, wie sie nach den Entbehrungen der Kriegsjahre langsam wieder zu ihrem Alltag zurückfanden.

Die 480 Seiten lasen sich wie im Fluge, dank Brigitte Riebes flüssigen Schreibstil, doch mehr als vier von fünf Punkten kann ich auch dieses Mal nicht vergeben, weil ich mir mehr familiäres Miteinander und intensivere Momente mit den Thalheims gewünscht hätte. Dennoch ist auch die Fortsetzung der Familiensaga unterhaltsam und eine lehrreiche Zeitreise.

Kurz gefasst: Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre.