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Veröffentlicht am 19.07.2024

Gelungener Jugendthriller

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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Promise Boys beschreibt einen Mordfall an einer Schule für "schwererziehbare Jugendliche", die eher einer Militärschule ähnelt. Drei Jungs werden verdächtigt, alle hatten kurz vor dem Mord eine Konfrontation ...

Promise Boys beschreibt einen Mordfall an einer Schule für "schwererziehbare Jugendliche", die eher einer Militärschule ähnelt. Drei Jungs werden verdächtigt, alle hatten kurz vor dem Mord eine Konfrontation mit dem ermordeten, beliebten Schuldirektor.
Der Roman wird hauptsächlich aus Sicht der drei Jugendlichen geschrieben, unterbrochen von Zeugenaussagen anderer Personen und Zeitungsausschnitten über die Schule oder den Direktor. Durch diese Erzählform kommt man den drei Protagonisten sehr nahe und baut schnell eine Verbindung zu ihnen auf. Auch gibt es viele schöne Verdachtsmomente, dadurch dass man natürlich nicht jeder oder jedem Glauben schenken muss, schon gar nicht den Zeugenaussagen oder der Zeitung - hier hätte ich mir jedoch gewünscht, dass diese Möglichkeiten mehr genutzt werden.
Insgesamt ist es jedoch ein gelungenes Buch, mit Spannung und einem überraschenden und trotzdem realistischen Ende. Es werden wichtige Themen indirekt angesprochen, wie Rassismus und racial profiling und die Manipulation durch Medien. Der Roman eignet sich sicher gut als Klassenlektüre, die die Schüler:innen nicht langweilt und trotzdem für gute Diskussionen herhält.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Vermutlich einer der wichtigsten Romane des Autors

VIEWS
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Marc-Uwe Kling hat mit VIEWS einen Roman geschrieben, der mindestens so viele Views (bzw. Reads) verdient, wie das Video im Roman. Die Kriminalbeamtin Yasira Saad sieht bei ihrem Tinderdate ein Video online, ...

Marc-Uwe Kling hat mit VIEWS einen Roman geschrieben, der mindestens so viele Views (bzw. Reads) verdient, wie das Video im Roman. Die Kriminalbeamtin Yasira Saad sieht bei ihrem Tinderdate ein Video online, auf dem die 16-jährige Lena Palmer von Asylwerbern vergewaltigt wird. Ein heikler Fall, denn die Polizei muss ermitteln, ohne die rechte Seite zu sehr zu befeuern. Das machen die schon selbst und sind sehr aktiv dabei!
Kling spricht in dem Roman viele wichtige Themen an, wie z.B. die Gefahren von Social Media, was die falsche Nutzung anrichten kann, Rassismus und Rechtsradikalität und was alles ein Video bewirken kann. Es gibt sogar noch mehr wichtige Themen, die hier zu erwähnen, wäre jedoch ein großer Spoiler.
Ganz nach Kling, der meist satirische Bücher schreibt, ist der Schreibstil einfach gehalten, was überhaupt nicht stört, denn dieser Roman überzeugt und schockiert mit dem Inhalt und das schafft er sogar besser, wenn man nicht 90% seiner Konzentration benötigt, um irgendwelche poetischen Satzkonstrukte zu entwirren.
Ich kann sagen, dieses Buch ist vermutlich nicht nur eines der wichtigsten in der Karriere des Autors, sondern auch einer der wichtigsten Bücher des Jahres!

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Ein nicht so perfektes Familienleben

Kleine Monster
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In "Kleine Monster" erzählt die österreichische Autorin Jessica Lind aus der Sicht von Pia, Mutter, Schwester und Tochter - und in allem ist sie eben nicht so perfekt.
Pia und ihr Mann werden an die Schule ...

In "Kleine Monster" erzählt die österreichische Autorin Jessica Lind aus der Sicht von Pia, Mutter, Schwester und Tochter - und in allem ist sie eben nicht so perfekt.
Pia und ihr Mann werden an die Schule geholt, da ihr Sohn anscheinend "etwas" mit einer Mitschülerin machen wollte. Was das war bleibt unbeantwortet, wie so vieles Anderes in diesem Roman. Durch das Zweifeln an der Unschuld ihres Sohnes, kommt die Vergangenheit Pias wieder in Erinnerung, an ihre Schwestern Romi und Linda - Romi, die der Familie den Rücken zugekehrt hat, Linda, die tot ist. Es wird klar: Pias Familie ist eine Familie des Schweigens, über Probleme wird nicht geredet, Unstimmigkeiten nicht angesprochen.
Lind schreibt fesselnd von eigentlich alltäglichen Dingen, wie vermutlich viel zu viele kennen, aber nur selten darüber sprechen. Man darf auf mal an seinem Kind zweifeln, Angst haben, ob es einen belügt und manipuliert - die Liebe der Mutter hat eben auch Grenzen, oder sollte sie zumindest haben. Die Befürchtung, dass eine Drehbuchautorin zu trocken schreibt, hat sich absolut nicht bewahrheitet, es war vielleicht szenisch angelegt, aber sehr auf die Introspektive fokussiert, was bei einem Film kaum möglich ist. Trotzdem lässt der Roman am Ende zu viel offen, es verläuft sich alles im Sand und am Ende wirkt es einfach nicht abgeschlossen.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Und täglich grüßt der Sexismus

