Cover-Bild Underground Railroad
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783446256552
Colson Whitehead

Underground Railroad

Roman. Pulitzer-Preis 2017
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Colson Whiteheads Bestseller über eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Amerikas – ausgezeichnet mit dem Pulitzer Preis 2017 und bei Amazon Prime unter der Regie von Academy-Award-Gewinner Barry Jenkins

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2021

Erschreckende und grausame Geschichte toll umgesetzt

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Eine düstere Geschichte über die Sklaverei in Nordamerika. Cora will ihrem brutalen und schrecklichen Leben auf der Plantage entfliehen. Die Untergrundorganisation der Underground Railroad kommt ihr dabei ...

Eine düstere Geschichte über die Sklaverei in Nordamerika. Cora will ihrem brutalen und schrecklichen Leben auf der Plantage entfliehen. Die Untergrundorganisation der Underground Railroad kommt ihr dabei zur Hilfe. Der Traum von Freiheit lässt sich aber nicht so leicht erfüllen. Sie erfährt Gewalt, Verrat und Hilflosigkeit auf ihrer Reise durch das Land.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Die Gewalttaten, die gegen die Sklaven hervorgebrach werden sind einfach nur erschreckend und grausam. Die Geschichte weist zwischendurch größere Zeitsprünge auf, wodurch die Geschichte etwas lückenhaft wirkt. Aber ein tolles Buch, um mehr über die dunkle Geschichte Nordamerikas zu erfahren.

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Veröffentlicht am 08.04.2018

Eine bewegende Flucht aus der Sklaverei

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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Sklaverei in den Südstaaten Amerikas ein fest etabliert. Cora wurde als Sklavin geboren und schuftet auf einer Baumwollplantage in Georgia. Ihre Mutter ist die einzige ...

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Sklaverei in den Südstaaten Amerikas ein fest etabliert. Cora wurde als Sklavin geboren und schuftet auf einer Baumwollplantage in Georgia. Ihre Mutter ist die einzige geflüchtete Sklavin der Plantage, die nie gefunden und vor den Augen der anderen zu Tode gefoltert wurde. Cora fühlt sich von ihr im Stich gelassen und ist unter den anderen Sklaven als zu meidender Sonderling bekannt. Bis sie eines Tages von Caesar angesprochen wird: Er habe Verbindungen zur Underground Railroad, einem Netzwerk, das Sklaven bei der Flucht unterstützt. Gemeinsam mit ihr will er die Flucht wagen. Nach einigem Zögern sagt Cora zu und erlebt eine Odyssee, die geprägt ist von vorsichtiger Hoffnung und schweren Rückschlägen.

Das Cover des Buches zeigt ein düsteres, allein stehendes Haus unter einem Sternenhimmel. Etwa so habe ich mir die Stationen der Unterground Railroad vorgestellt, zu denen die Sklaven in der Dunkelheit von ihren Helfern gebracht werden und wo eine versteckte Falltür hinunterführt zu Schienen, auf denen Züge die Geflüchteten gen Freiheit transportieren. Denn der Begriff Underground Railroad wird in diesem Roman wörtlich genommen: Aus dem historisch belegten Netzwerk von Unterstützern, die Sklaven versteckten und sie über geheime Fluchtrouten in Sicherheit brachten wird in diesem Roman ein unterirdisches, in seiner Ausdehnung enormes Schienennetz für die Flucht.

Die Protagonistin Cora lernt man als Sklavin mit starkem Willen kennen, die das Risiko einer Flucht abwägt. Ihre Großmutter wurde in Afrika geraubt und starb als Sklavin, doch ihre Mutter ist vor Jahren geflüchtet und wurde nie gefunden. Andere Beispiele führen Cora jedoch vor Augen, welches schlimme Schicksal all jenen blüht, die gefunden werden. Ist es trotzdem einen Versuch wert?

