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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2021

Gutes tun zahlt sich aus …

24 gute Taten
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Das Cover ist zwar sehr winterlich, hat aber mit dem Inhalt der Geschichte nichts zu tun. Es geht hier um Emma, eine junge Frau, die den Tod ihres Ehemannes vor zwei Jahren immer noch betrauert. Dass sie ...

Das Cover ist zwar sehr winterlich, hat aber mit dem Inhalt der Geschichte nichts zu tun. Es geht hier um Emma, eine junge Frau, die den Tod ihres Ehemannes vor zwei Jahren immer noch betrauert. Dass sie dabei ihr kleines Geschäft für Geschenkartikel vernachlässigt hat wird ihr erst bewusst, als ihre Schwester ihr den drohenden Konkurs ankündigt. Durch den Vorsatz, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen, nimmt Emma langsam wieder am Leben teil und wer weiß, vielleicht kommt das Glück auch wieder zu ihr?

Die Autorin der Geschichte, Jenny Fagerlund, wurde 1979 geboren. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat bisher fünf Romane veröffentlicht. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Stockholm.

Der Titel war für mich den Anlass anzunehmen, es handele sich hier um eine andere Art des Adventskalenders, bei dem man im Dezember an den Tagen vor Weihnachten täglich eine Geschichte liest. Doch das ist nicht der Fall, sondern es handelt sich um einen fortlaufenden Roman, der in den 24 Tagen vom 1. Dezember bis Hl. Abend spielt. Dennoch war ich nicht enttäuscht, denn es ist eine nette Geschichte, die sich leicht und entspannt (und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit) lesen lässt.

Fazit: Keine große Literatur, aber ganz nett zu lesen.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Der Schwur des Jan Otlin

Die Brücke der Ewigkeit
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Bei einem schweren Unwetter im Februar 1342, bei dem das Hochwasser der Moldau die alte Judithbrücke in Prag zum Einsturz brachte und die Mutter von Jan Otlin in die Fluten riss, schwor der 12jährige Knabe ...

Bei einem schweren Unwetter im Februar 1342, bei dem das Hochwasser der Moldau die alte Judithbrücke in Prag zum Einsturz brachte und die Mutter von Jan Otlin in die Fluten riss, schwor der 12jährige Knabe zu Gott, er werde ihm eine steinerne Brücke für die Ewigkeit bauen, wenn seine Mutter am Leben bliebe. Jetzt, 15 Jahre später, hat Jan, der inzwischen in Avignon zum Steinmetz und Baumeister wurde, die Möglichkeit seinen Schwur einzulösen. Kaiser Karl IV. hat ihn mit dem Bau der neuen Brücke, die bis heute als „Karlsbrücke“ bekannt ist, beauftragt. Doch Jan Otlin hat Konkurrenten die ihm dieses Amt neiden – und besonders Rudolph von Straßburg wird zu seinem erbitterten Widersacher …

Wolf Hector ist eines von mehreren Pseudonymen (Ruben Laurin – Tom Jacuba – Jo Zybell) des mehrfach preisgekrönten Autors von Krimis, Fantasy- und historischen Romanen, Thomas Ziebula. Zuletzt wurde er mit dem goldenen HOMER für den besten historischen Roman des Jahres 2019 ausgezeichnet. Seit 1997 ist er freier Autor und lebt abwechselnd in der Nähe von Karlsruhe und in der Gegend von Wismar.

In einem packenden, bildgewaltigen Schreibstil entführt uns der Autor nach Prag ins 14. Jahrhundert und lässt uns am Bau der berühmten Karlsbrücke teilhaben. Wir erhalten Einblick in das alltägliche Leben der Bewohner und erfahren interessante Details zum Brückenbau in der damaligen Zeit. Eine einfühlsame Liebesgeschichte, eingebettet zwischen Mord und Totschlag, erhöht die Spannung und macht das Lesen zum Erlebnis. Neben den fiktiven Protagonisten sind auch einige historische Personen in die Handlung mit einbezogen, wie man zu Beginn in einem Personenverzeichnis nachlesen kann. Eine Zeittafel mit interessanten historischen Daten sowie ein Glossar über die wichtigsten damals verwendeten Begriffe und ihre Bedeutung sind ebenfalls im Buch zu finden und runden das Geschehen gekonnt ab.

Fazit: Ein historisch korrekt recherchierter Roman, der durch seine bildhafte Erzählweise besticht und ganz nebenbei auch einiges Wissen vermittelt. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Alles ist anders, nichts ist wie es scheint …

Das Therapiezimmer
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Psychotherapeut Sam Statler fühlt sich als Glückspilz. Er ist frisch verheiratet und mit seiner jungen Frau Annie von New York zurück in seinen Heimatort gezogen, um in der Nähe seiner dementen Mutter ...

