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Veröffentlicht am 09.10.2019

Eben mal die Apokalypse auslösen - kann Mimi gut! ;)

Devilish Beauty 1: Das Flüstern der Hölle
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INHALT:

Mimi ist eine Dämonin. Eine untypische Dämonin. Sie hasst es, für die Hölle Seelen einzutreiben. Noch dazu hat sie eine Affäre mit ihrem Chef - der zufällig einer der Prinzen der Hölle ist. Auch, ...

INHALT:

Mimi ist eine Dämonin. Eine untypische Dämonin. Sie hasst es, für die Hölle Seelen einzutreiben. Noch dazu hat sie eine Affäre mit ihrem Chef - der zufällig einer der Prinzen der Hölle ist. Auch, wenn dieser sie nicht gerade zimperlich behandelt und sie anhält, ihren Job zu machen, hat er eine Sonderregelung für die aufmüpfige Dämonin ausgehandelt. Unterstützt wird Mimi vor allem von ihrem Dämonenhund, der zur Strafe für ihr ständiges Aufbegehren in der Form eines Dackels durch die Welt laufen muss.

Auch ihre Freundin Tessa, eine begabte Hexe, ist Mimi eine große Stütze. In Tessas Bar arbeitet die Protagonistin als Barkeeperin und kommt dabei mit allen möglichen Wesen in Kontakt. Neben betrunkenen Werwölfen und Vampiren sieht sich Mimi allerdings bald ganz anderen Problemen gegenüber.

Um ihre Seelen einzutreiben, schließt sie einen Deal mit einem begnadigten Jäger namens Drake. Die für die Hölle vorbestimmte Seele des Jägers war durch die Begnadigung dem Himmel zugesagt. Durch den Deal bricht Mimi aus Versehen das Friedensabkommen zwischen Himmel und Hölle und löst somit die Apokalypse aus. Drake avanciert zum zweiten Protagonisten der Geschichte.



"Ihr habt damit den Waffenstillstand zwischen Himmel und Hölle gebrochen und den Grundstein zur Apokalypse gelegt, ihr elenden Idioten!"
- Tessa in "Devilish Beauty - Das Flüstern der Hölle" von Justine Pust, S. 94 -


Auf einmal sind sowohl Engel als auch Höllenfürsten hinter Mimi her und sie muss mit ihren Freunden einen Plan schmieden, um die nahende Apokalypse aufzuhalten. Der Plan lautet vorrangig: Jesus muss getötet werden, bevor er die sieben Siegel zum Untergang der Welt öffnen kann.
Schon alleine dieser Punkt der Geschichte birgt einiges an Konfliktpotenzial. Nimmt man nicht nur den geplanten Tod des Sohn Gottes, sondern auch andere Äußerungen in diesem Werk, komme ich nicht umhin, streng gläubigen Christen von diesem Buch abzuraten! Gott und seine Unterstützer nehmen hier ganz ungewohnt die Rollen der Gegenspieler ein. Noch dazu wurde Jesus als Frau wiedergeboren - als homosexuelle Frau. Auch das könnte für streng gläubige Christen ein Problem sein. Ich fand es tatsächlich amüsant und passend zum Humor des Buches. Was Sexualitäten angeht, ist hier von den Love-Storys her für jeden etwas dabei. :)

Wer schnell rot wird (so wie ich), wird einige Stellen in diesem Büchlein finden, die er nicht in der Öffentlichkeit lesen will. Hihi. Frei nach dem Motto Sex, Drugs & Rock´n´Roll wird hier ordentlich Unterhaltung geboten. ;) Langeweile kommt in "Devilish Beauty" auf jeden Fall nicht auf.

Ob Mimi und ihre Allianz es schlussendlich schaffen, Jesus zu töten, die Öffnung der Siegel und somit die Apokalypse zu stoppen, dürft ihr selbst lesen. Nur so viel sei verraten - es wird spannend, romantisch und herzzerreißend zugleich.


SCHREIBSTIL:


"All diese Menschen, die nichts von dem ewigen Krieg zwischen Himmel und Hölle wissen ... sie werden ins Verderben stürzen. Zusammen mit den Tieren, den Pflanzen und all dem restlichen Leben auf dieser kleinen Welt. All die Menschen, all die Seelen - für immer im Nichts. Und ich bin schuld."
- Mimi in "Devilish Beauty - Das Flüstern der Hölle" von Justine Pust, S. 96 -


Der Schreibstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen, immer gewürzt mit einer guten Prise Humor und Sarkasmus.

