Zwei Außenseiter auf der Suche nach einem Platz in der Welt
Alte SortenEine berührende Geschichte zweier Außenseiter, beide tief verletzt, die sich allmählich näher kommen und sich gegenseitig heilen.
Keine tiefsinnigen Gespräche, die diesen Prozess in Gang setzen, es ist ...
Eine berührende Geschichte zweier Außenseiter, beide tief verletzt, die sich allmählich näher kommen und sich gegenseitig heilen.
Keine tiefsinnigen Gespräche, die diesen Prozess in Gang setzen, es ist vielmehr das tägliche Miteinander, die gemeinsame Arbeit, das wortlose Verstehen, das sie nicht nur zueinander sondern auch zu sich selbst führt.
Leise und behutsam erzählt, sehr anrührend die Passagen, in denen Sallys Verzweiflung offenbar wird, die nach ihrem Platz in der Welt sucht. Auf der anderen Seite Liss, die sich im Lauf der Jahre einen Panzer zugelegt hat, der sie davor bewahren soll, wieder verletzt zu werden.
Sally, siebzehn Jahre alt, gefangen in den Erwartungen von Eltern und Gesellschaft. Sie fühlt sich fehl am Platz in diesem Leben, das andere für sie ausgesucht haben, reagiert mit Wut und Selbstverletzung, verweigert die Nahrungsaufnahme. Der Hilflosigkeit der Eltern geschuldet folgt die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Wieder eine Korsett aus „Du musst“ und „Du sollst“ ohne Verständnis und Interesse für die Gründe ihres Verhaltens. Auch wenn sie kein Ziel hat, weiß sie dass sie weg muss, weg aus diesem Leben der Vorschriften und falschen Anteilnahme.
Liss, Ende vierzig, hat das alles schon hinter sich, hat das Leben in den von ihrem Vater arrangierten Vierecken verlassen, hat es eingetauscht gegen die harte Arbeit auf dem heruntergekommenen Bauernhof ihrer Familie, den sie allein bewirtschaftet.
Die Begegnung der beiden ist zufällig. Keine Frage nach dem Woher oder Wohin, es zählt nur der Augenblick. Aus dem Unterschlupf für eine Nacht werden Tage, Wochen. Beide wortkarg und verschlossen, und doch brechen die Verkrustungen sowohl bei Liss als auch bei Sally allmählich auf. Die Arbeit mit und in der Natur, auf dem Hof, dem Feld, dem Wald, den Wiesen, dem Weinberg, hingeworfene Bemerkungen, all das bringt die beiden zusammen, aber auch wieder auseinander. Doch jeder Schritt zurück birgt in sich auch wieder zwei Schritte nach vorn.
Es ist dieses wortlose Verstehen, diese gegenseitige Erkennen, das die Verkrustungen um die Seelen aufweichen und sowohl bei Sally als auch bei Liss den Heilungsprozess einleitet. Das mit den Verletzungen der Vergangenheit abschließen und für die Zukunft hoffen lässt.