Profilbild von HarleyQ

HarleyQ

Lesejury Profi
offline

HarleyQ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HarleyQ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2025

Hat mich einfach nicht abgeholt

Russische Spezialitäten
0

In "Russische Spezialitäten" schreibt der deutschsprachige Autor Dmitrij Kapitelmann über seine ukrainischen Wurzeln und darüber, wie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Beziehung zu seiner ...

In "Russische Spezialitäten" schreibt der deutschsprachige Autor Dmitrij Kapitelmann über seine ukrainischen Wurzeln und darüber, wie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Beziehung zu seiner Mutter verändert hat.
Klingt eigentlich sehr interessant und hoch aktuell. Der Protagonist, der in dem kleinen Spezialitätenladen der Eltern arbeitet, nennt die Ukraine seine Heimat. Er verteufelt Russland für den Angriffskrieg. Seine Mutter hört jedoch russisches Radio, schaut russisches Fernsehen und glaubt diese Propaganda. Auf die Frage des Sohnes, wieso sie Russland unterstütze, meint sie nur, weil ihr Russland egal sei. Als der Laden schließen muss, wagt der Protagonist sogar die Reise in die kriegsgebeutelte Ukraine und sieht die Auswirkungen direkt vor Ort.
Doch obwohl der Protagonist auch über die Auswirkungen auf seine Sprache und das Sprechen mit der Mutter schreibt, was für mich sehr interessant ist, konnte mich das Buch einfach nicht abholen. Es gab auch richtig gute Stellen, in denen sehr interessante Ideen und Gedanken gut ausgearbeitet wurden. Ich kann es nicht sagen, was mich gestört hat, aber ich habe einfach keinen Anschluss gefunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2025

Über Freundschaft

Wenn wir lächeln
0

Jara und Anto sind Freundinnen, nicht mehr, nicht weniger. Aber gibt es den wichtigeres?
Diese ganz besondere Beziehung in einem Leben betrachtet der Roman "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg. ...

Jara und Anto sind Freundinnen, nicht mehr, nicht weniger. Aber gibt es den wichtigeres?
Diese ganz besondere Beziehung in einem Leben betrachtet der Roman "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg. Dabei verfolgen wir Jara, ein Mädchen in den 90er Jahren, lernt die mutige, aber auch mysteriöse Anto kennen und schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Freundschaft - die, die sich eher wie eine Schwesternschaft anfühlt. Anto zeigt Jara wie man sich im Enkaufszentrum Geld schnorrt, wie man im Bioladen klaut und was man nachts mit einem Baseballschläger alles anfangen kann.
Der Roman beginnt jedoch nicht am Anfang, beim Kennenlernen. Die Leser:innen werden mitten rein geworfen, in eine Nacht, in der Anto plötzlich von einer Brücke in den Rhein springt und während Jara überlegt, was sie nun tun soll, erleben wir rückblickend, wie die beiden Mädchen dort gelandet sind. Dies sorgt beim Lesen teilweise für Verwirrung, man muss sich die richtige Chronologie selbst zusammenpuzzeln, während in der Gegenwart immer neue Möglichkeiten, wie es den weitergehen könnte, je nachdem wie Jara sich entscheidet, erzählt werden. Wir lesen die Geschichte durch die Augen einer unbewusst unzuverlässigen Erzählerin, die uns von einer bewusst unzuverlässig erzählenden Freundin erzählt, ein interessantes Konzept, aber manchmal dann doch etwas anstrengend.
Was bleibt ist jedoch dieses wunderschöne Gefühl der engen Freundschaft zwischen den zwei heranwachsenden Mädchen. Eine Freundschaft, die ohne erotische Liebe auskommt. Eine Freundschaft, wie sie jede:r einmal in seinem/ihrem Leben haben sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2025

Überraschendes Debüt

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
0

Der Debütroman "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann" des norwegisch-kroatischen Autors Oliver Lovrenski überzeugt vielleicht nicht von Anfang an, denn auf das sprachliche Experiment muss man sich ...

