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Veröffentlicht am 10.05.2019

Die Urahnen …

Vorgeschichte zu Das Modehaus. Töchter einer neuen Zeit
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Es handelt sich hier um ein Appetithäppchen, ein gratis eBook, welches als Einführung zum nachfolgenden Buch „Das Modehaus – Töchter der Freiheit“ gedacht ist und auch eine Leseprobe des Buches enthält. ...

Es handelt sich hier um ein Appetithäppchen, ein gratis eBook, welches als Einführung zum nachfolgenden Buch „Das Modehaus – Töchter der Freiheit“ gedacht ist und auch eine Leseprobe des Buches enthält. Die Autorin lässt hier die kleine Elsie über ihre Mutter Henriette erzählen, über deren Freude und Geschick beim Schneidern und die damals, 1848, doch nur „Nähmamsell“ sein durfte, denn das Schneiderhandwerk war den Männern vorbehalten. Wir erfahren die dramatische Geschichte über ein Hochzeitskleid und wie Henriette ihren späteren Mann und Stiefvater der Erzählerin kennen lernte. Elsie ist es auch, die am Ende als betagte Frau über ihre Enkelin Fanny berichtet, die die Nähkünste ihrer Urgroßmutter geerbt hat und sie Anfang des 20. Jahrhunderts endlich auch verwirklichen konnte. Der Schreibstil ist für ein Gratisbuch erstaunlich gut und lässt auf eine interessante Fortsetzung hoffen.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Hinfallen, aufstehen, weitermachen wie bisher …

Die Liebe im Ernstfall
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Fünf Frauen mittleren Alters, deren Schicksal lose miteinander verknüpft ist – Freundinnen, Rivalinnen, flüchtige Bekannte oder Schwestern. Alle haben sie Probleme mit Männern, mit ihren Kindern und damit, ...

Fünf Frauen mittleren Alters, deren Schicksal lose miteinander verknüpft ist – Freundinnen, Rivalinnen, flüchtige Bekannte oder Schwestern. Alle haben sie Probleme mit Männern, mit ihren Kindern und damit, alles unter einen Hut zu bekommen. Nach außen hin erwecken sie den Eindruck moderner, selbständiger Frauen, innerlich jedoch sind sie zerrissen und verletzlich. Sie stürzen sich in flüchtige Liebesabenteuer, immer auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Diese Männer sind dann eine gewisse Zeit lang mit der einen oder der anderen liiert oder gar verheiratet, um alsbald wieder zur nächsten zu wechseln …

Daniela Krien, geb. 1975, wuchs in Jena und im Vogtland auf und studierte in Leipzig Kultur-, Kommunikations- und Medienwissenschaft. Seit 2010 ist sie freie Autorin und lebt heute mit zwei Töchtern in Leipzig.

„Die Liebe im Ernstfall“ ist kein Roman, auch wenn es im Buch so beschrieben ist, sondern eher eine Ansammlung von fünf lose zusammenhängenden Kurzgeschichten aus dem Leben der fünf Protagonistinnen. Sie umfassen jeweils einen Zeitraum von ca. 15 Jahren, beginnen irgendwann und enden auch irgendwann, ohne prägnanten Schluss. Es bleibt vieles offen, wichtige Fragen werden nicht erörtert und das weitere Schicksal der Frauen bleibt ungeklärt.

Interessant jedoch ist, wie es der Autorin gelungen ist, die fünf Einzelgeschichten miteinander zu verbinden und den Schreibstil jeweils zu verändern. Dennoch konnte ich zu den Protagonistinnen keine Beziehung aufbauen, mir fehlte es an Tiefe der Charaktere. Die Schicksale sind beinahe austauschbar, die Frauen allesamt egoistisch, ichbezogen, oberflächlich und unfähig für eine ernsthafte Beziehung. Sie treffen Entscheidungen, die sie im Nachhinein als falsch empfinden und dann mit ihrem Schicksal hadern. Hoffnung auf Änderung ihrer Lebenssituation ist nicht zu spüren und durch das abrupte Ende hält die insgesamt deprimierende Stimmung an.