Während Cora überlegt, lernt man ihren Alltag auf der Plantage kennen. Die kräftezehrende Arbeit, die Intrigen unter den Sklaven, die Grausamkeit und Willkür des Plantagesbesitzers und entsetzliche Strafen, die jeden einmal treffen. Auch wenn mir die historischen Fakten bekannt waren, hat es mich betroffen gemacht, die Szenen durch Coras Augen zu erleben. Dass Cora flüchten wird verrät schon der Titel, doch nach diesen Einblicken konnte ich umso besser verstehen, weshalb ihr die Entscheidung so schwer fällt und warum sie sich schließlich wie so viele vor ihr trotzdem dafür entscheidet.

Mit der Flucht kommt zur Dramatik eine Spannungskomponente hinzu. Wird das Vorhaben erfolgreich sein? Die Erlebnisse während der Flucht zeigten mir noch deutlicher, welches Schicksal den Geflüchteten bei Gefangennahme droht und ebenso denen, die geholfen haben. Immer wieder schöpft Cora vorsichtig Hoffnung, dass sich alles zum Besseren wendet. Dafür sorgen auch viele ganz verschiedene Menschen, die helfen wollen – ein großer Appell an Zivilcourage, die auch unter den widrigsten Bedingungen zum Glück nie gänzlich erstickt werden kann.

Doch der Rassismus und damit verbundene feindselige Übergriffe treiben Cora von einem Ort zum anderen. Ich hatte großen Respekt vor ihrer Stärke, die sie bei all dem zeigt. Ihre Erlebnisse führten mir eindringlich vor Augen, wie Menschen durch Propaganda und Rassendenken zu grausamen Taten getrieben werden, die sie in der vollen Überzeugung ausführen, im Recht zu sein. Kurze Kapitel geben Einblicke in die Gedanken von Menschen, denen Cora auf ihrem Weg begegnet, und ließen mich ihre Motivation besser verstehen, auch wenn sie oft verwerflich ist. Dem Autor gelingt es, dass bei all der Grausamkeit die Hoffnung bis zum recht offenen Ende nie ganz verloren geht, was für mich eine gelungene Botschaft ist.

In „Underground Railroad“ wagt die Sklavin Cora die lebensgefährliche Flucht gen Norden. Ihre Erlebnisse auf der Plantage und auf der Suche nach Freiheit machten mich betroffen. Eindringlich berichtet der Roman von gelebtem Rassismus in seiner schlimmsten Form und Menschen mit Zivilcourage, die heimlich Widerstand leisten und Hoffnung geben. Das Buch lässt den Leser durch die Augen einer Sklavin aufs Geschehen blicken und hat mich ins Nachdenken gebracht nicht nur über die Sklaverei in Amerika, sondern über Rassismus im Allgemeinen. Ich kann die Lektüre klar weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Der Weg in die Freiheit

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Underground Railroad war der erste Roman, den ich über die Sklaverei gelesen habe und er hat mich in vielerlei Hinsicht von sich überzeugt – nicht nur, weil sich Colson Whitehead eine weibliche Hauptfigur ...

Underground Railroad war der erste Roman, den ich über die Sklaverei gelesen habe und er hat mich in vielerlei Hinsicht von sich überzeugt – nicht nur, weil sich Colson Whitehead eine weibliche Hauptfigur ausgedacht hat, sondern auch, weil ich die Idee einer wirklichen „U-Bahn“, die die Sklaven in die Freiheit bringt, interessant fand.

Cora ist fünfzehn Jahre alt und lebt auf der Randall Plantage. Dort besitzt sie ein kleines Beet, das sie von ihrer Mutter vererbt bekommen hat und ihr einziger Anspruch auf Eigentum ist. Coras Mutter, Mable, hat sie vor fünf Jahren verlassen und floh. In Underground Railroad gilt sie als eine Art Legende, denn sie ist die einzige Sklavin, die es bisher geschafft hat zu fliehen und nie gefunden zu werden.
Als Caesar auf die Plantage gelangt, ist er von den Lebensumständen schockiert. Er kommt aus dem Norden und obwohl er auch dort ein Sklave war, wurde er von seiner Hausherrin gut behandelt – ihm wurde das Lesen beigebracht und er konnte sich frei bewegen. Auf der Randall Plantage wird seine Menschlichkeit und sein Wert allerdings so mit Füßen getreten, dass er sich dazu entschließt zu fliehen.