Psychotherapeut Sam Statler fühlt sich als Glückspilz. Er ist frisch verheiratet und mit seiner jungen Frau Annie von New York zurück in seinen Heimatort gezogen, um in der Nähe seiner dementen Mutter zu sein. Sie fanden sofort ein hübsches Haus und Sam konnte sich seine neuen Praxisräume ganz nach seinen Wünschen einrichten. Die Praxis läuft gut und es sind hauptsächlich weibliche Klienten, die Sam ihre geheimsten Gedanken und Wünsche anvertrauen. Was aber keiner ahnt ist, dass man durch einen Luftschacht in den oberen Räumen diese Gespräche mithören kann. Es ist zwar nicht die feine Art, aber was tut man nicht alles aus Langeweile? Als eines Tages eine junge Französin Sam ihre Avancen macht, kann er nicht widerstehen und verabredet sich mit ihr. Es ist ein stürmischer Abend als er die Praxis verlässt - und nicht mehr gesehen wurde …

Die Autorin dieses Thrillers, Aimee Molloy, ist in den USA bereits als Sachbuchautorin sehr erfolgreich und stand mit ihrem ersten Thriller „Die Mutter“ monatelang auf der Bestsellerliste der New-York-Times. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann und zwei Töchtern in West-Massachusetts.

„Das Therapiezimmer“ ist ein Psychothriller über Besessenheit, heimliche Begierde, Wahn und Trugbilder. Die Autorin spielt mit Vorurteilen und Denkweisen des Lesers und stellt diese gekonnt auf den Kopf. Zu Anfang passiert nicht viel und doch merkt man, bedingt durch den mitreißenden Schreibstil Molloys, die hintergründige Spannung, die mit Beginn des II. Teils an ihrem vorläufigen Höhepunkt angelangt ist. Jetzt endlich versteht man die Geschichte, die bis dato recht verworren wirkte. Mit Sams Verschwinden bekommt die Story eine ganz andere Richtung und auch der Blickwinkel ändert sich. Die Autorin hat es geschafft, den Leser in die Irre zu führen und auf eine falsche Fährte zu locken. Zwar sinkt die Dramatik zunächst etwas ab, doch durch weitere, geschickt eingebaute Kniffe bleibt sie dennoch bis zum Schluss erhalten.

Fazit: Ein unblutiger, spannender Psychothriller mit unvorhersehbaren Wendungen.

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Im Hamburger Hafen …

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Sie wird von Scotland Yard gesucht und musste aus London flüchten, jetzt ist Anne wieder zurück in Hamburg, der Stadt in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, und nennt sich nun Dr. Anne Fitzpatrick. ...

Sie wird von Scotland Yard gesucht und musste aus London flüchten, jetzt ist Anne wieder zurück in Hamburg, der Stadt in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, und nennt sich nun Dr. Anne Fitzpatrick. Hier hat sie endlich Gelegenheit ihren Traum, benachteiligten Frauen zu helfen und sich für deren Rechte einzusetzen, zu verwirklichen. Zur Eröffnung ihres Frauenhauses im Hamburger Hafenviertel erscheint auch Helene, eine 18jährige Pastorentochter, die ihre Unterstützung und Mithilfe anbieten möchte. Das Projekt scheint zu scheitern, als nacheinander zwei Frauenleichen im Hafen entdeckt werden und Kommissar Berthold Rheydt mit der Aufklärung der Morde beauftragt wird. Er stellt fest, dass die Toten Kontakt mit der neuen Frauenbewegung hatten und warnt Anne und Helene vor weiteren Aktivitäten. Doch die beiden Frauen versuchen unbeirrt, den Täter zu entlarven – und begeben sich so in größte Gefahr …

Die Autorin dieses Buches, Henrike Engel, geboren 1962 in Duisburg, führt ein Leben zwischen Berlin und München und ist mit beiden Städten eng verbunden – doch ihre Liebe gehört Hamburg, wohin sie auch den Schauplatz der Buchserie um die Ärztin Anne Fitzpatrick, einer mutigen Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, verlegt hat.

