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Veröffentlicht am 25.10.2018

Ein, wie ich finde, sehr durchschnittlich geratener Cosy Krimi mit Parissetting, dem das gewisse Pariser Flair leider völlig fehlt

Madame Bertin steht früh auf
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Madame Bertin, lebt in Paris, ist bereits im besten Alter, doch man könnte sagen, sie gehört zu den rüstigen Rentnerinnen, die immer noch mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und ist überzeugter Single. ...

Madame Bertin, lebt in Paris, ist bereits im besten Alter, doch man könnte sagen, sie gehört zu den rüstigen Rentnerinnen, die immer noch mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und ist überzeugter Single. Ihre Bäckerei in Paris, genießt einen sehr guten Ruf; seit vielen Jahren schon gehört sie zu den Lieferanten des Präsidenten und ist stolz darauf, regelmäßig die Botenfahrten zum Präsidentenpalais machen zu dürfen, um dort köstliche Baguettes, Croissants und Brioches abzuliefern. Eigentlich hat sich Louise Bertin, mittlerweile zu großen Teilen, aus dem Bäckerhandwerk zurückgezogen, die Filialen bereits an ihren Neffen und dessen Frau übergegeben, was sie mittlerweile bereut, denn Ihr Neffe hat kein gutes Händchen für die Finanzen.
Daher zögert sie, ihrem Neffen das komplette Erbe zu überschreiben. In ihrer Freizeit umgibt sich Louise gerne mit Künstlern; lädt regelmäßig interessante Menschen ein zu sich, in ihre wunderbare Wohnung über der Hauptfiliale und genießt den Flirt, mit dem leider verheirateten Apotheker Olivier Pellegrini.

Eines Tages wird sie Zeugin eines Verbrechens; zumindest glaubt Louise, dass jemand ermordet wurde im Nachbarhaus, denn sie sah kurz eine blutige Hand, die sich ans Fenster presste. Die herbeigerufene Polizei kann zunächst jedoch keine Leiche finden und so wird sie vom ermittelnden Lieutenant Jean Luc Balterre, nicht ernst genommen. Doch Louise weiß genau, was sie gesehen hat, zudem hat sie Blutreste an einem Fenster gefunden, die sie mit einem Taschentuch gesichert hat. Da ihr die Polizei keinen Glauben schenken will, beschließt Louise auf eigene Faust zu ermitteln. In Oliviers Apotheke, bittet sie ihren Freund um dessen Hilfe und so setzt sie einen Stein ins Rollen, an dessen Ende tatsächlich eine Leiche gefunden wird. Doch die junge Dame soll Selbstmord begangen haben, was Louise nicht glauben will. Ihre hartnäckigen Bemühungen, mehr herauszufinden und die Vermutungen der Polizei zu widerlegen, werden bald von Erfolg gekrönt, doch dann wird Louise Neffe niedergeschlagen und schwer verletzt und die Polizei glaubt bald, dass er womöglich etwas mit dem Tod an der Frau zu tun haben könnte, was Louise schockiert. Sie weiß genau, dass ihr Neffe kein Kind von Traurigkeit ist, doch für einen Mörder hält sie ihn nicht. Kann Louise den wahren Täter überführen und Licht ins Dunkel bringen über die Hintergründe des Verbrechens?

Da ich Krimis liebe und Frankreich als Setting insbesondere, bin ich beim Stöbern, auf Julie Massons Krimi „Madame Bertin steht früh auf“, aufmerksam geworden. Die Autorin, ist bereits durch ihre Lucien Lefevre Reihe bekannt geworden, die ebenfalls im Rowohlt Verlag herausgegeben wurde und diesmal wartet Julie Masson, mit einer etwas anderen Ermittlerin auf. Louise Bertin sollte man jedoch nicht mit Miss Marple verwechseln. Zugegeben, Alter und Cleverness mögen bei beiden Figuren vorhanden sein, doch da hört es schon auf mit den Überschneidungen. Louise ist nämlich eine sehr eitle, ältere Dame, die viel Wert auf ihr Äußeres legt, einen Ente fährt und einem Flirt nicht abgeneigt ist, was ich an sich ganz witzig fand.