Von Coras Mutter hat Caesar natürlich gehört und sieht seine Mitleidende als eine Art Glücksbringer an. Aber auch ihre Willensstärke stellt Cora auf der Plantage immer wieder unter Beweis, sodass Caesar sie fragt, ob sie mit ihm fliehen würde. Nach einiger Bedenkzeit sagt sie zu und eines Nachts machen sich die beiden auf den Weg. Zunächst begleitet sie außerdem Coras Freundin Lovey, doch im Wald werden sie von Sklavenfängern überwältigt und Lovey wird zur Plantage zurückgebracht. Cora tötet einen der Fänger unbeabsichtigt, was ihre Lage verschlimmert – jetzt wird nicht nur nach einer Sklavin gefahndet, sondern auch nach einer Mörderin.

Mit der Hilfe von vielen Menschen gelangt Cora in die unterschiedlichsten Staaten. Zuerst nach South Carolina, wo sie und Caesar den längsten Aufenthalt haben. Sklaven wohnen dort in Wohnheimen, bekommen genug Mahlzeiten und Unterricht. Verglichen mit ihrer Situation auf der Randall Plantage, werden Cora und Caesar dort regelrecht verwöhnt und wollen gar nicht mehr weg. Dies soll allerdings zu ihrem Verhängnis werden, denn der bekannte Sklavenfänger Ridgeway hat ihre Fährte aufgenommen. Nachdem er Caesar aufspürt und tötet, muss Cora alleine weiter fliehen.

Sie kommt nach North Carolina, wird zurück nach Tennessee verschleppt, versucht ein neues Leben in Indiana aufzubauen und gelangt zum Schluss in den Norden. Auf jeder Station erwartet Cora ein neues Hindernis, das sie überwinden muss, verliert dabei liebe Freunde, aber nie ihr Ziel aus den Augen. Sie muss sich dem Sklavenfänger Ridgeway in einer körperlichen Auseinandersetzung stellen und trotz all ihrer Verluste immer wieder nach vorn schauen. Coras Reise durch Amerika ist packend und besteht aus so einigen Überraschungen, mit denen der Leser niemals gerechnet hätte.

Auch die Verbildlichung der Underground Railroad ist so authentisch geschrieben, dass ich einige Male daran dachte, dass es im 19. Jahrhundert vielleicht wirklich eine Eisenbahn unter der Erde gab. Nachdem ich mit dem Lesen angefangen habe, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es hat mich sogar so fasziniert, dass ich eine Lesung des Autors besucht habe um noch mehr über die Hintergründe der Entstehung des Romans zu erfahren.

Underground Railroad ist ein Buch, das ich an wirklich alle weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Einen (Schienen-)Netz von Interessen

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Die „Underground Railroad“, um die es in Colson Whiteheads Buch geht, gab es tatsächlich. Genau wie bei der U-Bahn handelt es sich um ein unterirdisches Schienennetzwerk. Züge im klassischen Sinne fuhren ...

Die „Underground Railroad“, um die es in Colson Whiteheads Buch geht, gab es tatsächlich. Genau wie bei der U-Bahn handelt es sich um ein unterirdisches Schienennetzwerk. Züge im klassischen Sinne fuhren hier allerdings keine. Sklaven, die durch die „Underground Railroad“ flohen, benutzten bei ihrer Flucht Lorenwagen und anders als bei einer U-Bahn Linie, war auch das Ziel oft ungewiss. Dennoch zogen viele eine Flucht ins Ungewisse einem Leben in der Sklaverei vor. Aber auch außerhalb der Sklaverei hatten Schwarze keinen leichten Stand.

