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Harakiri

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2019

Geschwisterliebe

Über alle Grenzen
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Ich mag die Geschichten von Hera Lind sehr gerne, die auf wahren Tatsachen beruhen. In ihren Büchern schafft sie es jedes Mal, mich aufs Neue zu fesseln. Mit dem Hintergrund, dass diese Menschen wirklich ...

Ich mag die Geschichten von Hera Lind sehr gerne, die auf wahren Tatsachen beruhen. In ihren Büchern schafft sie es jedes Mal, mich aufs Neue zu fesseln. Mit dem Hintergrund, dass diese Menschen wirklich ge- und diese Dinge erlebt haben, macht das Lesen noch mehr Spaß. Und dieses Buch hatte es auch wieder in sich: die Schilderungen von dem Leben in der ehemaligen DDR, die Stasi-Willkür und die Angst und Ausgrenzung, die diese Menschen erleben müssen, nur weil sie einen Ausreiseantrag gestellt haben oder weil der Bruder geflohen ist, das war schon harter Tobak.
Der Stil von Lind ist so, dass man gern liest. Auch die Verbindungen zwischen den Handlungssträngen fand ich sehr gelungen. Ganz oft wird ein Ereignis in der Vergangenheit auch in der Gegenwart aufgegriffen. Als eine Kranke in der Vergangenheit z.B. ein Radio bekommt, bekommt der Kranke in der Zukunft einen tragbaren CD-Player.
Das Buch beginnt etwas verhalten, wird später aber richtiggehend spannend und hat mich so gefesselt, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen, bis ich es durch hatte. Und am Ende war sogar noch ein kleines Gänsehautfeeling drin. Sehr schön fand ich auch, wie sich Lotti um ihren Bruder gekümmert hat. Ein wenig nervig allerdings fand ich manchmal ihre Art, mit den Menschen umzugehen. Auch die Geduld ihres Mannes – Hut ab. Manch einer hätte hier schon längst seinen solchen genommen und wäre gegangen.
Fazit: wieder ein gelungener Tatsachenroman über Geschwisterliebe, die nichts entzweien kann.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Ein schöner Ort zum Wohnen

Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
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Daniel Du Barry führt in den Nachkriegsjahren im frühen 20. Jahrhundert eine Hotelkette. Durch nicht ganz legale Geschäfte hat er es zu Wohlstand und dem Hotelimperium gebracht. Als in einem seiner Hotels ...

Daniel Du Barry führt in den Nachkriegsjahren im frühen 20. Jahrhundert eine Hotelkette. Durch nicht ganz legale Geschäfte hat er es zu Wohlstand und dem Hotelimperium gebracht. Als in einem seiner Hotels ein Baby gefunden wird, versuchen die Angestellten, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel, erst einmal, das zu verheimlichen. Durch einen Zufall kommt Daniel dahinter und nimmt das Kind als seines an, das der Zweckehe mit Edwina zusätzliche Deckung geben soll. Denn Daniel ist homosexuell, aber das ist noch ein Tabuthema zu jener Zeit.



Cat, das Findelkind, wächst heran, liebevoll behütet vom ganzen Hotel. Denn die Stiefmutter kann mit ihr nichts anfangen. Als Daniel unerwartet stirbt und Edwina seine Nachfolge antritt, hat Cat nichts mehr zu lachen. Doch war Daniels Tod wirklich ein Freitod? Die Angestellten glauben nicht daran und stellen eigene Nachforschungen an.



Hach, man möchte auch in diesem Hotel wohnen und arbeiten. Sicher, es gibt auch Reibereien und nicht jeder Angestellte ist integer, aber im Großen und Ganzen habe ich die Hotelmitarbeiter und Bewohner in mein Herz geschlossen. Allen voran Mary, deren große Liebe Sean sich sein Geld als Gigolo verdient und die dennoch ein ganz großes Herz hat. Dann natürlich Bertha, die alles im Griff hat und Jim, der Hoteldetektiv. Es gibt keine Probleme im Hotel, die diese Mannschaft nicht lösen kann. Und als Daniel stirbt entwickelt sich das Buch fast zum Krimi, was als Roman begonnen hatte.





