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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2017

Authentisch und aktuell

Alternativen
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Thomas lebt in Frankfurt. Eines Abends wird er von einer Bande Ausländer überfallen. Statt zur Polizei zu gehen lässt er sich darauf ein, der Partei „Die besseren Deutschen“ beizutreten. Was er hier erlebt ...

Thomas lebt in Frankfurt. Eines Abends wird er von einer Bande Ausländer überfallen. Statt zur Polizei zu gehen lässt er sich darauf ein, der Partei „Die besseren Deutschen“ beizutreten. Was er hier erlebt bringt ihn ins Grübeln. Mag er da wirklich dazugehören? Als er ein geheimes Telefonat belauscht wird ihm klar: Das ist nicht seine Welt. Aber wie kommt er jetzt am besten wieder raus aus dem Sumpf?
Tewes beschreibt zwar ein fiktives Szenario, das aber durch seine Recherchen in einer rechtsgerichteten Partei sehr authentisch wirkt und den Leser zum Nachdenken anregt. Fiktion vermischt sich mit Realität und das in einer Art, die man so nicht glauben mag. Erschüttert sie doch in ihrer Komplexität das gesamte Weltbild. Tewes legt den Finger in die Wunde, eine einfache Lösung für das Terrorproblem gibt es nicht. Das Buch ist sehr aktuell, flicht wahre Geschehnisse mit ein und macht den Leser atemlos. Besonders die Szene im Frankfurter Bahnhof ist starker Tobak. Entgegen wirkt dann wieder die manchmal etwas poetische Art des Autors. „… ich bin doch nur eine Ente, hier wie da…“ oder „… die Stille des Krankenhauses flog durch den Raum…“ Gleichzeitig wird aber auch die Ohnmacht der Behörden spürbar.
Tewes Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn ich anfangs etwas schwer in die Handlung fand, bis alle Personen eingeführt waren. Ein wenig hatte ich vor dem Lesen ja Angst, dass ich der Handlung nicht folgen könne, da ich politisch eher wenig interessiert bin. Die Parteisitzungen fand ich dann auch etwas schwierig für mich, aber die nahmen nur einen kleinen Teil der Handlung ein. Die Rahmenhandlung war spannend und flüssig geschrieben, so dass ich keine Schwierigkeiten hatte und nach wenigen Seiten hatte mich der Roman dann auch gepackt.
Die Story hat zwei Fäden: Thomas‘ und die Farims, die dann am Ende zusammenlaufen. Farims Strang behandelt die andere Seite. Den Flüchtlingen geht es auch nicht gut. Ihre Heimat ist kaputt, sie können nirgends hin. Und wie leicht man – aus welchen Gründen auch immer – in die Fänge skrupelloser Hintermänner gelangt. Auch diesen Strang fand ich sehr gelungen, zeigt er doch weitere Hintergründe auf.
Fazit: Das Buch ist sehr gut recherchiert, berichtet ohne zu werten und hält den Leser durch Authentizität in Atem.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Labyrinth der Tiefe

Palast der Finsternis
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Ein Ferienjob der anderen Art
5 Jugendliche bewerben sich für die Erkundung eines vor 200 Jahren gebauten unterirdischen Palastes, der scheinbar erst jetzt wieder entdeckt wurde. Einer der 5 kommt das ...