Colson Whitehead beschreibt die Flucht mit der „Underground Railroad“ anhand von Cora und Caesar. Cora ist bereits Sklavin in dritter Generation. Ihre Großmutter Ajarry wurde frei geboren und als junges Mädchen mit allen anderen Bewohnern ihres Dorfes versklavt, Coras Mutter Mabel wurde bereits in der Sklaverei geboren. Parallel zu Coras Familiengeschichte erfährt man vom Alltag der Sklaven, von der Brutalität der Plantagenbesitzer und Sklavenfänger. Whitehead schreibt eindrücklich, die Schicksale gehen nahe und berühren. Und auch wenn einem bereits vor der Lektüre des Buches klar war, warum Menschen aus der Sklaverei flohen, macht Whiteheads eindringlicher Schreibstil dem Leser die Verzweiflung der Menschen umso bewusster. Ebenso wird deutlich, dass nicht alle Weißen im Amerika der Gründerzeit Befürworter der Sklaverei waren. Eine Tatsache, die man vielleicht außer Acht lässt, wenn man an das Amerika damals denkt. Möglicherweise genau so wie die Gewalt und Grausamkeiten der Sklaven untereinander. Dabei wird auch vor der Beschreibung von Brutalitäten nicht zurückgeschreckt, was beim Lesen manchmal schwer zu ertragen ist. Dennoch übt der Text eine ungeheure Faszination aus.

Colson Whitehead zeichnet in „Underground Railroad“ kein schwarz-weiß Bild. Weder wörtlich, noch im übertragenen Sinne. Dafür beschreibt er menschliche Beweggründe und zieht die Linie nicht zwischen gut und böse, sondern zwischen menschlich und grausam. Denn auch Protagonistin Cora ist nicht ohne Fehler. Bereits zu Beginn der Geschichte gibt es eine Situation, in der sie aus Rache und Wut handelt. Dennoch distanziert man sich in dieser Szene nicht von ihr, sondern kann, im Gegenteil, genau nachvollziehen, warum sie so handelt. Auch die Beweggründe der Menschen, denen Cora auf ihrer Flucht begegnet, werden erläutert, so dass sich ein komplexes Bild verschiedener Interessen und Motivationen ergibt.

Die Verknüpfung von historischen Tatsachen mit einem auf wahren Begebenheiten beruhendem und hier doch fiktivem Einzelschicksal ergibt eine spannende Mischung, die man trotz der beschriebenen Grausamkeiten nicht aus der Hand legen möchte. Schon deshalb nicht, weil man Cora so sehr wünscht, dass ihre Flucht in die Freiheit erfolgreich ist.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Pflichtlektüre

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Die schwarze Sklavin Cora, gequält und gepeinigt auf einer Baumwollplantage in Georgia, nutzt die Chance zur Flucht aus dem Wahnsinn und der Gewalt, die ihren Alltag auf der Plantage beherrschen. Sie hatte ...

Die schwarze Sklavin Cora, gequält und gepeinigt auf einer Baumwollplantage in Georgia, nutzt die Chance zur Flucht aus dem Wahnsinn und der Gewalt, die ihren Alltag auf der Plantage beherrschen. Sie hatte seit ihrem 11.Lebensjahr, in dem ihre Mutter Mabel von der Plantage erfolgreich geflohen und sie zurückgelassen hatte, in der „Hob“, einer Hütte der Wahnsinnigen, Geächteten, Kranken und Ausgestoßenen unter den Sklaven gelebt und war zur Eigenbrötlerin geworden, begleitet von Stärke, Mut und Widerspruchsgeist, den sie allerdings sehr gut zu verstecken weiß. Hilfe bekommt Cora auf ihrer Flucht vom „Underground Railroad“, bestehend aus Fluchtstationen und einem Unterirdischem Schienenetzwerk, das die Flüchtigen zu nicht immer vorher bestimmbaren Orten bringt und sie dort in die Realität ausspuckt. Von einer Station in Georgia gelangt sie nach South Carolina, wo sie von einer gewaltigen Flüchtlingsindustrie „verarbeitet“ wird mit Wohnheimen, Arbeitsvermittlung, zwielichtigen medizinischen Untersuchungen. Erkannt und gejagt vom Sklavenjäger Ridgeway muss Cora weiter und landet in einer Station in North Carolina bei der Familie Wells, die schon seit zwei Generationen gegen die Sklaverei kämpft, sie aber wegen der Gefahr der Verhaftung monatelang auf dem Spitzboden ihres Hauses verstecken muss.
Hin und hergerissen vom Wunsch nach Freiheit, von der Angst, entdeckt zu werden muss sich Cora den jeweiligen Gefahren stellen, von denen sie sich an jeder neuen Station der Underground Railroad überrascht wird.

