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Veröffentlicht am 19.07.2018

Unterschwellige Spannung bis zum überraschenden Ende!

Die Flut
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Rezension „Die Flut“ von Arno Strobel


Inhalt:

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen auf Amrum. Er überwältigt Paare und betäubt sie. Die Frau buddelt er bis zum Kopf in den Sand ...

Rezension „Die Flut“ von Arno Strobel


Inhalt:

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen auf Amrum. Er überwältigt Paare und betäubt sie. Die Frau buddelt er bis zum Kopf in den Sand ein. Den Mann fesselt er an einem Pfahl in der Nähe – mit Blickrichtung zu seiner Frau. Dann wartet er auf die Flut… und lässt den Mann zusehen, wie seine Frau ertrinkt.


Cover und Klappentext:

Cover und Klappentext sind in gewohnter Strobel-Manier super und lassen es einfach nicht zu, das Buch nicht zu kaufen. Wirklich toll, finde ich den Wiedererkennungswert von Arno Strobel – Büchern. Immer schwarz mit schlichtem aber prägnantem Motiv, auf allen Büchern eine identische Schriftart, wechselnde Schriftfarben… toll!


Stil und Storyaufbau:

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Es gibt den neutralen Erzähler, der die Geschehnisse und Gefühle der Hauptfiguren wiedergibt und es gibt den Ich-Erzähler, der in diesem Fall der Serienmörder ist.
Der neutrale Erzählstrang berichtet über zwei Pärchen, die auf Amrum Urlaub machen und über die ermittelnden Kommissare der Polizei.
Die verschiedenen Erzählstränge lassen das komplette Buch über keine Langeweile zu.


Charaktere:

Andreas und Martina – diesem Ehepaar gehört das Strandhaus, in dem die Paare Urlaub machen. Andreas ist etwas eigen. Er hält sich für sehr schlau, baggert die Frau des anderen Urlaubers an und hat schon lange keinen Spaß mehr in seiner Ehe… Martina ist die geborene Oberzicke, bzw. ob sie schon so geboren wurde ist eher fragwürdig. Anscheinend hatte sie auch mal bessere Tage. Auf jeden Fall schafft sie es sehr gut, schlechte Stimmung zu verbreiten.

Julia und Michael – sind das komplette Gegenteil der beiden und das andere Paar im Strandhaus: sie sind noch verliebt ineinander. Michael ist Andreas Kollege. Er lässt seinen Intellekt aber nicht so heraushängen, wie Andreas das gern tut. Er ist ruhig und besonnen – manchmal für seine Freundin Julia zu sehr. Julia ist ein kleines Energiebündel, leidenschaftlich, ehrlich, schnell auf 180, …

Die beiden Kommissare der Kripo Flensburg Harmsen und Diedrichsen sind ebenfalls seeehr gegensätzlich. Harmsen ist ein richtiger Haudegen und schießt sich schnell auf einen Verdächtigen ein. Seine Verbissenheit ist regelrecht spürbar. Diedrichsen dagegen ist der "gute Cop" - stets höflich und bemüht die Wogen zu glätten.

Besonders die bereits angesprochenen Täten-Perspektiven in der Geschichte haben es mir aber angetan. Wir wissen lange Zeit nicht, warum der Täter mordet. Wir wissen nur, dass er etwas für ihn sehr wichtiges herausfinden möchte. Seine Sicht auf die Dinge ist oft ziemlich befremdlich… aber durchaus interessant.

In anderen Rezensionen habe ich oft gelesen, dass die Figuren ihnen zu überspitzt seien und zu klischeehaft. Ja, da ist durchaus etwas dran. Es stört mich persönlich im vorliegenden Fall jedoch gar nicht, sondern macht das gewisse „Etwas“ aus.


Fazit:

Ich habe lange mitgerätselt, wer der Täter ist. Ich habe meine Meinung ständig überworfen. In jedem Kapitel hatte ich ein anderes komisches Gefühl… im Endeffekt verhalten sich meines Erachtens einfach mehrere Leute verdächtig oder passen in das „Täterklischee“. Was soll ich sagen. Ich lag total daneben. Das Ende hat mich sooo überraschend getroffen, dass ich kurze Zeit ja erst beleidigt war und das Buch sauer zur Seite gelegt habe. Sauer auf Arno Strobel, der mich echt vollkommen an der Nase herumgeführt hat. Nach ein paar Minuten, in denen ich diese Erkenntnis verdauen musste, war ich jedoch versöhnt. Deswegen lese ich ja gern Thriller! Das Buch ist seitdem mein „Lieblingsstrobel“.
5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 17.07.2018

Holpriges Debüt mit Potenzial

Brink of Insanity
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Das Debüt der Autorin ist eine apokalyptische Dystopie und für mich außerdem ein Roman mit einigen Thriller- und Drama-Elementen.


