In stürmischen Zeiten
Die brennenden Kammern„Die brennenden Kammern“ ist der Auftakt einer mehrbändigen Reihe, in deren Zentrum die französischen Religionskriege stehen. Ihr Augenmerk richtet sich hierbei auf die Hugenotten, jene protestantische ...
„Die brennenden Kammern“ ist der Auftakt einer mehrbändigen Reihe, in deren Zentrum die französischen Religionskriege stehen. Ihr Augenmerk richtet sich hierbei auf die Hugenotten, jene protestantische Glaubensgemeinschaft, die ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts insbesondere in Frankreichs Süden blutigen Verfolgungen ausgesetzt waren und ihren Höhepunkt in der Bartholomäusnacht fanden. Ein Teil der Anhänger trat danach zwangsweise zum katholischen Glauben über, die anderen praktizierten ihre Religion im Verborgenen. Hotspot waren damals die Cevennen, wo die Camisarden erbittert Widerstand leisteten. Vergebens. Im 17. Jahrhundert folgte daraufhin eine Fluchtwelle sondergleichen, bei der die Hugenotten nicht nur in den Nachbarländern sondern auch auf der britischen Insel Zuflucht fanden. Soweit also die historischen Rahmenbedingungen.
Alles beginnt im Winter 1526 in der okzitanischen Festungsstadt Carcassonne, in der die katholische Minou und der Hugenotte Piet zufällig aufeinandertreffen. Natürlich verlieben sich die beiden, wenn man Mosses Romane kennt, ist das zu erwarten. Aber hat ihre Liebe in diesen stürmischen Zeiten überhaupt eine Zukunft?
Eine dynamische Geschichte voller Geheimnisse, Verschwörungen, Gewalt, Verrat und Liebe inmitten einer turbulenten Zeit nimmt ihren Anfang, immer wieder durch Auszüge aus dem Tagebuch einer Unbekannten unterbrochen, die offenbar von dem Gedanken an Rache beherrscht wird und deren Identität sich erst allmählich offenbart, was zusätzliche Spannung in die Handlung bringt.
Die ersten Kapitel überhäufen den Leser mit unzähligen Charakteren und Informationen, aber keine Angst, das Dunkel lichtet sich relativ schnell. Danach taucht man in einen feinen, gut ausbalancierten historischen Roman ein. Seht anschaulich wechselt die Autorin zwischen persönlicher Alltagsebene und dem komplexen politischen Hintergrund, ohne dabei an Tempo zu verlieren und Längen zu generieren. Dabei vermeidet sie Generalisierungen, ergreift nicht Partei, steht doch über allem der Wunsch nach Toleranz, Würde und Freiheit.
Kriege und Terror im Namen der Religion, die Verfolgung Andersgläubiger und Flucht. Wir kennen das leider auch aus unserer Gegenwart, von daher hat dieser Roman durchaus auch einen aktuellen Bezug.