Mich haben die anfänglichen Wiederholungen bezüglich Madame Bertins „Makeupauffrischens“, beim Lesen irgendwann genervt, genauso wie die Autorin Julie Masson; übrigens ein Pseudonym für die Sachbuchautorin Maren Franz, für meinen Geschmack, zu oft die Brotlieferungen an den Präsidenten zum Thema machte.
Obwohl der Roman in Paris spielt, kam bei mir das gewisse Pariser Flair, beim Lesen leider zu keinem Zeitpunkt auf, so leid es mir für die Autorin auch tut. Eigentlich könnte der Roman praktisch überall spielen, denn neben dem Mietshaus, in dem ein Mord verübt wurde, einer Bar, Louises Wohnung, der Apotheke von Olivier und der Küche des Élysée-Palasts, findet man nicht mehr viel mehr Orte vor, die in diesem Roman Erwähnung finden.

Und auch die Dialoge zwischen den Akteuren, fand ich ehrlich gesagt etwas hölzern oder unrund geschrieben. Sicherlich, Louise, Olivier und der Lieutnant haben durchaus Potential und sind interessante Figuren, doch bleiben sie in dieser Geschichte noch recht blass.
Dazu gestalten sich die Ermittlungen zäh und ich fand es sehr unrealistisch inszeniert, dass Louise so schnell von der Polizei miteinbezogen wurde in den Fall. Eine ältere Privatperson darf etwa einen Tatort betreten, an dem sich eine bereits verwesende Leiche befindet? Und es hat keine Konsequenzen für Louise, dass sie ein Tatortphoto aus dem Polizeirevier entwendet?

Normalerweise hätte ich für „Madame Bertin steht früh auf“, lediglich 2 von 5 Punkten vergeben. Da die Autorin gegen Ende des Romans aber reichlich an der Spannungsschraube gedreht hat und ich das letzte Drittel der Geschichte viel besser und atmosphärisch dichter geschrieben fand, als den Rest, möchte ich einen Punkt hinzufügen.
Sollte ein zweiter Teil geplant sein, würde ich mir allerdings viel mehr französisches Flair und vor allem Dialoge wünschen, die etwas natürlicher geschrieben wirken.

Kurz gefasst: Ein, wie ich finde, sehr durchschnittlich geratener Cosy Krimi mit Parissetting, dem das gewisse Pariser Flair leider völlig fehlt.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Stimmungsvolle Weihnachtsromance, nicht nur für „Notting Hill“ Fans

Winterzauber in Notting Hill
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Die beiden Schwestern Isla und Hannah halten nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern fest zusammen. Bei dem Unfall wurde auch Hannah schwer verletzt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Isla bemüht sich seitdem, ...

Die beiden Schwestern Isla und Hannah halten nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern fest zusammen. Bei dem Unfall wurde auch Hannah schwer verletzt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Isla bemüht sich seitdem, ihrer Schwester nicht nur Elternersatz sondern auch in allen anderen Belangen eine Stütze zu sein, doch Hannah findet, dass Isla es etwas übertreibt mit ihrem Bemuttern. Überhaupt glaubt Hannah, dass Isla aufgehört hat, ihr eigenes Leben zu leben und versucht Isla mit allen möglichen Männern zu verkuppeln, was bislang aber nicht geklappt hat.

Auch Islas Arbeitskollege Aaron, redet mit Engelszungen auf sie ein und gibt ihr den Ratschlag, endlich mal wieder mit einem netten Mann auszugehen. Doch Isla hat ganz andere Sorgen. Sie wurde mit einem weit reichenden Projekt bedacht und hat alle Hände voll damit zu tun, dieses Projekt voranzutreiben. Dazu soll sie die alljährliche Weihnachtsfeier ihrer Firma organisieren.