Death. Life. Repeat.
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In "Death. Life. Repeat." von Louise Finch erlebt Spencer wieder und wieder den selben Tag und zwar nicht nur irgendeinen Tag, sondern der erste Jahrestag des Todes seiner Mutter, an dem sein bester Freund ...

In "Death. Life. Repeat." von Louise Finch erlebt Spencer wieder und wieder den selben Tag und zwar nicht nur irgendeinen Tag, sondern der erste Jahrestag des Todes seiner Mutter, an dem sein bester Freund eine Party schmeißt, auf der eine Mitschülerin von einem Auto erwischt wird und stirbt - jetzt muss er den Schlüssen finden, der diese Zeitschleife unterbricht. Spencer und seine Freunde sind das Paradebeispiel für toxische Männlichkeit und Machoverhalten: auf ihre Partys werden möglichst viele Mädchen eingeladen, eine Beziehung braucht es nicht, denn dann kann man jede Party eine andere abschleppen, aber lasst uns nicht vergessen den Mädchen vorab eine "Sternbewertung" zu geben, die ja nicht über 3,5 von 5 hinaus geht und natürlich sinkt, wenn schon mal wer dran war, über Gefühle wird nicht geredet, auf den Partys gibt es möglichst viel Alkohol (Spence hat eindeutig ein schweres Alkoholproblem) - also nicht der sympathische Sunnyboy, der seinem Mädchen jeden Wunsch von den Augen abliest und immer nur ihre Gefühle im Sinn hat, absolut kein "perfect boyfriend"-Material, eher das "mir-wird-schlecht-wenn-ich-noch-mehr-über-dich-erfahre"-Material.
Der Roman spricht nicht nur sehr wichtige Themen an - erstrangig das Männer- und Frauenbild der Gesellschaft -, sondern ist auch fabelhaft geschrieben. Gemeinsam mit der Entwicklung, die Spencer durchmacht, verändert sich auch der Schreibstil. Er beginnt sehr abgehackt und emotionslos und umso näher Spencer der Auflösung des Rätsels kommt und die dunklen Dinge über seinen Freund aufdeckt, umso nüchterner er auch wird, umso klarer, flüssiger und tiefergehender wird auch der Schreibstil. Wenn es auch etwas vorhersehbar ist - nicht alle sind so naiv wie Spencer - ist es ein komplett durchgeplantes und lehrreiches Buch!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Der Zug nach Hollywood nimmt nur langsam Fahrt auf

Eve
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Was Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam ...

Was Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam vor, oft in der Begegnung mit Eve. Eine Erzählform, die nicht gerade einfach ist, denn die Leser:innen können schnell gelangweilt sein. Towles jedoch hat genau dieses Erzählen gemeistert, meist zumindest. Bei Eve war dieser erste Teil doch etwas zu langatmig, man hat sich irgendwann gewundert, ob überhaupt noch etwas kommt oder ob es nur ein Gesellschaftsporträt wird. Doch im zweiten Teil hat der Roman ordentlich an Geschwindigkeit angenommen und wurde noch spannend. Die titelgebende Eve ist ein mysteriöse und starke Frau, die gut gezeichnet und im Roman verankert ist. Charaktere wie Eve braucht die Literatur mehr - nicht die Jungfrau in Nöten, die jetzt selbst den Drachen töten, sondern die Frau, die Dinge in die Hand nimmt, für andere Frauen einsteht und vor allem um Würde und Anerkennung kämpft - eine Advokatin der Frauen, die sich nicht davor scheut, ihre Hände schmutzig zu machen.
Trotzdem kann der Roman als Gesamtes nicht ganz überzeugen. An dem Zeitpunkt, an dem die Handlung richtig beginnt und es spannend wird, hat Towles die meisten Leser:innen vermutlich schon verloren. Es wurden einfach zu viele Charaktere zu ausführlich vorgestellt. Der Roman hat zwar eine überzeugende weibliche Protagonistin und zeigt ein realistisches Bild Hollywoods (sicher nicht nur damals), jedoch holt er die Leser:innen erst zu spät ab.

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