Geschildert werden die Ereignisse hauptsächlich aus der Sicht der Protagonistin Mimi, aber auch immer mal wieder aus dem Blickwinkel des Jägers Drake. Wer mich kennt, weiß, dass ich Perspektivwechsel nicht so sehr mag. In der Geschichte von Justine Pust hat man durch diese Art der Geschichtsdarstellung Informationen erhalten, die Mimi vorenthalten geblieben sind. Somit waren die unterschiedlichen Perspektiven sinnvoll angelegt. Für mich hätte auch nur Mimis Blickwinkel gereicht, aber Drakes Kapitel waren schlüssig und haben mich nicht gestört. Zudem war die Love-Story von Drake einfach zuckersüß.

Was mir an dem Schreibstil besonders gut gefallen hat, war die bildhafte Sprache und die fantasievollen Beschreibungen. Damit hebt sich dieses Buch von den vielen Romantasy-Werken ab. Die Autorin kann zudem alle Situationen glaubhaft schildern, egal ob es sich um Liebesszenen, brutale Kämpfe oder mysteriöse Träume handelt.


FAZIT:
Ich war zuerst sehr skeptisch, ob mir eine sexy Dämonen-Geschichte gefallen wird. Ich bin ja eher eine Disney-Prinzessin als ein Bösewicht. Doch diesbezüglich hat mich die Story und vor allem Mimi komplett abgeholt. Mimi ist nicht der typische Dämon und mir hat es erstaunlich gut gefallen, dass die klassischen "Guten" dieses Mal den Part des Gegenspielers eingenommen haben.

Meine Befürchtung, dass ich bei jeder zweiten Seite rot anlaufe, weil das Buch zu sexy geschrieben sein könnte, wurde auch nicht bestätigt. Die vielen Szenen, in denen sich die Charaktere näher kommen sind zwar vorhanden, aber stehen nicht im Fokus, was ich sehr angenehm fand.
Erstaunt war ich über die Wendungen, die gerade gegen Ende des Buches eintreffen. Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass Mimi mysteriöse Träume hat und sie auf die Suche nach ihren Erinnerungen an ihr früheres Leben geht. Das hat der ganzen Geschichte nochmal mehr Tiefe und Spannung gegeben. Und dann war auch noch so viel Romantik vorhanden, dass es mich zum Schmachten gebracht hat, es aber auch nicht zu viel war. Was will man also mehr.

Spannung, Romantik und eine unkonventionelle Basis der Geschichte konnten mich begeistern. Viel zu sagen bleibt nicht außer: Was für ein Debüt! Für Fantasy- und Romance-Fans eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Wunderschönes Wiedersehen mit Ophelia - mit Längen.

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Nachdem mich der erste Band der Spiegelreisenden-Reihe restlos begeistern konnte, war ich voller Vorfreude auf den zweiten Band. Ob der Nachfolger dem Auftakt gerecht werden konnte, schildere ich euch ...

Nachdem mich der erste Band der Spiegelreisenden-Reihe restlos begeistern konnte, war ich voller Vorfreude auf den zweiten Band. Ob der Nachfolger dem Auftakt gerecht werden konnte, schildere ich euch im Folgenden.



INHALT:


„Je voller ihr Herz war, desto leerer war ihr Kopf.“
– Die Spiegelreisende – Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast, S. 222 –



Nach den unerwarteten Wendungen am Ende des ersten Bandes, wird Ophelia eher ungeplant zur Vize-Geschichtenerzählerin am Hofe ernannt. Ihre Aufgabe besteht nun darin, dem Familiengeist Faruk Geschichten zu erzählen, die ihm gefallen. Dabei muss Ophelia sich im Theater vor dem gesamten Hofstaat behaupten. Während sie den Intrigen und Wirrungen am Hofe widersteht, schlägt Ophelia sich weiterhin mit Thorn herum, der trotz der bevorstehenden Hochzeit auf Abstand geht.
Und als wenn das nicht reicht, kündigt sich Ophelias Familie zu einem Besuch an. Da es der Protagonistin nicht möglich war, sich persönlich bei ihrer Verwandschaft per Telegramm zu melden, machte sich diese schnurstracks auf den Weg zu ihr.
Damit das Chaos auch perfekt ist, verschwinden mehrere Personen in der so sicher geglaubten Himmelsburg. Als Ophelia in die Ermittlungen einbezogen wird, muss sie einsehen, dass der Schuldige jedwede Vorkehrungen getroffen hat, um ihre Fähigkeit des Lesens zu blockieren.
Thorn tut alles dafür, dass Ophelia als Leserin nicht in den Fokus von Faruk gerät, damit er selbst das Lesen von Faruks Buch übernehmen kann. Damit möchte er seine Verlobte schützen. Ophelia ihrerseits erwirkt, dass Thorn ihre Wünsche erfüllt – sie darf ein eigenes Lese-Atelier führen. Als Faruk darauf aufmerksam wird, überschlagen sich schließlich die Ereignisse. Ophelia muss die Ermittlungen zu den Verschwundenen leiten und hat eine sehr kurze Gnadenfrist. Außerdem muss sie das Buch von Faruk lesen und der Botschafter Archibald verschwindet bei seinen Ermittlungen ebenfalls plötzlich.
Ob sie diese Aufgaben meistert, warum Thorn im Gefängnis landet, wer hinter den Verschwundenen steckt und warum „Gott“ endlich ein Gesicht bekommt, müsst ihr allerdings selbst lesen.