Die Schreibweise fand ich anfangs etwas anstrengend, weil sie der damaligen Zeit ein wenig angepasst ist, und auch zwischendurch hatte das Buch kleinere Längen, ich war nach 1/3 schon fast so weit, dass ich es abbrechen wollte, weil ich irgendwie keinen Sinn in der Geschichte fand. Das hat sich geändert als Daniel Michael kennen lernte und Edwina sehr eifersüchtig reagiert. Dann ließ mich das Buch nicht mehr los und ich fand immer mehr Gefallen an der Handlung. Am Ende bleiben noch ein paar Fragen offen, was ich sehr schade fand. Hier wurden noch einmal neue Personen eingeführt, anstatt die bestehenden zufriedenstellend zu beenden.


Fazit: Auch wenn es anfangs etwas holprig begann – wie die Straßen in der damaligen Londoner Zeit – wurde es mit der Zeit dann doch sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Glücklich

Die Glücksliste
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Rachel – von ihrem Mann aus dem gemeinsamen Haus geworfen und ohne Job, weiß nicht wohin. Deshalb nimmt sie das Angebot von Patrick an, umsonst bei ihm zu wohnen und sich dafür um Haus und Kind zu kümmern. ...

Rachel – von ihrem Mann aus dem gemeinsamen Haus geworfen und ohne Job, weiß nicht wohin. Deshalb nimmt sie das Angebot von Patrick an, umsonst bei ihm zu wohnen und sich dafür um Haus und Kind zu kümmern. Doch auch Patrick hat Probleme und als die unüberwindlich werden steht Rachel wieder vor der Tür. Wird es ein Happy End für sie geben?




Eine süße Geschichte! Sicher nichts Neues, aber erfrischend geschrieben. Ich bin auch ein Fan von Listen und so konnte ich mich sehr gut in Rachels Listenschreiberei hinein versetzen und fand sie immer einen netten Einschub an den passenden Stellen.



Rachel und Patrick kommen sich näher, das kann man in so einem Buch ruhig verraten, ohne zu spoilern. Die beiden passten für mich gleich super zusammen und haben sich manchen netten Schlagabtausch geliefert, der mich zum Schmunzeln gebracht hat. Auch der Umgang mit ihren Freundinnen war immer etwas Besonderes zu lesen. Solche Freunde wünscht man sich, wenn man Probleme hat!




Die Idee mit der Glücksliste war für mich nicht neu, aber die Art, wie Rachel sie angegangen ist, schon. Sehr rasant hakt sie ein Event nach dem Anderen ab -zusammen mit Freunden oder Patrick, was natürlich auch zu einem Näherkommen beiträgt.







Woods‘ Charaktere sind sehr lebensnah geschrieben und waren mir, bis auf wenige Ausnahmen, gleich sympathisch. Auch die kurzweilige Schreibweise hat mich sehr gut unterhalten.



Fazit: Ein Buch für kühle Tage. Einkuscheln, Tee trinken und Die Glücksliste lesen. Und der Tag ist gerettet.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Schöne Idee

Bevor die Welt erwacht
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Ona Vitkus bekommt einen 11jährigen Pfadfinder zugeteilt, der ihr in Haus und Garten helfen soll. Mehrere hat sie schon verschlissen, doch der Junge (der im ganzen Buch nie beim Namen genannt wird) verzaubert ...

Ona Vitkus bekommt einen 11jährigen Pfadfinder zugeteilt, der ihr in Haus und Garten helfen soll. Mehrere hat sie schon verschlissen, doch der Junge (der im ganzen Buch nie beim Namen genannt wird) verzaubert sie durch seine Art. Er will unbedingt, dass Ona mit ihrem Alter ins Guinessbuch kommt. Gleichzeitig nimmt er ihre Geschichte für einen Schulaufsatz auf und Ona erzählt: aus ihrem Leben, kleine und größere Geheimnisse und von Traurigkeit, aber auch großer Liebe. Doch dann kommt der Junge nicht mehr – und wird von seinem Vater ersetzt, der seinem Sohn nie besonders nah stand. Doch das soll sich schnell ändern!