Ein Ferienjob der anderen Art
5 Jugendliche bewerben sich für die Erkundung eines vor 200 Jahren gebauten unterirdischen Palastes, der scheinbar erst jetzt wieder entdeckt wurde. Einer der 5 kommt das Szenario aber etwas komisch vor, vor allem als die Jugendlichen eine Pille schlucken sollen. Anouk spuckt diese wieder aus und erwacht so früh genug, um die anderen vor den Machenschaften des bösen Dr. Dorf zu retten. Doch die vermeintliche Rettung erweist sich als ein Schuss in den Ofen: Müssen die Teenager doch nun aus einem unterirdischen Labyrinth fliehen, in dem jede Menge Fallen auf sie warten.
Das Abenteuer beginnt! Und wie! Sich drehende Spiegel, sirrende Drähte und Giftgaswolken sind nur ein paar der Dinge, die unsere Helden erwarten. Allerdings mangelte es mir leider etwas an Spannung. Bachmann schreibt zwar toll und flüssig, bringt es aber irgendwie nicht so recht da hin, dass der Leser mit den Protagonisten mit bangt. Sei es der Tatsache geschuldet, dass man keine richtige Bindung zu den Teens aufbauen kann, sei es dass die Gefahrenlagen zu früh enden, ich weiß es nicht und kann den Finger nicht darauf legen.
Von der Idee her fand ich das Buch sehr gelungen. Ein unterirdischer Palast in der Größe – unvorstellbar! Hier hätte ich mir dann ergänzend noch einen Lageplan gewünscht, zur besseren Vorstellung. Denn so war es doch ein wenig schwierig, den Helden durch das Labyrinth unter der Erde zu folgen. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: der Vergangenheit und der Gegenwart. Und wie so oft üblich, liegt auch hier in der Vergangenheit die Auflösung.
Ich muss sagen, dass mir die Wendung am Ende nicht ganz so gut gefallen hat. Anfangs Abenteuer, später dann die etwas abgedrehte Version, wobei Andeutungen im Laufe der Handlung schon die ungefähre Richtung erahnen ließen. Ich hatte bei dem Buch einfach etwas anderes erwartet. Zudem ist mir nicht ganz klar, ob es nun ein Jugendbuch ist oder doch eher für Erwachsene.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Erwachsenenjahre

Die Geschichte der getrennten Wege
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Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade ...

Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade schaut.
Lila hingegen geht den steinigeren Weg. Ohne Liebe lebt sie in einer Zweckgemeinschaft, steigt aber durch die Entwicklung der PCs immer höher auf der Karriereleiter. Doch zu welchem Preis? Sie geht dafür ein Bündnis mit ihrem Erzrivalen ein.
Beide Frauen haben es nicht leicht im Neapel des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Ich habe mich beim Lesen bei beiden gefragt, welchen Weg ich jetzt präferieren würde. Antwort: keinen. Denn auch Elena ist nicht glücklich in ihrer Ehe mit dem Professor. Hier stellt sich dann erneut die Frage: warum hat sie ihn geheiratet, wenn sie keine Liebe zu ihm empfindet? Auch die Freundschaft zwischen den Frauen stelle ich weiterhin in Frage. Die beiden kennen sich seit sie kleine Mädchen sind, doch Lila ist manchmal so garstig zu Elena und ihre Motivation dahinter verstehe ich nicht ganz. Neid, weil Elena studieren durfte? Aber sie hat ja (größtenteils) freiwillig einen anderen Weg gesucht.
Das Buch hat mich nicht ganz so gefesselt wie die beiden Vorgängerbücher. Das lag an der politischen Entwicklung, die die Geschichte nahm und sehr in die Handlung einfloss. Obwohl es für den Verlauf des Buches wichtig war tat ich mich teilweise dann doch etwas schwer, die Hintergründe alle zu verstehen.
Ferrantes Schreibweise ist teilweise etwas holprig und die Absätze sehr lang. Dennoch ist das Buch sehr intensiv und fesselnd geschrieben und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Werden die beiden Frauen ihr Glück noch finden?

Veröffentlicht am 16.08.2017

Intensiv

Underground Railroad
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Ein sehr intensives Buch, dieses Underground Railroad.
Cora ist eine Sklavin im frühen 19. Jahrhundert und lebt mehr schlecht als recht auf einer Baumwollfarm. Als ihr die Gelegenheit zur Flucht geboten ...

