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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2022

Nicht überzeugend

Café Leben
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Bei dem Roman "Café Leben" hat mich der Klappentext sofort überzeugt und ich hatte mich auf ein emotionales Leseerlebnis vorbereitet. Leider wurde ich enttäuscht. Es begann damit, dass Henrietta eine der ...

Bei dem Roman "Café Leben" hat mich der Klappentext sofort überzeugt und ich hatte mich auf ein emotionales Leseerlebnis vorbereitet. Leider wurde ich enttäuscht. Es begann damit, dass Henrietta eine der unsympathischsten Protagonistinnen seit langem ist. Die Autorin versuchte hier Platz für Veränderung zu schaffen, hat sich damit aber zu lange Zeit gelassen und so musste die Veränderung am Ende zu schnell vollzogen werden und wirkte unrealistisch. Somit startete die Geschichte schon mit einem großen Minuspunkt, den sie nicht mehr loswerden konnte.
Trotz der Protagonistin, mit der ich mich nicht identifizieren konnte, habe ich dem Buch eine Chance gegeben. Doch nach und nach kamen weitere Defizite an die Oberfläche. Das Pacing der Handlung war, meiner Meinung nach, nicht richtig gesetzt. Während eine ewige Zeit nach der Schwester Annies gesucht wird und Teile der Recherche einfach unnötig und langwierig erscheinen, ist auch das Ende zu lang gedacht. Die Geschichte hätte um einiges früher abgeschlossen werden können. So wirkte es, als hätte die Autorin extra noch versucht Gefühle in den Leser:innen zu wecken.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Schwierig

Die Stimme meiner Schwester
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"Die Stimme meiner Schwester" klang dem Klappentext nach sehr interessant, dazu versprach es, dass die Stimme erhoben wird, gegen die "alte Welt Brasiliens"... Teilweise hat der Roman diese Versprechen ...

"Die Stimme meiner Schwester" klang dem Klappentext nach sehr interessant, dazu versprach es, dass die Stimme erhoben wird, gegen die "alte Welt Brasiliens"... Teilweise hat der Roman diese Versprechen gehalten, an anderen Stellen hätte ich mir mehr erwünscht.
Natürlich kann man an ein Buch, dass aus einer ganz anderen Kultur kommt und auch für diese geschrieben wurde, nicht vergleichen mit Romanen die von Europäer:innen für Europäer:innen geschrieben wurden. Dementsprechend ist es bei diesem Roman wichtig, sich erst einmal auf eine neue Leseerfahrung einzulassen. Trotzdem war der Roman einsteigerfreundlich und meist einfach zu lesen und zu verstehen. Er zeigt den Leserinnen eine neue Welt, ohne dass man sich beim Lesen als "Fremde:r" fühlt. Hier auch ein großes Lob an die Übersetzung!
Der Roman zeigt eine Seite Brasiliens, die vielen Leser
innen vermultich unbekannt war, für mich erschreckend, aber nicht überraschend. Die versprochene Handlung scheint nur Mittel zum Zweck ein Gesellschaftsporträit zu zeichnen und die erhobenen Stimmen wirken leise.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Repetitiv

Die Buchhändlerin von Paris
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"Die Buchhändlerin von Paris" wartet für geschichtsbegeisterte Leserinnen mit einem sehr spannenden Thema auf: Eine englischsprachige Buchhandlung im Paris der 20er Jahre, die die Anlaufstelle war für ...