SCHREIBSTIL:

Der Schreibstil ist wie vom ersten Band gewohnt sehr niveauvoll, bildhaft und atemberaubend. Unterbrochen werden die Kapitel von den sogenannten „Fragmenten“, die inhaltlich aus dem Rahmen fallen und einen Rückblick zu den Familiengeistern und Gott zeigen. Mit den Fragmenten konnte ich bis zum Ende nicht viel anfangen, weil sich erst am Ende der Sinn des Ganzen ergab. Mich haben die Fragmente tatsächlich sogar etwas genervt, weil sie den Lesefluss gestört haben. Ansonsten war der Schreibstil aber wieder wunderbar zu lesen und ich muss sagen, dass die Autorin wieder nur für den Schreibstil einen Bonuspunkt bei der Bewertung bekommt.

FAZIT:

Leider brauchte das Buch für mich dieses Mal sehr, sehr lange, um in die Gänge zu kommen. Deswegen war der zweite Band für mich sehr viel schwächer als der Auftakt. Das ist oftmals bei zweiten Bänden der Fall, aber dennoch hat mir das Wiedersehen mit den Charakteren wieder sehr viel Freude gemacht. Im letzten Viertel des Buches sind dann einige Wendungen und Entwicklungen vorhanden, die ich so wieder nicht erwartet habe. Wie schon der erste Band, konnte mich der zweite Teil diesbezüglich sehr begeistern. Ich hätte mir gewünscht, dass der Spannungsbogen schon etwas eher beginnt und auch kontinuierlich weitergeführt wird. Dafür muss ich leider Punkte abziehen. Mit gefällt sehr gut, dass Ophelia sich auch im zweiten Band wieder entwickelt und immer mehr zu einer starken Frau reift.

Die Mischung aus Fantasy, Steam-Punk und Jane Austen ist weiterhin vorhanden. Als Nachfolger leider schwächer, aber dennoch lesenswert!

Veröffentlicht am 07.09.2019

Wunderbare Mischung aus Fantasy, Steam-Punk und Jane Austen - ein Jahres-Highlight!

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Ich bin schon sehr lange um „Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters“ herumgeschlichen, bis ich es endlich gekauft habe. Das Cover wirkt für Fantasy recht bieder und ich war mir auch beim Klappentext ...

Ich bin schon sehr lange um „Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters“ herumgeschlichen, bis ich es endlich gekauft habe. Das Cover wirkt für Fantasy recht bieder und ich war mir auch beim Klappentext nicht sicher, ob mich das Buch begeistern oder enttäuschen wird.

Zudem hat irgendwer hat dieses Buch von Christelle Dabos mit Harry Potter verglichen. Das machte mich verständlicherweise mehr als skeptisch. Ich sehe solche Vergleiche sowieso sehr kritisch, weil sie ein wirklich gutes Buch in die Enttäuschung reißen können – weil Leser mit den falschen Erwartungen herangehen. Auch ich war nicht gefeit vor den sehr hohen Erwartungen, die ich vor der Lektüre entwickelte. Auch deswegen erläutere ich euch nun, wie mir das Buch gefallen hat. ?

Inhalt:
Ophelia ist eine Animistin. Sie kann die Vergangenheit von Gegenständen erspüren. Zudem hat sie die Fähigkeit, durch Spiegel zu gehen. In ihrer Heimat „Anima“ wohnen viele Animisten, mit ganz unterschiedlichen Talenten.

Anima ist nur eine der 21 Archen, in die die Welt zerrissen wurde. Ophelia plante auch nie, ihre beschauliche Arche zu verlassen, in der sie ihr kleines Museum leitet. Doch dann wird von den Verwalterinnen Animas bestimmt, dass Ophelia einen Adligen der Arche "Pol" heiraten soll. Ophelias geregeltes Leben gerät aus den Fugen, als sie sich nicht nur einer Zwangsheirat, sondern auch einem mehr als uncharmanten Verlobten gegenübersieht. Höchst mysteriös gibt sich dieser und sie wird zunächst nicht viel Kontakt zu ihm haben, da ihre Verlobung aus unerfindlichen Gründen geheim gehalten wird. Ophelias wird von der Tante ihres Verlobten in die Gepflogenheiten der Arche „Pol“ eingeführt. Als deren Page führt Ophelia ein verstecktes Leben am Hofe des Mondscheinpalastes und entdeckt immer mehr der Geheimnisse, die diese andere Gesellschaft für sie bereit hält. Neben Intrigen, Ränkespielen, Brutalität und Ausweglosigkeit erfährt Ophelia auch die Magie der Illusionen, echte Freundschaft und warum gerade sie für die ominöse Heirat ausgewählt wurde.