Fazit: Die Charaktere der Frauen sind von denen, die im Klappentext beschrieben sind, ziemlich weit entfernt - moderne starke Frauen, die mitten im Leben stehen, sind anders.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Versuch einer Erklärung …

Vater, Mutter, Stasi
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1989 bei der Wende ist Angela Marquardt gerade 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Durch einen glücklichen Umstand kommt sie an die Politik, tritt der PDS bei und macht schnell Karriere. Mit 25 ...

1989 bei der Wende ist Angela Marquardt gerade 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur. Durch einen glücklichen Umstand kommt sie an die Politik, tritt der PDS bei und macht schnell Karriere. Mit 25 Jahren ist sie bereits stellvertretende Parteivorsitzende und wird Bundestagsabgeordnete. Dann, 2002, wird aufgrund ihrer Stasi-Akte bekannt, dass sie sich bereits im Alter von 15 Jahren dem MfS verpflichtete. Eine öffentliche Hetzjagd beginnt. Sie verlässt die Politik, tritt aus der PDS aus und widmet sich ihrem Studium der Politikwissenschaft an der FU Berlin, das sie 2005 mit Diplom abschließt. Heute ist Angela Marquardt Mitglied der SPD und gehört zum Mitarbeiterstab der Bundestagsabgeordneten und SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles.

Das Buch „Vater, Mutter, Stasi“ ist der Versuch einer Erklärung der Geschehnisse und zugleich Befreiung von der Vergangenheit. Marquard schreibt über die schwierigen Familienverhältnisse in ihrer Kindheit und Jugend, über Missbrauch, sowohl sexuell durch ihren Stiefvater, als auch psychisch durch Stasi-Freunde ihrer Eltern, die das Mädchen bereits mit 14 Jahren im Visier hatten und sie mit 15 Jahren eine „Verpflichtungserklärung“ unterschreiben ließen. Sie lässt nichts aus, beschönigt nichts, kann sich aber auch an vieles nicht mehr erinnern. Sie hat verdrängt, was nicht sein konnte und sein durfte – bis sie sich mit diesem Buch entschlossen hat, ihre Erinnerungen zu erzählen und anhand der Stasi-Akten und anderer Dokumente die damaligen Vorkommnisse zu rekonstruieren.

Fazit: Ein recht interessantes Buch, wenn man sich für Politik interessiert und mehr über die Verhältnisse in der ehemaligen DDR erfahren möchte.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens …

Hippie
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Paulo ist auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, nach Erleuchtung, nach anderen, höheren Dimensionen, in die er seinen Geist entschweben lassen will. Lange Haare und bunte Kleidung sollen dem 23jährigen ...

Paulo ist auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, nach Erleuchtung, nach anderen, höheren Dimensionen, in die er seinen Geist entschweben lassen will. Lange Haare und bunte Kleidung sollen dem 23jährigen Brasilianer dazu verhelfen, sie sind zu seinem Markenzeichen geworden. Einige recht gefahrvolle Reisen in Mittel- und Südamerika hat er bereits hinter sich, als er im September 1970 in Amsterdam ankommt. Karlas Anreise war nur ein Katzensprung, die Holländerin kam aus Rotterdam. Zuvor war sie einige Zeit durch Europa getrampt, bevor sie sich jetzt entschlossen hatte, mit dem „Magic Bus“ auf dem Hippie-Trail nach Kathmandu zu reisen. Jetzt braucht sie nur noch einen Begleiter. Den findet sie in Paulo – zusammen begeben sie sich auf die abenteuerliche Reise …

Es ist heute kaum vorstellbar, dass Paulo Coelho, brasilianischer Schriftsteller und Autor einiger Weltbestseller, sein Studium der Rechtswissenschaften unterbrach, um sich der Hippie-Bewegung anzuschließen und zwei Jahre lang die Welt zu bereisen. In seinem Buch „Hippie“ erinnert er sich autobiografisch an diese Zeit zurück.