Ein sehr intensives Buch, dieses Underground Railroad.
Cora ist eine Sklavin im frühen 19. Jahrhundert und lebt mehr schlecht als recht auf einer Baumwollfarm. Als ihr die Gelegenheit zur Flucht geboten wird, greift sie zu, ohne zu wissen, was sie erwartet. Der erste Teil der Flucht in der Railroad gelingt noch gut. Ihr und ihrem Freund gelingt es, in einer anderen Stadt Zuflucht und Arbeit zu finden und wieder auf die Füße zu kommen. Leider reicht der Arm der Plantagenbesitzer weit und so müssen die beiden weiter fliehen.
Gleich im Vorwort erfahren wir, dass dieses Buch auf wahren Tatsachen beruht. Ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte wird beschrieben. Umso schöner zu erfahren, dass es auch sehr hilfsbereite Menschen gab, die den Farbigen bei ihrer Flucht halfen und sich selber in Gefahr brachten. Cora ist ein sympathischer Charakter und man bangt mit ihr mit als sie die Flucht antritt. Im Geheimen immer noch auf der Suche nach ihrer Mutter, mit der sie noch ein Hühnchen zu rupfen hat.
Gleichwohl die Story hauptsächlich um Coras Flucht geht, wird in Nebenschauplätzen auch die Vorgeschichte der anderen Handelnden erzählt, was den Lesefluss manchmal etwas stoppt, oft aber auch enorm zum Vorwärtstreiben der Handlung beiträgt.
Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen und für Coras Glück die Daumen gedrückt.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Anna und Sebastiano sind zurück

Auf ewig dein
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Sebastiano und Anna aus der Zeitenzauber-Trilogie sind zurück

Wie habe ich mich gefreut, als ich hörte, dass es Neues von Sebastiano und Anna gibt. Ich habe die beiden sehr gern durch ihre Zeitreiseabenteuer ...

Sebastiano und Anna aus der Zeitenzauber-Trilogie sind zurück

Wie habe ich mich gefreut, als ich hörte, dass es Neues von Sebastiano und Anna gibt. Ich habe die beiden sehr gern durch ihre Zeitreiseabenteuer begleitet und auch im neuen Band „Auf ewig Dein“ fühlte ich mich gleich gut aufgehoben. Die beiden haben eine Zeitreiseschule gegründet und auch schon neue Schüler rekrutiert. Und die sind es, die das ganze Buch beleben. Fatima und Ole – ich fand die beiden zum Kringeln. Ole wollte ständig kämpfen und Fatima musste sich immer den Avancen von König Heinrich XIII erwehren! Einfach herrlich.

Eva Völler geht mit dem Buch allerdings auch ein wenig eigene Wege, ein wenig weiter als die bisherigen Abenteuer. Und genau hier fühlte ich mich dann etwas verloren. Waren in der Zeitenzauber-Trilogie noch die Abenteuer in vergangene Zeiten genug, bringt sie jetzt Dämonen ins Spiel und ein Tor zur Unterwelt, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat.

Sehr gut hingegen fand ich wieder die Schilderungen aus der alten Zeit. Dieses Mal reisten die Freunde zu Heinrich XIII, dem blutrünstigen König. Die Geschichten um die Bankette und Ränke damals waren authentisch und schön ausführlich beschrieben. Leider gab es davon fast zu wenig, auch wenn die Protagonisten dieses Mal öfter in dieselbe Zeit reisten.
Ein kleines Highlight war für mich die Handlung um das kleine Mädchen. Sehr geheimnisvoll, auch wenn man sich als Leser seinen Teil dazu gedacht hat. Ich hoffe, dass sich dieser Strang in den nächsten Bänden zufriedenstellend auflösen wird. Ein weiterer Höhepunkt war für mich der Spiegel, der Geschehnisse vorwegnahm – die dann aber nicht unbedingt genauso eintreffen mussten.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, dennoch wird es Fortsetzungen geben. Denn einige Fäden wurden in Time School begonnen, die aber erst in den nächsten Bänden aufgeklärt werden. Man darf gespannt sein, wie sich die neuen Schüler entwickeln.

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