Schonungslos ehrliche Familiengeschichte
Roter Herbst in ChortitzaDer Hörer befindet sich im Jahre 1919, mitten im Sturm der russischen Revolution. Der Bürgerkrieg erschüttert die armen Menschen des Landes.
Als die beiden Freunde Willi und Maxim ein Maschinengewehr entdecken, ...
Der Hörer befindet sich im Jahre 1919, mitten im Sturm der russischen Revolution. Der Bürgerkrieg erschüttert die armen Menschen des Landes.
Als die beiden Freunde Willi und Maxim ein Maschinengewehr entdecken, das von einem Soldaten hinterlassen wurde, werden die zwiespaltigen Gedanken, die aufkommen deutlich. Denn Maxim sieht es als Chance endlich zu rebellieren und die Welt wie sie ist nicht hinzunehmen und Willi, als Sohn mennonitischer Siedler, sieht es als Herausforderung seines friedliebenden Glaubens. Hier nun sollen sich die Wege der beiden Freunde trennen, denn Willis Familie sieht sich bald aufgrund der aufkommenden unterdrückenden Sowjetdiktatur ums nackte Überleben kämpfen, während sich Maxim auf die Seite des Regime schlägt.
Ich habe zum Hören nur drei Tage gebraucht. Wäre ich nicht durch meine Arbeit gestört worden, ich hätte das Hörbuch innerhalb eines Tages verschlungen. Es war so unglaublich spannend.
Die Geschichte der beiden Jungen könnte unterschiedlicher nicht sein. Sie zeigt, wie sich eine einzige Entscheidung, geprägt durch Glaube und Erziehung, auf den Rest des Lebens auswirken kann. Dies zeigt uns der Autor über die Zeit hinweg, in dem der Hörer die Protagonisten von Anfang bis Ende auf ihrem Weg begleitet und dieser Weg ist geprägt durch Gewalt und Hass. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie die Menschen, trotz all dieser erschütternden Widrigkeiten dennoch weiterleben wollten und konnten. Wie sie ihre Familien schützten oder aber auch die Dinge hinnahmen, um irgendwie in diesem Leben zurecht zu kommen. Wie viele der Menschen dennoch niemals die Hoffnung aufgaben, die Hoffnung auf ein besseres Leben. Wie das geht und das das mit Sicherheit nicht einfach war, das zeigt Tichatzki, in dem er nichts auslässt, in dem er zeigt, was passiert ist, wie die Gewalt die Dörfer heimsuchte, Vergewaltigung, willkürlich Ermordung, die geballte Grausamkeit, der Autor verschont den Hörer nicht und das fand ich so brillant. Gleichzeitig zeigt er, woraus die Träume der Menschen damals gemacht waren, wie sie sich geholfen haben und das das Leben irgendwie weiterging. Das zeigt er uns durch die Entwicklungen im Leben von Maxim und Willi, so dass der Hörer Einsicht in alle Seiten des Lebens zur damaligen Zeit erfährt. Dadurch erzählt der Autor sehr detailliert aber es wirkte auf mich nie, als wäre das zu viel, sondern genau die richtige Dosis.
Tim Tichatzki schreibt so echt, schonungslos und vermag den Hörer aber nicht abzuschrecken, sondern fesselt ihn immer mehr und mehr, so dass an Aufhören nie zu denken ist.
Ich habe einige Male Tränen verloren, weil mir die Geschichte sosehr unter die Haut ging.
Ich habe sehr lang keine so bedrückende Geschichte mehr gehört, die mich tagelang beschäftige, tonnenschwer auf mir lastete und die ich dennoch so gut fand.
Makke Schneider liest zudem so eindrücklich und sympathisch, er passt wie die Faust aufs Auge und ist als Sprecher eine Wucht. Er ist die beste Wahl für dieses Hörbuch gewesen.
Tim Tichatzki hat in "Roter Herbst" eine ehrliche, schonungslose, herzzerreißende und wahre Geschichte zu Papier gebracht, die gehört werden muss.
Durch und durch empfehlenswert. Nicht nur für Leute die interessiert an Geschichte sind.