Ein zauberhaftes Buch, zumindest am Anfang. Der Junge (dass er keinen Namen hat hat mich gar nicht weiter gestört) war irgendwie zauberhaft in seiner kindlich-naiven Art und wie er alle Rekorde auswendig konnte und ständig Listen erstellte. Man musste ihn einfach mögen, auch wenn er nie selbst zu Wort kam. Auch die Beziehung zu Ona fand ich sehr gelungen und liebevoll. Die beiden gingen miteinander um wie Freunde und man merkte den Altersunterschied von vielen Jahren gar nicht. Der Mittelteil geriet mir etwas lang mit Quinns Musikerkarriere und der Geschichte von Louise. Onas Geheimnis hat mich aber wieder verzaubert und auch das Ende war nett gemacht.



Ganz überzeugen hat mich das Buch also nicht können. War ich zu Beginn noch sehr begeistert, ließ diese Begeisterung mit der Zeit nach und stellenweise habe ich die Passagen einfach überflogen, weil ich nicht verstanden habe, wie sie zur Geschichte passen oder diese voranbringen sollten. Da war die Reise von Ona zu ihrem Sohn, die an sich ja schon wichtig war, aber das ganze Drumherum fand ich dann unnötig. Oder das Breittreten von Louises Fehltritt, Ona hätte sicher schönere Geschichten zum Erzählen gehabt, persönlichere. Am Ende musste ich schmunzeln als ich gelesen habe, dass der Wunsch des Jungen noch in Erfüllung gegangen ist.


Der Schreibstil von Monica Wood lebt durch viel wörtliche Rede und ist flüssig und schnell.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Schöne Familiengeschichte

Die verbotene Zeit
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Clara hat bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und rätselt nun, was vorher war. Ihre Angehörigen verhalten sich sehr geheimnisvoll und belügen sie sichtlich. Doch Clara lässt nicht locker und setzt ...

Clara hat bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und rätselt nun, was vorher war. Ihre Angehörigen verhalten sich sehr geheimnisvoll und belügen sie sichtlich. Doch Clara lässt nicht locker und setzt Stein für Stein ein Puzzleteil nach dem anderen zusammen, bis sie der Lösung des Rätsels näher kommt. Dabei führt sie der Weg weit zurück in die Vergangenheit und ein schreckliches Geheimnis kommt ans Licht.


Auch der Leser wird Schritt für Schritt, Puzzleteil für Puzzleteil an die Lösung herangeführt und ist immer hautnah dabei. So mag ich das! Irgendwann fiel dann der Groschen und ich wusste, wie es sich abgespielt haben musste, dennoch war es ein Vergnügen weiterzulesen. Allerdings hätte es mir besser gefallen, wenn man vorher NICHT gewusst hätte, was aus manchen Personen geworden ist, dass sie überlebt haben. Das hätte das ganze Buch noch spannender gemacht. Auch den Unfall hätte es nicht zwingend gebraucht, dass Clara ihr Gedächtnis verloren hat, hat die Story nicht mehr oder minder voran gebracht.


Die Handlung spielt abwechselnd in Gegenwart und Vergangenheit. Beide Handlungsebenen sind geschickt ineinander verwoben und aufeinander aufgebaut, so erscheint der Roman als Ganzes und nicht als Rückblende und wirkt nicht sprunghaft oder konstruiert. Anfangs dachte ich allerdings noch „wieder ein Roman im Nazideutschland, das gibt’s jetzt doch schon so oft“. Aber Claire Winter hat hier eine ganz andere Herangehensweise und unterhält den Leser bestens. Auch die Charaktere handeln schlüssig und werden dem Leser schnell sympathisch.


Fazit: Familiengeschichte mit tragischem Hintergrund, die viele Stunden Lesevergnügen beschert.