Ein spannender Kriminalfall und eine interessante Studie über Hamburg, den Hafen und die Bewohner im frühen 20. Jahrhundert – so lässt sich der Roman „Die Hafenärztin“ kurz zusammenfassen. Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig, lässt sich gut lesen und schafft es, den Leser sofort in die damalige Zeit zu versetzen. Die Charaktere der drei Protagonisten sind zwar sehr unterschiedlich, ergänzen sich in der Geschichte jedoch ausgezeichnet. Da ist die Ärztin Anne, die aus London fliehen musste und sich nun in Hamburg für unterdrückte und vernachlässigte Frauen einsetzt - die junge Pastorentochter Helene, die ihren Weg im Leben noch finden muss - und nicht zuletzt Kommissar Berthold Rheydt, dem das Schicksal schon übel mitgespielt hat und der inständig hofft, durch eine Beförderung sein seelisches Gleichgewicht wieder zu finden. Etwas störend empfand ich allerdings, dass zum Schluss einiges recht vage und ungeklärt bleibt, so dass, um mehr zu erfahren, der Leser wohl zum Folgeband greifen sollte.

Fazit: Ein historisch interessanter Roman und ein spannender Kriminalfall – kurzweilig und unterhaltsam zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Verhängnisvolle Heimkehr …

Ein Sohn der Stadt
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Plötzlich ist er wieder da, nachdem er acht Jahre spurlos verschwunden war – Jack Burdette, der einstige Liebling und bewunderte Footballstar der verschlafenen Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. ...

Plötzlich ist er wieder da, nachdem er acht Jahre spurlos verschwunden war – Jack Burdette, der einstige Liebling und bewunderte Footballstar der verschlafenen Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Damals, als er über Nacht verschwand, hinterließ er seine schwangere Frau Jessie samt seinen zwei kleinen Söhnen, sowie die wütenden Farmer und Mitglieder der lokalen Landwirtschafts-Kooperative, die er um 150.000 Dollar betrogen hatte samt einigen erbosten Kaufleuten, bei denen er sich zuvor noch auf Kredit neu eingekleidet hatte. Nun sitzt er in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, alt geworden, fett und verbraucht. Er hat nichts zu befürchten, seine Taten von damals sind verjährt – doch alleine seine Anwesenheit weckt alte Erinnerungen und manch einer leidet mehr, als ihm lieb ist …

„Ein Sohn der Stadt“ ist der zweite Roman des US-Schriftstellers Kent Haruf (1943-2014), erschienen erstmals erschienen 1990 unter dem Originaltitel „Where You Once Belonged“ in New York und wurde nun, 2021, in deutscher Sprache herausgebracht. Der in Colorado beheimatete Lehrer schrieb insgesamt sechs Romane, von denen fünf bereits ins Deutsche übersetzt wurden. Alle Romane des Autors, für die er einige Preise und Auszeichnungen erhielt, spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado.

Wir sind wieder in Holt, der beschaulichen Kleinstadt in Colorado, und erfahren von den Sorgen und Nöten, aber auch von fröhlichen und alltäglichen Erlebnissen der Bewohner. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Pat Arbuckle, dem Herausgeber der örtlichen Zeitung, der früher mit Jack Burdette befreundet war. Wir erfahren von dessen Kinder- und Jugendzeit, seinem Elternhaus, seinem rabiaten Vater und seiner streng gläubigen Mutter, die maßgeblich zu seinem späteren Verhalten beitrugen. Nicht nur die um ihr Geld betrogenen Bürger Holts sind über Jacks Rückkehr erbost, auch unser Erzähler Pat hat unter dessen Auftauchen zu leiden. Muss er doch befürchten, dass ihm Jack das bisschen Glück und Frieden, das er nach dem Tod seiner Tochter und nach der Trennung von seiner Frau gefunden hat, zunichtemachen kann.

Wie von Kent Haruf gewohnt, ist der Schreibstil eher nüchtern und sachlich und erinnert, da der Erzähler aus dem Zeitungsmilieu kommt, manchmal gar an eine Reportage. Wir lesen über einfache, normale Menschen, über alltägliches und banales, und sind beeindruckt, denn Kent Haruf gelingt es großartig, den Gefühlen der einzelnen Charaktere breiten Raum zu geben. Beinahe ausweglose Situationen wechseln mit Momenten voller Hoffnung, Not und Leid sind hier ebenso zuhause, wie Freundschaften und Liebe. Der Schauplatz des Romans, das fiktive Provinzstädtchen Holt in Colorado, vermittelt dabei ein einzigartiges Bild der Mentalität des Mittleren Westens der USA in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

Fazit: Wie von allen bisher übersetzten Büchern des Autors bin ich auch hier restlos begeistert und kann „Ein Sohn der Stadt“ nur wärmstens weiter empfehlen.

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