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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2021

Wohlfühlbuch

Das Mädchen im Nordwind
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Auch der dritte Band der Island-Reihe von Karin Baldvinsson konnte mich wieder voll überzeugen.
Die Handlung ist erneut auf zwei Ebenen angelegt. Dieses Mal lässt uns die Autorin ins Lüneburg und Island ...

Auch der dritte Band der Island-Reihe von Karin Baldvinsson konnte mich wieder voll überzeugen.
Die Handlung ist erneut auf zwei Ebenen angelegt. Dieses Mal lässt uns die Autorin ins Lüneburg und Island der Judenverfolgung reisen. Der Wechsel zwischen den beiden Strängen sorgt dafür, dass die Spannung hochgehalten wird. Anfangs längere, später etwas kürzere Kapitel, machen den Roman zu einer abwechslungsreichen Geschichte, die mich gepackt hat.
1936: Luise lebt mit ihrer Familie in Lüneburg. Sie betreiben ein Kaufhaus und ihnen fehlt es an nichts. Doch die Familie ist jüdisch und sieht sich schwierigen Zeiten gegenüber. Als Luise den Isländer Jónas kennen- und lieben lernt, gerät sie noch tiefer in die Wirren der Zeit. Denn: Beziehungen zwischen Ariern und Juden sind verboten.
2019: Sophie wurde von ihrem Freund betrogen und sucht eine Auszeit. Mit Work and Travel kommt sie nach Island, um ein älteres Haus zu renovieren. Gleich zu Beginn findet sie ein altes Tagebuch und wird neugierig: hat die Familie, deren Haus sie bewohnt, mit den Personen aus dem Buch zu tun? Leben sie eventuell sogar noch?
Beide Ebenen für sich fand ich spannend und super erzählt, wenn auch die in der Gegenwart am Ende etwas holpriger wurde. Zu oft liest man in Romanen kurz vor Ende noch von einem Streit und einer Trennung. Das bräuchte ich nicht.
Luises Schicksal hat mich sehr berührt, vor allem der Grund warum sie das Tagebuch geschrieben hat. Die Beschreibung ihrer großen Liebe zu Jónas, die nicht sein darf war einfach super.
Ein absolut tolles Buch. Sehr einfühlsam, mitreißend und anschaulich.

Veröffentlicht am 01.05.2021

Traurig schön

Der erste letzte Tag
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Mit „Kein Thriller“ wirbt der neue Roman von Sebastian Fitzek bereits auf dem Cover.
Allerdings besticht auch dieser Roman mit großer Schreibkunst und überraschenden Wendungen. Fitzeks witzige Schreibweise ...

Mit „Kein Thriller“ wirbt der neue Roman von Sebastian Fitzek bereits auf dem Cover.
Allerdings besticht auch dieser Roman mit großer Schreibkunst und überraschenden Wendungen. Fitzeks witzige Schreibweise fiel in seinen bisherigen Büchern immer erst im Nachwort auf – das ich immer sehr gerne lese. Dieses Mal darf er sie ein ganzes Buch lang ausleben.
Weil der Flug von München nach Berlin wegen eines Schneesturms nicht stattfinden kann muss Livius Reimer auf einen Mietwagen umsteigen. Am Schalter lernt er Lea kennen und die beiden beschließen, die Fahrt gemeinsam anzutreten. Dass Lea Livius‘ Leben verändern wird, ahnt er noch nicht, als er zu ihr in den Wagen steigt…
Lea, der Wirbelwind hat mir von der ersten Silbe an gefallen, wobei mir Livius ein wenig zu überzeichnet dargestellt wurde. Der spießige Lehrertyp, der von sich selbst weiß, dass er spießig ist. Nun ja. Aber gern gelesen habe ich ihn dennoch. Vor allem am Ende. Als er endlich weiß, was er möchte.
Teilweise war das Buch schon ein wenig unglaubwürdig. Aber immer wieder verlockte es den Leser zu einem Schmunzeln. Zu skurril muteten manche Vorkommnisse an, aber alle waren sie herrlich verrückt.
Die Ich-Form bereitet anfangs leichte Probleme. Zuerst dachte ich, Fitzek schreibt (wie in seinem Buch „Fische, die auf Bäume klettern“) von eigenen Erlebnissen. Bald wurde aber klar, dass es sich doch um eine fiktive Geschichte handelt.
Fazit: ein Buch, das super unterhält. Lockere Lektüre für schwere Zeiten wie gerade. Auch wenn das Buch einen leicht tragischen Unterton hat. Regt selbst auch ein wenig zum Nachdenken an und macht einem bewusst, dass jedes Leben einzigartig ist.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Ein schwieriger Fall

Leichengrund
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Zwei kuriose Morde beschäftigen Staatsanwältin Jana Berzelius und ihr Team. Mit zusammengenähten Beinen werden die Frauen im Fluss gefunden. Die Spur führt in eine psychiatrische Klinik – und Jana trifft ...