Am Anfang hatte ich das Gefühl, es könnte eine 0815-Geschichte werden, wie wir sie zu vielen im Fantasy-Dystopie-Genre finden. Ich wurde überrascht, denn Ophelia entspricht so gar nicht der typischen Protagonistin. Sie ist naiv, (schon fast nervend) tollpatschig und irgendwie schrullig mit ihren durcheinander geratenen, dunklen Locken und der runden Brille, die ihre Farbe je nach Stimmung wechselt. Zudem trägt sie am liebsten ihre alte Kleider, die wahrscheinlich jeden anderen an Omas Kleiderschrank erinnern würden. Ihr lebendiger Schal ist ihr ständiger Begleiter.

Generell ist dieses Werk hinreißend fantasievoll und skurril, mit unheimlich vielen Charakteren, die zu keiner Zeit blass wirken. Zudem bringt die Geschichte einige Wendungen und Ereignisse mit sich, die ich so nicht erwartet hatte.

Nachdem die erste Hälfte des Buches recht ruhig und gemütlich verläuft und in das Geschehen und die Gesellschaften auf den Archen einführt, nimmt das Buch ab der Hälfte sehr zügig an Fahrt auf und bringt einige Überraschungen mit sich.

Gerade die Ereignisse am Ende des ersten Bandes haben mich ziemlich sprachlos zurückgelassen. Ich blicke gespannt auf den zweiten Band, da noch einige Fragen zum Setting und Inhalt offen sind. Das ist bei diesem atmosphärischen und gewaltigen Worldbuilding aber nicht anders zu erwarten gewesen. Ich bin gespannt, was wir hier noch erleben und entdecken dürfen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist einer der ganz großen Gründe, warum das Buch von mir so heiß und innig geliebt wird. Dieser grenzt sich nicht nur von vielen anderen Werken im Genre ab, sondern ist von einer geradezu herausragenden Qualität. Seit Jahren musste ich das erste Mal zwei Begriffe im Duden nachschlagen, weil ich sie noch nie vorher gelesen oder gehört hatte. Das hat mich sehr begeistert. Auch sonst schafft Christelle Dabos es, dass man sich in dem ruhigen, bildgewaltigen und präzisen Schreibstil verliert. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich der Schreibstil an das inhaltlich vorgegebene Setting der Adelshäuser und das Worldbuilding, welches ein bisschen in Richtung Steam-Punk geht, anpasst. So ein ganz kleines bisschen fühlte ich mich (zumindest sprachlich) wie in einer Seifenoper ála Downton Abbey. Es erinnert etwas an Romane von Jane Austen, nur mit einem Einschlag von Fantasy.

Der Vergleich zu Harry Potter stimmt zumindest in der Hinsicht, dass nicht immer nur die Hauptgeschichte im Mittelpunkt steht, sondern auch abseits des roten Fadens Vorkommnisse und Schauplätze geschildert werden. Diese Schilderung von Alltäglichkeiten kann schnell langweilig werden, doch der Schreibstil der Autorin hat aus meiner Sicht dafür gesorgt, dass ich die Geschichte einfach zu jedem Zeitpunkt gern gelesen habe. Weil das Buch eben nicht nur spannend, sondern auch wirklich außerordentlich gefällig und charmant geschrieben wurde.

Der Schreibstil hat hundertprozentig meinen Geschmack getroffen. Ruhig, aber dennoch sprachgewaltig.

Fazit:
Besonders gut hat mir die Entwicklung von Ophelia gefallen, die von der ersten bis zur letzten Seite ein wahres Erwachsenwerden erlebt. Am Anfang war ich etwas genervt von ihr, doch dann habe ich mit einer sehr großen Leidenschaft die Geschichte um diese Protagonistin verfolgt.

Diese bildgewaltige und fantasievolle Geschichte punktet für mich vor allem mit dem wunderschönen Schreibstil, in dem sie verfasst wurde. Auch aus diesem Grund habe ich das Buch einfach supergern gelesen, vom Inhalt mal abgesehen. Die Fülle an Informationen hat es mir schwer gemacht, es auf eine Rezension herunterzubrechen, denn am liebsten würde ich euch die ganze Geschichte erzählen! Sollten hier genau so gute Nachfolger veröffentlicht werden, hat dieses Buch für mich eine Chance, ein echter Klassiker zu werden.

Ich war sehr skeptisch, aber ich muss neidlos zugeben, dass der Hype in diesem Fall gerechtfertigt ist.

Eine Mischung aus Fantasy, Steam-Punk und Jane Austen. Für mich ein Jahres-Highlight! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Ein wichtiges Werk - voller Gefühl und Hoffnung!