Zwei Orte waren seinerzeit das Mekka der jungen Leute, Piccadilly Circus in London und der Dam in Amsterdam. Dort traf man sich mit Gleichgesinnten um seine Lebensfreude auszudrücken, um Beatmusik zu hören, Drogen zu konsumieren und Sexpartner zu finden. Lange Haare und bunte Kleidung gehörten selbstverständlich auch dazu. Paulo erhoffte sich von seinen Reisen Erleuchtung, suchte sie zunächst unter dem Sonnentor am Titicacasee, in den Ruinen von Machu Picchu und bei den Steinskulpturen von Vila Velha. Da die ersehnte Offenbarung nicht eintrat, machte er sich auf den Weg nach Amsterdam, wo er sich für die Ideen und Riten der Hare-Krishna interessierte, der Holländerin Karla begegnete und mit ihr den „Magic Bus“ Richtung Nepal besteigt. Unterwegs werden sie die Liebe kennen lernen, kleine und große Abenteuer erleben, sich ihren Ängsten stellen und neue Werte entdecken, die sie für immer verändern werden …

Coelhos Schreibstil ist von großer erzählerischer Kraft, lebendig und fesselnd. Er wählte für seinen Roman einen Erzähler in der dritten Person und schafft so eine gesunde Distanz zwischen sich und den Empfindungen und Gedanken der Person des Paulo. In einem Nachwort erwähnt Coelho ausdrücklich, dass seine Schilderung den Tatsachen entspricht und die im Buch vorkommenden Personen tatsächlich existieren. Als er im Jahre 2005 (er war bereits ein berühmter Schriftsteller) einen Vortrag in Amsterdam hielt versuchte er, Karla ausfindig zu machen, es gelang ihm nicht. Was ihm mit diesem Buch jedoch gelang ist, der Hippie-Bewegung ein Denkmal zu setzen und ein gewisses Verständnis für die Jugend von damals zu wecken.

Fazit: Für Coelho-Fans und Interessierte an der Hippie-Kultur ein aufschlussreiches Buch – mir war es etwas zu spiritistisch und religiös angehaucht. Das sollte jeder für sich herausfinden.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Heiteres und Besinnliches …

Total bedient
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Zwischendurch etwas Heiteres, das waren meine Gedanken, als ich zu diesem Buch griff – und ich wurde nicht enttäuscht. Es liest sich wirklich herrlich komisch, wie Anna K. aus ihrem Leben als Hotelangestellte ...

Zwischendurch etwas Heiteres, das waren meine Gedanken, als ich zu diesem Buch griff – und ich wurde nicht enttäuscht. Es liest sich wirklich herrlich komisch, wie Anna K. aus ihrem Leben als Hotelangestellte und zeitweise als Stewardess auf einem Schiff berichtet. In diesem Beruf hat man es offenbar nicht immer leicht, stellt man fest. Denn wer möchte schon gerne die diversen, oft unappetitlichen, Hinterlassenschaften der Hotelgäste beseitigen? Wer hat schon Spaß daran, ständig nörgelnde Gäste zu bedienen? Oder wie verhält man sich zum Beispiel, wenn ein männlicher Hotelgast den Roomservice nackt empfängt und ihn offenbar mit einem anderen Service verwechselt? Doch es sind nicht nur die heiteren Erlebnisse, die dieses Buch füllen - im Hotelgewerbe erlebt man auch ernste, besinnliche und nachdenkliche Momente – wie man hier erfahren kann.

Keine große Literatur, aber ein Buch, das nett geschrieben und sehr vergnüglich zu lesen ist. Beschäftigte im Hotelgewerbe hatten sicherlich schon ähnliche Erlebnisse, und mancher Hotelgast kann sich eventuell darin wiederfinden und sich vornehmen, sich zukünftig besser zu benehmen.