Brasilien - das Land der Sehnsucht
Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des AmazonasPrinzessin von Therese von Bayern war eine äußerst ungewöhnliche Frau, hochintelligent und wissbegierig kämpfte sie schon als junges Mädchen darum, genau so viel lernen zu dürfen wie ihre Brüder. Doch ...
Prinzessin von Therese von Bayern war eine äußerst ungewöhnliche Frau, hochintelligent und wissbegierig kämpfte sie schon als junges Mädchen darum, genau so viel lernen zu dürfen wie ihre Brüder. Doch das war den Mädchen damals vergönnt. Therese lernt dennoch bis ins hohe Alter hinein. Ihr Wissensdurst und ihre Liebe zu Pflanzen, Tieren und fremden Welten führte sie auf fast alle Kontinente. In diesem Geschichte begleiten wir sie nach Brasilien, ihrem Sehnsuchtsland seit ihrer Jugend. Nachdem sie ihre große Liebe aus tragischen Gründen nicht heiraten konnte, ihn jedoch von Herzen ihr ganzes Leben lang liebte und treu besuchte, brach sie 1888 auf eine mehrmonatige Reise nach Brasilien auf. Ihre Reisebegleiter sind Viktoria, eine junge Dame der Gesellschaft, ihr Lieblingsdiener Max und der zackige Reisemarshall.
Thereses Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, 1888 erleben wir die Reise und ihre besonderen Herausforderungen aus der Ich-Perspektive der Prinzessin und haben unsere Freude an ihrer Abenteuerlust, ihre fast kindliche Begeisterung und Freude an den vielen neuen Pflanzen und Tieren, die sie auf diesem Kontinent entdeckt, ihre Natürlichkeit frei von jeglichem Snobismus mit denen sie der indigenen Bevölkerung begegnet und ihrem messerscharfen Blick, mit dem sie die Verlogenheit der herrschenden Kolonialmacht durchschaut. Therese, ihrer Zeit weit voraus, hat sich ganz der Naturwissenschaft verschrieben und es ist herrlich zu lesen, wie sie mit ihren eigenwilligen Ideen und Vorstellungen ihre Mitreisenden, ganz besonders den Herrn Reisemarshall herausfordert. Die Charaktere dieser unterschiedlichen Menschen sind von der Autorin mit einer besonderen Feinheit und auch mit Humor gezeichnet und die Geschichte des Landes, auch die Machenschaften der sogenannten "Kautschukbarone", sowie die bildhaften und sehr gründlich recherchierten historischen und naturwissenschaftlichen Details in einer sehr schönen und ausgesuchten Sprache geschildert. Doch nicht nur Thereses wissenschaftlicher Hunger wird in diesem Land gestillt, sondern auch ihre tief vergrabene Sehnsucht nach einer besonderen Liebe, die sie mit ihrem früheren Verlobten nie erfahren durfte, wird geweckt, denn sie lernt Kito kennen, einen Mann aus dem Stamm der Tupi.
Im zweiten Abschnitt erleben wir Therese von Bayern, diesmal erzählt in der dritten Person, in ihrem Anwesen in Lindau am Bodensee im Jahr 1924 im Dezember. Therese ist alt geworden und blickt auf ihr Leben zurück, ihr Haus ist voll von all den Dingen, die sie auf ihren vielen Reisen gesammelt hat und wir begegnen wieder Viktoria, der jungen Dame aus der Gesellschaft, die mittlerweile nicht mehr jung, Therese beim Sortieren und Katalogisieren hilft und erleben manch klärendes Gespräch zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen mit. Das Leben der beiden Frauen und der ganzen Welt hat sich in diesen Jahren verändert, denn der erste große Krieg hat die Welt förmlich auf den Kopf gestellt. Dieser Unterschied zwischen der tropischen Hitze in Brasilien und dem schneereichen Winter in Deutschland ist ganz wunderbar zu erleben.
Katharina Innig hat mit ihrem ersten historischen Roman über eine ungewöhnliche Frau, der gerade das Land Bayern sehr viel zu verdanken hat, uns Lesern einen sehr authentischen Einblick in das Leben und in die Marotten, ich sage nur Blumensamen im Wald ausstreuen, dieser erstaunlich lebensklugen Frau gegeben und hat uns mit auf eine ganz fantastische Reise in den tropischen Regenwald Brasiliens mit all seiner Vielfalt in Flora und Fauna genommen. Es war ein absoluter Lesegenuss!