Als ein neuer CEO aus den vereinigten Staaten eintrifft, fällt Isla aus allen Wolken. Denn ihr Chef entpuppt sich ausgerechnet als der Mann, dem sie kurz zuvor in einem Cafe in Notting Hill unterstellt hatte, er wäre ein Pädophiler. Dabei handelte es sich bei den beiden Mädchen, die sich in seinem Beisein befanden, um seine Töchter. Doch Chase Bryan ist nicht nachtragend. Was gut ist, denn Isla wird ihm als direkte Assistentin unterstellt. Allerdings dauert es nicht lange, bis der gestresste Chef und Vater, seine neue Kollegin als Kindermädchen für seine Töchter abstellt und sie von ihren bisherigen Aufgaben abzieht. Isla ist empört, doch dann zeigt sich Chase von einer anderen Seite. Er schätzt Islas uneingeschränkte Offenheit und bittet sie darum, ihn bei seinem geplanten Projekt zu unterstützen.

Es ist eine Herzensangelegenheit für Chase und eine große Chance. Isla ahnt zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, dass das geplante Luxushotel mitten in Notting Hill gebaut werden soll, ihrem Wohnort. Arglos zeigt sie Chase ihre Heimat, führt ihn und seine Töchter in urige Restaurants und unwiderstehliche Cafes…

Ich hatte vor ca. zwei Jahren, Mandy Baggots ersten Roman, „Winterzauber in Manhattan“, gelesen der mich restlos begeistert zurückgelassen hatte. Und als Fan des Hugh Grant und Julia Roberts Films „Notting Hill“, hatte ich mich bereits im Vorfeld sehr auf den neuen Roman der Autorin gefreut. Um es vorweg zu nehmen, mit „Winterzauber in Notting Hill“, ist Mandy Baggot erneut eine schöne, leichte und stimmungsvolle Weihnachtsromance gelungen, die mir viel Lesespaß bereitet und meine Geschmacksnerven, ob der vielen erwähnten Leckereien, reichlich gekitzelt hat.

Dennoch habe ich bei meiner Bewertung einen Punkt abgezogen, weil ich fand, dass die Liebesgeschichte zwischen Isla und Chase, diesmal ein wenig zu sehr an der Oberfläche bleibt. Sicher, die Dialoge, die die beiden miteinander führen, sind amüsant und auch Chases chaotische Töchter versprühen viel Charme, genauso wie auch die übrigen Nebenfiguren sympathisch gestrickt sind, doch ich hätte mir einfach mehr Gespräche des Heldenpaars gewünscht, die in die Tiefe gehen. Dazu blieben mir Isla und Chase etwas fremd. Zwar wurde nachvollziehbar geschildert, warum der Romanheld stets versucht, Nüchternheit in allen Lebenslagen zu bewahren, doch empfand ich es als nicht glaubwürdig, wie schnell sich am Ende alles zum Guten wendet.

Auch auf den Konflikt mit Chases Exfrau und seinem Bruder, geht die Autorin nicht mehr wirklich ein. Genauso wie Isla und Hannah, für mein Empfinden, ein durchaus ausführlicheres Gespräch über die Zukunft hätten führen können.

Trotz meiner Kritikpunkte hat dieser Roman aber auch viele positive Seiten. Die Autorin lässt Notting Hill und die Stadt London sehr authentisch und bildhaft vor dem inneren Auge der Leser entstehen und es macht einfach viel Spaß, den Romanfiguren bei ihren Sightseeing- Restaurant- und Cafebesuchen über die imaginäre Schulter zu schauen. In Sachen Weihnachtsatmosphäre kann der Roman ebenfalls auf ganzer Linie punkten und die Liebesgeschichte von Hannah und Raj fand ich richtig süß, wenn sie auch etwas zu kurz kam.

