Inhalt
In der Welt der Vier Jahreszeiten liegt das Schicksal der Menschheit in den Händen der Traumknüpferin Udinaa, denn ihr Traum hält die Welt im Gleichgewicht. Wenn sie erwacht, zerspringt ihr Traum in abertausende Splitter von grosser Macht. Und genau auf diese Splitter hat es ein machthungriger Unbekannter abgesehen. Während seine Schergen seinen schwierigsten Gegner - die Nachkommen des verlorenen Volkes - vernichten, plant das Wintermädchen Naviia Rache an ihrem ermordeten Vater ... und greift ungeahnt in die Geschicke der Welt ein.
Meine Meinung
Mit seinen 720 Seiten ist "Die Traumknüpfer" ein mächtiger Schinken. Doch man sollte sich davon nicht abschrecken lassen, denn die Geschichte hat es echt in sich! Und auch die Aufmachung des Buches verdient besonderes Lob. Nicht nur das Cover und die Umschlaggestaltung überzeugen auf den ersten Blick, sondern auch die liebevoll gestaltete Weltkarte und die Aufmachung der einzelnen Kapitel.
Der Schreibstil der Autorin (die übrigens Jahrgang 1992 hat) ist phänomenal! Anders kann man diesen nicht beschreiben. Das ist echt hohes Niveau und trifft damit genau meinen Geschmack. Denn was ist ein High Fantasy Epos schon, wenn die Sprache nicht stimmt? Carolin Wahl gelingt es genau die richtigen Stimmungen beim Leser hervorzurufen, ich habe mich gehetzt gefühlt, war traurig und schockiert, habe meine innere Ruhe gefunden und gleichzeitig wurde mein Herz gebrochen. Auch die Wortwahl hat mir sehr zugesagt; Traumknüpfer, Seelensänger, Weltenwandler, Traumtrinker - Wörter, denen man nicht in jedem x-beliebigen Roman über den Weg läuft und die dieser Geschichte etwas Besonderes geben.
"Die Traumknüpfer" ist aus verschiedenen Sichtweisen geschrieben. Mal begleitet der Leser die junge Naviia, dann den Königssohn Kanaael und dann einen verschlagenen Assassinen, der seine eigenen Pläne verfolgt. Dadurch kommt eine Spannung auf, die fast nicht zum aushalten ist. Stellenweise hätte ich am liebsten ein Kapitel weiter geblättert, um zu lesen, wie es dem Protagonisten ergeht.
Der rote Faden zieht sich gekonnt durch die ganze Geschichte und durch die Sichtwechsel wird das Puzzle langsam zusammengesetzt, bis nur noch der letzte Teil fehlt. Und besonders dieser letzte Abschnitt im Buch hat mich nochmal so richtig mitgerissen und mir den Puls hochgejagt.
Setting
Die Welt der vier Jahreszeiten ist eine komplex aufgebaute Fantasy-Welt. Sie besteht aus den vier Ländern der Jahreszeiten und der Insel Mii, auf der die Traumknüpferin ihren Traum webt. Jedes Land hat seine eigene Kultur, seine eigenen Bräuche und Unarten. Während im Norden und Süden Männer das starke Geschlecht sind, sind es im Osten und Westen die Frauen, die regieren und bewachen. Omnipräsent in jedem Land sind die vier Götter, die verehrt und vielleicht ein bisschen gefürchtet werden.
Jedes Land bringt seine eigene Sprache und Dialekte mit, seine unverwechselbare Landschaft, Flora und Fauna. Die Welt ist eine der am besten aufgebauten, denen ich in meiner Karriere als Leserin begegnet bin und ich würde zu gerne mal die vier Kontinente bereisen und erforschen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht nicht nur die Traumknüpferin und ihr Traum sondern auch das Verlorene Volk. Dies hat die Macht, Magie aus den Träumen der Menschen zu ziehen und je nach Begabung zur Wandlung (ähnlich einer Teleportation), Manipulation oder zum Kampf zu verwenden. Warum das Verlorene Volk geächtet wird und sich versteckt halten muss, wird erst nach und nach aufgedeckt.
Charaktere
Auch die Charaktere in diesem Buch haben mich vollkommen überzeugt. Es gibt liebenswerte Persönlichkeiten, denen man kurz einmal begegnet, sie aber eigentlich länger begleiten möchte, aber auch machtgierige und neidische Menschen, denen man lieber aus dem Weg geht. Ich fasse mal die drei wichtigsten Personen zusammen - über die Traumknüpferin selber werde ich nichts sagen, die müsst ihr selber kennen lernen.
Naviia O'Bhai ist eine Tochter des Winters und musste ihr Leben lang ihre wahre Herkunft verstecken. Als ihr Vater ermordet wird, verspricht sie Rache. Auf ihrem Weg begegnet sie einigen interessanten Menschen und erfährt viel über sich selbst. Die Wandlung, die sie in der ganzen Geschichte macht ist sehr eindrucksvoll.
Kanaael De'Ar ist der charismatische und unbekümmerte Prinz der Sommerlande. Nur durch Zufall erfährt er seine wahre Herkunft und Bestimmung. Er sieht es als seine Pflicht, sein Volk zu beschützen und so begibt er sich auf eine lange, schwere Reise.
Ashkiin A'Sheel ist ein Stratege und Assassine im Dienste der Herrscherin der Frühlingslande. Er nimmt eine sehr wichtige Position in der Geschichte ein und sein Schicksal ist weltbewegender, als er selber erahnt.
Natürlich gibt es noch unzählige weitere Charaktere, denen man im Laufe der Geschichte begegnet. Jeder einzigartig und auf seine eigene Art und Weise überzeugend - egal ob gut oder böse, oder etwas dazwischen.
Fazit
Ich bin hin und weg. Ein High Fantasy Epos der Superlative! Jedem, der komplexen Weltenaufbau, anspruchsvolle und bildhafte Sprache und tiefgründige Charaktere liebt und schätzt, empfehle ich, dieses Meisterwerk zu lesen!