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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2019

Große Enttäuschung

Tattoo
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Zum Inhalt:

Ein Serienmörder geht in Liverpool um und hinterlässt Frauenleichen mit bizarren Tätowierungen, die er mit einem Dorn zufügt. Die ermittelnden Polizeibeamten Greg Carver und Ruth Lake tappen ...

Zum Inhalt:

Ein Serienmörder geht in Liverpool um und hinterlässt Frauenleichen mit bizarren Tätowierungen, die er mit einem Dorn zufügt. Die ermittelnden Polizeibeamten Greg Carver und Ruth Lake tappen lange Zeit im Dunkeln. Als das letzte Opfer des "Dornenkillers" eine deutliche Ähnlichkeit zur Ehefrau von Carver aufweist, wird klar, dass der Serienmörder ihn genau auf dem Visier hat. Dann wird Carver angeschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Ruth ermittelt alleine weiter und wird dabei vom Killer selbst beobachtet... 



Meine Leseerfahrung:

Das Buchcover ist äußerst ansprechend und lässt einen spannenden und blutigen Thriller vermuten. Leider ist der Inhalt nicht halb so gut, wie die äußere Erscheinung. Der Schreibstil ist zwar gut, aber inhaltlich wird völlig am Thema Serienmörder vorbei erzählt und der Fokus viel zu lange auf Carvers Schussverletzung und anschließenden Aufenthalt im Krankenhaus gelegt. Nach etwa nach der Hälfte des Buches war ich total verdutzt, dass der Fall des Serienmörders kaum mehr zur Sprache kam und erst nach einem sehr langatmigen Plot gegen Ende wieder aufgenommen wurde. Ich hatte einige Male das Bedürfnis, gänzlich abzubrechen, und habe mich dann doch zum Weiterlesen gezwungen, weil ich neugierig war, wie ein so langweiliger Thriller wohl doch noch den langersehnten Abschluss findet. Vermisst habe ich hier ganz besonders eine befriedigende Ermittlungsarbeit hinsichtlich der Symbolik der Tätowierungen auf den Frauenleiche. Auch wenn man als Leser eine Überraschung erlebt, was die Person des Täters anbelangt, bleiben meiner Meinung nach zum Schluss immer noch zu viele Fragen offen, was den Beweggrund des Mörders angeht und was er denn nun wirklich mit den Inszenierungen darstellen wollte. 


Fazit:

Dieser Thriller hält nicht, was es durch sein Buchcover verspricht. Spannung und Aufregung sucht man hier vergebens. Für mich war dieser Roman DIE Enttäuschung des Jahres 2018.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Viel Potenzial, wenig Umsetzung

Deine letzte Stunde
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Zum Inhalt:
Raquel ist Vertretungslehrerin und übernimmt kurzzeitige Lehrerjobs an verschiedenen Schulen. Diesmal soll sie an einer Schule im Heimatort ihres Mannes, Gérman, unterrichten, weswegen sie ...

Zum Inhalt:
Raquel ist Vertretungslehrerin und übernimmt kurzzeitige Lehrerjobs an verschiedenen Schulen. Diesmal soll sie an einer Schule im Heimatort ihres Mannes, Gérman, unterrichten, weswegen sie gemeinsam in das kleine Städtchen ziehen. Bald darauf erfährt Raquel, dass ihre Vorgängerin, Viruca, sich umgebracht haben soll. Als sie deren ehemalige Klasse übernimmt, merkt Raquel schnell, dass die jugendlichen Schüler und Schülerinnen alles Andere als einfach sind. Haben sie ihre Lehrerin etwa in den Suizid gemobbt? Raquel wird zunehmend verunsicherter und erhält schließlich Drohnachrichten mit einem gezeichneten Galgenmännchen:"Und wann stirbst du? " Mit gemischten Gefühlen versucht sie, die Hintergründe von Virucas Tod aufzudecken und bringt dabei unerwartete Umstände in dem kleinen Örtchen zu Tage. Auch ihr Mann verhält sich immer merkwürdiger...