Lass uns über den Tod reden
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Ging es euch auch so, wie den meisten anderen, denen ich erzählt habe, was ich aktuell lese? Habt ihr euch gewundert, warum ich freiwillig über den Tod lese? Ist doch ein ziemlich trauriges Thema – wieso ...

Ging es euch auch so, wie den meisten anderen, denen ich erzählt habe, was ich aktuell lese? Habt ihr euch gewundert, warum ich freiwillig über den Tod lese? Ist doch ein ziemlich trauriges Thema – wieso tue ich mir das also an? Solche Fragen habe ich in den letzten Wochen oft gehört, wenn jemand mein Buch auf dem Tisch entdeckt hat.
Der Tod ist gerade heutzutage oft ein Tabuthema – zu schmerzhaft. Natürlich kann man frei darüber sprechen, aber eine wirkliche Auseinandersetzung oder ein Einbezug ins tägliche Leben ist in unserer Kultur verloren gegangen. Das habe ich stark an den ambivalenten Reaktionen meiner Mitmenschen gemerkt.

Ich hatte die tolle Gelegenheit dieses spannende Fachbuch zu lesen. Die Autorin C. Juliane Vieregge selbst hat auf Lovelybooks eine Leserunde zu diesem Buch veranstaltet und ich hatte das Glück, ein Rezensionsexemplar zu gewinnen. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle, denn es hat sich mehr als gelohnt! Und besonders schön ist, dass die Autorin sogar eine Widmung im Rezensionsexemplar hinterlassen hat. ?

INHALT:



„Trauer ist nichts anderes als schmerzende Liebe.
Eine ganz reale Liebe.“


- Roland Kachler in „Lass uns über den Tod reden“ von C. Juliane Vieregge, S. 132 -

In diesem Werk interviewt die Autorin Persönlichkeiten zu ihren Erfahrungen mit dem Tod. Dabei wird in verschiedenen Kapiteln der Tod in unterschiedlichen Rollen betrachtet, beispielsweise „Der Tod als Auftraggeber“ oder „Der Tod als Lehrmeister“. Jedes dieser Kapitel wird durch ein Essay der Autorin eingeleitet. Danach folgen die unterschiedlichen Geschichten der Interview-Partner. Diese sind keine typischen Prominenten, sondern echte Persönlichkeiten, wie beispielsweise Monika Erhardt-Lakomy, Ehefrau und Arbeitspartnerin des bekannten Komponisten Reinhard Lakomy oder Boris Palmer, Landtagsabgeordneter von Badem-Württemberg und Sohn des Politikers Helmut Palmer. Ich finde, das hat maßgeblich zur Qualität des Buches beigetragen.
Die Schicksale reichen von informativ bis tief berührend. Es werden unterschiedliche Facetten des Todes beleuchtet. Neben Tod der Eltern, Tod der eigenen Kinder oder Geschwister, werden auch Suizid, Unfälle und Holocaust thematisiert. Die Vielfalt der unterschiedlichen Ereignisse erschreckt, deckt die Endlichkeit des Lebens bis in jede noch so kleine Ecke auf, zeigt aber auch, welche Gemeinsamkeiten der Tod mit sich bringt und wie stark die Hinterbliebenen dadurch werden. Jede Geschichte ist eine ganz persönliche und zeigt einem sehr deutlich, wie sehr der Tod schmerzen kann. Auf der anderen Seite wird durch diese Schilderungen auch sehr stark deutlich, dass der Tod zum Leben nicht nur dazugehört, sondern dass er im Alltag sogar nötig ist, um den eigenen Weg manchmal in die richtige Richtung zu lenken. Das Werk von Vieregge entwickelt im Leser ein Verständnis für den allseits gesuchten Sinn des Todes.
Die unterschiedlichen Kapitel haben mich oft so stark berührt und ich konnte auch viele persönliche Parallelen ziehen, sodass ich die einzelnen Geschichten vor dem Weiterlesen erst einmal setzen lassen musste. Gleichzeitig war es tröstend und inspirierend, wie andere Menschen mit dem Tod umgehen. So banal es klingt, war es auch beruhigend, dass Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen und sonst so unverwundbar wirken, die gleichen Dinge erleben wie Du und Ich.