Wer noch auf der Suche sein sollte, nach einer leichten, kurzweiligen und soliden Weihnachtsromance, kann hier ruhig zugreifen und wird sich bestimmt gut unterhalten fühlen. Mir ging es schließlich genauso, wenn auch der allerletzte Funke, im Vergleich zu „Winterzauber in Manhattan“, bei mir leider nicht übergesprungen ist.

Kurz gefasst: Stimmungsvolle Weihnachtsromance, nicht nur für „Notting Hill“ Fans.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Der gute Geist des Hauses…. Dramatischer Pageturner, mit komplexer Handlung

Die Tochter des Uhrmachers
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Gegenwart, London:

Elodie Winslow, die Tochter einer vor Jahren, tödlich verunglückten, berühmten Cellistin, steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem reichen Finanzier. Doch Elodie, ist nicht so wirklich ...

Gegenwart, London:

Elodie Winslow, die Tochter einer vor Jahren, tödlich verunglückten, berühmten Cellistin, steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem reichen Finanzier. Doch Elodie, ist nicht so wirklich nach Hochzeitsplanungen, zu denen sie vor allem von ihrem Bräutigam und ihrer zukünftigen Schwiegermutter gedrängt wird. Elodies Vater findet die Idee der zukünftigen Schwiegermutter, aufgenommene Videobänder auf denen sich Konzerte von Elodies Mutter befinden, als musikalische Untermalung zu nutzen bei der Hochzeitsfeier, ganz wunderbar. Er hat den Verlust seiner geliebten Frau niemals verwinden können. Ganz im Gegensatz zu Elodie, die nur noch recht vage Erinnerungen an ihre Mutter besitzt.

Dennoch, als Elodie, die als Archivarin in einer angesehenen Kanzlei arbeitet, auf eine abgegriffene, lederne Mappe stößt, in der sich Bilder befinden, ist ihre Neugierde geweckt. Auf einem der Bilder befindet sich ein Haus, dass den „Gute Nacht-Geschichten“ Beschreibungen ihrer Mutter dermaßen gleicht, dass es schon unheimlich wirkt.
Auch das Bildnis einer unbekannten, sehr attraktiven Frau, findet Elodie in der Mappe vor. Sie beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Doch ihre Motive sind nicht rein beruflicher Natur. Denn ihr Onkel Tip, dem sie die Bilder zeigt, reagiert seltsamerweise überaus überrascht und zugeknöpft. Dann taucht kurz darauf ein geschossenes Photo auf, das ihre Mutter und den Musiker, der damals bei dem Unfall ebenfalls tödlich verunglückte, kurz zuvor, in der Nähe des „Traumhauses“ zeigt. Warum war sie dort?

London 1862:

Die attraktive, ehemalige Taschendiebin Birdie hat es weit gebracht. Es ist ihr gelungen, das Interesse des reichen Künstlers Edward Radcliffe zu wecken. Unter dem Namen Lily, gilt sie als dessen Muse und ganz London spricht bereits von dem außergewöhnlichen Kunstwerk, das er mit ihrer Hilfe schuf. Doch Lily und Edward haben sich ineinander verliebt. Und das, obwohl er verlobt ist. Eine Abschiedsfeier auf Birchwood Manor, führt zur Katastrophe und dann verschwindet auch noch ein wertvolles Schmuckstück…

Birchwood Manor 1899:

Die kleine Ada Lovegrove, die mit ihren Eltern zuvor in Indien lebte, wird nach England geschickt, um dort fortan in einem Mädcheninternat zu leben. Das Internat wird geführt von Lucy Radcliffe, der Schwester von Edward. Die einsame Ada freundet sich an mit Lucy…

Birchwood Manor, während des 2. Weltkriegs:

Die verwitwete Journalistin Juliet, kehrt London den Rücken, nachdem ihre Familie ausgebombt wurde und zieht für eine Weile aufs Land mit ihren Kindern. Besonders ihr kleiner Sohn fühlt sich dort wohl. Er spricht stets, wie Juliet glaubt, mit einer Phantasiefreundin…

„Die Tochter des Uhrmachers“, der aktuelle Roman von Kate Morton, erzählt nicht nur die Geschichte eines Hauses und der Bewohner. Es ist auch die Story der jungen Überlebenskünstlerin Birdie, deren Werdegang ein wenig mehr von der Autorin in den Fokus gerückt wurde, als die Geschichten der anderen Akteure. Birdie ist eine sympathische Frau, mit der man sich als Leser schnell identifizieren kann und man liebt und leidet, ob ihres Schicksals, regelrecht mit beim Lesen. Aber auch Ada ist mir schnell ans Herz gewachsen, sowie Tip. Natürlich gibt es einen großen Zusammenhang, der erklärt, wieso die verschiedenen Akteure eine Verbindung haben und ich mochte Kate Mortons packend erzählten Roman sehr. Ihre bildhaft poetische Ausdrucksweise, ihre vielen lebensklugen Weisheiten, die sie eingebunden hat in „Die Tochter des Uhrmachers“, haben mir ein tolles Lesevergnügen beschert und ich fand es ganz erstaunlich, dass die Autorin bei dieser dermaßen komplexen Handlung nicht den sprichwörtlichen Faden beim Schreiben verloren hat.

Es gibt allerdings auch ein kleines „aber“; daher habe ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen. Obwohl der Roman ein Wahnsinnspageturner ist, fand ich, dass so manche Figuren leider recht blass beschrieben blieben. Beispielsweise Elodie. Man erfährt kaum etwas über sie, abgesehen davon, dass sie die Tochter einer berühmten Cellistin ist und einen Mann heiraten wird, den sie eigentlich so gar nicht liebt. Sie bleibt auch im weiteren Verlauf ein Fremdkörper und dient der Autorin leider nur als Mittel zum Zweck, eben um die noch offenen Handlungsstränge in der Gegenwart zusammenzuführen. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Fingerspitzengefühl von Seiten der Autorin gewünscht. Und auch Romantiker werden sicherlich etwas enttäuscht sein, denn Birdie erzählt viele Geschehnisse „aus dem Off“.
Auch über den Werdegang von Ada hätte ich gerne mehr erfahren, gleiches gilt für Juliet.

Abgesehen davon ist der aktuelle Roman von Kate Morton allerdings ein sehr lesenswerter Schmöker, der, trotz seiner immerhin über 600 Seiten, keinerlei Längen aufzuweisen hat.
Vielleicht sollte man „Die Tochter des Uhrmachers“, aber nicht unbedingt vor dem Schlafengehen beginnen, denn man kann das Buch kaum zur Seite legen, da die Autorin so gut mit der Neugierde ihrer Leser spielt.

Kurz gefasst: Der gute Geist des Hauses…. Dramatischer Pageturner, mit komplexer Handlung.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Kate Linville und DCI Hale ermitteln wieder- Packender Krimi mit unerwarteten Wendungen, wenn auch mit leichten Längen

Die Suche
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Meine Rezension:

Scotland Yard Ermittlerin und Einzelgängerin Kate Linville ist erneut in Scarborough. Diesmal eigentlich nur, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Nachdem sich Mieter des Elternhauses, ...