Meine Leseerfahrung:
Montero erzählt einfach, gradlinig und unverblümt, so dass der Roman in einem Ruck gelesen ist. Zudem mangelt es überhaupt nicht an konstanter Spannung. Allerdings ist die Erzählweise dermaßen trocken und neutral, dass der Autor vergisst, zumindest einen Hauch einer Wertung für sensible Themen, die im Buch mehrfach aufgegriffen werden, aufzubringen. So zieht sich ein als völlig normal klingender Dauerdrogenkonsum einzelner Figuren durch das gesamte Buch, was mich persönlich deswegen so gestört hat, weil die Verwerflichkeit dieser Handlung völlig außer Acht gelassen wurde. Ebenso erlebt der Leser das sich wiederholende Verhalten der Protagonistin bezüglich des Fremdgehens, was wiederum mit keinem Wort der Reue dargestellt wird. Als Leser ärgert man sich über die Oberflächlichkeit und die gelegentlich einsetzende Dummheit von Raquel, die doch im Gründe eine intelligente Person aus gutem Hause sein soll, und daher viel zu gut für ihren Mann Gérman.

Als dann noch strafrechtlich relevante Themenbereiche wie Missbrauch, Pädophilie und Erpressung nacheinander abgehakt ins Spiel kommen, wobei allesamt völlig nebensächlich behandelt bzw. präsentiert werden, ist die Geduld beim Lesen gänzlich am Ende.

Ich persönlich hatte bei dem Aufreißer und dem Buchcover mehr erwartet und bin total enttäuscht worden. Die Story bleibt weit hinter ihrem Potenzial und soll dennoch einen spanischen Buchpreis in 2016 erhalten haben. Da fragt man sich doch, wie es um die aktuellen Verhältnisse in der spanischen Gesellschaft steht, dass Monteros Roman dermaßen positiv aufgenommen wurde.

Fazit:
Montero liefert hier einen Roman mit allen Gesichtspunkten, die bei einem Thriller einzuhalten sind. Jedoch fehlt es der Geschichte an Tiefe und Ausdruck, was daran liegen mag, dass die ernsten Themenpunkte völlig nebensächlich behandelt und nacheinander abgehakt werden. Dieser substanzlose Plot kommt damit schließlich zu einem eklatant inszenierten Ende. Kann man lesen, muss man aber nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 11.11.2018

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Der Vogelgott
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Zum Inhalt:
Die Geschichte beginnt mit einem fesselnden Prolog über den Hobbyornithologen Konrad Weyde, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichem Greifvogel fernab der Zivilisation in einem nicht näher ...

Zum Inhalt:
Die Geschichte beginnt mit einem fesselnden Prolog über den Hobbyornithologen Konrad Weyde, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichem Greifvogel fernab der Zivilisation in einem nicht näher bezeichneten Dorf auf irgendeinem fremden Kontinent landet. Danach folgen Jahrzehnte später die Erzählperspektiven seiner drei Kinder, die alle mit ihren eigenen ganz persönlichen Problemen zu kämpfen haben und jeder auf seine Art und Weise mit der mystischen Figur in Vogelgestalt, die eine bedrohlich böse Aura umgibt, in Berührung kommt. 

Zunächst erzählt der Jüngste, Thedor, von seiner Erfahrung in einem unbekannten fernen Land (mit den dortigen Einheimischen, einem seltsamen Vogelkult und Kannibalismus), die ihn letztendlich in einer Psychiatrie enden lässt. Dann schildert seine Schwester Dora ihre Begegnung mit der Vogelgestalt während ihrer wissenschaftlichen Recherchen im Rahmen ihrer Dissertation über religiöse Kunst. Schließlich kommt auch der älteste Bruder Lorenz mit der Vogelfigur in Kontakt, wenn auch eher auf rationaler realer Ebene. Alle kommen der Wahrheit ein Stück näher und sind der Auflösung dennoch so fern... 


Meine Leseerfahrung:
Susanne Röckel hat eine schillernde Erzählweise und schafft es mit ihrer sehr veranschaulichenden Art zu Erzählen, eine mysteriöse, kaum greifbare Spannung zu erzeugen, die den Leser unmerkbar fesselt und in ihren Bann zieht. Dabei kommt der Roman völlig ohne viele Dialoge aus und verfällt dennoch nicht in eine langweilige Langatmigkeit. 