"Die Buchhändlerin von Paris" wartet für geschichtsbegeisterte Leserinnen mit einem sehr spannenden Thema auf: Eine englischsprachige Buchhandlung im Paris der 20er Jahre, die die Anlaufstelle war für die Dichter und Denker, die aus dem prüden Amerika der Prohibition geflohen sind. Dazu noch eine Prise Veröffentlichungsgeschichte von Ulysses, auch heute noch ein umstrittenes Werk.
Herausgekommen ist jedoch ein Roman, der seine Prioritäten fragwürdig setzt und an manchen Stellen die Leser
innen durch immer wieder andere Informationen verwirrt.
Wird nun an einer französischen oder einer englischen Version von Ulysses gearbeitet? Ist dieser Verlag jetzt amerikanisch oder in Österreich heimisch? Nennt Joyce ihre Buchhandlung Stratford-upon-Odéon oder Stratford-on-Odéon? Das waren nur die Unstimmigkeiten, die mir aufgefallen sind.
Dazu kommt, dass Joyce als sehr unsympathischer und vor allem nicht empathischer Mensch dargestellt, was vielleicht der Wahrheit entspricht, aber es wirkt an manchen Stellen doch übertrieben.
Weiters ist die Sprachlichkeit der Übersetzung unstimmig. An der einen Stelle wird mit großen Wörtern um sich geworfen wie Sapphismus und larmoyant, nur um an einer anderen Stelle schwer und schwierig nicht richtig einzusetzen.
Trotzdem war das Buch interessant, die Leser*innen können einiges über die Zwischenkriegszeit in Paris und Amerika lernen und die Liebesgeschichte war gut in die restliche Handlung eingewoben ohne kitschig zu werden. Die Handlung jedoch war ab einem bestimmten Punkt in einer Dauerschleife gefangen, aus der sie bis zum Ende leider nicht mehr herauskam!

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Unter den Erwartungen geblieben

Intimitäten
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Der Klappentext von Intimitäten hat viel versprochen, leider hat der Roman das nicht gehalten. Ich habe mir, neben der Liebesgeschichte, die ich nicht unbedingt benötigt hätte, mehr von der moralischen ...

Der Klappentext von Intimitäten hat viel versprochen, leider hat der Roman das nicht gehalten. Ich habe mir, neben der Liebesgeschichte, die ich nicht unbedingt benötigt hätte, mehr von der moralischen Zwickmühle erwartet, die der Job als Übersetzerin im Gerichtshof der Vereinten Nationen mitbringt. Da ich kein großer Fan von Liebesgeschichten bin, hatte ich gehofft, dass sich die Themen zumindest 50/50 aufteilen, über das Buch. Leider gab es ziemlich viel von der Affäre, ein bisschen Prozess gegen den menschenrechtsverachtenden Kriegsführer (ist ja nicht so interessant) und sehr viele andere Themen... Es wirkt so, als hätte sich die Autorin einfach zu viel vorgenommen. Sie wollte auf zu wenigen Seiten zu viele Themen ansprechen und hat so den Überblick für die Geschichte verloren. So ist auch die Entscheidung der Protagonistin am Ende des Romans nicht unbedingt nachvollziehbar.
Auch sprachlich ist der Roman keine Besonderheit und reiht sich zwischen die anderen Bücher ein, um möglicherweise schon bald vergessen zu werden.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Wunderschöne Atmosphäre

Findelmädchen
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In dem Roman Findelmädchen dreht sich alles um die jugedliche Helga, die als Kind in der Nachkriegszeit ohne Eltern in Köln leben musste, bis ein französisches Ehepaar sie und ihren Bruder aufgenommen ...

In dem Roman Findelmädchen dreht sich alles um die jugedliche Helga, die als Kind in der Nachkriegszeit ohne Eltern in Köln leben musste, bis ein französisches Ehepaar sie und ihren Bruder aufgenommen haben. Doch im Winter 1954 meldet sich plötzlich ihr Vater aus Köln.
Wie auch schon in ihrem ersten Roman Trümmermädchen schafft es Lilly Bernstein wunderbar die Atmosphäre einzufangen, wie es war in den 50er Jahren in Westdeutschland zu leben. Sie schreibt von fortsetzenden Anfeindungen gegenüber Bevölkerungsgruppen, die schon im 2. Weltkrieg verfolgt wurden, von Kindern, die in Waisenhäusern misshandelt werden, vom aufkommenden Rassismus und von einer mutigen, jungen Frau, die sich in dieser Zeit traut ihre Stimme zu erheben.
Bernstein schafft es ihren Leser*innen das Gefühl zu geben, als würden sie selbst in dieser Zeit des beginnenden Umbruchs zu leben. Sie verwebt eine einzigartige Geschichte mit historischem Wissen und nebenbei werden auch wichtige Ereignisse behandelt, ohne auch nur einmal belehrend von oben herab zu erzählen. Gelungen ist auch die Verbindung zum ersten Roman Trümmermädchen, die schöne Erinnerungen weckt, bei denen, die den Roman gelesen haben, wobei es nicht notwendig ist, diesen zu kennen.
Auch wenn es, dem Genre verschuldet, stellenweise etwas kitschig ist, ist es doch ein sehr gelungener Roman!

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