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Veröffentlicht am 11.12.2024

Mein Kochbuch des Jahres

Ottolenghi Comfort
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In „Comfort“, Yotam Ottolenghis neuem Kochbuch, dreht sich diesmal alles um Wohlfühl-Rezepte, die mit den Aromen, für die dieser Ausnahmekoch steht, einmal mehr für Geschmacksexplosionen sorgen.

Aber ...

In „Comfort“, Yotam Ottolenghis neuem Kochbuch, dreht sich diesmal alles um Wohlfühl-Rezepte, die mit den Aromen, für die dieser Ausnahmekoch steht, einmal mehr für Geschmacksexplosionen sorgen.

Aber was ist ein Wohlfühl-Essen? Auf diese Frage gibt keine allgemeingültige Antwort, denn jede/r, abhängig vom kulturellen Hintergrund und persönlichen Erfahrungen, wird sie anders beantworten. Ganz gleich ob Pasta, Frittiertes oder Süßes, es sind in erster Linie individuelle Erinnerungen, die wir mit den gefüllten Tellern verbinden. Nicht nur an Orte, sondern vor allem an Menschen, die diese Gerichte zubereitet oder mit denen wir sie genossen haben.

Seine langjährigen Mitarbeiterinnen schwelgen mit ihm in Erinnerungen aus der Kindheit oder von Reisen und steuern gleichfalls ihre eigenen Wohlfühl-Rezepte bei, die aber, wie es nicht anders zu erwarten war, durch ungewöhnliche Zutaten, oft aus dem Gewürzregal oder Vorratsschrank, einen besonderen Kick erhalten.

Wie gewohnt gibt es viele Rezepte, bei denen Gemüse die Hauptrolle spielt. Ich habe bisher die in Butter geschmorten Kohlrabi mit Oliven-Chimichurri sowie den im Backofen gerösteten Spitzkohl mit Miso-Butter nachgekocht. Und was soll ich sagen? Eine absolute Geschmacksexplosion, die diese Alltagsgemüse auf eine ganz neue Stufe hebt und die Vorfreude auf die anderen Gerichte schürt, die ich mir markiert habe.

Die Rezepte sind durchgehend einfach nachzukochen. Sie benötigen manchmal etwas mehr Zeit, aber das lässt sich verschmerzen, wenn das Ergebnis so lecker wie hier ist. Und auch die Beschaffung der Zutaten sollte kein Problem sein, sind diese doch üblicherweise in gut sortierten Supermärkten oder türkischen Lebensmittelgeschäften erhältlich.

Schaut es euch an, blättert es durch, lasst euch inspirieren und merkt, wie euch der Mund wässrig wird. Für mich ist „Comfort“ ohne Zweifel das Kochbuch des Jahres, und ich empfehle es nachdrücklich zur Anschaffung.

Veröffentlicht am 10.12.2024

Wenig gelungene Variation

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
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Richard Osman ist der Autor einer erfolgreichen, vierbändigen Cozy Crime-Reihe, in der vier Bewohner einer Seniorenresidenz auf Verbrecherjagd gehen, um Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Liest sich ...

Richard Osman ist der Autor einer erfolgreichen, vierbändigen Cozy Crime-Reihe, in der vier Bewohner einer Seniorenresidenz auf Verbrecherjagd gehen, um Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Liest sich nett und ist unterhaltsam, keine Frage. Aber dann wird die anfangs liebenswerte Vierergruppe leider permanent erweitert, so dass nicht nur die Anzahl der an den Ermittlungen beteiligten Personen stetig wächst, sondern auch noch zahlreiche, meist uninteressanten Nebenhandlungen in die jeweiligen Fälle eingeflochten werden. Höhepunkt bzw. Tiefpunkt dieser Entwicklung war dann der vierte Band, der mich absolut nicht überzeugen konnte und für ständiges Augenrollen meinerseits beim Lesen verantwortlich war.

Vielleicht hat der Autor ja ähnlich empfunden, und er hat sich deshalb eine Pause vom Donnerstagsmordclub verordnet, um Abstand zu gewinnen und ein neues Projekt in Angriff zu nehmen? Verständlich wäre es, aber leider ist es allzu offensichtlich, dass er das Risiko gescheut hat, etwas Neues zu wagen und deshalb mit „Wir finden Mörder“ zwar das Team und den Ort geändert hat, aber ansonsten auf ausgetretenen Pfaden wandelt, denen er allerdings noch eine gehörige Portion Absurdität verpasst hat.

Kurz die Eckdaten: Drei Personen stehen im Mittelpunkt der Handlung. Amy Wheeler, ihres Zeichens Personenschützerin, Rosie D’Antonio, ihre Klientin und achtzigjährige Autorin sowie Steve, ein pensionierter, verwitweter Kommissar und Amys Schwiegervater, der sich die Zeit mit Pub Quiz-Runden vertreibt, bis er von seiner Schwiegertochter in einer heiklen Angelegenheit um Hilfe gebeten wird. Ab diesem Zeitpunkt ist’s mit der Ruhe vorbei und es beginnt eine Mörderjagd rund um den Globus.

Wer zählt die Orte, nennt die Perspektiven? Von beidem viel zu viel und völlig überzogen. Und wenn die Handlung ins Stocken gerät, kommt dann eine banale, gewollt witzige Bemerkung, so dass ich mich eher als Zuschauerin in einer Comedy-Veranstaltung denn als Leserin gefühlt habe.

Nichtsdestotrotz sehe ich durchaus Potenzial für die Reihe. Der Autor sollte sich auf seine Stärken besinnen, die da sind: sympathische Protagonisten mit glaubhafter Backstory, eine gradlinige, glaubhafte Story und die Beschränkung der Handlungsorte. Und wenn schon Humor, dann aber bitte augenzwinkernd und trocken, wie wir es von den Engländern gewohnt sind. Sonst wird das, zumindest für mich, nix.

Veröffentlicht am 06.12.2024

Enttäuschte Erwartungen

Italien
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Gleich vorweg, ich hatte hohe Erwartungen an „Italien: Food. People. Stories“ der vier Molcho-Brüder Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, „verschiedene Kulturen durch ...

Gleich vorweg, ich hatte hohe Erwartungen an „Italien: Food. People. Stories“ der vier Molcho-Brüder Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, „verschiedene Kulturen durch außergewöhnliche kulinarische Erlebnisse zusammenzubringen“ und deshalb mittlerweile unter dem Kürzel NENI nicht nur 14 Restaurants in europäischen Städten betreiben, sondern auch schon zahlreiche Kochbücher veröffentlicht haben. Die Besonderheit der Rezepte liegt dabei meist in der Verbindung von Regionalküche verbunden mit dem levantinischen Erbe der Familie. So auch hier, dachte ich zumindest.

Nun also eine Reise durch Italien, und die Route sieht vielversprechend aus. Von Friaul-Julisch Venetien über die Toskana und Rom in den Mezzogiorno, die Amalfi-Küste und Apulien bis hinunter nach Sizilien.

Und damit fängt das Problem an, denn das Buch mit seinen 227 Seiten ist zweigeteilt. In der ersten Hälfte (bis Seite 115) berichten sie über Köche, Restaurants und Erzeuger, die sie auf ihrer Reise gezielt aufgesucht bzw. mehr oder weniger zufällig getroffen haben, wobei die Hintergrundinformationen eher uninteressant sind und die kulinarischen Besonderheiten der Regionen nicht im Zentrum stehen. Dazu kommen Unmengen meist großformatiger Fotos, die zwar nett anzuschauen sind, aber eher in das Fotoalbum der Familie gehören. Das eine oder andere Rezept ergänzt zwar diese Berichte, ist aber weitgehend uninteressant, wenn man sich bereits intensiver mit der italienischen Küche beschäftigt hat.

Nun zu Kapitel 2, überschrieben mit Hayas Cucina. Auch hier sind im Wesentlichen die Klassiker-Rezepte aufgeführt, die man so oder so ähnlich in jedem Italien-Kochbuch finden kann. Keine Spur von besonderen levantinischen Einflüssen, weder bei den Zutaten noch bei den Gewürzen (btw. das bekommt Yotam Ottolenghi um Klassen besser hin). Positiv ist hierbei lediglich, dass die Zutaten in jedem Supermarkt erhältlich sind und die Gerichte keine besondere Herausforderung an Können und Erfahrung darstellen und somit auch von weniger versierten Hobbyköchinnen und -köchen zubereitet werden können. Ergänzt werden die Rezepte, die in die klassische italienische Speisenfolge (Antipasti, Primo, Secundo, Dolci) eingeteilt sind, durch einige Grundrezepte wie Pesto, Brühe, Vinaigrette und die Herstellung von Brotbröseln. Wer’s braucht...

Veröffentlicht am 04.12.2024

Alles wird gut

Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume
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„Jeder braucht seinen eigenen Ozean, in dem er sich ausweinen kann. In Yeonnam-dong gibt es ein kleines Meer, in dem weiße, schäumende Wellen Tränen und Kummer fortspülen.“ (S. 295)

Buchhandlung, Restaurant, ...

„Jeder braucht seinen eigenen Ozean, in dem er sich ausweinen kann. In Yeonnam-dong gibt es ein kleines Meer, in dem weiße, schäumende Wellen Tränen und Kummer fortspülen.“ (S. 295)

Buchhandlung, Restaurant, Lädchen, Café, Keramikwerkstatt...und nun also ein Waschsalon. Kim Jiyuns Debüt „Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ reiht sich nahtlos in die Reihe der Romane aus dem asiatischen Raum ein, in denen Menschen in ihrem Alltag nicht nur unverhoffte Hilfe an unspektakulären Orten bekommen, sondern durch kleine, unverhoffte Wunder auch zu persönlichem Wachstum angeregt werden.

Jiyun nimmt uns mit nach Seoul in den Stadtteil Yeonnam-dong. Dort befindet sich der Binggul-Binggul-Waschsalon, ein unspektakulärer Ort mit einem heimeligen Duft von Baumwolle und Bernstein, der seine Magie aus dem hellgrünen Tagebuch bezieht, das dort auf dem Tisch liegt. Woher kommt es, wer hat es dort deponiert oder wurde es einfach nur vergessen? Niemand weiß es.

Die unterschiedlichsten Menschen des Viertels nehmen es in die Hand, blättern durch und lesen die Einträge. Und manch eine/r nutzt es auch, um sich Kummer von der Seele zu schreiben. Banale Zeilen wechseln sich mit Einträgen von Menschen ab, die existenzielle Probleme haben, mit ihrem Leben hadern und sich in persönlichen Krisensituationen befinden. Einsamkeit, Geldprobleme, beruflicher Stillstand, familiäre Krisen, all das treibt die Kunden des Waschsalons um, bringt sie an den Rand der Verzweiflung, lässt sie nicht nur auf tröstende Worte von Unbekannten hoffen, die ihre Zeilen kommentieren, sondern dann und wann durch ihr Eingreifen auch kleine Alltagswunder und somit positive Veränderungen bewirken können.

Eine Familie, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten kann. Ein Straßenmusiker, der von einer Musikerkarriere träumt. Eine Drehbuchschreiberin, die endlich den großen Wurf landen möchte. All diese Einzelschicksale verbinden sich im Lauf des Romans zu einer runden Geschichte, zusammengehalten von dem älteren Herrn Jang, einem Apotheker im Ruhestand, der durch seine hilfsbereite Art zum Dreh- und Angelpunkt dieser Gemeinschaft wird, obwohl er eigene Probleme mit seinen geldgierigen Sohn hat.

Wer einen schönen, leichten Feel good-Roman sucht, der das Gefühl von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit in diesen rauen Zeiten stimmig transportiert (inklusive der gemeinsamen Verfolgung eines Betrügers), ist mit „Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ bestens bedient und sollte hier zugreifen.

Veröffentlicht am 25.11.2024

Sympathische Protagonisten und spannende Handlung

Hildur – Der Schatten des Nordlichts
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Seit einiger Zeit halte ich wieder Ausschau nach Kriminalromanen aus Europas Norden, die möglichst Teil einer Reihe sind. Warum Reihen? Natürlich sollte der Kriminalfall im Zentrum stehen, aber ich erfahre ...

Seit einiger Zeit halte ich wieder Ausschau nach Kriminalromanen aus Europas Norden, die möglichst Teil einer Reihe sind. Warum Reihen? Natürlich sollte der Kriminalfall im Zentrum stehen, aber ich erfahre gerne mehr über die Protagonisten, warum sie wie handeln, Details zu ihrer Biografie, aber auch zu den kulturellen Eigenheiten der Gesellschaft, in der sie ihren Beruf ausüben.

All das bietet die mittlerweile dreibändige Hildur-Reihe der gebürtigen Finnin Satu Rämö, die mit ihrer Familie in Ísafjörður, einer Kleinstadt im Nordwesten Islands lebt, also genau in der Gegend, für die die Polizistin Hildur Rúnarsdóttir mit ihrem finnischen Praktikanten Jakob verantwortlich ist. Die beiden sind keine unbeschriebenen Blätter, ihre Biografie nimmt deshalb auch fast genau so viel Raum ein wie die Krimihandlung. Deutlich wird das vor allem an den Originaltiteln: Hildur (Bd. 1), Rósa & Björk (Bd. 2) und Jakob (Bd. 3), was zeigt, dass in jedem der Bände eine Person ganz besonders ausgeleuchtet wird. Aber diese personalisierten Titel sind auch ein Hinweis auf die Übermittlung zusätzlicher Informationen, die zum einen Verbindungen zwischen den Einzelbänden schaffen, zum anderen uns die Protagonisten näher bringen. Für mich funktioniert dieses Konzept gut, auch wenn ab und zu die eigentliche Krimihandlung dadurch in den Hintergrund gedrängt wird.

Noch kurz zum Inhalt: Der Tote im Netz der Lachszucht ist erst der Anfang. Immer wieder tauchen Opfer auf, bei denen deren Zurschaustellung und/oder die Mordmethode Verbindungen zu der isländischen Sage von den 13 Weihnachtsgesellen aufweist. Gleichzeitig verschwinden auf den Pferdehöfen der Umgebung temporär immer wieder trächtige Stuten.

Es gibt also für Hildur einiges zu tun, zumal sie aktuell auf Jakob verzichten muss. Er ist zu einem Gerichtstermin nach Finnland gereist, damit die Torpedierungen des Sorgerechts durch seine geschiedene Frau endlich ein Ende haben. Aber es kommt ganz anders, denn es dauert nicht lange, bis er des Mordes verdächtigt wird. Hildur lässt alles stehen und liegen und macht sich auf den Weg, um Jakobs Unschuld zu beweisen.

Ein spannender, vielschichtiger Kriminalroman mit sympathischen Protagonisten und wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, hervorragend von Gabriele Schrey-Vasara übersetzt, den ich ohne Einschränkung all denjenigen empfehlen kann, die auch an dem Privatleben der Ermittler Interesse haben.

Nachbemerkung: Ursprünglich war die Hildur-Reihe als Trilogie geplant, aber nach deren Erfolg wird sie glücklicherweise fortgesetzt. Band 4, Originaltitel „Rakel“ wird bei Heyne im August 2025 unter dem Titel „Hildur – Die Toten am Meer“ erscheinen.