Sieg der Liebe über Hass und Feindschaft
Sophia oder Der Anfang aller GeschichtenVor vierzig Jahren ist Salman aus seiner Heimat Syrien geflohen. Er ist jetzt verheiratet, hat einen Sohn, lebt in Rom – und hat schreckliches Heimweh nach Damaskus. Obwohl er damals vom Geheimdienst gesucht ...
Vor vierzig Jahren ist Salman aus seiner Heimat Syrien geflohen. Er ist jetzt verheiratet, hat einen Sohn, lebt in Rom – und hat schreckliches Heimweh nach Damaskus. Obwohl er damals vom Geheimdienst gesucht wurde entschließt er sich nun, seine alte Heimat, seine Eltern und seine alten Freunde, zu besuchen. Kaum dort angekommen wird ihm klar, dass er noch immer auf den Fahndungslisten steht und sein Leben in Gefahr ist. Wo kann er sich verstecken und wer kann ihm helfen das Land wieder zu verlassen? Da erinnert sich seine Mutter Sophia an ihre Jugendliebe Karim, dem sie damals das Leben gerettet hatte. Er versprach ihr einst, sollte sie irgendwann in eine Notlage geraten, ihr jederzeit unter Einsatz seines Lebens beizustehen. Jetzt ist der Moment gekommen das Versprechen einzulösen. Kann Karim Sophias Sohn Salman helfen?
Der 1946 in Damaskus geborene Autor Rafik Schami lebt seit 1971 in Deutschland. Er setzte in Heidelberg sein in Damaskus begonnenes Chemiestudium fort und schloss es 1979 mit der Promotion ab. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann er mit Märchen und Fabeln, bevor er zu Romanen wechselte. Heute gehört er zu den bedeutendsten Autoren deutscher Sprache. Für seine Werke, die in 34 Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Schami hat die Staatsbürgerschaften von Syrien und Deutschland. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt seit vielen Jahren als freier Schriftsteller in der pfälzischen Gemeinde Marnheim im Donnersbergkreis.
Mit einem Flüchtlingsschicksal im Hintergrund liefert Rafik Schami hier mit „SOPHIA oder der Anfang aller Geschichten“ ein bedrückend lebendiges, äußerst farbenprächtiges Bild von Damaskus und Syrien, einem Land in dem Diktatur und Korruption herrschen und die Angst vor dem Geheimdienst allgegenwärtig ist. Sein Schreibstil ist gradlinig und klar und beeindruckt durch seine Kritik am System und an den Machenschaften des Geheimdienstes und des korrupten Polizeiapparates. Dabei ist jedoch seine Liebe zur Heimat, zu seinem Geburtsort Damaskus, jederzeit spürbar.
Seine Protagonisten durchleuchtet er bis ins kleinste Detail und schafft es mühelos, sie menschlich erscheinen zu lassen und ihre Motivationen verständlich und nachvollziehbar zu beschreiben. Auch wenn das Buch bereits 2015 erschienen ist und die Handlung zwischen 1927 und 2011 spielt, so hat man doch jederzeit, bedingt durch die derzeitige Flüchtlingskrise, den Eindruck aktuellsten Geschehens. Allerdings fand ich es doch ziemlich seltsam, dass beinahe alle Männer der verschiedenen Familien es bis zu Millionären geschafft hatten, oder doch mindestens gut betucht waren – beinahe so, als ob es in Syrien oder im Libanon keine Armut gäbe. Viel Vergnügen jedoch bereiteten mir die Frauen der Geschichte, die durchwegs mit einer starken Persönlichkeit und unbeugsamen Willen ausgestattet sind und ihrer Liebe, allen Konventionen zum Trotz, den Vorrang geben.
Fazit: Eine spannende, anspruchsvolle und informative Geschichte, die fesselt, aufwühlt und betroffen macht. Sehr empfehlenswert!