Lärm im Kopf und quälende Gedanken
WildererSeit er den Hof übernommen hat kämpft der junge Bauer Jakob um dessen Überleben. Es geht ihm nicht aus dem Kopf, dass sein Vater einen großen Teil des Landbesitzes vergeudet hat und er jetzt ums Überleben ...
Seit er den Hof übernommen hat kämpft der junge Bauer Jakob um dessen Überleben. Es geht ihm nicht aus dem Kopf, dass sein Vater einen großen Teil des Landbesitzes vergeudet hat und er jetzt ums Überleben des Hofes kämpfen muss. Eigentlich ist er verbittert über alles, besonders über seine Geschwister Alexander und Luisa, sind schon lange weg sind und jetzt in der Stadt leben. Er ist geblieben, musste bleiben, und arbeitet nun schweigend und übellaunig vor sich hin. Seine Wünsche und geheimen Sehsüchte hat er bereits als Zwanzigjähriger aufgegeben. Überhaupt bringt ihn vieles aus der Fassung, sein Jähzorn nimmt besonders überhand, wenn der Hund wildern geht. Doch dann, ganz unverhofft, kommt das Glück auch zu ihm. Katja, eine junge Künstlerin, möchte für ein paar Wochen auf dem Hof als Praktikantin arbeiten. Sie erweist sich als unerwartet geschickt und hat Spaß an der Arbeit. Es wird mehr daraus, eine Beziehung entsteht. Dann stirbt Jakobs Großmutter, und plötzlich ist Geld vorhanden. Mit Katjas tatkräftiger Hilfe bringen sie den Hof bald wieder zur alten Größe. Sie heiraten und werden Eltern eines Sohnes. Doch in Jakob gärt immer noch sein unstetes Wesen. Sein Hass auf seine Schwester, sein gelegentlicher, nur schwer zu kontrollierender, Jähzorn und sein Misstrauen gegenüber Katja sind die schleichenden Anzeichen einer bevorstehenden Tragödie …
Reinhard Kaiser-Mühlecker, geb. 1982 in Kirchdorf a. d. Krems, ist ein österreichischer Schriftsteller. Er wuchs auf einem Bauernhof in Oberösterreich auf. Von 2003 bis 2007 studierte er Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Es folgten längere Auslandsaufenthalte in Argentinien, Bolivien, Deutschland und Schweden. Bisher schrieb er einige Romane, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Für seinen 2022 erschienenen Roman „Wilderer“ wurde ihm im selben Jahr der Bayerische Buchpreis verliehen. Er führt heute noch die Landwirtschaft seinen Vorfahren.
Dass der Autor sich in der bäuerlichen Welt gut auskennt merkt man, wenn man seine Bücher liest. „Wilderer“, der vorliegende Roman, hebt sich dabei wohltuend vom Klischee üblicher Heimat- und Bauernromane ab. Realistische Schilderung der täglichen Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb, die anschauliche Darstellung der Personen und die nüchterne Beschreibung von Jakobs Psyche, sein unstetes Wesen, sein Jähzorn und seine Neigung zur Gewalt, machen diesen Roman so besonders. Es geschieht nicht sehr viel, das Geschehen plätschert eher so vor sich hin, doch das unterschwellige Gefühl einer Bedrohung, eines aufkommenden Unheils, das während des Lesens die ganze Zeit über zu spüren ist, zeugt vom Können des Autors. Das Beklemmende ohne es wirklich zu beschreiben fühlbar zu machen, das ist große Literatur.
Fazit: Die Geschichte eines jungen Bauern, der durch den der Druck der Verhältnisse und seiner angeborenen unruhigen Natur seinem Glück selbst im Wege steht. Sehr lesenswert!