Die Underground Railroad war vom Ende des 18.Jahrhunderts bis Mitte des 19.Jahrhunderts ein Fluchtnetzwerk, geschaffen von den Abolitionisten, für entlaufene Sklaven von den Sklavenstaaten im Süden der USA in den Norden. Es bestand aus geheimen Routen und sicheren Häusern, vielen helfenden Händen, die dabei ihr Leben riskierten. Es ist ein heller Lichtpunkt im sehr dunklen Kapitel der USA zur Sklaverei. Benutzt wurden als Code Eisenbahnbegriffe wie Station, Schaffner, Gepäck, Passagiere…
Colin Whitehead benutzt den Begriff Underground Railroad im Roman im wörtlichen Sinn. Es handelt sich tatsächlich um einen unterirdische Eisenbahnlinie mit verschiedenen Bahnstationen und Stationsvorstehern, zwischen denen Züge nach geheimen Absprachen verkehren.

Der Roman lebt von der Protagonistin Cora, die mit ihrer Kraft und ihrem Lebensmut die Geschichte vorantreibt. Als Kind von ihrer Mutter allein gelassen setzt sie sich schon damals gegen Neid und Missgunst anderer Sklaven der Farm durch und verteidigt ihr winziges Stück Land, auf dem sie Gemüse anbaut. Verächtlich und gleichzeitig angstvoll gehen viele der anderen Sklaven mit ihr um. Sie ist eine Einzelgängerin und Träumerin, wissbegierig und lernfähig. Auf der Flucht in den verschiedenen Situationen findet sie sich schnell zurecht, nimmt sie mit, was sie kriegen kann und ist nur selten vom Glück begünstigt, sondern muss sich entlang ihres Weges hart voran kämpfen.

Schnörkellos, knapp, eindringlich und treibend erzählt der Roman von der Flucht Coras, vom Grauen der Sklaverei in den USA, von der Gefahr, der sich Fluchthelfer ausgesetzt sahen. Dass die Befreiung der Sklaven in den Nordstaaten auch nicht wahre Selbstbestimmung der schwarzen Bevölkerung bedeuteten wird ebenso thematisiert wie die Greueltaten, die von Weißen Teufeln im Süden an ihrem beweglichen Eigentum verübt wurden. Und realistisch zeigt Whitehead, dass es auch unter den Sklaven selbst eine grausame Hackordnung gegeben hat.
Entwürdigungen, unvorstellbare unmenschliche Erniedrigungen und Gewalttaten finden an manchen Stellen so intensiv sprachlich Ausdruck, dass man sich nicht abschotten kann, was ich für sehr gelungen und sehr wichtig halte; der Roman versucht eben nicht, eine extrem schmutzige Geschichte sauber zu schreiben.

Hochaktuell, fesselnd und bereits mehrfach ausgezeichnet (National Book Award 2016, Pulitzer Preis 2017, Longlist Man Booker Prize 2017) ist der Roman in meinen Augen ein sehr wichtiges Buch zu einem Stück Geschichte, das gerne unter den Tisch gekehrt wird oder, schlimmer noch, als Vorlage für romantische Geschichten dient. Ich halte es für ein absolutes Muss an Lektüre in diesem Jahr.