"Töchter" von Lucy Fricke ist ein unglaubliches Buch, das bereits auf den ersten Seiten fesselt, berührt und nicht mehr loslässt.
Betty ist Anfang 40 und einfach einsam. Ihre Depression macht es ihr nicht leichter zur Ruhe zu kommen. Der einzige Antrieb für die arbeitslose Schriftstellerin ist die Suche nach dem einen Mann, der sie gehalten hat wie kein Zweiter.
Ihre beste Freundin Martha ist ebenfalls ein gebranntes Kind. Lange versuchen sie und ihr Mann Kinder zu bekommen, aber es will und will nicht funktionieren. Neben diesem Druck ist da auch noch ihr schwer kranker Vater Kurt, der sich nach jahrelangem Schweigen wieder gemeldet hat. Eigentlich um Geld zu bekommen, doch Martha hält an ihm fest, noch einmal kann sie ihn nicht gehen lassen.
Doch dann kommt die Hiobsbotschaft. Kurt will in die Schweiz und seinem Leben ein Ende setzen lassen.
Martha ist diese Last zu groß und so fahren Martha und Betty zusammen mit dem totkranken Kurt in einem alten Auto in die Schweiz. Doch Kurt hat eigentlich ganz andere Pläne...
Mein Fazit:
Boah! Ich bin immer noch geflasht! Ich habe nicht erwartet, dass mich dieses Buch so fesseln und berühren würde. Die Suche der beiden Protagonistinnen nach dem eigenen Vater und dadurch auch die Suche nach der eigenen Rolle als Tochter ist so treffend analytisch dargestellt, dass ich immer noch staune, wie nah mir die Geschichte dadurch ging.
Die Autorin hat zwei so brillante Töchter erschaffen, so real und greifbar, dass ich die beiden vor mir stehen sah. Mit ihnen gefühlt, getrauert und geliebt habe. Diese düstere Thema bleibt auch düster und normalerweise sind solche Bücher schwere Kost, aber in dieser Geschichte wartet man so sehr auf die Entwicklung der Beziehung zwischen Vater und Tochter, Tochter und Tochter, Freundin und Freundin, dass es kaum geht das Buch zur Seite zu lesen.
Gleichzeitig passieren den beiden so urkomische Dinge, dass ich immer wieder herzhaft lachen musste.
Ich glaube, dass diese Geschichte so passieren könnte, dass diese Gefühle echt sind, diese Menschen so existieren könnten, denn ich wurde zu diesen Personen, sie wurden ein Teil von mir.
Eine ganz klare Empfehlung für "Töchter"!