Historisch, politisch und spannend - für mich mit Abstand das bisher beste Buch der Shardlake-Reihe.
Die Gräber der VerdammtenC. J. Sansoms Reihe um Matthew Shardlake, den buckligen Anwalt, der seinen Geschäften im England der Tudorzeit nachgeht, verfolge ich seit Beginn mit Interesse und zunehmender Begeisterung, zeichnen sich ...
C. J. Sansoms Reihe um Matthew Shardlake, den buckligen Anwalt, der seinen Geschäften im England der Tudorzeit nachgeht, verfolge ich seit Beginn mit Interesse und zunehmender Begeisterung, zeichnen sich diese Kriminalromane doch durch historische Akkuratesse und lebendige, stimmungsvolle Beschreibungen aus, die in spannende Handlungen eingebettet sind.
Im nunmehr siebten Band „Die Gräber der Verdammten“ befinden wir uns im Jahr 1549. Heinrich VIII. ist tot, sein Nachfolger, der elfjähriger Edward VI. wird in Regierungsgeschäften von dem ehrgeizigen Herzog von Somerset vertreten. Das Land versinkt im Chaos. Engländer kämpfen seit Jahren gegen Schotten („Rough Wooing“, 1543 – 1551), Protestanten gegen Katholiken, die Wirtschaft bricht zusammen. Das Geld verliert täglich an Wert, die Menschen hungern. Wer Schafe hat, kann sich freuen, denn der Export von Wolle boomt. Profiteure sind die meist adligen Großgrundbesitzer, die ihre Weideflächen dadurch vergrößern, indem sie sich Gemeindeland aneignen und einzäunen, Land, das üblicherweise den Kleinpächtern zur Verfügung stehen sollte.
In Norfolk, der führenden Region für die Schafzucht und Wollverarbeitung, macht sich Unmut breit, die Bauern rebellieren und reißen die Einfriedungen nieder, auch die Zäune auf dem Land des Freibauern Robert Kett. Aber anders als erwartet schlägt er sich auf ihre Seite und wird zu ihrem Anführer. Die anfänglichen Erfolge sind trügerisch, denn die königliche Armee schlägt mit Macht zurück. Kett wird gefangen genommen, wegen Hochverrat angeklagt und zum Tod durch Erhängen verurteilt und schließlich am 7.12.1549 in Norwich hingerichtet.
Diese Ereignisse bilden den historischen Hintergrund für den Todesfall, den Shardlake, mittlerweile in Diensten der jungen Elizabeth (später Königin Elizabeth I.), genauer unter die Lupe nehmen soll. Ein entfernter Verwandter wird des Mordes an seiner Ehefrau beschuldigt und steht in Norwich vor Gericht. Gemeinsam mit seinem Helfer Nicholas macht sich Shardlake auf den Weg gen Norden. Dort treffen sie überraschenderweise auf Jack Barak, den ehemaligen Assistenten des Anwalts, der den beiden bei ihren Nachforschungen behilflich ist, die sie nicht nur in die adelige Gesellschaft sondern auch mitten hinein in das Lager von Ketts Rebellen führen. Barak schließt sich ihnen an, Nicholas wendet sich gegen sie, und zwischen beiden Lagern steht Shardlake, der unfreiwillig zum Verbündeten von Robert Kett wird.
983 Seiten, gespickt mit historischen Fakten, eingearbeitet in einen hochspannenden Kriminalfall. Zu keinem Zeitpunkt langatmig, im Gegenteil. Mit anhaltendem Interesse verfolgt der/die Leser/in den Fortgang der Handlung, hoffend, dass der Protagonist den Geschehnissen, die sich komplett seinem Einflussbereich entziehen, mit heiler Haut entkommen und den Mordfall aufklären kann. Historisch, politisch und spannend - für mich mit Abstand das bisher beste Buch der Shardlake-Reihe. Lesen. Unbedingt!