„Der Tod ist normal. Er betrifft alle. Er kann schlimm sein, aber er kann auch einfach sein.„

– Ilse Rübsteck in „Lass uns über den Tod reden“ von C. Juliane Vieregge, S. 203 –

Neben der angestoßenen Selbstreflektion wird hier auch der Blick für die anderen Schicksale geschärft.
Besonders faszinierend war auch, dass beim Lesen klar wurde, wie der Tod die Menschen zusammenbringt, obwohl er etwas so wichtiges nimmt. In den Interviews steckt so viel Wahrheit und so viel Schmerz – und trotzdem merkt man, wie heilsam es ist, sich wirklich eng mit der Thematik des Todes zu beschäftigen. Bei manchen Kapiteln fiel es mir schwer, es zu akzeptieren, dass solche schlimmen Geschehnisse tatsächlich Weichen stellen können. Doch das Buch schlägt einen guten Bogen vom Tod zum Leben und so versteht man immer mehr auf einer tieferen Ebene, was der Tod für die Menschen bedeutet und bewegt. Denn er ist nicht immer nur schlecht und schmerzhaft, er kann auch Erlösung und Erleichterung sein, beispielsweise, wenn sich jemand wünscht, zu gehen.

SCHREIBSTIL:



„Im Übrigen gibt es im Kapitalismus keine Zeit für die Toten oder für das Vergangene überhaupt. Kapitalismus lebt immer von der Gegenwart und von der Zukunft, die man zu Geld machen kann. Da ist kein Raum für den Tod.„

– Roland Kachler in „Lass uns über den Tod reden“ von C. Juliane Vieregge, S. 134 –

Neben der persönlichen Einleitung und der Essays der Autorin, glänzt das Buch „Lass uns über den Tod reden“ durch die unterschiedlichen Geschichten. Diese sind nicht im Interview-Stil geschrieben, sondern als fortlaufend erzählte Geschichte der jeweiligen Persönlichkeit. Vieregge hat es außerdem geschafft, dass den unterschiedlichen Personen ihr Sprachstil erhalten blieb. So hat man beim Lesen tatsächlich das Gefühl, mit der Person an einem Tisch zu sitzen, während man deren Schicksal erzählt bekommt. Bezeichnend dafür war eine Bemerkung meinerseits in der Leserunde, dass eine der Geschichten klang, als wenn man mit der Person zu einem Kaffee zusammensitzen würde. Die Autorin meldete sich zurück und meinte, dass es in diesem bestimmten Fall tatsächlich so gewesen war. Der individuelle Sprachstil macht die Schilderung jedes Einzelnen also sehr authentisch.
Ganz klar anerkennen muss man den Recherche-Aufwand – ich habe mich oft gefragt, wie Vieregge wohl auf die einzelnen Personen gekommen ist, um sie in das Buch einzubeziehen. Zudem ist der Zeitaufwand enorm. Bereits 2016 wurden einige der Interviews geführt.
Natürlich lässt sich dieses Fachbuch trotz der 300 Seiten nicht so schnell weglesen wie ein Roman, da der Inhalt so tief ist und wie bereits erwähnt, oft nachhallen muss. Für ein Fachbuch liest es sich trotzdem extrem gut und ist sehr lebensnah.
Am Ende jeder Geschichte wartet ein Bild der Persönlichkeit inklusive einer Kurzbiografie. Mir gefiel es besonders gut, dass dies nicht am Anfang der Geschichte passierte. So konnte man zunächst eine Verbindung zu den Gedanken der Person aufbauen, bevor man sie sehen konnte.

FAZIT:



„Unsere Kultur ist eine sehr moderne, die mit Reformation, dann mit Aufklärung und später mit Psychoanalyse (…) nicht nur den Tod, sondern auch die Toten aus dem Leben gedrängt hat. Beides ist ein ungeheurer Verlust.„

– Roland Kachler in „Lass uns über den Tod reden“ von C. Juliane Vieregge, S. 133 –

Ein wichtiges Werk, welches ein Thema aufgreift, das leider immer noch zu wenig besprochen wird. Ein Buch, bei dem man mitfühlt und für das eigene Leben lernen kann.
Neben den Gefühlen, die hier erzeugt werden, ist der informative Wert ganz groß hervorzuheben. Das Werk macht nachdenklich, aber auch große Hoffnung.
Das Buch kämpft für eine Renaissance einer Sterbekultur, die in unserer modernen, hektischen Zeit verloren gegangen ist. Aus meiner Sicht ein Buch, was man gelesen haben muss – weil es mit uns, dem Leben und eben mit dem Tod zu tun hat – und das betrifft uns immer, zu jeder Zeit. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 04.07.2019

Brach mir das Herz - wie der Klappentext versprach.

54 Minuten
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INHALT:

„Wir sind mehr als unsere Fehler. Wir sind mehr als das, was andere von uns erwarten. Daran muss ich glauben.“

Chris in „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, S. 119

Das Buch beginnt an einem normalen ...