Klappentext und Cover:

Wenn man das Buch zur ...

Das Debüt der Autorin ist eine apokalyptische Dystopie und für mich außerdem ein Roman mit einigen Thriller- und Drama-Elementen.


Klappentext und Cover:

Wenn man das Buch zur Hand nimmt, wundert man sich schon sehr, dass es statt des üblichen Klappentextes ein Bild auf der Rückseite gibt. Dieses Bild ist auch total passend (hierauf findet sich eine Art „Monster“, das später auch im Buch vorkommt).

Das Cover fand ich direkt sehr, sehr ansprechend – es war auch der Grund, wieso ich mich für die Leserunde beworben habe. Es ist düster und geheimnisvoll… und man möchte sofort erfahren, was es damit auf sich hat.
Ich muss hier außerdem unbedingt erwähnen, dass die Autorin das Cover, die rückseitige Zeichnung und weitere Abbildungen im Buch selbst erstellt hat! Hut ab für dieses Talent! Und ja – ihr habt richtig gelesen, im Buch finden sich Zeichnungen. Die Autorin möchte ggf. noch weitere Zeichnungen im Buch aufnehmen und damit einen Hauch Graphic Novel schaffen.


Zum Inhalt:

Brink of Insanity ist der Beginn einer Reihe. Im hiesigen ersten Teil begleiten wir einige junge Leute, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Schuld hieran sind seltsame Kreaturen, die plötzlich auftauchen und Menschen töten. Außerdem scheint eine Epidemie auszubrechen. Viele Menschen sind von einer Art Grippe befallen. Das gesellschaftliche Leben ist dadurch vollkommen zusammengebrochen und jeder ist auf sich allein gestellt… kurz nach dem Auftauchen der Kreaturen beginnen direkt Plünderungen und Chaos bricht aus…


Charaktere:

Es gibt viele Charaktere, die im Buch eine wichtige Rolle spielen. Leider konnte ich zu keinem von ihnen eine richtige Beziehung aufbauen. Die Charakterzeichnung ist der Autorin m.E. nur an wenigen Stellen im Buch wirklich gelungen. Das ist sehr schade, da alle Figuren durchaus Potenzial haben.

Wir lernen ganz zu Beginn fast alle Charaktere mit einen Mal kennen. Das war für mich ziemlich viel und sorgte des Öfteren für Verwirrung. Außerdem unterscheiden sich die Studenten am Anfang der Story kaum, da sie alle die gleichen Gefühle haben: Angst, Schock sowie Verwirrung dominieren natürlich am Anfang einer Apokalypse.

Später im Buch wird zu fast jeder wichtigen Figur eine Hintergrundstory preisgegeben. Alle haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und ich möchte mit keinem von ihnen tauschen müssen.

Nachdem der Hintergrund des Charakters erzählt wurde, konnte ich mir direkt merken, wer wer ist… ich hatte auch eine viel persönlichere Beziehung zu den Figuren und konnte ihre Handlungen nun verstehen. Leider setzte dies erst spät im Buch ein. Positiv zu erwähnen ist, dass die bereits genannten Hintergrundstorys sehr eindrücklich geschrieben wurden und mich emotional echt berühren konnten!


Stil und Storyaufbau:

Ich muss gestehen, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen. Es gibt hierfür mehrere Gründe. Zu Beginn des Buches häufen sich sehr viele Rechtschreib- und Grammatikfehler. Wie bereits erwähnt, handelt es sich um das Debüt der Autorin. Dies merkt man auch dem Schreibstil an. Ich würde ihn als „holprig“ beschreiben. Die Satzstellungen sind ungewöhnlich und erinnern an den englischen Sprachgebrauch. Es gibt viele Wort-Wiederholungen. Auch der Satzbau ist wenig abwechslungsreich. Dies hat den Einstieg ins Buch sehr erschwert.
Im Rahmen der Leserunde habe ich erfahren, dass für das Buch bisher kein Lektorat erfolgte. Das merkt man definitiv als überwiegender Leser von Verlagsautoren. Die Autorin hat sich jedoch bereits während der Leserunde dazu entschieden das Lektorat nachzuholen, was ich sehr begrüße. Ich empfehle den interessierten Lesern die Überarbeitung abzuwarten.