Es liegt von Anfang bis Ende etwas unterschwellig Unheimliches und Beklemmendes in der Luft, was viellecht daran liegen mag, das eine zwielichtige Nebenfigur, von dem das Böse auszugehen scheint, bei jeder Erzählperspektive der einzelnen Geschwister auftaucht und mehr oder weniger manipulierend Einfluss auf deren Leben nimmt. 

Trotz der unterschiedlichen Charaktere und Lebensläufe der Erzähler ist dennoch ihre Gemeinsamkeit besonders auffällig. Sie alle streben nach dem Sinn ihres Lebens, lechzen nach Selbstverwirklichung und bedauern ihre nicht realisierten Träume. Als Leser leidet man mit ihnen und versucht vergeblich der Geschichte etwas Handfestes zu entnehmen. Leider liefern alle Handlungsstränge auch im Gesamtbild keine befriedigende Lösung des mysteriösen Rätsels, so dass der Leser auch nach dem Beenden des Buches innerlich mit der Story nicht völlig abgeschlossen hat und das Gelesene gedanklich zu ordnen versucht. Es ist völlig der Phantasie des Lesers überlassen, wie er die einzelnen Fakten über den Vogelgottkult und die Verwebungen in den einzelnen Geschichten der drei Geschwister interpretiert. Wer kein Freund von derart offenen Enden ist, sollte Abstand von dieser Story halten, zumal sie an einigen Stellen sehr verstörend und grotesk ist. Die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit wird gewollt nicht gezogen, so dass man sich als Leser oft fragen muss, was man da denn nun gerade gelesen hat. 


Fazit:
"Der Vogelgott" ist sprachlich ein kleines Meisterwerk und völlig zu Recht für den Buchpreis 2018 nominiert. Allerdings ist die Story nichts für "schwache" Gemüter oder Freunde der realitätsnahen Erzählungen. Nach einem befriedigendem Abschluss sucht man hier vergebens. 

Veröffentlicht am 30.10.2018

Spannung von Anfang bis Ende

Rachewinter
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Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. ...

Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. Über die Mordtat gibt es ein erdrückendes Beweisvideo. Dennoch ist Evelyn fest davon überzeugt, dass der Fall Merkwürdigkeiten aufweist und stellt mit ihrem Assistenten Flo eigenmächtig Recherchen an. Sie kommen dabei einer gefährlichen Verstrickung von dubiosen Machenschaften auf die Spur. Gleichzeitig ermittelt der Kriminalkommissar Walter Pulaski in einem anderen Fall in Leipzig, bei dem ein ihm persönlich bekannter Mann tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird. Alles deutet auf einen Unfall hin. Pulaskis Gespür führt ihn allerdings auf dieselbe gefährliche Spur, auf die sich schon Evelyn und Flo begeben haben...

Meine Leseerfahrung:
Erfolgsautor Andreas Gruber hat mit "Rachewinter", dem dritten Band der Reihe um Pulaski und Meyers, einen Thriller der Extraklasse geschaffen. Das Buchcover ist entsprechend seinen Vorgängerbänden stilvoll gestaltet und hat mittlerweile einen Erkennungswert.

Auf Grund seines flüssigen unverschnörkelten Erzählstils sind die fast 600 Seiten ein schnell verschlungener Lesegenuss. Gruber hat zwei ausgezeichnete Protagonisten geschaffen, die sowohl mit einem scharfem Verstand als auch mit einem äußerst witzigen Charme auftrumpfen. Dank der in Kursivschrift eingeführten Gedankengänge zwischen dem Erzählfluss kann sich der Leser wunderbar in die Hauptfiguren hineinversetzen.

Als Rechtsanwältin im selben Alter war ich begeistert von Evelyn und ihrer furchtlosen und beharrlichen Ader, die Wahrheit um jeden Preis heraus zu finden. Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Flo leistet sie eine beeindruckende Ermittlungsarbeit und ist damit völlig auf einem Level mit dem alten Hasen Pulaski, der auf Grund seiner Jahre beim LKA und auch beim Kriminaldauerdienst eine gehörige Portion Erfahrung mit sich bringt.

Auch die Nebenfiguren wie Pulaskis Tochter Jasmin und ihre Freundin Nina, die durch den Tod ihres Vaters mitinvolviert ist, lassen die Story zu keinem Moment an Spannung verlieren. Sie sind ebenfalls interessante Charaktere, die auf eigene Faust erfolgreich Nachforschungen anstellen und sich ungeahnt in gefährliche Situationen begeben.

Die relativ kurz gehaltenen Kapitel springen in den spannendsten Augenblicken zwischen den Handlungssträngen um Meyers, Pulaski, den jungen Mädels, sowie der geheimnisvollen Frau im roten Kleid, die die Verbindung zwischen den vorliegenden und bevorstehenden Morden darstellt, und versprechen einen konstanten Spannungsbogen ab dem Prolog bis zum Epilog.

Besonders gut recherchiert erschien mir auch das geschickt eingearbeitete Thema Transsexualität, was für mich persönlich als ein facettenreiches Neuland erscheint.

Fazit:
Ein unterhaltender Thriller voller Spannung und Action, der alle Erwartungen an einen aufregenden und fesselnden Roman erfüllt. Andreas Gruber steht für spannungsgeladene Kriminalgeschichten mit charakterstarken Figuren und hohem Ermittlungsniveau. 5 von 5 Sternen und absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Karma, wo bleibst du nur?

Bösland
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Zum Inhalt:

Als Ben 13 Jahre alt war, wurde er in die Psychiatrie gesteckt. Er stand im Verdacht, ein junges Mädchen namens Mathilda auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf demselben ...

Zum Inhalt:

Als Ben 13 Jahre alt war, wurde er in die Psychiatrie gesteckt. Er stand im Verdacht, ein junges Mädchen namens Mathilda auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf demselben Dachboden hatte er seinen verhassten Vater, der ihn dort "im Bösland" misshandelte, 3 Jahre zuvor erhängt vorgefunden.
Jahre später wird er entlassen und findet durch die Therapiestunden bei seiner Psychotherapeutin endlich den Mut, in seine Vergangenheit, die er völlig aus seiner Erinnerung gebannt hatte, zu reisen. Auf der Suche nach der Wahrheit findet Ben Erschreckendes über den Tod von Mathilda heraus und trifft bald darauf auf seinen alten Freund Kux aus Kindheitstagen. Es folgt ein weiterer Mord und Ben fällt von einer extremen Situation in die Nächste...


Meine Leseerfahrung :
Das Cover und der Buchtitel lassen bereits vermuten, dass hier ein harter brutaler Thriller auf den Leser wartet. Der Schreibstil von Aichner ist direkt, nüchtern und kommt bestens ohne allzu detailreiche Umschreibungen zurecht. Besonders gut fand ich den Wechsel zwischen der Ich-Perspektive des Protagonisten Ben und den zeitlich anschließenden nackten Dialogen zwischen den Figuren. So ließ sich der Roman sehr flüssig lesen.
Bernhard Aichner schafft es, uns mit seinen allzu authentisch dargestellten Figuren an das Geschehen zu fesseln. Als Leser ist man mittendrin in Bens Welt und nähert sich mit ihm Schritt für Schritt der wahren Geschichte um Mathildas Tod.
An einigen Stellen war ich von der plötzlich auftretenden Brutalität oder vielmehr von der schockierend trockenen Erzählweise des Autors hinsichtlich dieser Szenen überrumpelt worden. Diese Momente kommen unerwartet und tragen weitgehend dazu bei, dass die Spannung in dem Buch keine Minute abnimmt. Für mich ist Bösland ein richtiger Page-Turner, bei dem man Kapitel für Kapitel auf die weitere Handlung der Figuren gespannt ist. Einziger Kritikpunkt wäre - und das beruht einzig und allein auf meinem Moralverständnis -, dass Karma viel zu spät und falsch einschlägt. Daher fand ich das Ende der Geschichte etwas unbefriedigend.


Fazit:
Bösland ist mein erster Roman von Bernhard Aichner, den ich kaum aus der Hand legen wollte. Dieser Thriller ist blutig, schockierend und steckt voller unvorhersehbarer Wendungen, die den Leser in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele begleitet, in die man am Liebsten selbst eingreifen möchte, um wenigstens ein Fünkchen Gerechtigkeit schaffen zu können.