INHALT:

„Wir sind mehr als unsere Fehler. Wir sind mehr als das, was andere von uns erwarten. Daran muss ich glauben.“

Chris in „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, S. 119

Das Buch beginnt an einem normalen Tag in der Opportunity High. Die Schüler sind in der Aula versammelt, um der Begrüßungsrede für das neue Schuljahr Gehör zu schenken. Unter den Zuhörern sind auch die zwei Protagonistinnen Autumn und Sylv. Die beiden Mädchen verbindet eine Liebesbeziehung, die sie geheimhalten müssen.
Einige Schüler sind von der Begrüßungsrede freigestellt. Das betrifft beispielsweise das Sportteam der Schule, welches während der Rede mitten im Training steckt. Dort befindet sich die dritte Protagonistin Claire mit ihrem besten Freund Chris.
Zwei Schüler schwänzen die Rede. Tomás, als vierter Protagonist, ist mit seinem Kumpel Fareed in das Büro der Direktorin eingebrochen, um in den Schülerakten zu wühlen. Tomás ist der Bruder von Sylv und versucht etwas über Tyler Brown herauszufinden. Tyler ist der Bruder von Autumn. Er ist von der Schule gegangen und kehrt nun zurück. Sylv hat gegenüber Tomás erwähnt, dass sie Angst vor seiner Rückkehr hat. Tomás sucht nun also Hinweise in den Akten, was genau vorgefallen sein könnte.
Als die Begrüßungsrede endet, strömen die Schüler zu den Ausgängen. Diese sind jedoch verschlossen. Zunächst denken viele an einen Scherz. Als Tyler durch eine der Türen tritt, bemerken immer mehr Mitschüler, dass er bewaffnet ist. Unruhe verbreitet sich, danach unheimliche Stille. Spätestens nach den ersten, eiskalt geplanten Toten, haben alle verstanden, dass Tyler es ernst meint und nun die ganze Schülerschaft in der Aula in Lebensgefahr schwebt.

„Es ist einfacher zu sagen, wer ich nicht bin, als wer ich bin.
Wenn sowieso alle von mir erwarten, dass ich scheitere, ist es einfacher, gleich aufzugeben, als es weiter zu versuchen.
Der nächste Schuss haut mich fast um.“


Tomás in „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, S. 132

Im ersten Viertel des Buchs bleiben die Charaktere noch recht blass. Hier wird vor allem geschildert, was vor Beginn des Amoklaufs passiert. Zudem wird schon anfänglich auf die Vergangenheit der Protagonisten eingegangen. Hier fehlte es noch ziemlich an Tiefe. Durch die wenigen Seiten und vielen Perspektiven baute sich zunächst keine Bindung zu den Figuren auf und sie büßten so einiges an Authentizität ein. Vor allem traf das auf die Beweggründe von Tyler zu. Hier fehlte es mir zu Anfang des Buchs an Nachvollziehbarkeit. Das lag wahrscheinlich auch an den recht trockenen Schilderungen. Zusätzlich störte ich mich an einigen Logikfehlern in der Geschichte. Beispielsweise wird in einem Kapitel beschrieben, dass eine Tür sperrangelweit offen steht – in einem folgenden Kapitel wird dann aber erläutert, dass die Tür mit dem Fuß aufgestoßen wird. Zudem versuchen Charaktere, Hilfe zu holen, lassen aber ein Auto stehen, weil sie unter zu großem psychischen Druck stehen. Das war für mich störend und hat mich nach dem ersten Viertel des Buches sehr skeptisch zurückgelassen. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt schon sehr sicher, dass das Buch mich nicht überzeugen wird. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass es mir am Anfang sehr schwer fiel, die Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten herzustellen.

Neben der Hauptgeschichte, die eine sehr emotionale Problematik thematisiert, werden mehrere andere brisante Themen angesprochen. Zum Einen wäre da die lesbische Beziehung von Autumn und Sylv, welche geheim gehalten wird. Es wird kommuniziert, dass sie viel Ablehnung erfahren und sich nicht einmal trauen, Hand in Hand zu gehen. Bevor man die Hintergründe erfährt, kam mir diese Schilderung nicht mehr so zeitgemäß vor. Zugegebenermaßen wurde das Buch 2016 veröffentlicht und ich habe keine Ahnung, wie kritisch das Thema Homosexualität immer noch in Amerika betrachtet wird. Zum Glück wurden nachvollziehbare Motive für das Verhalten des Pärchens geliefert, die meine Überlegungen überflüssig machten. Dennoch war mir dieser Konflikt nicht wichtig genug für die Entwicklung der Geschichte und zu wenig ausgearbeitet. Dadurch war mir dieser Zweig der Geschichte etwas zu viel. Ich hätte mich gern mehr auf die Hauptgeschichte konzentriert, um dort mehr Emotionen zu spüren. Weitere Themen, die angesprochen wurden waren Alkoholismus, kranke/pflegebedürftige Verwandte, Vergewaltigung und die Suche nach einer eigenen Identität in der Pubertät. Mir persönlich war diese Ansammlung an Problematiken zu überladen. Es war nicht möglich, sich auf alle dieser Themen angemessen einzulassen. Das gaben die wenigen Seiten aber auch gar nicht her.