Meine Rezension:

Scotland Yard Ermittlerin und Einzelgängerin Kate Linville ist erneut in Scarborough. Diesmal eigentlich nur, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Nachdem sich Mieter des Elternhauses, als Messis entpuppten und die Räume dermaßen zumüllten, dass nur noch eine Entkernung helfen kann, möchte Kate vor Ort bleiben; so lange, bis sie einen Käufer für das Haus gefunden hat. In der Zwischenzeit zieht sie in eine kleine privat geführte Pension im Ort und wird daher eher zufällig in einen Vermisstenfall verwickelt. Die Tochter der Pensionswirtin, Amelie Goldsby, verschwindet plötzlich aus dem Auto ihrer Mutter, die eigentlich nur schnell in den Supermarkt springen wollte. Normalerweise wäre das kein Grund zur Aufregung, doch kurz zuvor wurde ein kleines Mädchen entführt und ermordet in den Hochmooren aufgefunden und nun befürchtet die Polizei, dass Amelie ebenfalls in die Hände des, von der sensationlüsternen Presse betitelten „Hochmoor-Killers“ gefallen sein könnte.

DCI Caleb Hale staunt nicht schlecht, als er Kate in der Pension entdeckt, doch diese versichert ihm felsenfest, dass sie sich diesmal nicht in seine Ermittlungen einmischen wird. Schließlich hat sie alle Hände voll damit zu tun, einen Käufer für das Haus zu bekommen. Außerdem hat sie sich in einer Datingagentur angemeldet und hofft, endlich einen passenden Partner zu finden, damit sie sich nicht mehr so einsam fühlen muss.
Caleb, der zwar mittlerweile trocken, aber immer noch in Versuchung ist, seiner Alkoholsucht nachzugeben, stößt bei seinen Nachforschungen auf ein weiteres Mädchen, das vor vier Jahren spurlos verschwand. Auch Hannah lebte, zusammen mit ihrem Vater Ryan, in Scarborough. Es scheint also so zu sein, dass hier tatsächlich ein Serientäter am Werk ist und Caleb fürchtet, dass ihm die Zeit wegläuft.

Derweil versucht eine Betreuerin vom Jugendamt händeringend ihren Schützling Mandy zu finden. Laut ihrer Familie lief das junge Mädchen nach einem Streit mit der Mutter davon, doch seitdem ist bereits einige Zeit vergangen und so wendet sich die Betreuerin verzweifelt an die Polizei. Die Ermittler reagieren jedoch äußerst verhalten, denn Mandys Familie wurde bereits mehrfach auffällig; zudem verschwand Mandy bereits zuvor, weil sie es zu Hause nicht aushielt. Sie glauben nicht daran, dass Mandy entführt wurde.
Dann taucht Amelie wieder auf; ihr ist die Flucht gelungen vor ihrem Peiniger, der sie festhielt. Doch Amelie ist schwer traumatisiert und will nicht über das, was ihr geschehen ist, reden…

Nachdem Charlotte Link, in ihrem 2015 erschienenen Roman „Die Betrogene“ Kate Linville und DCI Caleb Hale bereits schon mal aufeinander treffen ließ, handelt es sich bei dem aktuellen Krimi „Die Suche“ um eine lose Fortsetzung, die übrigens auch bereits fürs TV verfilmt wurde mit Peri Baumeister und Dirk Borchardt in den Hauptrollen.

Neben, den bereits bekannten Figuren, Kate und Caleb, lernt man in „Die Suche“, einige Nebenfiguren kennen, deren Werdegang, eng mit dem Kriminalfall der verschwundenen Mädchen verknüpft ist. Durch diese Akteure, bekommt der Leser viele unterschiedliche Blickwinkel auf den zunächst sehr undurchsichtigen Fall geboten, was mir gut gefiel. Dazu hat Charlotte Link ihrem Ermittlerduo eine akribisch erzählte Ermittlungsarbeit auf den Leib geschrieben, die mich dagegen ein wenig zwiegespalten zurückgelassen hat. Einerseits finde ich es interessant, wenn Autoren die Polizeiarbeit glaubwürdig verpackt, einbindet, andererseits sorgte die Ausführlichkeit, mit der die Autorin hier vorging, aber auch für einige Längen. Manches wird zu oft wiederholt, dazu hat man das Gefühl, als wüsste Caleb nicht wirklich, was er tut; begeht in seiner Unsicherheit und seinem Starrsinn Fehler, die er eigentlich, bedenkt man seinen Rang und seine Berufserfahrung, nicht machen dürfte.