Der Debütroman "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann" des norwegisch-kroatischen Autors Oliver Lovrenski überzeugt vielleicht nicht von Anfang an, denn auf das sprachliche Experiment muss man sich erst einlassen. Aber sobald man das schafft, kann es ein Lesehighlight werden.
Ivor ist Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Norwegen, genauso wie seine Freunde. Am Anfang bemüht er sich richtig, zu zeigen, dass er genau so gut ist, wie die Anderen. Er ist Klassenbester und möchte Anwalt werden. Doch was ihm fehlt sind die Zukunftsperspektiven, die Hoffnung, dass jemand wie er, so etwas schaffen kann und in dieser Hoffnungslosigkeit findet er einen anderen Weg. Anstatt Anwalt zu werden, wird er Junkie und Dealer und damit kommen dann die Probleme, die alle bei diesen "schlimmen Ausländern" erwarten.
Auch sprachlich versucht der Roman genau diese Welt der migrantischen Jugendlichen abzubilden. Die Geschichte wird in sehr kurzen Kapiteln, teilweise nicht einmal eine halbe Seite, erzählt, die unvollständige Sätze, keine Punkte und oft Einflüsse aus anderen Sprachen beinhalten. Diese Jugendsprache, wie sie heute stark vertreten ist, kann auf viele Leser:innen anfangs abschreckend wirken und vielleicht fällt es auch vielen schwer, das Ganze überhaupt zu verstehen, weil sie es erst Stück für Stück entschlüsseln müssen, es lohnt sich jedoch.
Wenn man sich darauf einlässt, versucht die Sprache und den Protagonisten zu verstehen, bekommt man eine berührende Geschichte über die heutige Jugend, die sich vergessen fühlt. Die sich oft mal denkt, dass sie sowieso keine andere Wahl haben, als die Klischees zu erfüllen. Und am Ende erwischt man sich vielleicht dabei, dass man sich denkt, dass der Roman eine "typische Einwanderergeschichte" erzählt und kann dieses Denken ändern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2025

Versprechen nicht gehalten

Super-GAU
0

Die Graphic Novel "Super-GAU" von Bea Davies erzählt mit schönen Bildern und auf sanfte Art und Weise von Schicksalen in Deutschland.
Die handelnden Personen sind durchaus interessant und ihre Geschichte ...

Die Graphic Novel "Super-GAU" von Bea Davies erzählt mit schönen Bildern und auf sanfte Art und Weise von Schicksalen in Deutschland.
Die handelnden Personen sind durchaus interessant und ihre Geschichte berührt und regt zum Nachdenken über die Gesellschaft an, ohne die Moralkeule herauszuholen. Jedoch fehlte mir ein Aspekt, der im Titel und im Klappentext eigentlich groß angekündigt wird. Denn diese suggerieren, dass es um die Atomkatastrophe in Fukushima geht und wie sich diese auch auf deutsche Schicksale ausgewirkt hat. Dies war jedoch nur ein sehr kleiner Aspekt der Erzählung. Es wurden zwar immer wieder Nachrichten-Bilder gezeigt, die die Handlung unterbrochen haben und auch die eine oder andere Reaktion darauf, jedoch würde der Großteil der Geschichte auch ohne diese Katastrophe in den Nachrichten gleich ablaufen.
Ohne dieses Versprechen, worum es gehen wird, hätte die Graphic Novel auch hervorragend funktioniert, so aber hatte ich etwas anderes erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2025

Lustige Nostalgie

Willkommen in Gravity Falls - Verschollene Legenden
0

"Gravity Falls" war eine wunderbare Serie, die leider viel zu kurz war. Dementsprechend ist der Comicband eine tolle Erweiterung für alle Fans der Serie. Genauso wie die Serie wirken die Geschichten des ...

"Gravity Falls" war eine wunderbare Serie, die leider viel zu kurz war. Dementsprechend ist der Comicband eine tolle Erweiterung für alle Fans der Serie. Genauso wie die Serie wirken die Geschichten des Comicbands auf dem ersten Blick vielleicht komplett chaotisch und verrückt und man mag denken: "Was ist denn das für ein Blödsinn?". Wenn man jedoch genauer hinschaut, ein bisschen darüber nachdenkt, erkennt man viel mehr darin.
Die Geschichten rund um Mabel, Dipper und ihren Freunden unterhalten und machen Spaß. Der Comic macht enorme Lust auch die Serie wieder zu schauen und wie schon bei der Serie ist es einfach wieder viel zu schnell vorbei.
Besonders toll am Comic ist, dass er teilweise damit arbeitet, dass er ein Comic ist, die vierte Wand durchbricht, eine Metaebene hat, die nur in einem Comic funktioniert. Auch gibt es viele nette Details für die Fans der Serie.
Man merkt, dass "Gravity Falls" ein Herzensprojekt Alex Hirschs ist und auch wenn es nicht jeden Geschmack trifft, meinen trifft es, ich bin glücklich noch ein paar Geschichten mehr von Mabel und Dipper zu haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere