Shaun Bythell ist der Besitzer des „The Bookshop“, einer großen Second-Hand-Buchhandlung/Antiquariats an der Küste von Galloway in Wigtown, Schottland und in „Tagebuch eines Buchhändlers“ lässt er die Leser über einen Zeitraum von einem Jahr an seinem Leben teilhaben. Dass Buchhandlungen, die nicht unter dem Dach einer großen Kette ihre Geschäfte betreiben, permanent ums Überleben kämpfen müssen, wissen mittlerweile die meisten Leser. So auch Bythell, der wenig mit dem freundlichen, warmherzigen und verständnisvollen Bücherwurm zu tun hat, den man sich hinter dem Tresen eines solchen Ladens vorstellt. Und doch gibt es Situationen, in denen genau diese Eigenschaften durchblitzen. Als beispielsweise ein Kunde beim Stöbern den Namen seines Vaters auf dem Vorsatzblatt findet, überlässt ihm Bythell das Buch umsonst.
Doch meist wirkt er ziemlich mürrisch und desillusioniert. Kein Wunder, wenn man sich seine Kunden anschaut. Die einen wühlen sich stundenlang durch die Regale, versuchen dann den Preis des Buches herunterzuhandeln, und wenn das nicht funktioniert, schauen sie, ob sie das Exemplar online billiger bekommen, die anderen verlassen den Laden ohne Einkauf, nachdem sie vorher den Buchhändler ewig in ein Gespräch verwickelt haben. Offenbar braucht es schon eine gewisse Passion, um nicht aufzugeben, denn bei der Beschreibung des frustrierenden Umsatzes habe ich mich immer wieder gefragt, wie „The Bookshop“ überleben kann. Vielleicht sind ja unter den antiquarischen Büchern, die er im Rahmen von Haushaltsauflösungen kauft, einzelne Gemmen, die er gewinnbringend veräußern kann.
Und doch denke ich, dass Bythell das mag, was er tut. Er liebt seine Buchhandlung und seine Heimat. Das kann man seinen Beschreibungen entnehmen, wenn er für Ankäufe über Land fährt. Und er ist auch nicht immer übellaunig. Es gibt auch zahlreiche Textpassagen, die von trockenem Humor geprägt sind, man denke nur an die schrulligen Assistentin, die die Bücher regelmäßig falsch einsortiert, oder die Erschiessung des ebook-Readers. Sehr unterhaltsam und entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Aber das “Tagebuch eines Buchhändlers” ist mehr als “Bridget Jones Diary” (der Vergleich kam mir in den Sinn, als ich die tägliche Bilanz gesehen habe). Es ist gleichermaßen eine David-gegen-Goliath Geschichte, eine Abrechnung und ein Aufruf gleichermaßen, der Unterstützung der inhabergeführten Buchhandlungen und der unabhängigen Verlage fordert.
Shaun Bythell mag nicht uneingeschränkt glücklich mit seinem Leben als Buchhändler sein, aber er hat all das, was sein Leben ausmacht. Er ist zufrieden.