Eigentlich ist es wieder Kate, die ihm in Sachen Ermittlungsarbeit den Rang abläuft, was ich schade fand; ich hätte mir stattdessen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, der beiden gewünscht. Überhaupt kommt Caleb leider etwas kurz in diesem Band. Stattdessen erfahren die Leser diesmal noch etwas mehr über Kates Gedanken-und Gefühlswelt, wobei Kate immer noch recht spröde erscheint, was sich ja vielleicht in einem weiteren Teil noch ändern wird. Immerhin zeigt sie erste Anlagen sich zu öffnen, selbst wenn sie verletzt wurde…

Nachdem die erste Hälfte des Romans ein wenig gemächlich erzählt erscheint, zieht die Autorin dann aber endlich den Spannungsbogen an, streut falsche Fährten und besonders Mandys Romanpassagen fand ich unglaublich packend erzählt! Viele Leser bescheinigen der Autorin ja einen sehr leichten Erzählstil, doch Charlotte Link hat das große Talent, die Gefühlswelten ihrer Protagonisten sensibel und glaubwürdig darzustellen, so dass man sich gut in die Akteure hineindenken kann; selbst wenn man sich nicht durchweg sympathisch findet, ist man dennoch neugierig auf ihren Werdegang. Ich habe mich, bis auf besagte Kritikpunkte, gut unterhalten gefühlt von dem zweiten Linville/Hale Roman und hoffe sehr, dass die Autorin einen dritten Teil schreiben wird, denn ich bin schon neugierig auf eine Weiterentwicklung des Heldenpaares.

Kurz gefasst: Kate Linville und DCI Hale ermitteln wieder- Packender Krimi mit unerwarteten Wendungen, wenn auch mit leichten Längen.

Kate Linville/ DCI Caleb Hale:

1. Teil: Die Betrogene
2. Teil: Die Suche

Veröffentlicht am 12.10.2018

Als Psychothriller, falsch deklariertes Drama, mit leichten Längen, das meinen Lesenerv leider nicht richtig treffen konnte

Lügen. Nichts als Lügen
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Sophias Eltern, leben fernab in ländlicher Idylle, während Sophia in London für einen fordernden Chef arbeitet. Sophia bemüht sich sehr in ihrem neuen Job, doch dann gerät sie an einen Vorgesetzten, während ...

Sophias Eltern, leben fernab in ländlicher Idylle, während Sophia in London für einen fordernden Chef arbeitet. Sophia bemüht sich sehr in ihrem neuen Job, doch dann gerät sie an einen Vorgesetzten, während einer Party, der sie abschleppen will. Was ihm zunächst auch gelingt, bis Sophia bemerkt, dass der Mann verheiratet ist. Sie überlegt es sich anders, der Vorgesetzte ist verärgert und droht ihr damit, ihr in Zukunft, Steine in den Weg zu legen. Sophia ärgert sich über alle Maßen über ihre Dummheit, aber vor allem, weil sie ihre Mutter, die kurz zuvor besorgt anrief und sie darum bat, sofort nach Hause zu kommen, so schnell und lieblos abgefertigt hat.

Ihr kommen Gewissensbisse und so fährt sie gleich am nächsten Morgen zu ihrem Elternhaus; eine lange Autofahrt steht ihr bevor, an deren Ende Sophia ein schreckliches Bild erwartet. Sie findet ihre Mutter auf dem Anwesen der Eltern, von einer Lichterkette erdrosselt auf, in der Nähe liegt ihr Vater, nicht ansprechbar und schwer verletzt durch eine Stichwaffe.
Sophia ist entsetzt. Die herbeigerufene Polizei ist sich dagegen schnell sicher, dass Sophias Mutter erst ihren Mann umbringen wollte und dann Selbstmord begangen hat.
Sophia glaubt nicht eine Sekunde daran, sie weiß genau, dass ihre Mutter keine Mörderin war. Zudem erfährt sie, dass zuvor mehrfach eingebrochen wurde, in der elterlichen Gärtnerei. Was haben der oder die Unbekannten bloß dort gesucht? Schließlich waren Sophias Eltern keinesfalls vermögend.