Auch der Storyaufbau konnte mich nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte plätschert lange Zeit so vor sich hin. Alles geht sehr langsam voran… die Spannung bleibt dabei leider auf der Strecke. Der Plot wirft hierbei so viele Fragen auf, die leider am Ende des ersten Teils der Reihe noch nicht einmal ansatzweise erklärt sind. Ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber mich stört das. Natürlich können Fragen bleiben… aber ich habe ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf.

Ich möchte aber auch hier positiv erwähnen, dass die Spannung zum Ende stark zunimmt und das Ende trotz eines gewaltigen Cliffhangers doch echt fulminant war.


Fazit:

Die düstere Stimmung, die das Cover vermittelt, kam bei mir nur selten an. Die langsame Story-Entwicklung ist für mich als bekennendem Thriller-Fan eine Enttäuschung – ich war die ganze Zeit über sehr ungeduldig beim Lesen. Auch die vielen Fehler am Anfang des Buchs haben meine Lesefluss leiden lassen. Unter Berücksichtigung des Spannungsanstiegs und des Showdowns am Ende kann ich jedoch sagen, dass es sich gelohnt hat durchzuhalten.
Von mir gibt es zwei Sterne für dieses Erstlingswerk: Einen für die ergreifenden Hintergrundgeschichten der Charaktere und einen für die spannenden letzten Kapitel, die neugierig auf die Fortsetzungen machen.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Mega-Auftakt einer tollen Serie um einen ungewöhnlichen Profiler

Todesfrist
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„Todesfrist“ ist der erste Teil der Todes – Reihe von Andreas Gruber und erschien im Juni 2017 als MP3-CD.

Vorweg möchte ich gern erwähnen, dass ich kein großer Fan von Reihen oder Ermittlern bin. Eine ...

„Todesfrist“ ist der erste Teil der Todes – Reihe von Andreas Gruber und erschien im Juni 2017 als MP3-CD.

Vorweg möchte ich gern erwähnen, dass ich kein großer Fan von Reihen oder Ermittlern bin. Eine Freundin hat mir diese Reihe aber sehr, sehr eindringlich empfohlen, sodass ich mich gezwungen sah, den Büchern um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez eine Chance zu geben.


Cover und Klappentext:

Das Cover des Buches ist prägnant - aber schlicht. Wir finden hierauf lediglich eine Schere und jede Menge Blut, dargestellt auf grau-weißem Hintergrund.
Das Cover sprang mir in den Buchläden zwar ins Auge, es hat mich jedoch nicht dazu gebracht, dass ich mir den Klappentext durchlas. Ich fand es zu „einfach“.
Mittlerweile weiß ich, dass die Cover von Gruber´s Büchern (fast) alle in diesem ruhigen Stil gehalten sind. Es ergibt sich somit natürlich ein Wiedererkennungswert, den ich durchaus begrüße, ein wenig mehr „Tamtam“ dürfte es für mich aber sein.
Der Klappentext macht in gewohnter Gruber-Manier seeehr neugierig auf die Geschichte ohne direkt zu viel zu verraten: Perfekt!


Stil und Storyaufbau:

Zum Inhalt möchte ich in diesem Fall gar nicht viel verraten, um allen interessierten Hörern und Lesern nicht die Spannung zu nehmen. Allein der Prolog hat mich schon schockiert und gespannt wie einen Flitzebogen zurückgelassen. Es geht aber nicht nur im Prolog spannend zu – die ganze Story hat einen unheimlich ausgeprägten Spannungsbogen und macht es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen (bzw. in meinem Fall, das Auto-Radio auszuschalten). Wir folgen dabei mehreren Erzählsträngen. Diese scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Hier gibt es einmal die Geschichte um die Therapeutin Helen Berger aus Wien, die vom Täter aufgefordert wird eines seiner Rätsel zu lösen. Außerdem gibt es natürlich die Polizistin Sabine Nemez (Kriminal-Dauerdienst München), die mit dem Profiler Maarten S. Sneijder (BKA Wiesbaden) versucht den Tod ihrer Mutter aufzuklären. Der letzte Erzählstrang (für mich der spannendste!) gab Therapiesitzungen wieder, in denen sich Patient und Therapeutin mehr oder minder einen „psychologischen Machtkampf“ liefern. Auf diese Passagen habe ich mich jedes Mal gefreut! Nach und nach laufen diese Erzählstränge aufeinander zu und führen somit zur Lösung der Story.

