Schuster, bleib bei deinem Leisten- leider auf ganzer Linie enttäuschende Mediensatire
Nudel im WindGregor ist Single, was hauptsächlich an ihm liegt, da er bei den Frauen, gleich zu Beginn stets in jedes Fettnäpfchen tritt; seine Anmachsprüche sind leider nur etwas für Hartgesottene.
Auch bei Visagistin ...
Gregor ist Single, was hauptsächlich an ihm liegt, da er bei den Frauen, gleich zu Beginn stets in jedes Fettnäpfchen tritt; seine Anmachsprüche sind leider nur etwas für Hartgesottene.
Auch bei Visagistin Lisa, die unter anderem fürs Fernsehen arbeitet, beißt er daher schnell auf Granit, als er sie im Supermarkt gnadenlos anbaggert. Gregors Versuche, eine Frau fürs Leben zu finden, bleiben nicht ungehört. Auch Privatdetektiv und Kampfsportexperte Justus, wird hellhörig und tritt zunächst einfach nur dazu, weil er Lisa retten möchte.
Schnell entspannt sich aber die Lage wieder und alle drei stellen fest, dass sie sich auf freundschaftlicher Ebene gesehen, sympathisch sind. An diesem feuchtfröhlichen Nachmittag tüfteln die neuen besten Freunde ein neues Fernsehshowformat aus, „Die Speckweg-Show“. Lisa nutzt ihre guten Kontakte und dank des tollen Konzepts, dass Justus als Kampfsortexperte unterstützen soll, wird Gregors Idee tatsächlich umgesetzt.
Übergewichtige Herren und Damen treten in mehreren Folgen gegeneinander an und messen sich in verschiedenen Disziplinen.
Besonders Crewmitglied Justus, wird zum Liebling der Zuschauer, doch nicht alle in seinem Umfeld sind ihm gewogen.
Zu den drei Freunden stoßen noch Produzent Hermjo, Jenny und Chris, das Moderatorenduo und zusammen tüfteln sie dermaßen irre Spielkonzepte aus, dass kein Auge trocken bleibt.
Doch wird „Die Speckweg-Show“ dauerhaft Quote machen? Und dann wird auch noch Justus entführt! Wer steckt dahinter?
Seit meiner Kindheit liebe ich Jürgen von der Lippes humorige TV Sendungen und habe schon viele Lachtränen vergossen, beim Anschauen seiner Bühnenprogramme. Und als eingefleischte Leseratte, hat Herr von der Lippe natürlich einen besonderen Stein im Brett bei mir, seit „Was liest Du?“ Zeiten.
Daher fällt es mir nun äußerst schwer eine negative Rezension zu seinem „ersten Roman“ „Nudel im Wind“, zu verfassen, da er mir rein menschlich gesehen, so sympathisch ist.
Ich hatte vergangenes Jahr Jürgen von der Lippes Anthologie, „Der König der Tiere“, gelesen und mich größtenteils amüsiert, beim Lesen. Und da ich die Anthologie mochte, war ich natürlich sehr neugierig auf „Nudel im Wind“.
Ich erhoffte mir einen ähnlich witzigen Unterton, wie etwa in Hans Raths Romanen und dazu vielschichtige Romanfiguren. Und mir war schon im Vorfeld klar, dass der Autor, seinen Akteuren, sicherlich auch den ein oder anderen zotigen Witz in den Mund legen würde. Was ich mir übrigens auch erhoffte, denn ich habe schon einen derben Humor.
Doch was der Autor dieses Buches sich bei dieser Geschichte gedacht hat, erschließt sich mir leider immer noch nicht. Man bekommt es als Leser mit einer Vielzahl von Haupt und Nebenfiguren zu tun, die, laut ausführlichem Personenverzeichnis, unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch ihre gemeinsamen Dialoge, drehen sich fast ausschließlich um nebensächliche Dinge. Es werden zahlreiche Rezepte, Spielvorschläge und anzügliche Witze untereinander ausgetauscht und Fremdwörter erklärt. Die Entwicklung der „Speckweg-Show“ steht dabei im Fokus und der Werdegang der neun Folgen wird dabei ausführlich geschildert. An sich fände ich es wirklich interessant, einen Blick hinter die Kulissen der Medienanstalten zu erhaschen und nachlesen zu können, wie eine TV Sendung, sei es auch ein Trashformat, wie hier, entsteht. Doch auch in dieser Hinsicht hat mich die Story nicht überzeugen können, weil alles zu einer Persiflage verkommt, allerdings keiner guten. Ich hatte beim Lesen fast das Gefühl, als wolle sich der Autor mit seinem Roman über seine Leserschaft lustig machen, denn das, was er hier abliefert, wirkt dermaßen oberflächlich dahingeschrieben, dass man nicht glauben mag, dass es tatsächlich von Jürgen von der Lippe kommt.
Jürgen von der Lippes Romanfiguren, spiegeln im Grunde, lediglich alle Facetten seiner eigenen Interessen wieder, sind schlagfertig und immer nach der nächsten Pointe heischend. Dieses Hangeln, von Pointe zu Pointe, mag in einer Anthologie funktionieren; zumindest haben besagte Kurzgeschichten einen roten Faden- doch sind diese Zutaten für einen Roman leider nicht ausreichend. Keiner der zahlreichen Akteure hat zumindest im Ansatz Ecken und Kanten zu bieten oder Tiefgang. Stattdessen herrscht ein lässiger Dauerton vor und die Story dümpelt langweilig vor sich her. Obwohl der Roman nur 234 Seiten kurz ist, habe ich mich, sage und schreibe, drei Tage lang, durchgequält.
Einzig die Dialoge zwischen dem Autor und seiner Frau, haben mich diesmal amüsieren können und ehrlich gesagt denke ich, nach dem Lesen des Romans… hätte der Autor mal lieber auf die Meinung seiner Frau gehört.
Kurz gefasst: Schuster, bleib bei deinem Leisten- leider auf ganzer Linie enttäuschende Mediensatire.