Ab Hälfte des Buches gewinnt es zunehmend an Ausdruckskraft, Spannung und Emotionalität. Hier nimmt die Geschichte mit einem Mal richtig Fahrt auf. Die Charaktere entwickeln Stärke und bekommen mehr Tiefe.
Hier war für mich der Wendepunkt in diesem Leseerlebnis. Ich konnte das Buch nach der Hälfte der Geschichte nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat nochmal alles aufgefahren und sich mehr auf die Hauptgeschichte fokussiert. Am Ende konzentriert sich das Geschehen auf einen Showdown, der einem nicht nur das Blut in den Adern gefrieren lässt, sondern wie versprochen dem Leser das Herz bricht.

SCHREIBSTIL:

„Wir werden uns über unsere Angst erheben. Wir werden heute hier heil rauskommen. Wir werden einen Weg finden.“

Claire in „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, S. 138-139

Die Geschichte um den Amoklauf wird aus vier Perspektiven geschildert. Abwechselnd werden die Ereignisse aus der Sicht der Protagonisten Claire, Autumn, Sylv und Tomás erzählt. Ich glaube, ich muss nicht besonders betonen, dass ich Perspektivwechsel als Element in einer Geschichte meistens nicht so toll finde. Erstaunlicherweise begegnen mir in den letzten Jahren sehr viele Werke, die genau diese Art der Erzählung nutzen. Auch in dem vorliegenden Roman ist der Wechsel gut gelungen. Er trägt maßgeblich dazu bei, dass der Leser Informationen erhält, die er nur aus einer Perspektive heraus nicht bekommen hätte. Auch einen allwissenden Erzähler kann ich mir in dieser Geschichte nur schwerlich vorstellen. Von diesem Standpunkt aus kann ich sagen, dass mir der Perspektivwechsel hier wirklich gefallen hat und für die Wirkung und das Storytelling extrem wichtig war.

Die Übersetzung war leider nicht wirklich hochwertig. Neben Rechtschreib- gab es auch Grammatikfehler, wie bspw. Wortwiederholungen in aufeinanderfolgenden Sätzen. Leider mindert das immer sehr den Lesefluss, weswegen ich hier auf jeden Fall einen Punkt abziehen muss.

Zwischen den Kapiteln wurden immer wieder kleine Abbildungen eingebaut, die Social Media Posts oder SMS von Schülern zeigen, die keine Protagonisten sind. Dadurch wurde der Einblick in einzelne Schicksale erhöht. Teilweise erschreckend, aber auch berührend verfolgte man hier noch Nebenfiguren, die einem ans Herz wuchsen. Auch der Hass und Relativierung der Ereignisse wurde über dieses Element gezeigt. Hier hatte der Leser schon fast das Bedürfnis, dass sie bitte alle ruhig bleiben sollen und, dass sie nicht durch Hass die gleichen Dynamiken in Gang setzen, die bei Tyler zum Amoklauf führten.

Allgemein liest sich der Stil von Nijkamp gut. Kurze prägnante Sätze, anfänglich etwas trocken, im Verlauf immer emotionaler bilden den Grundtenor des Buches. An sich ein flüssig und schnell zu lesender Schreibstil, wenn man die Abstriche in der Übersetzung außer Acht lässt.

FAZIT:

„Die Welt besteht aus Veränderung. Aber solange du deine Erinnerungen wertschätzt und unterwegs immer wieder neue sammelst, ist es gleich.
Du wirst immer ein Zuhause haben.“


Sylv in „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, S. 295

Von einem Buch mit einem so sensiblen Thema wie dem eines Amoklaufs, erwarte ich auch eine sensible und vor allem tiefgreifende Auseinandersetzung mit diesem Sujet. Tatsächlich habe ich gehofft, dass beim Leser ein Gewissenskonflikt hervorgerufen wird, indem man den Amokläufer so authentisch und emotional beschreibt, dass man sich selbst vielleicht ertappt, seine Motivation nachvollziehen zu können. Hier hat der Klappentext die Messlatte bereits sehr hoch angesetzt, indem er verspricht „Dieser Roman lässt seine Leser mit gebrochenem Herzen zurück.“.
Der Gewissenskonflikt wurde nicht so erreicht, wie ich es erwartet hatte. Zumindest konzentrierte sich das Buch ab der Hälfte mehr auf Tiefe und Emotionalität sowie auf die Hauptgeschichte. Die nebenbei behandelten Themen hatten meiner Meinung nach nicht genügend Raum.
Zusammenfassend ein Buch, welches nach der Hälfte Fahrt aufnimmt und dann durch emotionale Charaktere, Spannung und Tiefe überzeugt. Erschreckend beschrieben und berührend in jeder Nebenfigur. Wie der Klappentext versprach, ist mir am Ende das Herz gebrochen. Ein gutes Jugendbuch mit einem sehr brisanten Thema. Lesenswert!