Besonders lobend erwähnen muss ich bei diesem Hörbuch unbedingt den Sprecher Achim Buch! Er ist wirklich fantastisch. Zum einen hat er eine sehr gute Sprachgeschwindigkeit und –melodie. Er betont die Szenen wirklich ausgezeichnet und erzeugt damit die jeweils passende Stimmung. Zum anderen ist er ein begnadeter Sprecher von Dialekten und Akzenten. Es macht wirklich Spaß ihn Sneijder sprechen zu hören – der niederländische Akzent ist perfekt getroffen. Außerdem spricht er den Patienten des dritten Erzählstrangs mit sächsischem Dialekt. Auch das macht ist großartig!


Charaktere:

Das Buch lebt von den glaubwürdig gezeichneten Protagonisten. Gruber versteht es Figuren zu entwerfen, die im Gedächtnis bleiben, polarisieren, den Leser emotional mitreißen und dabei auch authentisch sind.
Bei den Charakteren muss man natürlich Sneijder erwähnen. Der ultimative Kotzbrocken! Was ging er mir auf die Nerven als er zur Handlung stieß… und wie toll fand ich ihn auf einmal gegen Ende des Buchs?!
Der von Kopfschmerzen geplagte, kiffende, Bücher klauende Holländer mit Faible für die drei-Fakten-Regel… was für ein genialer Charakter. Man liebt ihn, man hasst ihn… und das manchmal sogar gleichzeitig. Genauso geht es vermutlich seinen Vorgesetzten, die ihn und seine durchaus unkonventionellen Ermittlungsmethoden nur aufgrund seiner hohen Aufklärungsquote dulden.
Sabine Nemez hingegen ist der good Cop der beiden – zielstrebig, ehrlich, ehrgeizig, klug und empathisch... und auch ein kleiner Sturkopf.

*
Fazit:

Die Story zeichnet sich dadurch aus, dass es nie langweilig wird. Es folgen stets neue Informationen und actionreiche Szenen. Gruber lässt uns Lesern und Hörern dabei kaum Zeit zum Durchatmen (aber wollen wir die überhaupt?! ).
Das außergewöhnliche, zufällig zusammengewürfelte Ermittler-Duo tut sein Übrigens um den Unterhaltungswert des Buchs zu steigern. Die Mordfälle sind dabei nichts für schwache Nerven aber durchaus etwas anderes als man es in anderen Thrillern zu lesen bekommt.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine eindeutige Kaufempfehlung für alle Thriller-Fans und die, die es werden wollen. Und nun geht raus und kauft euch dieses Buch und fangt an zu lesen! Ihr solltet aber keine dringenden Termine haben. Die werdet ihr eh absagen.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Solider Horror-Thriller

Bruder
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Rezension zu „Bruder“ von Ania Ahlborn

Das Buch wird zwar als Thriller angepriesen. Für mich ist es jedoch ein Genre-Mix. Man findet hier Thriller-Elemente gepaart mit Psychospielchen: Ein trauriges Familiendrama ...

Rezension zu „Bruder“ von Ania Ahlborn

Das Buch wird zwar als Thriller angepriesen. Für mich ist es jedoch ein Genre-Mix. Man findet hier Thriller-Elemente gepaart mit Psychospielchen: Ein trauriges Familiendrama inklusive perfidem Horror.


Cover und Klappentext:

Das Cover des Buches ist optimal getroffen. Fand ich es bereits vorm Lesen schon unheimlich und schaurig schön, so kann ich sagen, dass es nach dem Lesen nochmal um einiges bedrückender auf mich wirkt.
Im Hintergrund sieht man das alte Farmhaus der Familie Morrow bei Nacht – und es wirkt genauso schäbig, wie es im Buch beschrieben wird. Im Vordergrund liegt eine nackte Frau(enleiche?). Der Mond taucht die dunklen Wolken in ein unheimliches Licht und setzt die Frau im Vordergrund so ungewollt in Szene.
Der Klappentext verrät nicht zu viel und macht trotzdem neugierig auf die Geschichte. Perfekt!