Ihren Vater kann die junge Frau nicht befragen, er liegt immer noch schwer verletzt im Krankenhaus im Koma. Und ihr bester Freund Rowan, mit dem sie aufwuchs und der zusammen mit seiner Frau für Sophias Eltern arbeitete, weiß auch keinen Rat.
Immerhin erfährt sie, nur wenig später, dass ihre Mutter an einem Buch schrieb- auch ein Verlag bekundete bereits sein Interesse.
Von den verschwundenen drei Notizbüchern, findet Sophia zunächst zwei; ausgerechnet im Geräteschuppen ihres Vaters.
Neugierig macht sie sich daran, sie zu lesen und taucht tief ein in die verstörende Geschichte ihrer Mutter…

„Lügen. Nichts als Lügen“, deklariert als Psychothriller, von Helen Callaghan, weckte mein Interesse aufgrund des zwar kurzen, aber knackig verfassten Klappentextes. Ich erhoffte mir eine spannende Geschichte, voller unerwarteter Wendungen und na ja, reichlich Psychothrill. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass die Story, nach dem spektakulären Beginn, in ein einfaches Drama umschlagen würde. Die eigentliche Hauptfigur ist dann auch nicht Sophia, sondern ihre Mutter Nina, deren einschlägige Sekten-Erfahrung, Mitte der 80er Jahre, zum Hauptthema gemacht wird. Und Ninas Erlebnisse mit dem Sektenguru Aaron Kessler, einem gescheiterten Rockband- Mitglied, werden dermaßen detailliert geschildert, dass man als Leser gut nachvollziehen kann, wieso sich junge, im Leben unsichere Menschen, von dieser schillernden Figur angezogen fühlen.

Das ist einerseits aber nicht jedermanns Sache, zu lesen, wie sich die naive Nina, anfangs immer mehr verliert in den Fängen von „Morningstar“ und andererseits fühlte sich die Story rein vom Zeitgefühl her, eher an, nach, Ende der 60er, bis Mitte der 70er Jahre, denn auch bewusstseinserweiternde Drogen, die die Mitglieder der Sekte zur Erleuchtung führen sollen, wurden thematisiert.
Dazu traf der, doch sehr einfache Erzählstil der Autorin nicht so sehr meinen persönlichen Lesegeschmack.

Immerhin, manche Wendungen, die die Story nahm, verblüfften mich schon, wenn sie auch keine wirklichen Thrillerqualitäten besaßen.
Dagegen fand ich diverse Handlungen der Haupt und Nebenfiguren, nicht wirklich schlüssig. Warum etwa interessiert sich ein machtbesessener, alles kontrollierender Mann, nicht um den Werdegang seiner Tochter? Lässt sie gar aus seinem Dunstkreis entschwinden? Wieso gibt sich die Polizei so schnell damit zufrieden, an ein Familiendrama zu glauben, anstatt erst einmal in alle Richtungen weiterzuermitteln, obwohl doch zuvor oft eingebrochen wurde in der Gärtnerei? Dennoch trotz meiner vielen Kritikpunkte, habe ich zumindest Ninas Geschichte neugierig weiterlesen wollen, um zu erfahren, wie sich Nina retten konnte. Daher verleihe ich für „Lügen. Nichts als Lügen“, trotz alledem, drei von 5 Punkten, selbst wenn man hier leider keinen echten Psychothrill geboten bekommt.

Kurz gefasst: Als Psychothriller, falsch deklariertes Drama, mit leichten Längen, das meinen Lesenerv leider nicht richtig treffen konnte.