Zwei kuriose Morde beschäftigen Staatsanwältin Jana Berzelius und ihr Team. Mit zusammengenähten Beinen werden die Frauen im Fluss gefunden. Die Spur führt in eine psychiatrische Klinik – und Jana trifft einen alten Bekannten wieder.
Ich habe mich sehr auf eine Fortsetzung der Reihe gefreut und wurde nicht enttäuscht. Gefesselt raste ich nur so durch das Buch und konnte es kaum zur Seite legen. Schepp schreibt packend und mitreißend. Wie ein roter Faden zieht sich Janas Vorhaben durch das Buch. Der Fall wirkt dabei zwar leicht konstruiert, aber das stört nicht weiter.
Nach und nach enthüllt sich ein Szenario, das man sich als Leser so nicht hätte vorstellen können. Ich rate ja immer gerne mit, aber hier kam ich erst sehr spät auf den wahren Täter. Auch sonst hat die Autorin noch einige überraschende Wendungen im Gepäck, was zudem zur Spannung und Abwechslung beiträgt. Das Ende wartet dann noch mit einem Cliffhanger auf, der das Warten auf den nächsten Band schwermacht.
Auch wenn die Protagonistin bei ihren Kollegen nicht sehr beliebt ist, meine Sympathie hat sie, obwohl sie ja schon sehr speziell ist.
Fazit: Bereits im November 2021 soll es einen weiteren Band geben und ich bin sicher wieder mit Begeisterung dabei, wenn es heißt „Rachezeit“ für Jana Berzelius.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Björn Diemel findet sich selbst

Achtsam morden am Rande der Welt
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„Was ist Leben?“ und „was will ich eigentlich noch von meinem Leben?“ Das sind die Gedanken, die sich Björn Diemel im dritten Band der Achtsam Morden-Reihe stellt. Eigentlich hat er ja schon viel erreicht ...

„Was ist Leben?“ und „was will ich eigentlich noch von meinem Leben?“ Das sind die Gedanken, die sich Björn Diemel im dritten Band der Achtsam Morden-Reihe stellt. Eigentlich hat er ja schon viel erreicht im Leben. Aber kann das der Sinn sein? Sein Therapeut rät ihm, zu pilgern. Und was er da erlebt, hätte er sich nie ausmalen können.
Eine Mischung aus „Hector“ und „Ich bin dann mal weg“, sowie einem Krimi. Die Vermengung ist dem Autor sehr gut gelungen. Dazu passend sein trockener, oftmals auch schwarzer Humor! Was habe ich über den pinkelnden Vogel gegrinst oder über das „Mon Cherie“ – herrlich. Natürlich darf auch Björns Privatleben nicht zu kurz kommen und hier konnte ich mich beömmeln über die Zeitrechnung mit Tochter Emily oder sein Problem mit der Vorderachse des Range Rovers.
Die Morde stehen dieses Mal eher im Hintergrund und passieren fast zufällig. „Der erste Tote, den ich sah, den ich nicht selbst umgebracht hatte“. Denn neben seiner Pilgerei muss Björn noch um sein Leben fürchten. Wähnt er sich doch von einem Chinesen verfolgt. Das Ende fand ich ein wenig weit hergeholt, aber es hat gut zur Handlung gepasst.
Kurze, schnelle Kapitel machen das Buch zu einem rasanten Lesegenuss, das man gar nicht mehr aus der Hand legen mag.
Fazit: Nachdem ich in Band 2 ein paar Dinge too much (so viele Morde) fand, gefiel mir Band 3 wieder sehr viel besser.

Veröffentlicht am 19.04.2021

leider schon zu Ende

Elbstürme
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Lily lebt mit ihrem Mann Henry und Tochter Hanna in England. Weit weg von Hamburg. Glücklich ist sie nicht. Jo spukt ihr noch immer im Kopf herum. Als ihr Vater krank wird, kehrt die Familie zurück nach ...

Lily lebt mit ihrem Mann Henry und Tochter Hanna in England. Weit weg von Hamburg. Glücklich ist sie nicht. Jo spukt ihr noch immer im Kopf herum. Als ihr Vater krank wird, kehrt die Familie zurück nach Hamburg, doch da beginnen die Probleme dann erst so richtig.
Zum Glück ist der erste Teil noch nicht so lange her, so dass ich noch einen guten Bezug zu den Charakteren hatte und auch die Handlung noch abrufbereit war. Man sollte Teil 1 der Saga kennen, weil die beiden Bände stark aufeinander aufbauen.
Einige Handlungen laufen parallel ab, was die Szenerie sehr spannend und mitreißend macht. Lilys Kampf um Hanna, Charlies Opiumsucht, die Probleme der armen Leute im Gängeviertel und der Frauenrechtskampf von Emma und ihren Freunden. Alle für sich wären schon lesenswert genug, aber in Kombination macht die Autorin das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert anschaulich und man kann sich gut in die Charaktere und die Handlung einfühlen.
Schade, dass die Geschichte schon zu Ende ist, leider nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Im Nachwort erklärt die Autorin ihre Entscheidung und ich muss sagen: ich kann es gut nachvollziehen und musste sogar ein wenig schmunzeln dabei.
Fazit: eine tolle Story, lebendige Charaktere, sorgsam recherchiert und authentisch – es war mir ein Vergnügen, diese Dilogie zu lesen.