Zum Inhalt:

Die Morrows leben fernab des Highway in einem alten Farmhaus. Die Familie besteht aus Claudine und Wade Morrow sowie ihren drei Kindern Ray, Michael und Misty Dawn.
Man kann sie alle mit gutem Gewissen als gestört bezeichnen. Es wird gemordert, vertuscht, gequält, geschlagen… psychische und physische Gewalt stehen an der Tagesordnung.
Für Michael ist dies besonders schwer zu ertragen. Träumt er doch mit seinen gesammelten Postkarten davon einmal schönere Orte auf der Welt zu sehen. Er scheint seinem Ziel näher zu kommen, als er ein Mädchen kennenlernt. Aber damit nimmt das Unheil seinen Lauf…



Charaktere – Kurzübersicht und -entwicklung:

Claudine ist eine grausame Frau und Mutter. Ganz gleich, was ihr ggf. widerfahren ist, es ist keine Entschuldigung für ihre Taten. Ich habe während des gesamten Buchs nur Abscheu empfunden.

Wade ist Kriegsveteran und ein Feigling – wie auch immer das zusammenpasst. Zu Anfang dachte ich noch, er ist einfach nur hilflos und desillusioniert. Je weiter die Geschichte fortschritt, umso wütender wurde ich jedoch auch auf ihn.

Misty Dawn ist für mich – sogar noch vor Michael – die traurigste und bedauernswerteste Figur in diesem Buch. Sie kann machen, was sie will, es wird immer falsch sein. Sie ist allein und schutzlos ihrer grausamen und feigen Familie ausgeliefert.

Warum Claudine, Wade und Misty so sind, wie man sie im Buch kennenlernt, erfahren wir leider nur ansatzweise. Hier hätte ich mir kleine Ausflüge in ihre Vergangenheit gewünscht, um mehr zu erfahren.

Rebel steht seiner Mutter in Sachen Grausamkeiten in nichts nach… ist aber trotzdem eine tragische Figur. Seine Handlungen sind erschreckend, kühl und taktierend, aber dennoch verstehe ich ihn am Ende des Buchs – irgendwie… Auf eine kranke Art und Weise… aber ich verstehe ihn.

Wir erfahren auch nach und nach, wieso Ray zu Rebel wurde. Hier möchte ich nicht zu viel verraten.

Michael ist unschuldig in all die furchtbaren Dinge hereingeraten. Was man ihm jedoch vorwerfen kann, ist seine Angst und Tatenlosigkeit, mit der er einfach nur sein Schicksal erträgt.

Genau wie Rebel macht auch Michael eine Entwicklung durch – genau genommen sogar mehrere Entwicklungen. Obwohl mir Michael nicht sympathisch war, litt ich mit ihm und ärgerte mich über seine Naivität…


Stil und Storyaufbau:

Wir springen in den Kapiteln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Geschichte wie Ray zu Rebel wurde, läuft sich zuspitzend immer mehr auf die Gegenwart bis sie in dieser mündet. Dies ist unheimlich gut gemacht und verleiht dem Buch eine tolle Spannung. Cliffhanger inklusive.
Nach und nach werden dem Leser häppchenweise neue Informationen gegeben, die ein anderes Licht auf die Geschehnisse werfen und somit Rebels und Michaels Beziehung ständig in ein anderes Licht rücken. Mit vielem davon hätte man nicht gerechnet. Einiges konnte man vermuten… der Spannung tut dies aber keinen Abbruch.


Fazit:

Die bedrückende, düstere Stimmung, die Angst und Verzweiflung ist während des gesamten Buchs zu spüren. Ich mochte das Buch, habe aber eine Weile gebraucht, bis ich rein kam. Danach wollte ich aber unbedingt wissen, wie es mit der kranken Beziehung der beiden Brüder weitergeht.
Von mir gibt es 3,5 Sterne. Einen halben Stern Abzug gibt es dafür, dass die Eltern nicht ausreichend gezeichnet sind. Man kann die Handlungen dieser Figuren nicht nachvollziehen. Für den fünften Stern fehlt außerdem der richtige Wow-Effekt, den ich hier leider nicht hatte.



Veröffentlicht am 14.06.2018

Fitzek in Form!

Flugangst 7A
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Sebastian Fitzek nimmt uns mit seinem Psychothriller „Flugangst ZA“, 2017 bei Droemer Knaur erschienen, mit auf eine nervenzerreißende Reise von Buenos Aires nach (und durch) Berlin.
Mit dem Cover hat ...

Sebastian Fitzek nimmt uns mit seinem Psychothriller „Flugangst ZA“, 2017 bei Droemer Knaur erschienen, mit auf eine nervenzerreißende Reise von Buenos Aires nach (und durch) Berlin.
Mit dem Cover hat sich die Marketing-Abteilung des Verlags echt wieder selbst übertroffen – jeder Fitzek wird mittlerweile ein echter Hingucker im Regal.
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Zunächst lernen wir Mats näher kennen. Er ist zu Beginn des Buches im Flugzeug eingecheckt und seine Flugangst beginnt ihn zu kontrollieren. Nach und nach erfahren wir seine Gedanken und etwas zu seinem Hintergrund, z.B. wieso er seine Frau und seine Tochter allein gelassen hat und dass ihn deswegen mittlerweile böse Schuldgefühle plagen. Schuldgefühle, die ihn dazu zwingen trotz Flugangst nach Berlin zu fliegen um nun endlich für seine Tochter da zu sein. Am Anfang war ich mir nicht sicher, was ich von ihm halten soll… was ist das für ein Mensch, der erst seine Familie im Stich lässt und sich Jahre später für seine Tochter seiner größten Angst stellt?
Mit Beginn der Erpressung wird mir persönlich Mats immer sympathischer und ich leide regelrecht mit ihm – bezüglich der Flugangst übrigens genauso sehr wie wegen der Sorge um seine entführte, schwangere Tochter. Zusätzlich quälen ihn Gewissenbisse, da er seine ehemalige Patientin triggern soll um somit das Flugzeug zum Absturz zu bringen… angeblich ist es jedoch die einzige Möglichkeit seine Tochter Nele zu retten. Mats steckt also so richtig im moralischen und emotionalen Dilemma. Ich fand es äußerst spannend, wie er damit umgeht und welche Gedanken ihn beschäftigen, wie er seine Entscheidungen begründet… all das erfahren wir und genau das, macht für mich auch einen Psychothriller aus.
Neben Mats spielen noch Nele – Mats Tochter – und Feli – seine ehemalige Kollegin und Geliebte –entscheidende Rollen. Bei beiden muss ich allerdings sagen, dass mich die Charakterzeichnung hier nicht vollends überzeugt hat. Dies ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass Fitzek während des Buchs häufig die Erzählperspektive wechselt. Wir lesen also zum Einen aus Sicht von Mats an Bord und zum Anderen aus Sicht von Feli und Nele in Berlin (gegen Ende auch aus Sicht weiterer Personen). Da sich der Großteil der Handlung jedoch im Flugzeug aus Sicht von Mats zuträgt, habe ich zu ihm die größte Bindung aufgebaut und konnte ihn am besten verstehen. Felis Handlungen waren für mich oft nicht ganz nachvollziehbar. Über Nele habe ich auch nur das Nötigste erfahren, sodass sie für mich während des Buchs nur „Druckmittel“ und Opfer blieb.
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Die abwechselnden Erzählstränge haben es für mich jedoch geschafft das Buch nach und nach zu einem wahren Pageturner werden zu lassen. Die Cliffhanger am Ende der meist kurzen Kapitel sind für mich ein typisches Merkmal von Fitzek – und ich liebe, wie er uns so zwingt weiterzulesen!
Ich hätte mir für „Flugangst 7A“ sogar noch eine anonymisierte Täter-Perspektive gewünscht, aus der ebenfalls hätte erzählt werden können. Aber man soll ja nicht gleich zu viel verlangen.
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Bezüglich des Plots und der daraus entstehenden Auflösung kann ich persönlich nur sagen: Chapeau! Natürlich ist die Story konstruiert und extrem komplex… aber genau das mag ich. Ich möchte bei einem Psychothriller rätseln und nicht nach den ersten 20 Seiten Täter und Motiv kennen. Falls ich schnell mit dem „Wer“ richtig liege, muss auf jeden Fall das „Warum“ unklar bleiben und das hat Fitzek hier in meinem Falle beides geschafft. Ich hätte die Auflösung nie so vermutet. Trotzdem fand ich den Fall und seine Auflösung nicht unlogisch. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich so etwas ähnlich zutragen könnte (bis auf wenige kleine Ausnahmen vielleicht).

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Alles in allem aus meiner Sicht endlich wieder ein „richtiger“ Fitzek. Mit dem Paket habe ich damals ziemlich gehadert… AchtNacht war schon wieder eher mein Geschmack – auch wenn mir da durchweg alle Hauptfiguren gewaltig auf die Nerven gingen. Nun habe ich mit „Flugangst 7A“ aber wieder ein Buch eines meiner Lieblingsautoren gelesen, dass mich wirklich fesseln und mitreißen konnte – sowohl von der Thematik, der Figuren, der Auflösung, seines Schreibstils und des Gesamtaufbaus. Von mir eine klare Leseempfehlung – 4,5 von 5 Sternen.